Faust des Ostens – Gerichtsnotizen

Seit dem 29. März dieses Jahres läuft nunmehr der Prozess gegen – quasi übrig gebliebene – drei mutmaßlich führende Mitglieder der Faust des Ostens (FdO) vor dem Dresdner Landgericht, mehr oder weniger. Bereits im Vorfeld des Prozesses war bekannt geworden, dass seitens des Gerichts vorab ein, wie auch immer geartetes, “Verständigungsangebot in Aussicht gestellt“ worden sei.

“Siebeneinhalb Jahre nach Anklageerhebung verfolgten … nur wenige Schaulustige den Auftakt am Landgericht Dresden. Die Justiz hatte dennoch vorsichtshalber Kontrollen verstärkt“, berichtete Gerichtsreporter Alexander Schneider [Sächsische Zeitung, 30. März].

Staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren gegen die FdO werden, offiziell, seit Juni 2012 geführt. “Letzte Straftaten bekannter Mitglieder verzeichnet das Justizministerium noch im Dezember 2020“ [Dresdner Morgenpost, 4. Februar].

“(…) Die Gruppenmitglieder fallen schon früh im Umfeld von Fußballbegegnungen auf, verübten gemeinsam gewaltsame Übergriffe auf Mitglieder anderer Fußballmannschaften und vermeintliche Migrantinnen. Begrüßungen wie ’Heil Hitler’ oder ’Blood and Honour’ … seien normale Umgangsformen gewesen (…)

Die zur Verhandlung stehenden Straftaten liegen … zum Teil zehn Jahre zurück. Ein Umstand, der sich, so teilte Richter Kubista bereits mit, mildernd auf das Strafmaß auswirken wird … In ihren Einlassungen sind die drei Angeklagten geständig, lediglich Details stehen zur Debatte (…)“

[Nina Böckmann, “Auf der Suche nach dem Kick – Prozessbeginn gegen ’Faust des Ostens’“, kreuzer online, 13. April].

Die Staatsschutzkammer des Landgerichts Dresden hat für die Hauptverhandlung gegen die drei Angeklagten Fortsetzungstermine bis Mitte Juli 2021 vorgesehen [justiz.sachsen.de] – “Das Verfahren könnte jedoch schon weitaus früher beendet sein“ [Nina Böckmann].

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MedienScreen # 275 [Modern Football on the Ass]

[Fundstück] “Der Profit-Fußball hat die Fans ausgetrickst“, Tino Meyer, Kommentar, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 23. April 2021 –

(…) Um es ganz klar zu sagen: Die Verhinderung der Super League dürfen die Fans gerne als ihren Erfolg feiern, den Einfluss des Großkapitals und die weiter fortschreitende Kommerzialisierung des Profit-Fußballs aber nicht verhindern. Im Gegenteil, man könnte auch sagen, die Fans sind auf den großen Bluff des großen Fußballs schlichtweg reingefallen.

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MedienScreen # 274 [Green Alliance]

[Fundstück] “Quellen-TKÜ: Grüner Schulterschluss gegen den Datenschutz“, politplatschquatsch.com, 31. März 2021 –

(…) Sie starteten als Bürgerrechtspartei, waren gegen die Volkszählung, gegen die Allmacht des Staates, dagegen, dass Geheimdienste und Polizei auf die Daten der Bürger zugreifen können und für einen Datenschutz als Selbstverteidigungsrecht des Menschen gegen eine kapitalistische Spionageindustrie, in deren Mühlen individuelle Geheimnisse, Vorlieben und Schwächen gnadenlos vermarktet werden. Dann aber schnupperten die Grünen am Moschus der Macht. Die in den 80er Jahren entstandene Bürgerrechtstradition der Grünen verblasste, die paar Bürgerrechtler aus der DDR, die übernommen worden waren, alterten aus den Führungsgremien und mit dem ungeliebten Namenszusatz “Bündnis 90“ verschwand auch die Reserviertheit einem Staatsverständnis gegenüber (…)

Dort herrscht der Glaube vor, der Bürger sei für den Staat da, denn schließlich erwarte der Bürger, dass der Staat ihm das Leben schön mache. Im Gegenzug für diese politische Dienstleistung müsse er dulden, dass die staatlichen Institutionen über ihn wissen, was es zu wissen gibt. Anständige Menschen hätten schließlich nichts zu verbergen!

Die Grünen hatten diesbezüglich Skrupel, denn in ihren jungen Jahren waren sie es, die unter der Lupe der Ämter, Verfassungsschützer, der Polizei und Staatsschützer lagen. Der unendlichen Gier der Staaten nach Daten stand die grüne Partei ebenso skeptisch gegenüber wie der Digitalisierung. Wo immer eine neue Möglichkeit für Behörden aufschien, sich eines neuen Datenbestandes zu bemächtigen oder gar einen ganz neuen Bestand zu erschaffen, nörgelten die Grünen, sie sprachen von Missbrauch und Übergriffigkeit, die eines Tages außer Kontrolle geraten werde (…)

Der Traditionsbruch mit der grünen Geschichte geschah unmerklich (…)

[Mit Dank & Gruß an PPQ und dortselbst im vollständigen Original, von MeyView zitierend sanft korrigiert.]

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Notabene – Der Zitator [OM] ist, als damals amtierender Stadtrat in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden sowie Regionalbüroleiter einer Bundestagsabgeordneten, – einen Tag nach dem Bielefelder ’Kriegsparteitag’ 1999 – einst aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen ausgetreten.

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