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MedienScreen # 1 [Fußball-WM und sowieso, Autofähnchen schießen keine Tore]

[Fundstück] politplatschquatsch.com, 24. Juni 2010 –

“Erst wenn der letzte Abstoß geschlagen, die letzte Flanke weggefangen und der letzte Strafstoß vergeben ist, werdet ihr merken, dass Autofähnchen keine Tore schießen.“

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Mit Dank & Gruß an PPQ und dortselbst im Original.

[Dieser Beitrag wurde am 26. Juni 2010 bei Ostfussball.com publiziert.]

Dynamo Dresden: Gelb-Schwarz, Schwarz-Gelb oder …?

Nein, es war beileibe kein Desinteresse und noch weniger durchaus unterstellbare Schreibfaulheit, dass in den letzten Tagen die aktuellen Vorgänge um die SG Dynamo Dresden (SGD) nicht näher reflektiert wurden. Allerdings hätte es für geneigte Leser spätestens ab Mitte der letzten Woche eines Organigramms im XXL-Format bedurft, um einigermaßen übersichtlich darstellen zu können, wer denn in den verschiedenen Führungsetagen des Vereins gegen wen intrigiert, wer unter welchen Umständen geschasst und wer dann nicht nur fast gleichzeitig als welcher Fußball-Funktionär inthronisiert werden soll; wer schweigt, wer lügt oder nur die Halbwahrheit verkündet – quasi, wer gegenwärtig alles öffentlich scheinbar eher um das Wehe statt des Wohles der Sportgemeinschaft Dynamo Dresden bemüht ist.

Wer mit welchen Interessen das Personalkarussell in den Führungsgremien nach einer sich eigentlich schon in so genannten trockenen Tüchern befindenden Lizenz für die nächste Saison letztendlich eigentlich angestoßen hat, wird wohl nie öffentlich werden. Andererseits boten die letzten Tage ausreichend Schlagzeilen für Medien aller Couleur: Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne tritt zurück – Als heißen Nachfolge-Kandidaten nennen Medien den Ex-Karlsruher Manager Rolf Dohmen – Aufsichtsratsvorsitzender Holm Große tritt zurück – Die verbleibenden Mitglieder des Aufsichtsrates kündigen an, “zeitnah zurücktreten“ zu wollen – Der amtierende Vorsitzende des Aufsichtsrates erklärt, ein Rücktritt sei der falsche Weg. Der Aufsichtsrat werde bis zum Herbst weitermachen, dann soll es Neuwahlen geben – Die Stadt Dresden verweigert ihre Zustimmung zur Ernennung eines neuen Geschäftsführers. Letzte Meldung [8. Juni, 17:00] von der offiziellen Homepage des Vereins –

(…) Der Aufsichtsrat der SG Dynamo Dresden wird am Mittwoch [9. Juni] beim Dresdner Amtsgericht einen Antrag auf die Bestellung eines Notvorstandes einreichen (…)

Zudem scheint offenbar die offizielle Kommunikation der SGD seit einigen Tagen lediglich nur noch über Verlautbarungen auf der Homepage realisiert zu werden. Der Medien-Verteiler via E-Mail jedenfalls wird geflissentlich verspätet beziehungsweise gar nicht bedient – Absicht? Welche Angaben standen eigentlich seitens der SGD in den beim DFB eingereichten Lizenzierungsunterlagen für die Saison 2010/2011? Hat Trainer Matthias Maucksch mittlerweile einen gültigen Vertrag? Wer zeichnet für unter diesen Umständen eventuell doch zustande kommende Neuverpflichtungen und Vertragsabschlüsse? Wie steht es um die Verträge rund um das Rudolf-Harbig-Stadion? Wer ist letztendlich haftbar für den Vertrauensverlust – bei den Fans jeder Provenienz, in der Bevölkerung, in der Sportpolitik, bei den Sponsoren? Fragen über Fragen …

Sogar im Online-Forum von Fans der SGD, welches der offiziellen Internet-Präsenz des Vereins – seit eines vor Zeiten amtierenden Hauptgeschäftsführers Bernd Maas anscheinend allerdings nach wie vor zensiert – unmittelbar angegliedert ist, gibt es seit einigen Tagen die Diskussion “Wer schmeißt seine Mitgliedschaft hin?“ Quo vadis SGD?

[Dieser Artikel wurde am 8. Juni 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dynamo Dresden ohne Hauptsponsor?

Wenn die medienseitig verbreitete Nachricht stimmt, dann steht Drittligist SG Dynamo Dresden (SGD) wenige Wochen vor dem Start in die neue Saison derzeit ohne Hauptsponsor da. Wie berichtet wird, habe das Umwelt-Unternehmen Veolia den Sponsor-Vertrag mit der SGD gekündigt. Als Begründung der Vertragskündigung sei seitens Veolia ein “gestörtes Vertrauensverhältnis zum Aufsichtsrat“ benannt worden.

Die auflagenstärkste Tageszeitung Deutschlands jedenfalls zitiert dahingehend Jens Heinig, seines Zeichens Geschäftsführer der Veolia Ost GmbH: “Ich habe den Aufsichtsrat mehrfach um Infos gebeten, unter anderem warum der Trainer noch keinen neuen Vertrag hat. Oder wann endlich feststeht, wer ab Juli Geschäftsführer ist. Es kam nie eine Antwort.“ (…) “Diese Leute arbeiten unprofessionell, haben so viel Bockmist gebaut. Wenn sie nicht zum Rücktritt fähig sind, fühle ich mich verarscht und ziehe die Konsequenzen.“ Jens Heinig trat Mitte Juli 2009 “aus persönlichen Gründen“ als Aufsichtsratsmitglied bei der SGD zurück. Bereits zur damaliger Zeit kritisierte er: “Mir missfällt, wie manche Leute auftreten, und nur ihre eigenen Interessen vertreten. Außerdem gab es Entscheidungen, die ich nicht mittragen kann. Letztlich hat es etwas mit Ehrlichkeit zu tun“ (Sächsische Zeitung, 17. Juli 2009).

Veolia hat einen Sponsorenvertrag bis 2011. Planen Sie einen vorzeitigen Ausstieg?

Wir sind stolz, Hauptsponsor von Dynamo zu sein und wollen mit unserem finanziellen Engagement im Sport und für karitative Zwecke der Stadt etwas zurückgeben, in der wir als Unternehmen verwurzelt sind. Aber wir wollen eine Perspektive für den Verein sehen, die nicht von einigen in ihrer Selbstherrlichkeit aufs Spiel gesetzt wird. Deshalb gibt es eine Ausstiegsklausel.

[Interview-Auszug, Jens Heinig in: Sächsische Zeitung, 30. März 2010]

Veolia hatte die SGD als Hauptsponsor zuletzt mit rund 300.000 Euro pro Saison sekundiert. Zudem wird berichtet, dass weitere Sponsoren der SGD mit ihrem Rückzug aus dem Geschäft drohen, “wenn der Aufsichtsrat des Vereins nicht zurücktritt“ (sachsen-fernsehen.de). Wie sich diese Entwicklung im Weiteren eventuell auf eine Spielgenehmigung der SGD für die neue Saison in der 3. Liga auswirken wird, ist derzeit nicht prognostizierbar.

[Dieser Artikel wurde am 28. Mai 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Sachsen: Aktuell rund 300 Menschen in der ’Kategorie C’ für Hooligans

Mitte Mai beantwortete das Sächsische Staatsministerium des Innern eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Sächsischen Landtag unter der Thematik “Hooligans mit besonders hoher Gewaltbereitschaft 2010“.

Dabei wurde die Frage “Wie viele Hooligans aus Sachsen werden in die Kategorie C (…) bei der ’Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze’ des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamtes eingeordnet?“ wie folgt beantwortet: “Aktuell werden ca. 290 Personen im Umfeld sächsischer Fußballvereine der Kategorie C zugerechnet (…)“.

(…) Die Polizei unterteilt Fußballfans in drei Kategorien: Als “Kategorie A“ werden friedliche Fans, die nur das Spiel sehen wollen, bezeichnet. Die “Kategorie B“ umfasst die so genannten “gewaltbereiten“ Fans, die nicht mit der Absicht kommen, Gewalt auszuüben, aber Aggressionspotenzial in sich tragen. Die “gewaltsuchenden“ Fans dagegen, die als “Kategorie C“ bezeichnet werden, sind an den Fußballspielen weniger interessiert als an Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans und der Polizei (…) [wikipedia.org]

Auf eine weitere Teil-Frage der Kleinen Anfrage (Drucksache 5/2076), “Wie viele Hooligans stehen welchen konkreten Fußballklubs aus Sachsen nahe?“, antwortete das Sächsische Innenministerium (Aktenzeichen 31-0141.50/5449):

Den sächsischen Fußballvereinen werden durch die zuständigen Dienststellen aktuell Personen der Kategorie C wie folgt zugerechnet:

  • SG Dynamo Dresden – 75
  • 1. FC Lokomotive Leipzig – 80
  • Chemnitzer FC – ca. 20-30
  • FC Erzgebirge Aue – ca. 30
  • FC Sachsen Leipzig – 28
  • FSV Zwickau – 50

Dem Umfeld des Chemnitzer FC werden zudem noch ca. 20 so genannte Althooligans zugerechnet, die bereits seit mehreren Jahren nicht mehr als Störer bei Fußballspielen in Erscheinung getreten sind.

“Kein Frieden im Fußballstadion“ beschrieb darauf folgend die Sächsische Zeitung wenige Tage nach der Veröffentlichung dieses parlamentarischen Vorgangs die bezügliche Situation im Freistaat Sachsen.

Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg befand übrigens in einem Urteil Mitte Dezember 2008, dass der so genannten “Hooligan-Datei“ die Rechtsgrundlage fehle. So habe das Bundesinnenministerium eine Rechtsverordnung zu erlassen, welche die Sammlung besagter Daten regelt, stellte das Gericht damals fest. Zuvor hatte bereits im Mai 2008 das Verwaltungsgericht Hannover die Datei für rechtswidrig erklärt. “Seit Jahren speichert das Bundeskriminalamt (BKA) Informationen über Hooligans und Personen, die bei Sportereignissen, vor allem beim Fußball, auffällig geworden sind. In der Datei ’Gewalttäter Sport’, inoffiziell auch ’Hooligan-Datei’ genannt, werden inzwischen knapp 10.000 Menschen aufgelistet“ (Hamburger Abendblatt, 18. Dezember 2008).

Erst im April 2010 hat das Verwaltungsgericht Karlsruhe “erneut die fehlende rechtliche Grundlage der Verbunddatei ’Gewalttäter und Sport’ moniert (…) In diesem Sommer wird sich das Bundesverwaltungsgericht mit der Datei ’Gewalttäter und Sport’ befassen. Nach den Karlsruher Urteilen spricht manches dafür, dass auch das Bundesverwaltungsgericht die Datei für rechtswidrig erklärt“ (spiegel.de). Aktuellen Angaben zufolge umfasst die bundesweite Datei “Gewalttäter und Sport“ mittlerweile zirka 11.000 Einträge.

[Dieser Artikel wurde am 25. Mai 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Was war das denn für ein Abgang, Dresdner Dynamos?

Nach den eher bescheidenen spielerischen Leistungen des aktuellen Kaders der SG Dynamo Dresden (SGD) in den letzten Wochen und besonders nach dem Ausscheiden im Halbfinale des Sachsenpokals gegen den Chemnitzer FC, wären zum letzten Saison-Auftritt in der 3. Liga im heimischen Rudolf-Harbig-Stadion (RHS) gegen den Wuppertaler SV durchaus kritische Reaktionen seitens der Zuschauer zu erwarten gewesen.

Wider einiger Befürchtungen wurde die Mannschaft von immerhin fast 13.000 Zuschauern stimmungsvoll und zaunfahnenprächtig begrüßt und während der 90 Minuten kontinuierlich lautstark unterstützt. Die SGD – offenbar dadurch auf dem Rasen beflügelt – erspielte zumindest bis zur Halbzeit eine ungefährdete 3:0-Führung. In der zweiten Hälfte verkürzte der bereits als Absteiger feststehende Wuppertaler SV dann noch auf 3:2, der Stimmung im RHS tat dies keinen Abbruch. Kurz vor Ende der Begegnung verabschiedeten sich auch die mitgereisten Wuppertaler Anhänger mittels einer kleinen Pyro-Einlage in ihrem Block aus der 3. Liga der nächsten Saison. Den Einsatz der Ordnungskräfte im Wuppertaler Block quittierten die Dresdner Anhänger aus dem K-Block mit “Fußballfans sind keine Verbrecher“.

Und dann Schlusspfiff, Ende, Aus – Endstand 3:2 beim Saison-Abschluss im Spiel um letztendlich die ’Goldene Ananas’ zum Saisonausklang beider Mannschaften. Alles in allem also ein letztendlich netter und fast versöhnlicher Ausklang an einem sonnigen Tag in Dresden? – Schließlich wurde das Minimal-Ziel Klassenerhalt durch die SGD bereits vorfristig gesichert.

Allerdings gab es nach dem Spiel durchaus noch einige Misstöne an diesem sonnigen Mai-Samstag im RHS. Zwar ballerten Dresdner Spieler nach Schluss der Begegnung bunte Bälle ins Publikum, doch augenscheinlich waren schon dabei die Ultras im K-Block unberücksichtigt. “(…) Die Fans wurden aufgefordert, noch im Stadion zu bleiben, da sich die Mannschaft noch verabschieden möchte (…)“ [SGD-Live-Ticker, 15:17]. Artig bedankten sich die auf dem Rasen stehenden Dresdner Akteure mit einem Spruchband “Danke, dass ihr auch in schwierigen Zeiten immer hinter uns steht!“. Dieses wurde, wenigstens noch von einigen Spielern einigermaßen zurecht gezupft, dann im Anstoß-Kreis abgelegt. Hernach begab sich der Spieler-Kader in den Strafraum des Spielfeldes vor dem K-Block, aus dem – was in Dresden nicht mehr so oft vorkommt – eine gemeinsame Uffta zum Saisonabschluss gefordert wurde.

Unverrichteter Dinge erhoben sich nach wenigen Minuten – warum auch immer – die zuvor auf dem Rasen vor dem K-Block sitzenden Spieler und verschwanden im Stadion-Tunnel, einige eilten zu ihren Interview-Terminen – Erst Staunen im Zuschauerrund, Stille, dann ein gellendes Pfeifkonzert aus dem K-Block. “Saisonfinale als Frage der Ehre!“, titelzeilte vor dem Spiel die Dresdner Morgenpost. Was bleibt, ist ein augenscheinlich völlig versemmelter Abgang nach einer verkorksten Saison.

[Dieser Artikel wurde am 8. Mai 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]