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Chemnitzer FC: Aus, aus, das Spiel ist aus!

Vor dem diessaisonal vorletzten 33. Spieltag in der Regionalliga Nord stand die simple Frage: “Gelingt dem CFC heute der Aufstieg?“ (Freie Presse). Und irgendwann gegen kurz nach Viertel vier ostdeutscher Zeitrechnung am 21. Mai 2011 lautete die einfache Antwort: Ja!

Der letztendlich verbliebene Mitfavorit um den Aufstieg, die Amateure des VfL Wolfsburg, gewannen zwar ihr Spiel beim Halleschen FC (HFC) mit 0:2 (0:1), aber bei der Konstellation vor diesem Spieltag war klar, wenn der Chemnitzer FC gegen RasenBallsport Leipzig gewinnt, dann sind die “Himmelblauen“ in der nächsten Saison in der 3. Liga dabei. Das nunmehr vor Saisonende in der Regionalliga Nord vorzeitig entscheidende Tor auf der Chemnitzer Fischerwiese erzielte Benjamin Förster in der 46. Spielminute. Vorort im Stadion an der Gellerststraße waren offiziell 12.837 Zuschauer.

(…) Die CFC-Fans zeigten sich schon vor dem Spiel in Feierlaune: Jubelnd haben sich am Samstagmittag rund 1.000 Anhänger zum Stadion begeben, um die wohl wichtigste Partie des Vereins in den vergangenen zehn Jahren zu erleben (…) [freiepresse.de]

Und nach dem Abpfiff der Partie durch Schiedrichter Georg Schalk war im Live-Ticker des Chemnitzer FC nur noch zu lesen: “Aus, aus, das Spiel ist aus!“

[Dieser Artikel wurde am 21. Mai 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

MedienScreen # 6 [Dynamo-Fans, Hunnen, Wandalen, Ossis]

[Fundstück] “Klagende Unschuldslämmer“, Thomas Kirstein, op-online.de, 19. Mai 2011 –

(…) Der Ruf, der Anhängern des Fußballclubs Dynamo Dresden vorauseilt, steht kaum dem von Hunnen oder Wandalen in der Völkerwanderungszeit nach. Allerdings waren die Stämme frei vom Rassismus, den ein Teil der Elb-Hooligans pflegt.

Wer im Internet nach “Dresden“ und “Fans“ sucht, wird mit einer Fülle von Berichten über Krawalle und antisemitische Hetze bedient.

Beim Spiel Offenbach gegen Dresden gilt also höchste Alarmstufe, zumal in einer Baustelle. Nachdem es dann tatsächlich zu Konfrontationen gekommen ist, gehen die als Provokateure geltenden Sachsen in die mediale Offensive. Die Methode ist bekannt: erst Krawall machen, dann die Unschuldslämmer mimen (…)

[Fundstück] “Augenzeuge – der Wochenrückblick der Fangemeinschaft Dynamo“, fangemeinschaft-dynamo.de, 18. Mai 2011 –

(…) Länger im Gedächtnis bleiben werden den Offenbachreisenden allerdings auch die katastrophalen Rahmenbedingungen des Spiels. Selten, so waren sich alle dynamischen Auswärtsfahrer einig, hatte man ein derartiges Chaos erlebt, wie in Offenbach. Von einem Konzept nicht die leiseste Spur, dafür gab es völlig hilflose Ordner zu bestaunen und Polizisten, die den Einsatz im und am Stadion offensichtlich mit einem Kampfsportseminar verwechselten. Das die Unfähigkeit von Veranstalter und Sicherheitskräften, sowohl im Heimbereich des Stadions als auch am und im Gästeblock nicht zu richtigen Katastrophen führte, war an diesem Nachmittag einzig und allein dem unglaublich besonnenen Verhalten der schwarzgelben Fans zu verdanken. Die Fangemeinschaft Dynamo zollt dafür allen Dynamos ihren größten Respekt (…)

[Dieser Beitrag wurde am 19. Mai 2011 bei Ostfussball.com publiziert.]

MedienScreen # 5 [Fangemeinschaft Dynamo, Offenbach]

[Fundstück] Pressemitteilung: Fangemeinschaft Dynamo entsetzt über Einsatz in Offenbach, fangemeinschaft-dynamo.de, 16. Mai 2011 –

(…) Im letzten Spiel der gerade abgelaufenen Saison traf die SG Dynamo Dresden auf die Kickers aus Offenbach. Bereits lange vorher war klar, dass die bauliche Situation rund um den Bieberer Berg ungünstig sein wird. Um so unverständlicher ist für uns das, was am Sonnabend passierte.

Die Situation am Einlass ins Stadion wurde durch völlig konzeptlose Einheiten der Polizei und der Ordnungskräfte regelrecht provoziert. Nicht nur willkürliche Festnahmen, sondern auch das Verhalten der Einsatzkräfte waren alles andere als deeskalierend. Unsinnige Aufrufe an mehr als 800 Menschen, geschlossen zurückzutreten, wechselten sich mit der Androhung von Gewalt ab. Die Stimmung heizte sich durch derartiges Verhalten weiter auf und drohte endgültig zu kippen. Innerhalb des Stadionbereiches wurden die Fans aufgerufen, per Telefon oder SMS beruhigend auf die Wartenden einzuwirken. Dagegen wurden die mit offiziellen Arbeitskarten des OFC ausgestatteten Fanvertreter der Fangemeinschaft Dynamo beim Versuch, direkt am Tor deeskalierend auf die eigenen Fans einzugehen, mit Platzverweisen belegt. Die damit einhergehenden Beschimpfungen führender Polizeibeamter empfinden wir als Provokation und deutliches Signal an uns Fanvertreter, dass eine Beruhigung der Lage gar nicht gewollt war. Aussagen in diese Richtung gab es jedenfalls mehrfach.

Leider durften wir auch zum wiederholten Male erleben, dass seitens der Polizei der Einsatz von Pfefferspray einer immer weiter sinkenden Hemmschwelle unterliegt. Ohne tatsächlichen Grund wurde willkürlich und rücksichtslos in Menschenmengen gesprüht, Verletzungen von unschuldigen und wehrlosen Fans dabei mindestens billigend in Kauf genommen. Wir empfinden es als unerträglich, dass Menschen, die zu einer offiziellen Veranstaltung gehen wollen, bereits vorbeugend erklärt wird, sie müssen mit der Gewalt staatlicher Einsatzkräfte rechnen. Das Verhalten der Polizei und der Einsatzkräfte in Offenbach war eines Rechtsstaates unwürdig und ist in keiner Weise mit dem ersten Artikel des Grundgesetzes zu vereinbaren.

Die Fangemeinschaft Dynamo ist stolz auf das Verhalten der Dynamofans. Nur der Besonnenheit der großen Masse ist es zu verdanken, dass die Situation in Offenbach trotz ständiger Provokationen und unsinniger Restriktionen nicht eskaliert ist. Dem gegenüber steht das Entsetzen über die Art und Weise einer Machtdemonstration hauptsächlich uniformierter Beamter im Staatsdienst, die ihre Aufgabe, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, gründlich missverstanden haben. Gewalt ist aus Sicht der Fangemeinschaft Dynamo niemals ein Mittel, um vorhandene Probleme zu bekämpfen. Weder auf Seiten der Fans, noch auf Seiten der Polizei und Ordnungskräfte.

Die Fangemeinschaft Dynamo bedauert jeden einzelnen Verletzten. Keinem Fan, keinem Ordner und keinem Polizeibeamten sollten solchen Risiken durch mangelhafte Konzeption aufgebürdet werden. Die für die Sicherheit Verantwortlichen haben am Sonnabendnachmittag jedoch genau dies durch ihr völliges Versagen getan (…)

[Fundstück] Offener Brief der Fangemeinschaft Dynamo an die Verantwortlichen der Offenbacher Kickers 1901, fangemeinschaft-dynamo.de, 16. Mai 2011 –

(…) Sehr geehrter Präsident, Herr Dieter Müller,
sehr geehrter Geschäftsführer, Herr Thomas Kalt,
sehr geehrter Sicherheitsbeauftragter, Herr Gernot Hess,
sehr geehrte Fanbeauftragte, Herr Matthias Schmidt und Herr Raffael Baccaro,

nach dem Spiel der Offenbacher Kickers 1901 gegen die SG Dynamo Dresden ziehen wir, die Fangemeinschaft Dynamo, eine erschreckende Bilanz. Medienberichten zufolge zählten die Sanitäter und Ärzte vor Ort insgesamt 29 Verletzte. Dies ist umso bedauerlicher, als dass jeder einzelne Verletzte an diesem Tag vermeidbar gewesen wäre.

Dynamo Dresden hat selbst Erfahrungen mit dem Spielbetrieb auf einer Baustelle. Dennoch gab es in Dresden zu keinem Zeitpunkt der Bauphase Verletzte durch mangelnde Sicherheitskonzepte. Aus unserer Sicht wurden bereits in der Vorbereitung des Spieles gravierende Fehler begangen.

Im Ergebnis musste das Spiel eine viertel Stunde später angepfiffen werden, gleichwohl zu diesem Zeitpunkt noch mehrere hundert Dresdner vorm Stadion warteten. Eine vollkommen unübersichtliche Situation am Eingang, die leicht vermeidbar gewesen wäre, ist dabei nur der Anfang der Kette von Unverständlichkeiten. So ist es der Konzeptlosigkeit aller Sicherheitskräfte geschuldet, dass Offenbacher Fans aus ihrem eigenen Block mit Polizeigewalt vertrieben werden mussten. Im Dresdner Fanblock wurde Pfefferspray eingesetzt, weil einige Wenige auf dem Zaun saßen, ebenso am Treppenaufgang gegen Fans, welche dort auf die sich vor dem Stadion befindlichen Personen warteten. Verletzungen Unschuldiger wurden dabei billigend in Kauf genommen. Aufrufe über den Stadionsprecher waren inhaltlich an Dreistigkeit kaum zu überbieten. So wurden die Dresdner Fans aufgerufen, beruhigend auf die Masse eigener Fans vor dem Stadion einzuwirken. Diesem Aufruf folgend wurden dann Fanvertreter trotz Arbeitskarte mit Platzverweisen belegt. Niemand im Stadion war als Ansprechpartner oder Vermittler zur Stelle, mit dem man gemeinsam die Situation beruhigen hätte können. Ein sogenannter “Communicator“ der Polizei warb sogar mit “privaten Problemen“ um Verständnis.

Höhepunkt der Peinlichkeiten waren dann die minutenlang wiederholten Androhungen von Gewalt durch die Polizei über das Mikrofon des Stadionsprechers, begründet mit der Aussage, man wolle keine Gewalt. Dass Fans auf Zäunen sitzen, mag nicht gewollt sein. Sie haben durch das ausgesprochene Verbot auch nichts darauf zu suchen. Dieses einfache Sitzen aber als “Aggression“ zu bezeichnen, ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten!

Sehr geehrte Verantwortliche des OFC,

zusammengefasst haben Sie im Zusammenhang mit dem genannten Spiel Ihre mangelnde Fähigkeit demonstriert, ein Spiel unter den gegebenen Bedingungen sicher und kontrolliert durchzuführen. Für die Vertreibung der eigenen Fans aus dem eigenen Block aufgrund mangelnder Organisation der angezeigten Fantrennung, für die völlig undurchdachte Zuführung der Dresdner Fans zum Stadion und für die offene und wiederholte Androhung von Gewalt sollten Sie sich schämen! Das ist eines ambitionierten Drittligisten nicht würdig! (…)

[Dieser Beitrag wurde am 16. Mai 2011 bei Ostfussball.com publiziert.]

Dynamo Dresden: Freude, aber keine Freunde in Offenbach

Es war kurz vor Ende der Partie Kickers Offenbach (OFC) gegen SG Dynamo Dresden (SGD) am diessaisonal letzten Spieltag in der 3. Liga, als sich der Offenbacher Stadionsprecher gemüßigt sah, auf seine Art in das Geschehen im Stadion am Bieberer Berg einzugreifen. Beim Stand von 2:3 saßen im – von Security und polizeilichen Einsatzkräften geradezu martialisch abgesicherten – Dresdner Hauptfanblock einige schwarz-gelbe Anhänger auf dem Zaun und fieberten dem Spielende entgegen.

Dies wiederum wertete der Stadionsprecher als einen Akt von gewalttätiger Aggression und kündigte ohne Umschweife an, dass, wenn der Zaun nicht verlassen würde, die Polizei umgehend Gewalt anwenden werde, um Zaunfreiheit zu erreichen. Nur gefühlte Sekunden später steigerte sich der Herr am Stadionmikrofon dann weiter in eine imaginäre Rolle hinein, dass nunmehr seine Ankündigung folgte, wenn der Zaun nicht sofort geräumt werde, “dann wende ich Gewalt an“. Sodann betonte der Herr Stadionsprecher, man habe sich doch schließlich als guter Gastgegeber gezeigt – also Bitte jetzt! So kann ein Stadionsprecher halt eben auch einmal selbst Gewalt anwenden, sei es auch nur wiederholt verbal ankündigend.

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(Am Bieberer Berg, 14. Mai 2011 – Foto: O.M.)

Allerdings fragt sich der Beobachter dieser Offenbacher Szenerie, die durch den Stadionsprecher explizit angeführte angeblich gute  Gastgeberrolle aufnehmend, wo jener Herr kurz vor dem eigentlich auf 13.30 Uhr angesetzten Spielbeginn weilte.

Da quoll doch schlagartig durch einen augenscheinlich von OFC-Ordnern bereitwillig offen gehaltenen Zugang ein größeres Offenbacher Rudel in den Stehplatz-Bereich unterhalb der Tribüne und stürmte unter Nazis-Raus!-Rufen – der Beobachter grübelt immer noch – zwischen die überrascht dort stehenden Dresdner Fans, um heldenhaft einige Kutten und Normalos zu boxen, bevor dann schließlich die polizeilichen Einsatzkräfte heran trabten – Herr Stadionsprecher, übernehmen Sie? Warum nur trugen einige Dresdner aus besagtem Bereich nach dem Spiel blutverschmierte Kleidung? O-Ton eines Betroffenen: Die waren einfach plötzlich da. Bedeutet Ihnen der Terminus Gastfreundlichkeit wirklich etwas, Herr OFC-Stadionsprecher?

Ach ja, da quoll dann doch vor dem eigentlichen Spielbeginn noch der OFC-Block in Größenordnungen aus seinem angestammten Revier und versuchte, hinter den Stadion-Traversen den Dresdner Fan-Bereich zu stürmen – Herr Stadionsprecher? Ja, Fußball ist kein Tennis, könnten Sie antworten. Schon mal was von Kausalität gehört, könnte zurück gefragt werden.

Kickers Offenbach vs. SG Dynamo Dresden 2:3 (1:2) –

14. Mai 2011, Stadion Bieberer Berg

Schiedsrichter: Günter Perl

Offiziell angegebene Zuschauer: 7.713

[Rund 1.200 Dresdner Fans – hr-online.de, 14. Mai, 19:27]

0:1 Schahin (11.)
0:2 Schuppan (26.)
1:2 Mesic (45.)
2:2 Vunguidica (68.)
2:3 Schahin (74.)

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(Sichere Dresdner feiern – Foto: O.M.)

P.S.: An die Kollegen irgend einer (Offenbacher?) Medienanstalt: Wenn man Euch freundlich fragt, warum OFC-Ordner es zulassen, dass ganz stinknormale SGD-Auswärtsfahrerinnen und -fahrer in einem eigentlich gesicherten Stadion-Block geboxt und gescheucht werden können, und Ihr fragt: Bist Du krank? – Dann kann die Antwort immer wieder nur lauten: Nee, aus’m Osten.

[Dieser Artikel wurde am 15. Mai 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

MedienScreen # 4 [Heterogener Blick auf Ultras]

[Fundstück] Michael Wollny, Blog: Ultra unschuldig!, eurosport.yahoo.com, 9. Mai 2011 –

(…) Sie fühlen sich missverstanden. Nicht ausreichend gewürdigt in ihrem moralischen Kampf gegen den schnöden Mammon, gegen Kommerz und Ausverkauf. Dabei sind sie doch ehrenhafte Ritter, Verteidiger des heiligen Fußball-Grals. Sie sind doch die Unverzichtbaren, die wahren, echten authentischen Fans … pardon: Ultras, no Fans!

Ohne ihren meditativen Dauergesang würde schließlich keinem Stürmer das Standbein beim Torschuss einschlafen.

Ohne ihre Grünflächenpflege beim Rasensprengen mit Böllern und Bengalos müsste man wohl bald schon wieder auf roter Asche kicken.

Ohne ihre Transparente “Diffidati con noi“ wüsste niemand, dass deutsche Ultras auch drei Worte Italienisch können.

Ohne ihre Transparente “Ausgesperrte immer bei uns“ wüsste niemand, dass der “moderne Fußball“ für “Diffidati con noi“ auch Untertitel anbietet.

Ohne ihre Beute aus fremden Fanshop-Schals wüsste niemand, dass man einem normalen Fan ab und an auch einfach mal ordentlich den Frontspoiler polieren muss.

Ohne ihre Abneigung auf das Fanshop-uniformierte Event-Publikum wüsste niemand, dass schwarze Jacken, Sonnenbrille, Gürteltasche und Gesichtsvermummung vollkommene Individualität widerspiegeln.

Ohne ihr “A.C.A.B.“ wüsste niemand, dass Polizisten keine echten Menschen sind, sondern bestenfalls der schweflige Auswurf des Satans höchstselbst. Obwohl sich letztlich doch beide Seiten nichts schenken und sogar gegenseitig bedingen.

Ohne ihr Credo wüsste niemand, dass nur Ultras die höchste Ebene des menschlichen Seins erreichen können, ohne sich selbst noch ans eigene Credo halten zu müssen.

Ohne ihre allwöchentlichen Stellungnahmen wüsste niemand, dass Ultras grundsätzlich immer nur Opfer und nie Täter sind.

Ohne ihre Aversion gegen anstrengende Gesellschaftsnormen wüsste niemand, dass Ultras lieber eigene Regeln aufstellen, an die sie sich dann selbst nicht immer halten.

Ohne ihr Mantra “Fußballfans sind keine Verbrecher“ wüsste niemand, dass Körperverletzung, Sachbeschädigung und Diebstahl eigentlich gar keine Verbrechen sind, sondern nur kriminelle Lügen der Medien.

Ohne ihr isolationistisches Weltbild wüssten wir nicht, dass Hans Kasper recht hatte, als er vor Jahrzehnten feststellte: “Gib einem Fanatiker zur Hälfte recht, und du tötest ihn.“

Ohne ihr eitles Selbstbild wüssten wir nicht, dass Ultras die Exklusivrechte an echter Leidenschaft für den Verein besitzen.

Ohne ihr ausgewogenes Rechtsverständnis wüsste niemand, dass chronisch erfolglose Fußball-Profis zwingend totgeschlagen gehören.

Ohne ihr aggressives Selbstmitleid wüsste niemand, dass weniger der “moderne Fußball“ ein Problem darstellt, als viel mehr der moderne Ultra.

Ohne ihre krude Überhöhung des Fußballs wüsste niemand, dass Gott am 7. Tag in seiner Mittagspause den Ultra erschaffen hat.

(…)

Ohne all diese Dinge und den Mangel an kritischer Selbstreflexion wüssten wir nicht, dass moderne Ultras ihren traditionellen Werten und dem Anspruch auf Glaubwürdigkeit und Anerkennung selbst am meisten schaden.

Und so schwebt Sir Winston Leonard Spencer-Churchill auf seinem Union-Jack-Wölkchen über einem deutschen Fußballstadion, senkt den Blick nach unten, zieht an einer Romeo y Julieta und denkt sich wieder mal: “Ein Fanatiker ist ein Mensch, der seine Ansicht nicht ändern kann, und das Thema nicht wechseln will.“

Doch eines darf zum Schluss festgehalten werden:

Ohne ihre Heterogenität wüsste niemand, dass es auch noch Ultras gibt, für die Fußball und Verstand tatsächlich noch glaubhaft im Vordergrund stehen (…)

[Dieser Beitrag wurde am 10. Mai 2011 bei Ostfussball.com publiziert.]