Archiv der Kategorie: BallScene

FSV Zwickau: Ultras Red Kaos sichern vorläufigen Spielbetrieb

Nach dem Rücktritt letztendlich des gesamten Präsidums, der Selbst-Kündigung des Trainers und vereinsseitigen finanziellen Unregelmäßigkeiten beim FSV Zwickau hatte der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) nachfolgend schließlich aufgrund von offenbar bestehenden Schulden gegenüber dem Verband den Süd-Oberligisten vorübergehend gesperrt und das für den 7. März angesetzte Heimspiel der Westsachsen gegen die zweite Mannschaft der SG Dynamo Dresden vorerst abgesagt, da eine vom NOFV eingeforderte Finanzleistung in Höhe von 2.800 Euro offen gewesen sei. Einige der Zwickauer leben übrigens seit Monaten schon von ihrem Gesparten, Kapitän Khvicha Shubitidze agiert unentgeltlich als Interimstrainer.

Mittlerweile wird gemeldet, dass die Schulden des FSV Zwickau beim NOFV unterdessen beglichen worden sind. Wie einschlägigen Internetforen und einigen Print-Medien zu entnehmen war, ist die erforderliche Summe hauptsächlich von FSV-Fans aufgebracht worden. Vorausgegangen war eine einzigartige Mobilisierung durch die Zwickauer Fan-Gemeinde, insbesondere der Ultra-Gruppierung Red Kaos. Im Laufe des 3. März schließlich “bestätigte NOFV-Geschäftsführer Holger Fuchs einen entsprechenden Zahlungseingang auf das Verbandskonto. Wenige Stunden später reagierte das Verbandsgericht mit der Aufhebung der Sperre“ (mdr.de).

“Auf die FSV-Fans ist Verlass. Ob sich die Spieler auf die neuen Männer an der Vereinsspitze verlassen können, wird sich zeigen“ (freiepresse.de). Unvermindert rufen Red Kaos auf, am 7. März zahlreich im Westsachsenstadion zu erscheinen, auch um weiterhin möglichst zusätzliche Gelder dem Förderverein FSV Zwickau zukommen lassen zu können.

“Schleppt also am Sonntag alles was zwei Beine hat ins Westsachsenstadion und lasst uns allen zeigen, was den Zwickauer Fußball ausmacht!“

Ob für den FSV Zwickau wirklich ein Notvorstand bestellt wird, entscheidet letzen Meldungen zufolge nun das Amtsgericht Zwickau am 10. März. “Es wäre schade, wenn die Lichter ausgehen. Aber wenn ich sage, ich denke, alles wird gut, würde ich lügen“, sagte Mannschaftskapitän und Interimscoach Khvicha Shubitidze gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Und die offizielle Homepage des FSV Zwickau hüllt sich nach wie vor in Schweigen.

[Dieser Artikel wurde am 3. März 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Ach, Hansi Kreische

Man weiß eigentlich gar nicht so richtig, wo die Erinnerungen an Dich anfangen. Man hat Dich zuerst einfach nur gesehen, Dich spielen sehen, mitunter etwas ungelenk, aber enorm erfolgreich. Man hat Dir als Jungspund nach jedem Deiner Treffer zugejubelt. Und es waren nicht nur einige Treffer in das Netz der gegnerischen Mannschaften. Keiner, der DDR-Oberliga zu Deiner Spieler-Zeit gesehen hat, wird das vergessen. Keiner, der Europa-Pokal zu DDR-Zeiten gesehen hat, wird das vergessen. Auch wird niemand Deine Auftritte in der DDR-Nationalmannschaft vergessen, obwohl das ja zu Ossis-Zeiten aus Dresdner Sicht eher irgendwie doch nicht ganz so wichtig schien. Es gab ja damals schließlich im später vielbeschriebenen ’Tal der Ahnungslosen’ Dynamo Dresden – und Dich. Besser gesagt: Auch Dich, denn wir wollen schließlich die anderen Fußball-Kämpen aus jenen Jahren bitteschön nicht unter den Teppich kehren. Aber, gab es zu Ossis-Zeiten Idole – also neben Pawel Kortschagin, den vier Panzersoldaten mit dem Hund und Pittiplatsch? Ja, es gab sie wohl, wer weiß das nicht mehr? Keine offiziell verordneten Idole, aber unsere Idole. Wobei Pittiplatsch wohl schon immer einer von uns war und Schlapperplapper später dann sowieso, allerdings streng konspirativ versteht sich. Es war halt nicht alles schlecht, der Fußball und die Szene schon gar nicht.

Die Elbe floss weiter vor sich hin. Du nahmst, aus welchen Gründen auch wirklich, Deinen Abschied als Spieler. Es gab einiges zu lesen, über Dich und auch von Dir selbst – noch später dann, als endlich jeder über jeden und auch über sich selbst so gut wie alles medial verbreitete, was eben so raus musste nach all den gefühlten Jahrhunderten in der DDR. Einiges davon war durchaus mit Erkenntnisgewinnen lesbar und interessant für weiterhin selbst denkende Menschen in Neu-Fünf-Land, aber eben nur einiges.

Noch später dann, die Elbe floss immer noch vor sich hin und Deine offiziell beschriebenen Funktionen im Fußball-Umfeld waren mal jene und mal diese, sah man Dich auch zuweilen wieder auf der Pressetribüne im alten sowie auch neuen Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion. Wenn man Dich erkennt, anspricht, erwiderst Du freundlich die Grüße, wechselst einige Sätze. Und wer in Dresden erkennt Dich nicht, immer noch? Meistens kamst Du, wenn Du denn erschienst, allerdings später, gingst dafür eher – und irgendwann entschlüpfte Dir dann auch mal der launige Spruch, wenn Du guten Fußball sehen wölltest, würdest Du eh woanders hin gehen.

Tja – und jetzt gehst Du wohl wirklich, woher aus Deinem aktuellen Leben auch immer kommend. Wie mehrere Medien berichten, wandelst Du, lieber Hans-Jürgen ’Hansi’ Kreische, in Richtung eines Vereins namens RasenBallsport Leipzig. Wie vermeldet wird, sollst Du ab 1. April mit einem Zweijahresvertrag bei besagtem NOFV-Süd-Oberligisten als Chefscout agieren, zuständig für die Bereiche Scouting, Spielbeobachtung und Spielvorbereitung.

Du selbst, schreiben zumindest LVZ-Online und die angeblich auflagenstärkste deutschsprachige Boulevardzeitung unisono, freust Dich auf Deinen neuen Job bei RB Leipzig, bist der Meinung: “RB Leipzig tut dem Fußball im Osten und in der Region gut. Und warum sollte es kein Miteinander mit Dynamo geben …“.

Ja, werter Herr Hans-Jürgen Kreische: Man weiß eigentlich gar nicht so richtig, wo die Erinnerungen an Dich angefangen haben. Erinnerungen werden aus gewissen Sichtwinkeln später doch manchmal eher farblos und beliebig, sehr beliebig mitunter; irgendwie schade eigentlich. Und die Elbe fließt weiter.

[Dieser Artikel wurde am 2. März 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

FSV Zwickau – “Es ist ein Skandal“

Berichten zufolge soll es aus dem Trainer von Budissa Bautzen, Thomas Hoßmang, nach der NOFV-Oberliga-Süd-Partie am 27. Februar gegen FSV Zwickau regelrecht heraus gebrochen sein:

“Wenn man das so hört und liest, was beim FSV abgelaufen ist, ist das ein Skandal. Spieler, die tagtäglich für den Verein etwas tun, so im Regen stehen zu lassen und zu belügen, ist schon sehr fahrlässig. Solche Leute haben im Fußball nichts zu suchen.“

Die Solche-Leute-Kritik von Hoßmang zielte dabei wohl eindeutig in Richtung der kürzlich nacheinander zurückgetretenen Präsidiumsmitglieder des FSV Zwickau. Der westsächsische Oberliga-Verein agiert seit kurzer Zeit – quasi unter der Notverwaltung der Spielergewerkschaft VDV – ohne jegliches Präsidium und mit einem Interimstrainer.

Nach Darstellung des Sprechers des amtierenden FSV-Verwaltungsrates, Lutz Oeser, sei zudem zumindest die Abdankung der vormalig letzten beiden Präsidiumsmitglieder Matthias Weichsel und Karsten Vogel ungültig: “In so einer Notsituation, in der sich der Verein momentan befindet, kann der Verwaltungsrat die Rücktrittsgesuche von Präsidiumsmitgliedern verweigern.“ Formaljuristisch wären Weichsel und Vogel somit also nach wie vor nicht von ihren Aufgaben entbunden.

Derweil versucht der Verwaltungsrat des FSV Zwickau die dem Verein drohende Insolvenz noch abzuwenden. Wie die Dresdner Morgenpost berichtet, soll bis Anfang nächster Woche ein “unabhängiger und bundesligaerfahrener Wirtschaftsprüfer aus Dresden sämtliche Unerlagen sichten und bewerten“.

Unterdessen machen die FSV-Fans mobil und rufen am 7. März zum Heimspiel gegen die zweite Mannschaft der SG Dynamo Dresden dazu auf, möglichst zahlreich im Zwickauer Westsachsensatdion zu erscheinen. “Da kommt die Fan-Freundschaft mit den Dresdnern offenbar gerade recht, denn aus der Landeshauptstadt werden ebenfalls hunderte Anhänger erwartet“ (Dresdner MoPo). Und die offizielle Homepage des FSV Zwickau hüllt sich ob der aktuellen Geschehnisse weiterhin nur in beredtes Schweigen.

[Dieser Artikel wurde am 1. März 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dynamo Dresden und die Lizenz – Ganz oder nur verloren?

Die vorab vollmundig angkündigte LiveStream-Übertragung von Dresden Fernsehen der letztendlich über das weitere Wohl und Wehe der SG Dynamo Dresden (SGD) entscheidenden Sitzung des Sport- und Finanzausschusses der sächsischen Landeshauptstadt Dresden war teilweise nur unter Aufbietung größter Geduld und zeitweiliger Nutzung scheinbar nötiger außerterrestrischer Technologien uneingeschränkt genießbar. Die fast LiveStream-Diskussion im offiziellen Dynamo-Forum offenbarte, neben allerlei Verbalien, kaum genießbare, geschweige denn aufschlussreicherere Informationen, als bis dato sowieso bekannt.

Vor und während der Sitzung des städtischen Ausschusses hatten Fans der SGD zu einer Kundgebung vor dem Rathaus aufgerufen. Zwischenzeitlich berichtete Radio Dresden, dass nach über vier Stunden Verhandlungen im Rathaus eher “Ernüchterung“ herrsche. So habe sich der Finanzausschuss auf keinerlei Kompromiss einigen können. Möglicherweise solle nun die Thematik im Stadtrat – in einer Sondersitzung – behandelt werden.

So eine Sondersitzung des Stadtrates “sei innerhalb weniger Tage möglich“, sagte Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) gegenüber Radio Dresden. Nach diesem Stand allerdings muss die SGD bei einer fristgerechten Abgabe der Lizenzunterlagen am 1. März an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) die geforderten Unterlagen mit bereits vorab bilanzierten Finanzlücken einreichen.

Ob es zum Thema Mietzuschuss für das Rudolf-Harbig-Stadion (RHS) möglicherweise wirklich noch eine Sondersitzung des Dresdner Stadtrates geben wird, war nach dem Abend des 26. Februar letztendlich nicht eindeutig einschätzbar. Sicher dagegen ist allerdings ein Datum: Lizenzunterlagen-Abgabe, 1. März 2010, 15:30 Uhr. Punkt. Aus?

[Dieser Artikel wurde am 26. Februar 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Ist der FSV Zwickau noch zu retten?

Nicht erst seit gestern rumort, kriselt und führungsschwächelt es beim FSV Zwickau (Oberliga NOFV-Süd) vor sich hin. Im Mai 2009 trat kurz vor dem Ende der Saison 2008/09 der gesamte Verwaltungsrat zurück. Vorausgegangen war ein kolportierter Schuldenberg in Höhe von 70.000 Euro, von einer angeblichen Zahlungsunfähigkeit der Westsachsen war die Rede. Dem Verwaltungsrat wurde die Einsicht in Bilanz-Unterlagen verwehrt und nach einem Hausverbot konnte das Kontrollgremium letztendlich nicht mehr in den Geschäftsräumen des Vereins tagen. Zum damaligen Zeitpunkt bezifferte der FSV Zwickau die Lücke im Etat offiziell mit 80.000 Euro.

Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Juni 2009 gab das Präsidium die aktuelle Etatlücke dann mit 200.000 Euro an. Gemunkelt wurde außerdem, auch bei den Berufsgenossenschaften würde zudem noch eine Summe im fünfstelligen Bereich fehlen. Nach dem damals vorgelegten Etatentwurf wollte der FSV Zwickau in der Saison 2009/2010 rund 1,4 Millionen Euro erwirtschaften, die Hälfte davon sollte der Schuldentilgung dienen. Zwischenzeitlich wurde im Oktober 2009 – wegen “sportlichem Misserfolg in der bisherigen Saison und anhaltender Kommunikationsprobleme“ – Trainer Matthias Zimmerling entlassen, dessen Vertrag mit dem FSV Zwickau allerdings noch bis 2011 datiert sein soll. Die Nachricht, dass das Westsachsenstadion mit Fördermitteln des Freistaates Sachsen bis 2012 saniert werden wird, war zum Jahresende 2009 zumindest in dieser Hinsicht ein Lichtblick.

Indes ist der FSV Zwickau ohne Präsidium und Trainer. Nach Michael Luther und Ingo Heinicke sind nunmehr auch die bislang verbliebenen Präsidiumsmitglieder Matthias Weichsel und Karsten Vogel zurückgetreten. Trainer Dirk Barsikow hat gekündigt. Als Interimstrainer agiert derzeit Mannschaftskapitän Khvicha Shubitidze. Erklärungen zu den neuesten Rücktritten gibt es bisher nicht, auch die offizielle Homepage des Vereins hüllt sich dahingehend nach wie vor in Schweigen. “Die Verbindlichkeiten des FSV sollen, so ist aus Vereinskreisen zu hören, bereits in siebenstelliger Höhe liegen“, berichtet der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR). Sollte beim FSV Zwickau wirklich ein Insolvenz-Drude die Geschäfte übernehmen? Eingeschaltet worden sei mittlerweile auch die Spielergewerkschaft VDV. “Manche Fußballer haben seit drei bis vier Monaten kein Geld gesehen“, so Lars Kindgen, der stellvertretende VDV-Geschäftsführer.

Wie aktuell der MDR meldet, hat unterdessen die Spielergewerkschaft VDV beim FSV Zwickau “das Heft des Handelns übernommen“. So sei mittlerweile beim zuständigen “Amtsgericht die Einsetzung eines Notvorstandes bei dem Oberligisten“ beantragt worden. Der VDV wolle so “zumindest vorerst den Spielbetrieb aufrechterhalten“.

[Dieser Artikel wurde am 26. Februar 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]