MedienScreen # 250 [Imaginierter Journalismus]

[Fundstück] Hans Hoff, “Der Begriff ’Journalist’ ist nicht mehr zu gebrauchen“, DWDL.de, 24. Mai 2020 –

(…) Noch immer sind Journalisten in ihrer großen Masse sehr ehrenwerte Menschen, die eine sehr ehrenwerte Arbeit erledigen. Diese Arbeit ist in den vergangenen Jahren nicht einfacher geworden (…) Die meisten Journalisten hat das gequält, aber sie haben sich nicht beirren lassen, sie haben einfach noch eine Schüppe drauf gelegt, weil sie das, was sie tun, mit Überzeugung und Leidenschaft tun (…)

Die Bezeichnung Journalist beinhaltet keine Trennschärfe mehr. Sie sagt nichts mehr aus über den Menschen, der in Fragebögen Journalist als Berufsbezeichnung einträgt. Wenn ich sage, dass ich Journalist bin, dann gehöre ich automatisch zu einer Vereinigung, in der sich auch Hersteller von Regenbogenpostillen, so genannten Reichweitenportalen und boulevardesken Jauchegruben tummeln. Ja, sie tummeln sich dort nicht nur, sie geben zunehmend den Ton an, weil ihre Produkte angesichts von zurückgehenden Reichweiten traditioneller Medien ein immer stärkeres Gewicht erlangen.

Es gibt Mistschleudern wie “Der Westen“, Dumpfportale wie “Express“, Hetzblätter wie “Bild“ und Lügenorgane wie “Die Aktuelle“. Überall dort arbeiten Menschen, die sich als Journalisten bezeichnen. Sie zeichnen sich mehrheitlich dadurch aus, dass ihnen komplett egal ist, was sie transportieren, so lange sie mit ihrem Output genügend Deppen einfangen und am Ende die Zahlen stimmen. Sie optimieren ihre Produkte der Form nach und scheren sich einen Dreck um Inhalte (…)

Sie nennen sich Journalisten, aber ihre Berufsbezeichnung wird mit jedem Tag, da die Verunstalter jeglicher Wahrhaftigkeit erfolgreich ihr Werk verrichten, wertloser (…)