Schlagwort-Archive: Fußball

MedienScreen # 237 [Football Business. On and on?]

[Fundstück] Rui Pinto, interviewt in DER SPIEGEL, 21. Dezember 2019 –

(…) Es ist seit Jahren immer die gleiche Scheiße. Es geht einfach weiter. Solange die Lieblingsmannschaft gewinnt, ist den Leuten alles andere egal – selbst wenn sie von Fehlverhalten und Verbrechen wissen. Dagegen komme ich nicht an. Fußball ist unantastbar. Und die Behörden schützen die Branche, weil sie von so großem öffentlichen Interesse ist (…)

(…) Es stimmt, dass ich das Gesicht des Projekts [Football Leaks] war. Aber wir werden sehen, was in der nahen Zukunft geschieht (…)

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(Foto: Wanderers Bremen Online, März 2019)

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MedienScreen # 232 [The Modern Football is at the end. Anyway?]

[Fundstück] Klaus Hansen, “Abnehmende Begeisterung“, konkret, 9/2019 –

(…) Der Berufsfußball entfremdet sich gleich in mehrfacher Weise von den Massen, auf deren gute Stimmung im Stadion er aber angewiesen ist, denn die gehört zum teuer verkauften Fernsehbild unbedingt dazu. Dass die Stadiongänger für ihre Dienstleistung als Stimmungskomparsen auch noch Eintritt zahlen müssen, ist ein Hohn. Klar, dass immer mehr Fans sich wie nützliche Idioten fühlen (…)

(…) Der Fußball wird so lange zerredet, bis alles, was sich vermeintlich sagen lässt, auch alle gesagt haben, und das mehrfach (…)

(…) Obwohl Max Liebermann, der Malerfürst, den Spruch “Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte“ in ganz anderem Zusammenhang gesagt hat, geht es mir im Hinblick auf den modernen Berufsfußball ähnlich.

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Und jährlich grüßt das Murmeltier. Saisonrückblick 2018/19 von Blickfang Ultra.

Das Winterschlaf haltende Murmeltier könnte symbolbildlich wohl eher für den Rezensenten treffend sein, denn es ist nunmehr bereits etwas später im mittlerweile herbstlichen Jahr. Aber nicht zu spät, einen oder mehrere Blicke auf und in dieses Druckwerk zu werfen, welches immerhin schon seit Anfang August zum Beispiel bei nofb-shop.de gelistet ist.

In’s eigentlich zusammenhangliche Wortspiel gebracht hat Mirko Otto das pelzige Nagetier in seinem letztsaisonal rückblickenden Vorwort –

“… Nach einem selten dagewesenen Endspurt, der sich eher wie ein Marathonlauf anfühlte, grüßt nun schon zum neunten Mal das Murmeltier …“

Ja, wohlwahr, der neunte BFU-Saisonrückblick, Chapeau! Eigentlich braucht’s keiner weiteren Worte, denn – wer sich nur etwas auskennt – solch ein Projekt, noch dazu in den szenetypischen Zusammenhängen, (immer wieder) zu stemmen, das heißt was.

“Vielleicht wäre es für die zuweilen nur noch selbstverliebte Old- und Next-Generation der Ultras an der Zeit, einmal kurz zu schweigen. Und szeneübergreifend die Sonnenbrillen abzusetzen sowie zumindest symbolisch das Basecup zu lüften“ [MeyView.com in: BFU-Saisonrückblick 2014/15].

Wobei Mirko Otto, was in den letzten Jahren in der Art so nicht häufig geschah, diesjährig extra hervorhebt …

“… wie sehr mich die Zusammenarbeit mit den beteiligten Gruppen geflasht hat … der Austausch war auf einer absolut kollegialen, ja fast schon herzlichen Ebene … Umso mehr möchte ich in aller Öffentlichkeit meinen Respekt und ein fettes Danke an alle beteiligten Szenen ausrichten …“ [BFU-Saisonrückblick 2018/19, Vorwort].

Es scheinen zuweilen (wieder?) Wunder zu geschehen in Ultra-Deutschland – inclusive des vielmehr als kleinen ’Exkurses’ der Curva Viola Salzburg -, könnte vermutet werden. Da ist nach wie vor mehr als nur noch plakatives Leben in der Szene. Ja?

Beim BFU-Saisonrückblick bleibt’s auf alle Fälle stabil hochqualitativ – Konzept und Layout zum Vorjahr unverändert, Druckqualität wie immer bestens. Über die beitraglichen Inhalte der 34 beteiligten Ultra-Gruppierungen mag die geneigte Leserschaft selbst ’richten’.

Durch die subjektive Brille betrachtet, erscheint die aktuelle Ausgabe des BFU-Saisonrücklicks bedeutend bildlastiger als in einigen Vorjahren, was mitnichten als Negativum zu sehen wäre.

Und ja, das Titelcover, fast schon berühmt berüchtigt (?) bei BFU-Saisondruckwerken. Das diesjährige ist – gefühlt – fast schon richtige Kunst, so wie es daherkommt, auf alle Fälle ein Hingucker. Aber jenes vom BFU-Rückblick 2016/17? Unerreicht? Unerreichbar? Kunst ist frei, Geschmack ebenso.

“… Wir hören nächstes Jahr an gleicher Stelle sicher wieder voneinander …“ [Mirko Otto, ’Vorwort’ im BFU-Saisonrückblick 2018/19].

… es wäre, zehnjubelartig (?), mehr als bisschen besonders. Zeit für etwas Besonderes dann? Es wird zu sehen sein, einst.

In ’Dealer’-Kreisen des eigenen Vertrauens ist Blickfang Ultra Saisonrückblick 2018/19 zum Preis von 8,90 Euro garantiert nach wie vor erhältlich, 296 Seiten stark. Und stark sowieso, wer’s (noch) versteht – so.

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– Nachschiebsel –

Apropos ’Winterschlaf haltendes Murmeltier’: Erschien der bislang letzte, originäre, Blickfang Ultra (# 45) nunmehr wirklich bereits schon im November 2018 (nofb-shop.de)? Oder täuscht – mittlerweile Ende Oktober 2019 – der dahingehende Augenschein? Fragen über Fragen …

MedienScreen # 224 [Östlich eisernes Ost-Berlin?]

[Fundstück] Christoph Dach, “Das Ossi-Gehabe der Unioner nervt – Der kleine Ostklub gegen das Establishment: Wie toll, wie romantisch! Doch wer fällt auf diese Inszenierung noch herein? Eine Abrechnung“, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 16. August 2019 –

(…) Nach dem Aufstieg der Köpenicker in die Bundesliga konnte man überall lesen, welch außergewöhnlicher Verein da neuerdings ganz oben mitmischen darf. Was für eine Sensation das sei, wie romantisch in Zeiten des durchkommerzialisierten Fußballs! Ich habe genug von dieser Verklärung, der Selbstinszenierung, packt die Klischeekeulen wieder ein! Es nervt gewaltig, und zwar seit Jahren! (…)

Wir, die benachteiligten, abgehängten Ossis, gegen die reichen, privilegierten Wessis: Wer fällt noch auf solchen Blödsinn rein? (…)

(…) eine kleine Erinnerungshilfe: Der 1. FC Union trägt das Logo eines luxemburgischen Immobilienunternehmens auf der Brust, dessen zweitgrößter Aktionär ein umstrittener Vermögensverwalter ist (…)

Wie lautet noch Nina Hagens Textstelle in der offiziellen Vereinshymne? “Wer lässt sich nicht vom Westen kaufen? Eisern Union!“ Passender wäre ein leicht abgewandelter Songtitel Udo Lindenbergs: Märchen aus Ost-Berlin.

MDR. Ostfußball. Mal Darüber Reden …?

Der 12. August 1989 war ein Sonnabend, ostdeutschsprachlich ausgedrückt. Und an diesem Tag wurde auch Fußball gespielt, nicht nur in der DDR, ja.

Diesjährig fällt der 12. August – wie nun einige denken könnten – nicht auf einen Samstag, gesamtdeutschsprachlich formuliert, sondern ist montäglich terminiert.  An diesem Tag wird auch wiederum rasenfußballerischer Sport betrieben werden, irgendwo, nicht nur in der Bundesrepublik, ja.

Soweit so eindeutig.

Der MDR (Mitteldeutscher Rundfunk) ist – mit seiner eigenen Geschichte – eng mit der Zeitgeschichte verbunden. Und immer für Geschichten gut, auch rasenfußballjournalistisch. Nicht nur rückblickend, sondern in die Zukunft schauend, irgendwie jedenfalls. Beispielsweise aktuell auf den 12. August dieses Jahres …

(“Der MDR denkt schon voraus …“, ’brauninho’ @ Twitter, 4. August 2019, 13:06 Uhr – Screenshot: O.M.)

Andere reden nur von einer, wie auch immer gearteten, Reform in den unteren Ligen des Fußballs. Aber der Mitteldeutsche Rundfunk vollzieht sie. Chapeau!

Der 12. August 2019 dürfte durchaus interessant werden, jedenfalls auf den entsprechenden Teletext-Seiten des MDR. Es stehen augenscheinlich spannungsgeladene fußballerische Ost-Derbys an, zudem mit einem gewissen Fan-Potential. Aber der Mitteldeutsche Rundfunk hat da ja ein Auge darauf, immer schon.

Nichts ist, wie es scheint?

Oder sind die am 4. August dieses Jahres beim MDR postulierten Ansetzungen der DDR-Oberliga für den 12. August nur mausgerutscht aus dem Archiv hervorgetaumelt, anyway – passiert den Besten mal. Denn nachweislich wurde ja am 12. August 1989 irgendwo auch Fußball gespielt …

(fussballdaten.de – Screenshot: O.M.)

Mitteldeutscher Rundfunk, übernehmen Sie?