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AfD – Sächsischer Gorky Park?

Es gibt Filme. Cineastische Kunstwerke. Meint die Eine. Oder der Andere. Aus scheinbar längst vergangenen Zeiten. Schauspielerisch durchaus gut besetzt. Damals. Gorky Park. Remember? – “Osborne konnte aber keine weiteren Zeugen gebrauchen“ (Filmhandlung bei wikipedia). Unvergessen. Lee Marvin als Jack Osborne. Damals in Gorky Park. Lange her.

Gorky Park? Maxim-Gorki-Park? Da war doch was? Quasi aktuell. Mehr oder weniger. Und mitnichten nur filmflimmernd.

Eine Nachfrage sei da wohl erlaubt. Vielleicht ist ja aber Carsten Hütter (AfD), Mitglied des Sächsischen Landtages, auch nur ein Filmfan – wie Anthony DiNozzo. Wer weiß …

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Sächsische Matrix? Follow the White Rabbit …?

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(Twitter, 22. November 2016, 13:55 Uhr – Screenshots: O.M.)

“Das Orakel, sie hat mir gesagt …“ (Neo in Matrix).

Post Scriptum – Michael Weatherly alias Tony DiNozzo kann wahrlich nichts dafür.

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(…) Eine andere Überlegung führt uns in die Zeitreisetheorie, vielleicht weiß die AfD-Fraktion Sachsen auch einfach mehr als alle anderen, vielleicht haben sie einen Zeitreisenden in ihren Reihen und es wird in der Zukunft einen Maxim-Gorki Park in Sachsen geben, dann wäre lediglich entweder die Anfrage zu früh gestellt, oder falsch formuliert worden (…) [“Der unbekannte Park“, mimikama.at, 23. November 2016].

Mit Verlaub, Dresdner MoPo …

… manche Aufmacher reißen aber auch auf. Titelseitig. Im Innenteil dann erst recht. Zweiseitig versprochen. Und fast erfüllt. So arschlochmäßig.

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(Titelseite Dresdner Morgenpost, 23. Juni 2016, Ausschnitt – O.M.)

Und bloß, weil der Landtagsabgeordnete Sebastian Scheel (DIE LINKE) im Parlament zu Sachsen sprachzitierte. Sogar mit Ankündigung vorab, wie berichtet wird. Ganz linkisch revolutionär also. Zitiert ward auch zu Ohren des Landtagspräsidenten Matthias Rößler (CDU). Der jetzt selbstbezogen beleidigt spielt. Irgendwie. Ohne Ankündigung. Quasi nicht undogmatisch. Konterrevolutionär?

Wobei sich ein gewisser Joseph Maria Fischer damals im Oktober 1984 – der Farbbeutel inmitten die olivgrüne Gesinnung traf ja erst Jahre später – fast umgehend opportunistisch entschuldigt hat. Einen Tag später. Nicht mehr ganz so plakativ öffentlichkeitsheischend allerdings. Nachdem eben jener – “Mit Verlaub“ – den Bundestagsvizepräsidenten Richard Stücklen (CSU) ein “Arschloch“ hieß. Sprachrevolution für 24 Stunden. Damals. 1984. Frei nach George Orwell? Nie aus dem Gedächtnis der Geschichte gelöscht.

Wenn sich nun Sebastian Scheel mehr oder weniger flugstig – nicht mehr ganz so plakativ öffentlichkeitsheischend – bei Matthias Rößler entschuldigt, wiederholt sich dann Geschichte? Und welche Arschloch-Titelseite spielt dann wohl die Melodei dazu? Ist die morgenpostliche Welt doch noch nicht verloren? Darf die sächsische Menscheit hoffen? Oder bahnt sich etwa politisch eine vorrevolutionäre Situation an? ’Arsch huh, Zäng ussenander’ auf sächsisch? Fragen über Fragen …

Post Scriptum: Mit Verlaub, wer ist eigentlich dieser verniedlichend geheißene Joschka Fischer?

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– Nachschiebsel vom 24. Juni –

Einen Tag später entschuldigt sich Sebastian Scheel für sein in den landesparlamentarischen Raum gewissermaßen unpersonifiziert dahingesagtes Fischer-Arschloch-Zitat zwar nicht, erklärt aber medienseitig: “Das war eine politische Guerilla-Tat“. Da hat wohl jemand die “Episoden aus dem Revolutionskrieg“ von Ernesto Che Guevara gelesen. Und so gar nicht verstanden.

– Nachschiebsel vom 25. Juni –

“(…) Die erbosten Fraktionskollegen von CDU-Mann Rößler – oder von Matthias Erdogan, wie ihn viele Nicht-Freunde angesichts eines oft überpräsidialen Gehabes gern nennen – fordern nun ein hartes Exempel. Frei nach dem Motto: Wer unseren Präsidenten beleidigt, beleidigt das ganze Universum, mindestens. Mit konkreten Sanktionen tut man sich aber vorerst schwer. Denn leider ist es immer noch keine Straftat, Herrn Rößler auch nur mal kurz schief anzuschauen (…) Scheel selber hatte ein Einsehen und gab schnell nach. In einem Radiointerview kurz nach Beginn der Affäre bezeichnete er Matthias Erdo… äh.. Rößler ultimativ und mehrfach als ’Seine Heiligkeit’. Es geht also. Warum nicht gleich so?“ [Gunnar Saft, Kolumne “Sächsisch betrachtet“, Sächsische Zeitung, 25. Juni 2016]

Déjà-vu an der Elbe

Der NPD gelingt erneut der Einzug in den Sächsischen Landtag.

Einen “Volksaufstand“ ähnlich derer von 1953 und 1989 hatte die rechtsextreme Partei in ihrer Wahl-Information “Sachsen Stimme“ für die Landtagswahl beschworen. Schließlich sei jede Stimme für die NPD “eine schallende Ohrfeige für die Herrschenden. Für jeden Nationalen im Landtag fliegt einer der Volksverräter raus!“ In dieses Ziel investierte die NPD nach Darstellung der Jungen Freiheit (JF) in Sachsen 270.000 Euro. Eigenangaben der Partei zufolge wären unter anderem 90.000 Wahlplakate zum Einsatz gebracht worden.

Das parteiintern vorgegebene Wahlziel, die im Jahr 2004 erzielten 9,2 Prozent noch zu verbessern, konnte die NPD am 30. August 2009 letztendlich nicht erreichen. Allerdings gelang der rechtsextremen Partei (Die Reihen licht geschlossen) erstmals in ihrer Geschichte der Wiedereinzug in ein Landesparlament. Sie wird mit acht Abgeordneten auch im 5. Sächsischen Landtag weiterhin vertreten sein. Dem vorläufigen amtlichen Endergebnis nach entfielen auf die NPD 5,6 Prozent der Stimmanteile. Die Wahlbeteiligung in Sachsen lag bei 52,2 Prozent.

Herausragende Resultate verbuchte die NPD beispielsweise mit 11,8 Prozent der Direktstimmen und 10,1 Prozent der Listenstimmen im Wahlkreis 50 (Sächsische Schweiz 2), im Wahlkreis 59 (Löbau-Zittau 1) 9,0 Prozent Direkt- und 8,2 Prozent Listenstimmen, im Wahlkreis 38 (Riesa-Großenhain 2) 8,5 Prozent Direktstimmen und 8,8 Prozent für die Liste, im Wahlkreis 33 (Torgau-Oschatz) 7,8 Prozent Direkt- und 8,3 Prozent Listeanteile sowie im Wahlkreis 56 (Niederschlesische Oberlausitz 1) 8,1 Prozent Direktstimmen und 8,3 Prozent Listenstimmen.

In der Gesprächsrunde des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) bezeichnete Johannes Müller (NPD-Listenplatz 2) die “Individualisierung“ des Wahlkampfes und die “Kraft der Straße“ als Grundlage für den Wiedereinzug in den Landtag. “Ein historischer Tag für die deutsche Rechte“ sei dieser letzte August-Sonntag des Jahres 2009, befand im gleichen Sender später Jürgen W. Gansel (Listenplatz 4). Gegenüber der Nachrichtenagentur DDP erklärte Gansel, dass sich seine Partei “eine Stammwählerschaft erarbeitet hat“. Holger Apfel (Listenplatz 1) verkündete dann am späteren Abend im MDR, die NPD sei nunmehr “in der Mitte des Volkes etabliert“ und betreibe “zunehmend professionalisierte Arbeit“. Dass kurz zuvor eine MDR-Außenreporterin die NPD mit der FDP verwechselt hatte, war da schon nur noch eine Randposse des Wahlabends.

[Dieser Artikel wurde am 31. August 2009 bei Telepolis veröffentlicht.]