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MedienScreen # 193 [Sommerhit 2018? Bella Ciao …]

[Fundstück] Michael Schilling, Rubrik “krieg & frieden“, konkret, 9/2018 –

(…) 2018. Ein Blogwart ruft im Internet den “offiziellen Sommerhit“ aus: “Bella Ciao“. Der Firma GfK Entertainment, die im Auftrag des Bundesverbandes Musikindustrie so was ermittelt, gefällt besonders, dass der Titel “eine eingängige Melodie“ hat und “Urlaubsstimmung verbreitet“.

Bis zum Frühjahr 2018 galt “Bella Ciao“, ursprünglich das Klagelied italienischer Reispflückerinnen, als Hymne der Resistenza. Ihr Text ist einer Frau gewidmet, die einen Partisanen bittet, sie vor den todbringenden Schwarzhemden in die Berge zu bringen, ins Gebiet der Freiheitskämpfer: “O partigiano , portami via, ché mi sento di morir“: Das Video des Sommerhits illustriert die Szene mit “aufgeknöpften Hemden, hochhackigen Schuhen und kurzen Kleidern“. Ein Sommerhit, sagt die Firma, “muss kommerziell sein, muss am Ballermann, auf Abi-Reise und im Club auch nach fünf Bier noch gleichermaßen funktionieren. Bella Ciao im elektronischen Remix erfüllt all diese Kriterien.“ (…)

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[Bella Ciao, Hannes Wader @ YouTube.com]

Ultra-Kunst im SPIEGEL. Weil das Magazin es kann?

Es könnte, angenommen, ein Lückentext als Grundlage gedient haben. In den dann vorgegebene – holzschnittartig urteilende – Begriffe möglichst kunstvoll verquirlt einzufügen waren, günstigstenfalls in einem Halbsatz kulminierend. So schwierig konnte das Unterfangen für die Kulturredaktion des SPIEGEL nicht gewesen sein.

Und so steht in besagtem Nachrichtenmagazin vom 24. Februar dieses Jahres auf einer der Kulturseiten unter der Headline “Fotografie – Ultras für die Oper“ mehr als nur wenig verquast zu lesen …

“… Für ein anderes Plakat fotografierte er [Andreas Mühe] 1200 Fans des Fußballvereins Dynamo Dresden in der Semperoper – und zwar die oft als rechte Hooligans verrufenen Ultras. Wie lassen sich die Vermummten mit klassischer Musik, in diesem Fall mit Giacomo Meyerbeers ’Die Hugenotten’, in Einklang bringen? … Wie passen die Motive, die allesamt irritieren, zusammen? Der Fotograf sagt, die Bilder hätten zu tun ’mit der Zeit, in der wir leben’. Ganz sicher sorgt er dafür, dass nun alle über die Oper reden.“

Offenbar von Ulrike Knöfel (Autorenkürzel uk) verfasst, wurde eine fußballerische Fanszene selten so prägnant undifferenziert dargestellt – quasi Punktlandung in einem Halbsatz. Alle vorverurteilenden Begriffe abgearbeitet, begrifflich leicht verwürfelt sowie noch dazu pseudorelativierend. Wenn das keine tiefer greifende journalistische Sprachkunst ist. Chapeau.

Und bevor “nun alle über die Oper reden“, sei an dieser Stelle erst einmal leise Dank gesagt. Ganz einfach so. Wofür, mag jeder selbst entscheiden.

“Es ist eine phantastische Aufnahme entstanden. Andreas Mühe hat uns drei Motive zur Auswahl gestellt, gemeinsam haben wir uns dann für das Foto entschieden, das wir alle für das stärkste halten“, erklärte Susanne Springer, Leiterin Kommunikation und Marketing der Semperoper. “Die Oper voll mit maskierten Dynamo-Fans, das ist sehr ungewöhnlich. Gleichzeitig ist es eine unglaubliche Chance, diese zwei verschiedenen Kulturen, die vielleicht gar nicht so verschieden sind, auf einem Bild zu vereinen.“

“In diesem Bild steckt viel Energie, es transportiert die Stimmung, die ich auf der Bühne als Beobachter empfunden habe. Vielleicht trifft es auch das Gefühl, wenn ich sage, dass wir die Semperoper an diesem Abend für ein paar Minuten alle zusammen geentert haben. Ohne dabei einen einzigen Kratzer zu hinterlassen“, sagte Fotograf Andreas Mühe. “Es war für mich eine Ehre, dass Ultras Dynamo mir ihr Vertrauen geschenkt und sich einhundertprozentig auf die Arbeit mit mir eingelassen haben.“ [dynamo-dresden.de, 26. Februar 2018 (500 Internal Server Error)].

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[DynamoTV, YouTube.com, 12. März 2018]

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heute-show, AfD … und n-tv

Nein, über körperliche Unzulänglichkeiten werden journalistisch generell keine Witze gemacht. Auch Namenswitze sind in der Regel bei der schreibenden Zunft verpönt.

Allerdings kann journalistisch anderweitig – beispielsweise wie ein wenig zeitreisend – durchaus andeutungsvoll witziges versucht werden, einfach mal so …

(n-tv, Screenshots: O.M.)

… was politische Witze ja nun nicht unbedingt ausschließt.

Werte Praktikantin/werter Praktikant bei nt-tv Der Nachrichtensender – am Freitag Abend etwas besseres vorgehabt? Fürsorglich nachfragen wird ja noch erlaubt sein.

Post Scriptum –

Post Post Scriptum –

(Screenshots Twitter: O.M.)

Post Post Post Scriptum –

Die Dummheit der “heute-Show“ und der Fanatismus der AfD (Stefan Niggemeier, uebermedien.de, 6. Februar 2018).

Post Post Post Post Scriptum –

[ZDF heute-show, YouTube.com, 16. Februar 2018]