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Hüpf-Verbot. Wort des Jahres?

Zeitgeschichte. Zum Nachlesen. Und ja nicht hüpfen dabei …

“(…) Das Hüpfen der Fans in der Magdeburger MDCC-Arena schadet dem Bauwerk stärker als bislang angenommen. Das geht aus ersten Ergebnissen einer baudynamischen Untersuchung hervor (…) Der unmissverständliche Appell der Landeshauptstadt als Eigentümerin des Stadions lautet daher: Fans, bitte unterlasst das Hüpfen auf den Rängen! (…)“ [Ottostadt Magdeburg, magdeburg.de, 22. November 2016].

“Die Durchführung der Heimspiele des 1. FC Magdeburg in der MDCC-Arena sind nur unter Gewährleistung der Sicherheit für die anwesenden Fans und Zuschauer möglich – dies genießt oberste Priorität für alle Vereinsverantwortlichen. Hüpfen ist seit jeher Teil der mannigfaltigen Fankultur von allen blau-weißen Anhängern (…) Als Maßnahme, ein generelles Hüpfverbot in den Blöcken bzw. auf den Tribünen auszusprechen, ist für ein Heimspiel mit tausenden Fans bzw. Zuschauern nicht umsetzbar“ [Mario Kallnik, Geschäftsführer 1. FC Magdeburg Stadion- und Sportmarketing GmbH, fanzeit.de, 24. November 2016].

“(…) Die Stadt Magdeburg hat dem 1. FC Magdeburg eine Nutzungsuntersagungsverfügung zugestellt, die einen Zuschauerausschluss aller Fans beim kommenden Sachsen-Anhalt Derby zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem Halleschen FC bewirkt (…)“ [faszination-fankurve.de, 24. November 2016].

“(…) Ausgerechnet jetzt, zwei Tage vor dem Heimspiel gegen den Halleschen FC wird diese Entscheidung getroffen? Was für ein Zufall! Dass es statische Probleme im Magdeburger Stadion gibt, wurde bereits vor geraumer Zeit bekannt. Die ganze Hüpferei soll nach Angaben die erwartete Lebensdauer der Tribünen mächtig verkürzen. Dass plötzlich die Zuschauer komplett ausgeschlossen werden müssen – das kommt dann doch sehr aus der Kalten. Und das genau zum Zeitpunkt, in dem durchsickerte, dass wohl doch etliche HFC-Fans sich auf dem Weg machen würden, um ihre Mannschaft in Magdeburg zu unterstützen. Bekannt wurde auch, dass die Magdeburger ’Freunde der dritten Halbzeit’ nichts von der ’Weichspülerei’ der beiden Ultra-Gruppierungen halten und beim Rückspiel in Halle dabei sein werden. Zwischen den Zeilen konnte somit entnommen werden, dass auch beim Heimspiel gegen den Erzrivalen mit voller Kapelle zu rechnen sei (…)

Mag alles Zufall sein. Gut möglich, dass aktuelle Gutachten ergeben, dass es wirklich nötig ist, die Ränge leer zu lassen und weitere Untersuchungen anzustellen. Dass viele FCM-Fans skeptisch sind, ist indes völlig verständlich. So meinte ein User unter dem entsprechenden Facebook-Eintrag des 1. FCM: ’Wenn man konsequent sein will müssten wir für alle weiteren Spiele ausgesperrt werden bis es baulich nachgebessert wurde. Wenn ihr aber das Stadion nach dem HFC Spiel wieder ganz normal öffnet ist es nen Faustschlag ins Gesicht!!’ Andere fragen ganz einfach: ’Wer soll euch das glauben?’ Sei es, wie es sei. Der Zufall spottet jeder Beschreibung. Das Heimspiel gegen den HFC birgt nach dem Tod von Hannes enorme Brisanz – und zwei Tage vor der Austragung platzt solch eine Meldung herein. Warum nicht vor einer Woche? Weshalb dermaßen kurzfristig?

Vor allem muss jedoch gefragt werden: Was für ein Stadion wurde gebaut? Wurde das Stadion einst für ein reines Popcorn-Klatschpappen-Publikum konzipiert? Bei aller Liebe, aber Ränge in einem Stadion müssen in der Berechnung stets viel Luft nach oben haben. Man muss mit rechnen, dass gewippt, gesprungen, getrampelt und gerannt wird. Gerade das rhythmische Wippen in einem Stadion ist ein verdammt alter Hut und keine neue Erfindung der Magdeburger Fußballfreunde (…)“

Hüpf-Verbot in Magdeburg. Nicht ohne weiteres umsetzbar, wird in der Pressemitteilung erklärt. Also wie weiter? Es dürfte spannend werden. Ein schriftliches Gutachten eines Ingenieurbüros steht noch aus. Wenn dieses kommt, wissen wir allesamt mehr. Wenn es dann heißt, na okay, das Stadion wird das Wippen schon verkraften, zumindest für die kommenden zehn Jahre, wird der Aufschrei groß sein. Weshalb die Sperre ausgerechnet beim brisanten Heimspiel gegen Halle? (…)“ [Marco Bertram, turus.net, 24. November 2016].

“(…) Beim Derby zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem Halleschen FC am Sonnabend werden nun doch Zuschauer in die MDCC-Arena gelassen. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs zwischen der Stadt Magdeburg, dem Verein und Fanvertretern. Die Fanvertreter sagten zu, dass sie Hüpfaktionen unterbinden wollen.

Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper hatte sich zuvor schon zuversichtlich gezeigt, dass das Derby doch vor Zuschauern ausgetragen werden kann (…)

Trümper appellierte im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT an die Fußballfans, Rücksicht zu nehmen. Es gebe nun mal eine Tribüne, die nicht dafür ausgelegt sei, dass dort stundenlang rhythmisch gehüpft werde. Das sollten alle beachten und zeigen, dass in Magdeburg vernünftig Fußball gespielt werden könne (…)“ [mdr.de, 25. November 2016, 14:59 Uhr].

Whatever.

Der Anstoß zur Begegnung 1. FC Magdeburg vs. Hallescher FC anlässlich des diessaisonalen 16. Spieltags in der 3. Liga soll am 26. November um 14 Uhr auf dem Rasen im Ernst-Grube-Stadion erfolgen.

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(Ernst-Grube-Stadion, 19. August 2007 – Foto: dehli-news.de)

Post Scriptum – Und nicht hüpfen nicht vergessen.

Honi soit qui mal y pense.

Aggressive “Spontandemo“ gegen Stadtoberhaupt

Magdeburg. “Wollt Ihr uns schikanieren, lehren wir Euch Manieren“ – Vor dem Privathaus von Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) marschierten am Abend des 16. Januar Rechtsextremisten auf.

Nach Polizeiangaben waren es “23 bekannte ’lokale Größen’ aus der rechten Szene“ der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt, die vor dem Anwesen des Oberbürgermeisters gegen die Entfernung eines ihrer Gesinnung Ausdruck verleihenden Kranzes auf dem Westfriedhof zum vorgeblichen Gedenken an die Bombenopfer des zweiten Weltkrieges protestierten. Kurz nach der zentralen Gedenkfeier am Nachmittag des Tages anlässlich der Zerstörung Magdeburgs durch alliierte Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg war ein Kranz der rechtsextremen Gruppierung “Initiative gegen das Vergessen“ auf Anweisung Trümpers durch das städtische Ordnungsamt vom Friedhof entfernt worden. Einen Seiteneingang des Westfriedhofes nutzend, war es Medienberichten zufolge der rechtsextremen Gruppe möglich gewesen, ihren Kranz mit der Aufschrift “Unsere Mauern brechen, unsere Herzen nicht“ an der Gedenkstelle abzulegen.

Die von den Rechtsextremisten als “Spontandemo“ deklarierte Versammlung vor dem Haus von Lutz Trümper wurde von der Polizei aufgelöst, die Demonstrationsteilnehmer erhielten Platzverweise. Wie die Nachrichtenagentur ddp berichtet, seien Plakate mit Losungen “Wollt Ihr uns schikanieren, lehren wir Euch Manieren“ und “Jedes System kann man abschalten“ konfisziert worden. Gegen das Versammlungsrecht hätten die Demonstranten nicht verstoßen, so ein Polizeisprecher. Hingegen würde nunmehr wegen Beleidigung ermittelt, da vor Ort “aggressive Sprüche gegen Trümper“ zu vernehmen gewesen sein sollen. Die Magdeburger Volksstimme berichtet in diesem Zusammenhang von der skandierten Parole “Trümper und Deine Bande, Ihr seid für Deutschland eine Schande“.

Der SPD-Politiker erklärte nach dem Vorfall, seine Privatsphäre sei in unverschämter Weise verletzt worden, um politische Botschaften zu verkünden. Zugleich bekundete Lutz Trümper, dass er sich von den Anfeindungen nicht einschüchtern ließe. Wie MDR 1 RADIO SACHSEN-ANHALT berichtet, zeigen sich im Nachgang der jüngsten – allerdings nicht unbedingt neuen – Magdeburger Ereignisse mittlerweile alle Parteien empört und sprechen gleichzeitig erst nunmehr “von einer neuen Qualität von rechtsextremen Aktionen“. Die sich so bezeichnenden “Nationalen Sozialisten Magdeburg“ verkündeten derweil auf ihrer Homepage im Originalton, “(…) überall dort wo ihr uns am wenigsten erwartet da werden wir zur Stelle sein und unserem Protest Ausdruck verleihen“.

[Dieser Artikel wurde am 17. Januar 2007 bei redok veröffentlicht.]