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’Die Welt’ erklärt die ostdeutsche Provinz Dresden

Nein, als Posse ist das Schriftstück aus der Reihe “Ein paar Blitzbesuche in den deutschen Provinzen“ mitnichten deklariert, ebenso wenig als persönlich journalistische Kommentierung, aber eilfertig unter der Headline ’Kultur im Wahlkreis’ ankündigt – “Was gibt es dort zu sehen, zu lesen oder zu hören, wo die Spitzenkandidaten der Parteien antreten?“ Beispielsweise mit dem Flugzeug über Dresden einschwebend und die Stadt “von oben wie ein bürgerliches Paradies“ sehend?

Den Wahlkreis einer durchaus bekannten Linken-Politikerin kann der Überflieger aber “auch von unten aus betrachten, aus der Sicht ihrer Partei. Dann ist die eindrucksvollste Sehenswürdigkeit das Glücksgas-Stadion, malerisch gelegen zwischen Blüherpark und Großem Garten“.

Ja, der Aufgalopp ist mies und wird auch nicht unbedingt besser – befindet sich im weiteren Verlauf dann eher in einem quasi qualitativ freien Fall aus dem Überfliegerflugzeug nach ganz weit unten.

So empfiehlt ein für DIE WELT tätiger Michael Pilz den Besuch des Dresdner Stadions “wenn Dynamo Dresden auftritt und sich der Zweckbau vorwiegend mit Eingeborenen füllt“. ’Eingeborene’ liest sich gut – Chapeau!

An dieser Stelle erlauben wir uns dann aber doch erst einmal vorsichtshalber, kurz den Terminus ’Ostdeutsche Neger’ zu googlen, mit ungefähr 442.000 Ergebnissen in nur 0,33 Sekunden. ’Eingeborene Dresden’ kommt bei der Suche in ähnlicher Zeit auf rund 394.000 Fundstücke – erstaunlich, Herr Pilz; gut recherchiert! Aber wie schaut es mit ’Eingeborener ostdeutscher Neger’ aus?

Ach ja – “Wer ihre Stadt [also die der elbflorentinischen Ost-Sachsen-Eingeborenen-Neger] verstehen möchte, muss Veit Pätzug lesen“, meint Michael Pilz …

“Es sind Heldensagen aus der Zeit der DDR, der Wende und des Widerstands gegen den Westen. In den widerlichsten kommen Nazis vor und Mitmenschen zu Schaden.“

… bezieht sich allerdings dabei fast völlig orientierungslos und zudem auch noch hilflos scheinend auf Pätzug und unterschlägt mehr, als der geneigten Leserin oder dem geneigten Leser von Veit Pätzugs bisherigen Gesamt-Werken bekannt ist – eine reine Zumutung durch Meisterchen Pilz.

Ob es “Unter den Türmen von Dresden“ noch billiger geht? Oh ja, Michael Pilz scheint durchaus investigativ auf der Pirsch gewesen zu sein –

“… Verkürzt gesagt: Der Westfußball gehört den Geldgebern, der Ostfußball den Fans. Die haben ihn erhalten und Dynamo auch nach Meuselwitz begleitet. Gern erschrecken sie den Westen, indem sie sich aufführen wie Söldnerhorden und verwerfliche Parolen brüllen …“

Fast schon beängstigend, wie da jemand seine offenbar losen Latten am Zaun öffentlich so darstellt wie “Unter den Türmen von Dresden“.

Investigativer als investigativ schließt dann das Pamphlet. “(…) Im Stadion führt die linke ’Elb-Kaida’ ihre Massenchoreografien auf und sorgt für Feuerwerk. Empfehlenswert sind auch die Bismarck-Semmeln.“ – Nur wo im Rudolf-Harbig-Stadion gäbe es die aktuell noch? Und wenn, dann keinesfalls mit Ihnen, Herr Michael Pilz.

(…) Eh’ schwarzer Neger, des au’ noch (…) –

[Dieser Artikel wurde am 25. August 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]