Genau so stetig wie die Ostsee tagein und tagaus an den Strand plätschert, versiegen die aktuellen Insolvenz-Schlagzeilen um den FC Hansa Rostock nicht – im Gegenteil.
Der Finanzausschuss der Stadt Rostock lehnte am 24. April mit deutlicher Mehrheit einen fiskalischen ’Rettungsschirm’ für Hansa ab. Gleichfalls will auch das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern dem hochverschuldeten Fußballclub zumindest nicht direkt unter die Arme greifen. Ein verordneter Zwangsabstieg in die Regionalliga wäre die unausweichliche Folge, schlimmstenfalls sogar in die Oberliga. Nach Darstellung des SID habe der Verein insgesamt Verbindlichkeiten von knapp 16 Millionen Euro. Zwischenzeitlich initiierten Rostocker Fans verschiedene Aktionen, um ihrem Club direkt und auch symbolisch beizustehen (FC Hansa Rostock: Abstieg? Insolvenz? Wie weiter?).
Unterdessen resümierte eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die Hansas Sanierungskonzept begutachtet hat, dass zu einer dauerhaften Rettung des FC Hansa Rostock der Verkauf des eigenen Stadions grundlegend wäre. Der Prüfbericht, aus dem die Ostseezeitung zitiert, geht davon aus, dass der Traditionsverein von der Ostseeküste seine derzeitige Liquidität mit Krediten in Höhe von 2,6 Millionen Euro sichert. “Die Schulden des Vereins bezifferten die Experten auf 8,5 Millionen Euro“ (ndr.de).
Zunächst allerdings müsste aber die Stadt Rostock dem Hilfspaket für Hansa zustimmen, denn nur dann wäre ein Schuldenschnitt möglich. “Das von der Stadt zu stemmende Paket beinhaltet außer dem Teilerlass der 680.000 Euro Steuerschulden den Ankauf eines in Hansa-Besitz befindlichen Sportgeländes im Wert von 530.000 Euro und 750.000 Euro Zuschuss“ (DPA).
Offener Brief der Mitarbeiter des F.C. Hansa Rostock e.V. und der Ostseestadion GmbH & Co. KG an die Rostocker Bürgerschaft –
Sehr geehrte Damen und Herren der Rostocker Bürgerschaft,
die Mitarbeiter des F.C. Hansa Rostock e.V. und der Ostseestadion GmbH & Co. KG haben mit Enttäuschung zur Kenntnis genommen, dass der Finanzausschuss der Bürgerschaft der Hansestadt Rostock das Maßnahmenpaket zum Fortbestand des Vereines leider abgelehnt hat.
Hiermit möchten die Mitarbeiter des F.C. Hansa Rostock e.V. und der Ostseestadion GmbH & Co. KG die Bürgerschaft der Hansestadt Rostock herzlich darum bitten, das Sanierungskonzept zu unterstützen und sich persönlich für die Finanzierungshilfe einzusetzen.
Lassen Sie uns nicht fallen und unterstützen Sie uns in dieser Notsituation. Der F.C. Hansa Rostock e.V. ist mit seiner 47jährigen Clubgeschichte ein wichtiger Imageträger der Stadt und der Region und eine DER Marken unseres Landes Mecklenburg-Vorpommern. Hansa ist auch ein enormer Wirtschaftsfaktor für die Hansestadt Rostock und engagiert sich zudem auch im sozialen Bereich sehr stark (…)
Es geht darum, den Fußballstandort Rostock zu erhalten. Kein Veranstaltungsort oder Verein im Land zieht so viele Menschen aus unserer Region und darüber hinaus an, die sich mit einem überregionalen Aushängeschild identifizieren. Nicht zuletzt geht es auch um direkte, wie indirekte Arbeitsplätze.
Wir sind der festen Überzeugung, dass der F.C. Hansa Rostock e.V. mit Ihrer Unterstützung und auch der Unterstützung unserer Mitglieder, Fans und Sponsoren auf dem richtigen Weg ist, den Verein zu sanieren.
Wir bitten Sie, diesen Brief an möglichst viele Empfänger weiterzuleiten und in den Fraktionen zu verteilen. Vielen Dank!
Mit freundlichen Grüßen
Die Mitarbeiter des F.C. Hansa Rostock e.V. und der Ostseestadion GmbH & Co. KG
Derweil soll die eigentlich bislang für den 9. Mai geplante Abstimmung der Bürgerschaft Rostock für eine allein thematische Sondersitzung um eine Woche verschoben werden. Unterstellt angestrebte Planungssicherheit für einen sich in sehr schwerem Fahrwasser befindlichen Fußballverein kann auch anders aussehen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
[Dieser Artikel wurde am 5. Mai 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]