Pyrometer: Liste der Sanktionen des DFB

Fußball war früher emotionaler? Fußball war früher ehrlicher? Fußball war früher direkter, auf dem Rasen, auch auf den Rängen und rund um das Stadion? Fußball war früher – weniger überwacht, jedenfalls die Fans jedweder Provenienz. So jedenfalls geht die Mär der Geschichte, wie auch immer.

Datiert die Entdeckung des Feuers durch den Menschen eigentlich vor oder nach der Einführung des werbetechnisch wie auch immer umrahmt beschallten Eckballs auf fußballerischen Rasenflächen? Mit Bällen, Licht und Feuer sowie zuweilen anderen Dingen spielt die Menschheit schon länger …

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(Foto: O.M.)

’Es war Pflicht, jedem zu gestatten, an seinem Feuer sich selbst Feuer anzuzünden’ – Besagtes “Vom Feuer Feuer“ wird dem römischen Redner und Staatsmann Marcus Tullius Cicero (106 – 43 v. Christi) zugeschrieben.

Kurzer Exkurs, wenig Sinn? Doch schließlich entfachen aber gerade in der Neuzeit Feuer und Rauch auf den Rängen der Fußballstadien dieser Republik immer wieder Diskussionen um lichternde Fackeln. Für die Einen ist es quasi Teufelswerk, für die Anderen gewissermaßen Ausdruck ihrer Emotionen. Die Medien als solche wiederum schwanken in ihren dahingehenden Berichterstattungen zwischen ausschweifend verbaler Verteufelung und durchaus gar nicht so ablehnend kommentierten Bildern – “Die Union-Fans feierten mit bengalischen Feuern den Pokal-Auswärtssieg in Osnabrück“ (Dresdner Morgenpost, 27. September), so eine der zeitgeschichtlich letzten Kommentierungen des medialen Bereichs über pyrotechnische Empathie.

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es allerdings eine Gewaltenteilung, bei der die Medien zwar gern einmal als so genannte ’vierte Gewalt’ bezeichnet werden, aber letztendlich schreiben können, was ihnen lieb ist – nämlich, ob nun Pyrotechnik ein Verbrechen oder ein ansehnliches Spektakel ist, whatever.

Aber – apropos Gewaltenteilung – es gibt da ja auch noch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) – als wievielte Gewalt im Staate eigentlich? -, der das alles wiederum gar nicht lustig leuchtend findet, was da so leuchtet und wie zuweilen darüber berichtet wird. Und es gibt ja schließlich Gesetze und DFB-Richtlinien, an denen kein Bengalo-Feuer und farbiger Rauch vorbei kommen sollen, nicht einmal kontrolliert.

“Früher litten wir an Verbrechen, heute an Gesetzen“ (Tacitus, römischer Historiker und Politiker, um 55 n. Christi).

Der DFB als solcher erfüllt seine neuzeitlich gesetzliche Aufgabe – als wievielte Gewalt im Staate eigentlich? – aktuell vermutlich dadurch, dass er gemäß seinen starren Richtlinien gegen emotionales Feuer und den Rauch vorgeht, irgendwie jedenfalls scheint es. Die Historie um die angeblich konstruktiven Gesprächsrunden mit Initiativen wie beispielsweise Pyrotechnik legalisieren oder der Aktion 12:12 kann aus dem so genannten Rundordner der Geschichte ruhig noch einmal hervor geholt und nachgelesen werden.

“Öl ins Feuer gießen, ist gar nicht so dumm, meinte der Brandstifter“ (Walter Ludin, Schweizer Journalist, Redakteur, Aphoristiker und Buchautor).

Also sanktioniert der DFB – als wievielte Gewalt im Staate und im Dialog mit wem eigentlich? – ungestört weiter vor sich hin, zuweilen willkürlich, fallweise noch willkürlicher; unwillkürlich eher selten, so scheint es jedenfalls mitunter.

Die Internetpräsenz von Pyrometer listet seit geraumer Zeit schon “eine Übersicht aller Strafen, die der DFB für die Benutzung von Pyrotechnik und Böllern beziehungsweise Knallkörpern ausgesprochen hat“. Gleichfalls erwähnt werden auch verhängte Strafen für beispielsweise betitelte Platzstürme oder so genannte Flitzer. Die archivierten Jahrgänge bei Pyrometer sind nach Höhe der Strafe, Verein, Ligazugehörigkeit und Art des Vorwurfes jeweils sortierbar.

Auf Pyrometer kann sich die geneigte Leserin und der geneigte Leser jedenfalls also selbst ein Bild machen – “Quelle der Daten ist die Website des DFB“.

[Dieser Artikel wurde am 28. September 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]