War das am 8. Spieltag in der 2. Bundesliga bei der Begegnung Eintracht Frankfurt gegen FC Hansa Rostock nun die ganz eigene Antwort der Rostocker Anhänger auf den seitens des DFB und der DFL quasi eingestellten Dialog hinsichtlich der Kampagne Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren? Sollte das Geschehen im Frankfurter Stadion eine wie auch immer zu interpretierende Zeichensetzung im Heimbereich der selbsternannten Randale-Meister 2011 sein? Oder passierte das einfach nur, weil es bei Rostocker Auswärtsauftritten mehr als hin und wieder schon öfters loderte und rauchte?
Durch das massive Abbrennen von Pyrotechnik haben Fans von Hansa Rostock für eine Spielverzögerung gesorgt. Zu Beginn der zweiten Halbzeit der Zweitliga-Partie bei Eintracht Frankfurt musste die Begegnung fünf Minuten später als geplant fortgesetzt werden. Die Hansa-Anhänger hatten bengalische Feuer gezündet und Leuchtraketen auf das Spielfeld abgefeuert. [spiegel.de, 16. September]
Fast reflexartig pulsierte nach den Geschehnissen die verbal pyrotechnische Pro- und Kontra-Diskussion innerhalb und außerhalb der Fan-Szene seismografisch nach oben. Der Hansa-Rostock-Thread im Ultras.ws-Forum wurde aufgrund von teilweise ausufernd qualitativ unterirdischen Beiträgen vorübergehend geschlossen (“Gute Nacht – Finster, was hier einige vom Stapel lassen“).
Noch am Abend des 16. September verurteilte der Vorstand des FC Hansa Rostock die Vorkommnisse zu Beginn der zweiten Halbzeit in Frankfurt: “Leider vergessen die Fans, die dafür verantwortlich sind, welchen Schaden sie mit dem Einsatz von Pyrotechnik ihrem Verein zufügen und welcher Gefahr sie andere Menschen aussetzen. Wir werden die zuständigen Behörden in vollem Umfang bei der Aufklärung und Strafverfolgung mit aller Konsequenz und den dafür nötigen Mitteln unterstützen.“ [fc-hansa.de, 21:20 Uhr]
Wie das Polizeipräsidium Frankfurt/Main dann gegen Mitternacht zusammenfassend mitteilte, trafen nach Spielende “am Bahnhof Stadion kurzfristig mehrere Personen beider Fanlager aufeinander, in dessen Zusammenhang erneut zahlreich Pyrotechnik auf beiden Seiten gezündet wurde. Der Polizei gelang es mit starken Kräften beide Parteien zu trennen. Hierbei musste der Schlagstock sowie Pfefferspray eingesetzt werden“. Weiterhin habe es vor dem Spiel im Zusammenhang mit der Anreise des Rostocker Anhangs den Versuch gegeben, zwei Polizeifahrzeuge in Brand zu setzen Insgesamt seien am 16. September 24 Personen zur Identitätsfeststellung vorübergehend in Gewahrsam genommen worden.
Die Nachwehen der Frankfurter Aufführung dürften allerdings genau so reflexartig ausfallen, wie nunmehr die Diskussion um Pyrotechnik in bundesdeutschen Stadien erneut aufgeflammt ist: Ermittlungen, Schuldzuweisungen, Distanzierungen, Geldstrafen, Geisterspiel(e) – und der vielzitierte vormalige Dialog zwischen DFB, DFL und den bis dato involvierten Ultraguppierungen dürfte nicht nur noch kühler werden, sondern wahrscheinlich längerfristig im Frostfach der Geschichte vor sich hin frieren.
[Dieser Artikel wurde am 17. September 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]