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MedienScreen # 48 [Fragile digitale Welt 4.0]

[Fundstück] Frank Rieger, “Jeder ist angreifbar“, DER SPIEGEL, 19. September 2015 –

(…) Die Angreifbarkeit digitaler Systeme ist kein Naturgesetz. Sie beruht ganz einfach auf schlecht geschriebener Software. Wer programmiert, macht Fehler. Es ist kein Hexenwerk, diese Fehler zu verhindern oder Schwachstellen, die durch sie verursacht wurden. Es ist nur teuer und aufwendig (…)

Ein Vater der modernen Science-Fiction, Arthur C. Clarke, hat das Phänomen des allgemeinen Desinteresses an den Details der technisierten Welt mit den Worten beschrieben: “Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“ (…)

Wenn wir uns die globale Informationsstruktur als ein Gewirr von Druckwasserleitungen vorstellen, dann sind Techniker rund um die Uhr damit beschäftigt, sie zu flicken. Es spritzt an allen möglichen Stellen heraus, aber es gibt nur Heftpflaster für die Leckstellen. Die Heftpflaster sind das, was man heute als “IT-Sicherheitstechnologien“ angeboten bekommt. Und am Ende geht es den Verkäufern von Sicherheitssoftware nur darum, dass sie die Rohre wenigstens ein Weilchen halbwegs dicht halten – und mit möglichst innovativen Heftpflastern Geld verdienen.

Diese De-facto-Kapitulation der IT-Sicherheit ist für niemanden in der Branche ein Geheimnis (…)

Das Internet der Dinge und die Industrie 4.0 böten jetzt die einmalige Chance, den notwendigen grundlegenden Umbau der digitalen Technologien in Angriff zu nehmen (…) Jetzt etwas langsamer, aber solider voranzuschreiten ist möglich, und es wäre langfristig der bessere Weg. Sonst werden wir in zehn Jahren konstatieren müssen, dass es zwar viele neue, magisch anmutende vernetzte Dinge gibt, dass sie aber leider unter den bunten Oberflächen stinkend-schleimig sind (…)