Archiv der Kategorie: Anno 2012

MedienScreen # 20 [Argusaugen des DFB?]

[Fundstück] ’Meine Meinung’ von Nordfried Hönig, “Sind auch vorm DFB alle gleich?“, Dresdner Morgenpost, 7. Mai 2012 –

(…) Die Bundesliga-Saison ist seit gestern Geschichte und um die schönste Nebensache der Welt, den Fußball, wird es für kurze Zeit ruhiger.

Was haben wir erlebt? Spiele mit großer Leidenschaft und voller Spannung (…)

Und die echten, leider auch die falschen Fans haben wieder Fußball-Geschichte geschrieben. Dynamo Dresden wurde wegen schwerer Ausschreitungen beim Pokalspiel in Dortmund zur Kasse gebeten. Der DFB griff ungewohnt hart durch (…)

Dafür gab es beim Abstiegskracher des 1. FC Köln wieder Bilder, die irgendwie an das unrühmliche Dynamospiel erinnerten: Tribünen voller Rauch, Polizei auf dem Rasen und Spieler, die aus Angst um ihre Gesundheit vor sogenannten in die Kabine flüchteten.

Ich bin gespannt, wie der DFB reagieren wird. Ob ein reicher Klub mit Nationalspielern und Fußballverbands-Lobby genauso hart bestraft werden wird wie Dynamo? Muss wohl! Es geht hier um Glaubwürdigkeit des Verbandes, um gewaltfreien Sport und die schönste Nebensache der Welt (…)

[Dieser Beitrag wurde am 7. Mai 2012 bei Ostfussball.com publiziert.]

FC Hansa Rostock: Rettungsschirmchen in Sicht?

Genau so stetig wie die Ostsee tagein und tagaus an den Strand plätschert, versiegen die aktuellen Insolvenz-Schlagzeilen um den FC Hansa Rostock nicht – im Gegenteil.

Der Finanzausschuss der Stadt Rostock lehnte am 24. April mit deutlicher Mehrheit einen fiskalischen ’Rettungsschirm’ für Hansa ab. Gleichfalls will auch das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern dem hochverschuldeten Fußballclub zumindest nicht direkt unter die Arme greifen. Ein verordneter Zwangsabstieg in die Regionalliga wäre die unausweichliche Folge, schlimmstenfalls sogar in die Oberliga. Nach Darstellung des SID habe der Verein insgesamt Verbindlichkeiten von knapp 16 Millionen Euro. Zwischenzeitlich initiierten Rostocker Fans verschiedene Aktionen, um ihrem Club direkt und auch symbolisch beizustehen (FC Hansa Rostock: Abstieg? Insolvenz? Wie weiter?).

Unterdessen resümierte eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die Hansas Sanierungskonzept begutachtet hat, dass zu einer dauerhaften Rettung des FC Hansa Rostock der Verkauf des eigenen Stadions grundlegend wäre. Der Prüfbericht, aus dem die Ostseezeitung zitiert, geht davon aus, dass der Traditionsverein von der Ostseeküste seine derzeitige Liquidität mit Krediten in Höhe von 2,6 Millionen Euro sichert. “Die Schulden des Vereins bezifferten die Experten auf 8,5 Millionen Euro“ (ndr.de).

Zunächst allerdings müsste aber die Stadt Rostock dem Hilfspaket für Hansa zustimmen, denn nur dann wäre ein Schuldenschnitt möglich. “Das von der Stadt zu stemmende Paket beinhaltet außer dem Teilerlass der 680.000 Euro Steuerschulden den Ankauf eines in Hansa-Besitz befindlichen Sportgeländes im Wert von 530.000 Euro und 750.000 Euro Zuschuss“ (DPA).

Offener Brief der Mitarbeiter des F.C. Hansa Rostock e.V. und der Ostseestadion GmbH & Co. KG an die Rostocker Bürgerschaft

Sehr geehrte Damen und Herren der Rostocker Bürgerschaft,

die Mitarbeiter des F.C. Hansa Rostock e.V. und der Ostseestadion GmbH & Co. KG haben mit Enttäuschung zur Kenntnis genommen, dass der Finanzausschuss der Bürgerschaft der Hansestadt Rostock das Maßnahmenpaket zum Fortbestand des Vereines leider abgelehnt hat.

Hiermit möchten die Mitarbeiter des F.C. Hansa Rostock e.V. und der Ostseestadion GmbH & Co. KG die Bürgerschaft der Hansestadt Rostock herzlich darum bitten, das Sanierungskonzept zu unterstützen und sich persönlich für die Finanzierungshilfe einzusetzen.

Lassen Sie uns nicht fallen und unterstützen Sie uns in dieser Notsituation. Der F.C. Hansa Rostock e.V. ist mit seiner 47jährigen Clubgeschichte ein wichtiger Imageträger der Stadt und der Region und eine DER Marken unseres Landes Mecklenburg-Vorpommern. Hansa ist auch ein enormer Wirtschaftsfaktor für die Hansestadt Rostock und engagiert sich zudem auch im sozialen Bereich sehr stark (…)

Es geht darum, den Fußballstandort Rostock zu erhalten. Kein Veranstaltungsort oder Verein im Land zieht so viele Menschen aus unserer Region und darüber hinaus an, die sich mit einem überregionalen Aushängeschild identifizieren. Nicht zuletzt geht es auch um direkte, wie indirekte Arbeitsplätze.

Wir sind der festen Überzeugung, dass der F.C. Hansa Rostock e.V. mit Ihrer Unterstützung und auch der Unterstützung unserer Mitglieder, Fans und Sponsoren auf dem richtigen Weg ist, den Verein zu sanieren.

Wir bitten Sie, diesen Brief an möglichst viele Empfänger weiterzuleiten und in den Fraktionen zu verteilen. Vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen
Die Mitarbeiter des F.C. Hansa Rostock e.V. und der Ostseestadion GmbH & Co. KG

Derweil soll die eigentlich bislang für den 9. Mai geplante Abstimmung der Bürgerschaft Rostock für eine allein thematische Sondersitzung um eine Woche verschoben werden. Unterstellt angestrebte Planungssicherheit für einen sich in sehr schwerem Fahrwasser befindlichen Fußballverein kann auch anders aussehen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

[Dieser Artikel wurde am 5. Mai 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Sportschau: Tor des Monats April – aus dem Osten?

Auch für das Tor des Monats aus dem April dieses Jahres sind in der entsprechenden Rubrik der Sportschau (ARD) wie üblich wieder fünf Spieler mit ihren mehr oder weniger spektakulären Torerfolgen nominiert.

In durchaus prominenter Gesellschaft befindet sich unter den Nominierten Mickael Poté von der SG Dynamo Dresden. Poté erzielte am 7. April im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion mit einem Fallrückzieher in der 22. Spielminute das zwischenzeitliche 1:0 gegen Eintracht Braunschweig. Die Begegnung am 29. Spieltag der 2. Liga endete schließlich mit einem 2:2-Unentschieden.

Zusammenfassung der Partie (ARD) –

Mickael Poté selbst bezeichnete diesen Treffer – abgesehen von der Freude über die Nominierung zum Tor des Monats – als einen der schönsten in seiner bisherigen Fußballerkarriere.

Weiterhin wurden von der ARD-Sportschau aktuell nominiert: Robert Lewandowski (Borussia Dortmund), Raul (FC Schalke 04), Julian Derstroff (1. FC Kaiserslautern) sowie René Wessels (SV Meppen).

Unter sportschau.de kann über das Tor des Monats April 2012 noch bis zum 16. Mai (24 Uhr) abgestimmt werden.

[Dieser Artikel wurde am 4. Mai 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

MedienScreen # 19 [Red Bull, Gefahr für den Fußball]

[Fundstück] “Die Dose der Pandora“, 11freunde.de, 27. April 2012 –

(…) Eigentlich dürfte es diesen Klub gar nicht geben. Jedenfalls dann nicht, wenn sich die Fußballverbände an ihre Regeln halten würden. Als RB Leipzig am 8. August 2009 zum ersten Spiel seiner Vereinsgeschichte gegen die zweite Mannschaft von Carl Zeiss Jena antrat, war das noch so. Damals hatte der Sächsische Fußball-Verband (SFV) alle Entwürfe für das Vereinsemblem abgelehnt, weil es dem Markenzeichen des Konzerns zu ähnlich war. Denn genau das verbietet die Satzung des Verbandes, in § 12 heißt es: “Änderungen, Ergänzungen oder Neugebung von Vereinsnamen und Vereinszeichen zum Zwecke der Werbung sind unzulässig.“ Das gilt nicht nur in Sachsen, sondern im gesamten deutschen Fußball. § 15 der Satzung des Deutschen Fußball-Bundes benutzt die exakt gleiche Formulierung, und auch für die Deutsche Fußball Liga ist sie verbindlich.

Ausnahmen von der Regel gibt es nur dort, wo Klubs als Betriebssportgemeinschaften gegründet wurden und daher Unternehmensnamen bzw. dessen Logo im Vereinsemblem tragen, wie etwa bei Bayer Leverkusen oder Carl Zeiss Jena. In den Siebzigern hatte es in der zweiten Liga noch zwei Fälle gegeben, bei denen Sponsoren Klubs umbenannten. Der SV Waldhof hieß damals nach einem Chipshersteller SV Chio Waldhof Mannheim, und ein Geldgeber brachte beim SC Westfalia Herne zwischenzeitlich den Namen seiner Tankstellenkette unter: Westfalia Goldin Herne. Ende der siebziger Jahre untersagte der DFB solche Umbenennungen.

Der Trick, das Verbot zu umgehen, wurde aber nicht in Leipzig erfunden, sondern in der westfälischen Provinz. Als der TuS Ahlen und Blau-Weiß Ahlen 1996 fusionierten, hieß der neue Verein verblüffend umständlich Leichtathletik und Rasensport Ahlen. Die Abkürzung LR stand wie zufällig auch für das Unternehmen des Sponsors Helmut Spikkers: LR International. Das Verbot, mit dem Vereinsnamen zu werben, unterläuft RB Leipzig jedoch viel konsequenter, als es LR Ahlen getan hat. Offiziell steht das Kürzel zwar für RasenBallsport, doch der Klub benutzt den Namen fast nirgends. Auf den Plakaten in der Stadt, der Stadionzeitung oder Homepage ist konsequent von den “Roten Bullen“ die Rede, als sei das ein Traditionsname wie “Die Roten Teufel“ oder “Die Knappen“. Einer besonderen Transferleistung von Roten Bullen zu Red Bull bedarf es da nicht mehr.

Doch wie konnte es passieren, dass der Sächsische Fußball-Verband so gegen Wort und Geist seiner Satzung verstoßen hat? Für Stephan Oberholz, als Vizepräsident für Rechtsfragen zuständig, stellt sich die Frage nicht. Das aktuelle Motiv habe “für alle Beteiligten ausgereicht“, sagt er. Eine hübsche Formulierung ist das, die nach Hinterzimmerabsprache klingt: Mach noch ein paar Striche dran, dann winken wir das durch. Im Mai 2010 wurde das heutige Emblem durch einen Präsidiumsbeschluss des SFV akzeptiert (…)

[Dieser Beitrag wurde am 2. Mai 2012 bei Ostfussball.com publiziert.]

FC Hansa Rostock: Abstieg? Insolvenz? Wie weiter?

Sportlich stehen die Hanseaten bekanntlich mit einem Fußballschuh bereits in der Flügeltür zur Drittklassigkeit. Das anstehende Sonntagsspiel auswärts beim 1. FC Union Berlin wird zeigen, ob noch Hoffnung besteht – sportliche Hoffnung. Denn nicht allein die aktuelle Tabellensituation des FC Hansa ist prekär.

Der Finanzausschuss der Stadt Rostock lehnte am 24. Mai mit deutlicher Mehrheit einen fiskalischen ’Rettungsschirm’ für den derzeitigen Zweitligisten ab. Gleichfalls will auch das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern “dem hochverschuldeten Verein zumindest nicht direkt unter die Arme greifen“ (Dresdner Morgenpost). Verschiedenen Medienberichten zufolge ist der FC Hansa Rostock unter den derzeitigen Umständen in wenigen Wochen zahlungsunfähig. Ein verordneter Zwangsabstieg in die Regionalliga wäre die unausweichliche Folge, “schlimmstenfalls sogar in die Oberliga“ (eurosport.com).

Der dem Rostocker Finanzausschuss vorgeschlagene Maßnahmenkatalog sieht vor, dem klammen Verein mit einer Finanzierungsspritze von 750.000 Euro und einem Teilerlass der 4,5 Millionen Euro Schulden behilflich zu sein. Am 9. Mai beschließt nunmehr die Rostocker Bürgerschaft endgültig in der Ratssitzung und ist dabei der vorherigen Entscheidung des Finanzausschusses nicht zwangsweise folgend gebunden. Einem etwaigen Teilerlass der Schulden müssten zudem allerdings noch alle Gläubiger zustimmen. “Der Verein werde das laufende Geschäftsjahr trotz der sportlichen Misere mit einem Plus von rund 200.000 Euro abschließen, sagte Hansas Finanzvorstand Sigrid Keler“ (transfermarkt.de).

“Wenn der Schuldenerlass nicht zustande kommt, können wir nicht überleben“, zitiert der Sport-Informations-Dienst (SID) Hansas Vorstandsvorsitzenden Bernd Hofmann. Nach Darstellung des SID habe der Verein insgesamt Verbindlichkeiten von knapp 16 Millionen Euro.

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(Screenshot – suptras.de)

Unterdessen initiieren die Rostocker Fans unter dem Motto ’Ja zum FCH’ bereits “mehrere Solidaritätsaktionen, darunter eine Demonstration vor dem letzten Saisonspiel gegen den Aufsteiger SpVgg Greuther Fürth am 6. Mai. Zusätzlich ist drei Tage später ebenfalls eine Kundgebung geplant, dann entscheidet die Rostocker Bürgerschaft über einen Maßnahmenkatalog zur Rettung des finanziell angeschlagenen Traditionsvereins“ (derwesten.de). Allerdings – “Es gibt keinen Plan B“, so jedenfalls äußerte sich Bernd Hofmann (svz.de). Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

[Dieser Artikel wurde am 27. April 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]