Archiv der Kategorie: BallScene

Dynamo Dresden – “Endlich mal klar denken“?

Bei der SG Dynamo Dresden (SGD) mehren sich auch in diesem Jahr – allerdings augenscheinlich dramatischer als in den Vorjahren – Existenzängste im Vorfeld der Lizenzerteilung. Neu in diesem Jahr allerdings ist, dass um die Nutzungsverträge des neuen Rudolf-Harbig-Stadions mittlerweile nunmehr offenbar “die Schlammschlacht beginnt“ (Dresdner MoPo, 17. Februar). Schon seit einiger Zeit wird der “Ton zwischen Dynamo und Stadt rauer“ (MDR, 16. Februar). Fast ständig gibt es mittlerweile neue Streitrunden zwischen Stadt und Verein, zwischen Verein und Stadt.

“Das ist ein tatsächlich besorgniserregender Zustand“, sieht Stephan Beutel, designierter Sportdirektor der SGD, in einem Interview (Sächsische Zeitung, 17. Februar) den Streit mit der Stadt in der Kostenfrage des Stadions, “wenn man die nackten Zahlen sieht, ist man erst einmal erschrocken“. Der vormalige Sportdirektor, Ralf Minge, hatte wohl aus gerade diesem Grund bereits während der hochwohl gefeierten Unterzeichnungen der Stadionverträge – damals von vielen unverstanden – seit Amt zur Verfügung gestellt, mit der Begründung, der SGD keinen Schaden zufügen zu wollen. “Offenbar hat sich der Drittligist mit dem neuen Stadion etwas übernommen“ (goal.com, 13. Februar).

Der Vorstand der SGD drängt nunmehr mit Blick auf das unmittelbar anstehende Lizenzierungsverfahren auf einen veränderten Mietvertrag für das Rudolf-Harbig-Stadion. Bis zum 1. März müssen die finanziellen Planungen beim DFB eingereicht werden. Der Dresdner Stadtrat jedoch beabsichtigt derzeit, wohl erst im März über eventuell neue Nutzungsverträge abzustimmen.

Und zwischen all den gegenwärtig durch den medialen Raum schwirrenden Zahlen hinsichtlich Verlust oder Gewinn, Einrechnung oder Nichtbeachtung von Zusatzeinnahmen gegenüber der Stadion Dresden Projektgesellschaft, verlautbarte die Vereinsführung der SGD am 16. Februar nunmehr, man nehme “mit Erstaunen und Befremden zur Kenntnis, dass Vertreter der Landeshauptstadt Dresden in der Stadionfrage den Weg der seriösen Verhandlung, der vertrauensvollen Kommunikation und der fairen Zusammenarbeit verlassen haben“.

Die im Dissens zwischen Verein und Stadt stehende letztendliche Stadionmiete kann der SGD allerdings durchaus die Lizenz kosten. So könne der Verein selbst “die Kosten von 2,1 Millionen Euro pro Jahr nicht stemmen. Im Etat für die kommende Saison klafft derzeit ein Loch von fast zwei Millionen Euro“ (MDR, 13. Februar). Derzeit geht SGD-Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne davon aus, “dass das Stadion für uns in der 3. Liga nicht finanzierbar ist“ (kicker.de, 15. Februar). Der weitere Gang der Dinge jedenfalls, inklusive markiger Schuldzuweisungen an die jeweils andere Seite, ist derzeit eher offen.

“Alles war bekannt, wurde schon mehrfach beschrieben (…) Wieder einmal muss geholfen werden, weil vorher wieder einmal die entscheidenden Fehler gemacht worden. Und alle fragen sich, wie denn diesmal die Geschichte ausgehen wird?“, fragt Gert ’Zimmi’ Zimmermann in seiner WochenKurier-Kolumne vom 16. Februar und legt als Prognose auch gleich den Uralt-Spruch von Oliver Kahn auf das Tablett: Weiter, immer weiter, es geht immer weiter! – “Nun bleibt (…) nur noch die Frage: Aber wie? Endlich mal klar denken.“

[Dieser Artikel wurde am 17. Februar 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Fußball-Gewalttaten in Sachsen offiziell rückläufig

Auf einer Konferenz am 4. Februar in Dresden wurde für den sächsischen Freistaat durch Vereine, das Innenministerium und den Fußballverband ein deutlicher Rückgang von Krawallen in Fußball-Stadien bilanziert. Allerdings könne diesbezüglich längst noch keine Entwarnung gegeben werden, wurde seitens des Innenministers, Markus Ulbig (CDU), betont. Darüber hinaus sieht Klaus Reichenbach, Präsident des Sächsischen Fußballverbandes (SFV), besagtes Problem “noch nicht aus der Welt“. Besonders die Oberliga werde weiterhin als Sorgenkind gesehen – “dort wo auch bei Ortsderbys klassische Rivalitäten ins Spiel kommen“. Dahingehend oder überhaupt konkret zu beziffernde Fallzahlen des bilanzierten Berichtszeitraumes wurden allerdings nicht öffentlich vorgelegt – lediglich angeblich aktuelle Angaben zu gewalttätigen Fußball-Fans publiziert.

So habe sich deren Anzahl bei einigen Vereinen mittlerweile reduziert. Beispielsweise wären beim 1. FC Lokomotive Leipzig in der Saison 2006/2007 noch 300 Fans der “Kategorie B“ gelistet gewesen, derzeit seien noch 200 erfasst worden; die “Kategorie C“ enthalte statt vormals 150 noch 80 Personen. Beim FC Sachsen Leipzig werden 60 “B“’ler und 30 “C“’ler, beim FC Erzgebirge Aue 200 “B“’ler sowie 30 “C“’ler und beim Chemnitzer FC neben 80 Fans der “Kategorie B“ ebenso 60 in der “Kategorie C“ verortet. Sachsenweit die meisten Gewalttäter würden aus dem Umfeld der SG Dynamo Dresden stammen, mit registrierten 500 “B-Fans“ und 75 “C-Fans“.

In der amtlich offiziösen Einteilung gelten in der “Kategorie A“ Menschen als friedliche Fans, die nur das Spiel sehen wollen. Die “Kategorie B“ umfasst die so genannten “gewaltbereiten“ Fans, die nicht mit der Absicht kommen, Gewalt auszuüben, aber Aggressionspotenzial in sich tragen. In der “Kategorie C“ wiederum werden die “gewaltsuchenden“ Fans erfasst, die weniger an den Fußballspielen als an Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans und der Polizei interessiert sindeine eher starr schablonenhafte Kategorisierung größerer Personengruppen. Die Polizei, so jedenfalls ein Fazit der Dresdner Konferenz, bleibe “in Sachsens Fußballstadien auch künftig der ’zwölfte Mann’“.

[Dieser Artikel wurde am 4. Februar 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

FSV Brandis gegen Roter Stern Leipzig – Alles auf Anfang?

Das Verbandsgericht des Leipziger Fußball-Verbandes (LFV) hat entschieden: Das nach einer militanten Attacke aus augenscheinlich rechtsextremistischen Kreisen am 24. Oktober 2009 abgebrochene Bezirksklasse-Spiel zwischen dem FSV Brandis und Roter Stern Leipzig wird für den 6. Februar 2010 neu angesetzt. Damit wurde die Berufung des Vereins aus Leipzig-Connewitz gegen ein Mitte Dezember 2009 gefälltes Urteil des LFV-Sportgerichts abgelehnt –  Roter Stern Leipzig hatte eine Wertung der damaligen Ansetzung von drei Punkten und 2:0 Toren für sich geltend machen wollen. Bereits damals hatte das zuständige Sportgericht in erster Instanzentscheidung ein Wiederholungsspiel angeordnet; mit der Begründung, bei besagtem Spiel wären gerade erst zwei Minuten absolviert gewesen und da habe noch kein aussagekräftiges Ergebnis vorgelegen.

Nunmehr wurde die aktuelle Entscheidung damit begründet, den Brandisern als Gastgeber könne “nur eine leichte Verletzung der Verkehrssicherheitspflicht“ vorgeworfen werden. Die auf dem Sportplatz gelagerten Baumaterialien hätten es den Randalierern aus der rechtsextremen Szene ermöglicht, sich zu bewaffnen. Zudem sei die Attacke so plötzlich erfolgt, dass die einheimischen zwölf Ordner nicht rechtzeitig verhindernd eingreifen konnten. Auch habe es vor dem Spiel keine ernsthaften Hinweise auf einen derartigen Angriff gegeben – “Das bestätigte auch das Zeugnis der Polizeidirektion Westsachsen“, zitiert LVZ-Online.

Das “Skandalspiel“ (Spiegel-Online) von Brandis hatte im Herbst des vorigen Jahres medial und auch innerhalb der Fan-Szene weit über die sächsischen Grenzen hinaus wochenlang im Fokus der Aufmerksamkeit gestanden.

Wie Roter Stern Leipzig in einer ersten Reaktion auf das Urteil des LFV-Sportgerichts erklärte, wolle man “in den nächsten Tagen im Verein beraten, ob das Team in Brandis antritt“.

[Dieser Artikel wurde am 28. Januar 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dynamo Dresden und die Fans

Berichten zufolge hat der sächsische Drittligist auf die jüngsten Vorfälle beim Freundschaftsspiel gegen SK Rapid Wien am 23. Januar reagiert und “unter anderem die Freiheiten der Fans eingeschränkt“, so der Mitteldeutsche Rundfunkt (MDR).

Wie die SG Dynamo Dresden (SGD) selbst mitteilte, wurden “folgende Sofortmaßnahmen ergriffen, um künftig das organisierte Umgehen des Verbots von Pyrotechnik und des Zeigens verbotener Banner im Stadion zu verhindern:

  • Die Arbeitskarten von Fanvertretern werden gesperrt und nur in reduzierter Zahl an überprüfte Berechtigte, deren Lichtbilder und Personaldaten dem Verein vorliegen, wieder ausgegeben.
  • Die Jahresarbeitskarten aller Dienstleister und ihrer Mitarbeiter werden ebenfalls gesperrt. Die Neuausgabe erfolgt ausschließlich nach Hinterlegung von Lichtbild und Personaldaten.
  • Personen- und Taschenkontrollen werden in Zukunft auch bei allen Arbeitskarteninhabern (z.B. Catering, Reinigung, usw.) durchgeführt.
  • Die Aufhänghöhe der Zaunfahnen vor dem K-Block wird in der Stadionordnung auf Oberkante der Betonmauer festgeschrieben, der Zaun bleibt für Blicke von außen frei.
  • Es wird nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass im Stadion ein Vermummungsverbot gilt. Verstöße dagegen werden kompromisslos mit einem Hausverbot und einer Ordnungswidrigkeitsanzeige geahndet.
  • Verbotene Banner werden in der Stadionordnung eindeutig festgeschrieben.
  • Ausgesetzte bundesweite Stadionverbote, die an den Vorfällen beteiligte Personen betreffen, werden wieder eingesetzt und verlängert.
  • Der Ordnungsdienst wird angewiesen, die Kontrollen am Einlass weiter zu intensivieren und jede Person, unabhängig von Alter und Geschlecht, akribisch zu kontrollieren.
  • Die Gespräche mit der Polizeidirektion Dresden werden intensiviert, um einen schnelleren Austausch von Personaldaten und damit ein unmittelbares Aussprechen von Stadionverboten zu erreichen und überführte Täter für den dem Verein entstandenen Schaden haftbar zu machen.
  • Die Polizeidirektion Dresden wird aufgefordert, sich mit der Stadt Dresden und der Stadion-Dresden-Projektgesellschaft auseinanderzusetzen und die Videoüberwachung im Innenraum des Rudolf-Harbig-Stadions auf den neuesten Stand der Technik zu bringen.

Diese Maßnahmen wurden den Vertretern verschiedener Fangruppen in einer gemeinsamen Sitzung (…) mitgeteilt.“

Darüber hinaus teilte die SGD mit, dass bisher sieben an den Vorfällen bei der Begegnung gegen SK Rapid Wien beteiligte Personen identifiziert worden seien, davon drei aus dem Dresdner K-Block sowie vier aus dem Wiener Gästebereich; zudem würden weitere diesbezügliche vereinsinterne Ermittlungen fortgesetzt werden. Wie der MDR berichtet, betonte der Dresdner Drittligist “die Kommunikation mit den Fangruppen weiter fortführen zu wollen“.

Außer einigen Bildern auf diversen Internet-Plattformen scheint es allerdings auch nach wie vor noch “keine offiziellen Stellungnahmen, weder vom Stadionsicherheitsdienst noch der Polizei, zu den Geschehnissen hinter dem K-Block in der Halbzeitpause des Spiels [gegen SK Rapid Wien]“ zu geben.

[Dieser Artikel wurde am 28. Januar 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dynamo Dresden – Risse im Fan-Vertrauen

Auf die Pyro-Einlagen im Dresdner K-Block beim Freundschaftsspiel am 23. Januar gegen SK Rapid Wien reagierte die Vereinsführung des bundesdeutschen Drittligisten nachfolgend unter anderem mit der Feststellung, man müsse “(…) zur Kenntnis nehmen, dass unsere Dialogbereitschaft und die Appelle an die Fans nicht zum Erfolg führen. Daraus werden wir Konsequenzen ziehen (…)“. Zugleich wurde betont, dass “(…) das wiederholte Ignorieren von Verboten, der Missbrauch von Zugeständnissen, das tätliche Angreifen von Ordnern und Sicherheitskräften, das Sympathisieren mit Kriminellen (…)“ nicht der Verein als solcher selbst sei. Während des Spiels war von Dresdner Anhängern auch ein Zauntransparent mit der Aufschrift “Hooligans Elbflorenz – Der K-Block steht hinter euch!!“ präsentiert worden.

Kaum war der Pyro-Rauch an jenem Samstag im Dresdner Stadion verflogen, attestierte eine auflagenstarke deutschsprachige Boulevard-Tageszeitung, “(…) Dynamos ’Schmusekurs’ mit Fangruppen wie den Ultras ging offensichtlich nach hinten los (…)“, um zugleich zu fordern, dass dahingehend “(…) härtere Bandagen (…)“ nunmehr dringend nötig seien.

Wie aktuell die Sächsische Zeitung berichtet, entziehe nunmehr der Verein offenbar “(…) seinen Fans nach den Ausschreitungen das Vertrauen“. Zitiert wird dahingehend Martin Börner als hauptamtlich amtierender Fan-Beauftragter der SG Dynamo Dresden: “Es sieht so aus, als wäre der Weg der Kommunikation und des Vertrauens gescheitert“. Bislang, so Börner weiter, sei man “(…) davon ausgegangen, dass es sich um Einzeltäter handelt. Gegen Wien war es aber eine größere Gruppe“. Den von der Zeitung unterstellten Verdacht, “dass das Störfeuer von den ’Ultras Dynamo’ ausging“, wollte Börner nicht kommentieren.

Außer einigen unkommentierten bewegten Bildern auf diversen Internet-Plattformen gibt es bislang auch keine offiziellen Stellungnahmen, weder vom Stadionsicherheitsdienst noch der Polizei, zu den Geschehnissen hinter dem K-Block in der Halbzeitpause des Spiels.

Die Vertreter von Fangruppierungen sollen, so jedenfalls Martin Börner, Gelegenheit haben, sich gegenüber der SG Dynamo Dresden zu den Vorfällen am 23. Januar zu äußern. Bis zum 28. Januar, 12 Uhr, muss die Vereinsführung von Dynamo Dresden beim DFB eine schriftliche Erklärung bezüglich der Ereignisse im Rudolf-Harbig-Stadion einreichen.

[Dieser Artikel wurde am 26. Januar 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]