Archiv der Kategorie: MedienScreen

MedienScreen # 30 [Red Bull Leipzig, Heuschrecke]

[Fundstück] Christoph Ruf, “Wer sehen will, muss hören“, Sonntagsschuss, neues-deutschland.de, 9. September 2013 –

(…) Wer Hoffnungen weckt, ruft RB Leipzig auf den Plan. Das Salzburger Brause-Imperium mit Filiale im Sächsischen will bekanntlich in möglichst kurzer Zeit in der ersten Liga den Ruhm des Kaugummi-Gesöffs mehren (…)

Auch wenn RB Leipzig es geschickt anstellt – die Werbebedröhnung ist nicht exzessiver als bei den meisten Traditionsvereinen (was gegen letztere und nicht für RB Leipzig spricht) – im Vergleich zum Salzburger Imperialismus nimmt sich das Hoffenheim des Dietmar Hopp ja tatsächlich fast schon harmlos aus.

Ich verstehe jedenfalls all die traurigen Leipziger Fußballfans, die zu Lok oder einem der unzähligen Spaltprodukte von Chemie halten und mit einer Mischung aus Wut und Resignation auf die Zuschauerzahlen des neureichen Konkurrenten mit seinen vielen “Fans” im brandneuen Fantrikot schauen (…)

Sie werden schon bald Erstligafußball sehen können. Doch wer sehen will, muss auch hören: Alle Fankurven von Hamburg bis München werden sehr deutlich machen, was sie von einem roten Bullen halten, der in Wahrheit eine Heuschrecke ist.

[Dieser Beitrag wurde am 11. September 2013 bei Ostfussball.com publiziert.]

Chemnitzer FC: Kein ARD-Monatstor für Garbuschewski

In wenigen Tagen wird in der Sportschau der ARD das Tor des Monats August 2013 tituliert werden. Zur Abstimmung stehen allesamt unstreitig schöne Treffer –

  • Michael Hohnstedt (VfL Osnabrück) [17. August, vs. FC Hansa Rostock]
  • Sebastian Freis (SC Freiburg) [24. August, vs. TSG 1899 Hoffenheim]
  • Gaetano Manno (SC Preußen Münster) [10. August, vs. FC Rot-Weiß Erfurt]
  • Christian Gentner (VfB Stuttgart) [29. August, vs. HNK Rijeka]
  • Marc Andre Kruska (FC Energie Cottbus) [18. August, vs. VfR Aalen]

Gut, letztendlich können nur fünf Treffer nominiert werden. Aber war das tatsächlich schon alles an wirklich herausragenden Toren im August dieses Jahres? War da nicht noch was …?

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(Tore mag es einige geben – Foto: O.M.)

Bei der Drittliga-Begegnung zwischen SSV Jahn Regensburg und Chemnitzer FC am 17. August traf Ronny Garbuschewski in der 41. Spielminute zur zwischenzeitlichen 1:3-Führung des CFC in dieser Partie – mit einem Freistoß aus gut 45 Meter Entfernung. Und wurde hernach nicht als Kandidat für das Tor des Monats befunden. “Sehr schade, denn das war kein normales Tor“, sagte Garbuschewski aktuell gegenüber der Dresdner Morgenpost.

“Die Entscheidung über die Vorauswahl trifft die Sportschau-Redaktion in Köln. Offenbar waren die Kollegen der Meinung, dass ein Torwart-Fehler vorlag“, zitierte die Morgenpost auf Nachfrage Raiko Richter, Redaktionsleiter beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR).

Sportschau – Helau?

[Dieser Artikel wurde am 11. September 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dynamo Dresden: Dementierte Matthäus wirklich?

Seit einiger Zeit nun bereits ist die SG Dynamo Dresden (SGD) auf der Suche nach einem neuen Trainer für die amtierende Zweitliga-Mannschaft. Der eine oder andere Name für den Posten war bis dato schon im Gespräch, Gerüchte machten die Runde, der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) befragte seine Zuschauerinnen und Zuschauer online nach eventuellen Favoriten für den Trainerstuhl bei den Schwarz-Gelben, oder besser gesagt: bei den diessaisonal eher gelb-gelb auflaufenden Kickern aus der sächsischen Landeshauptstadt.

Und bei allen bezüglichen Gelegenheiten fiel immer einmal wieder der Name von Lothar Matthäus, durchaus bekannt dafür, sich auch gern selbst in das Gespräch um freie Trainerstellen rund um den fußballerischen Erdball zu bringen.

Nun aber soll der Loddar dementiert haben – und zwar richtig und endgültig. So zitiert der MDR aus dem eigenen Webtalk einen Herrn Matthäus: “Dynamo Dresden ist natürlich immer eine interessante Option. Aber es gibt keine Gespräche.“ Zudem stünde er – berichtete MDR darüber hinaus – “wegen eines Fernsehvertrages“ gegenwärtig sowieso nicht zur Verfügung.

Aber welcher Lothar Matthäus kam da beim MDR eigentlich zu Wort? Der Sender jedenfalls bezog sich auf Aussagen, die der “43-Jährige“ am ersten Septembertag dieses Jahres von sich gegeben habe. Der so zitierte sah vor der Kamera dem Loddar dann auch verblüffend ähnlich. Nur: DER Lothar Herbert Matthäus ward – immerhin bisher unwiderlegt – im Märzen des Jahres 1961 Anno Domini geboren.

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(mdr.de – “Zuletzt aktualisiert: 01. September 2013, 16:45 Uhr“)

Wer hat da wohl beim MDR-Webtalk etwaigen Gesprächen mit der SGD um den dort derzeit unbesetzten Trainerposten wirklich widersprochen? Und ist dieses Dementi noch zu halten? Wenn ja, für wie lange? Fragen über Fragen …

Lothar Herbert Matthäus – Bitte übernehmen Sie und schaffen endlich selbst Klarheit. Die Welt wartet bestimmt darauf.

Post Scriptum: Unterdessen aktualisierte mdr.de um 17:22 Uhr – doch die bislang im verschwörungstheoretischen Ansatz dokumentierte Ungewissheit in der Sache bleibt nach wie vor bestehen.

[Dieser Artikel wurde am 1. September 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Post Post Scriptum: Der MDR hat sich offenbar seines steuerfinanzierten Bildungsauftrages besonnen und Lothar Herbert Matthäus bereits schon am 2. September um 10:13 Uhr den zuvor zugestandenen Jungbrunnen kommentarlos wiederum entzogen. Rentnerinnen und Rentner aus der Region der mitteldeutschen Drei-Länder-Sende-Anstalt, hört die Signale!

’Die Welt’ erklärt die ostdeutsche Provinz Dresden

Nein, als Posse ist das Schriftstück aus der Reihe “Ein paar Blitzbesuche in den deutschen Provinzen“ mitnichten deklariert, ebenso wenig als persönlich journalistische Kommentierung, aber eilfertig unter der Headline ’Kultur im Wahlkreis’ ankündigt – “Was gibt es dort zu sehen, zu lesen oder zu hören, wo die Spitzenkandidaten der Parteien antreten?“ Beispielsweise mit dem Flugzeug über Dresden einschwebend und die Stadt “von oben wie ein bürgerliches Paradies“ sehend?

Den Wahlkreis einer durchaus bekannten Linken-Politikerin kann der Überflieger aber “auch von unten aus betrachten, aus der Sicht ihrer Partei. Dann ist die eindrucksvollste Sehenswürdigkeit das Glücksgas-Stadion, malerisch gelegen zwischen Blüherpark und Großem Garten“.

Ja, der Aufgalopp ist mies und wird auch nicht unbedingt besser – befindet sich im weiteren Verlauf dann eher in einem quasi qualitativ freien Fall aus dem Überfliegerflugzeug nach ganz weit unten.

So empfiehlt ein für DIE WELT tätiger Michael Pilz den Besuch des Dresdner Stadions “wenn Dynamo Dresden auftritt und sich der Zweckbau vorwiegend mit Eingeborenen füllt“. ’Eingeborene’ liest sich gut – Chapeau!

An dieser Stelle erlauben wir uns dann aber doch erst einmal vorsichtshalber, kurz den Terminus ’Ostdeutsche Neger’ zu googlen, mit ungefähr 442.000 Ergebnissen in nur 0,33 Sekunden. ’Eingeborene Dresden’ kommt bei der Suche in ähnlicher Zeit auf rund 394.000 Fundstücke – erstaunlich, Herr Pilz; gut recherchiert! Aber wie schaut es mit ’Eingeborener ostdeutscher Neger’ aus?

Ach ja – “Wer ihre Stadt [also die der elbflorentinischen Ost-Sachsen-Eingeborenen-Neger] verstehen möchte, muss Veit Pätzug lesen“, meint Michael Pilz …

“Es sind Heldensagen aus der Zeit der DDR, der Wende und des Widerstands gegen den Westen. In den widerlichsten kommen Nazis vor und Mitmenschen zu Schaden.“

… bezieht sich allerdings dabei fast völlig orientierungslos und zudem auch noch hilflos scheinend auf Pätzug und unterschlägt mehr, als der geneigten Leserin oder dem geneigten Leser von Veit Pätzugs bisherigen Gesamt-Werken bekannt ist – eine reine Zumutung durch Meisterchen Pilz.

Ob es “Unter den Türmen von Dresden“ noch billiger geht? Oh ja, Michael Pilz scheint durchaus investigativ auf der Pirsch gewesen zu sein –

“… Verkürzt gesagt: Der Westfußball gehört den Geldgebern, der Ostfußball den Fans. Die haben ihn erhalten und Dynamo auch nach Meuselwitz begleitet. Gern erschrecken sie den Westen, indem sie sich aufführen wie Söldnerhorden und verwerfliche Parolen brüllen …“

Fast schon beängstigend, wie da jemand seine offenbar losen Latten am Zaun öffentlich so darstellt wie “Unter den Türmen von Dresden“.

Investigativer als investigativ schließt dann das Pamphlet. “(…) Im Stadion führt die linke ’Elb-Kaida’ ihre Massenchoreografien auf und sorgt für Feuerwerk. Empfehlenswert sind auch die Bismarck-Semmeln.“ – Nur wo im Rudolf-Harbig-Stadion gäbe es die aktuell noch? Und wenn, dann keinesfalls mit Ihnen, Herr Michael Pilz.

(…) Eh’ schwarzer Neger, des au’ noch (…) –

[Dieser Artikel wurde am 25. August 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

MedienScreen # 29 [Trainer-Ausschreibung für Dynamo Dresden]

[Fundstück] “Stellenausschreibung: Dynamo-Dresden-Trainer“, spuckelch.wordpress.com, 18. August 2013 –

Stellenausschreibung: Dynamo-Dresden-Trainer

Die SG Dynamo Dresden ist ein Traditionsverein, der meist über seinen Möglichkeiten und immer unter seinem Niveau agiert. Die derzeitige Zweitligazughörigkeit wird von seinem im Erfolgsfall begeisterungsfähigen Umfeld als grausames Missverständnis der Sportgeschichte verstanden. In jüngster Vergangenheit scheiterten einer Reihe von Trainern daran, die Dynamowelt wieder in die Angeln zu heben. Mit einem neuen Konzept soll dies nun erneut kurzfristig korrigiert werden.

Deshalb wird zum schnellstmöglichen Zeitpunkt ein

Trainer für die Profimannschaft der SG Dynamo Dresden – Vollzeit

gesucht.

Ihre Aufgaben:

  • Aus Zweitliga-Wasser Bundesliga-Wein machen,
  • Fußballspielern das Grasfressen beibringen,
  • NIEMALS mit weniger als zwei Stürmer spielen,
  • den Satz “Der Angriff gewinnt Spiele, die Abwehr gewinnt Meisterschaften” widerlegen,
  • die kurzfristige Europapokalqualifikation – wünschenswert wäre diese noch in dieser Saison,
  • die Integration taktischer Ratschläge von Fans und Funktionären sollten sie als selbstvertändlichen Teil ihrer Arbeit verstehen.

Ihr Profil:

  • Sie haben die Trainerausbildung mit überdurchschnittlichem Erfolg gemeistert.
  • Sie haben das Siegergen.
  • Sie verfügen über einschlägige Erfahrungen im Umgang mit überbezahlten und bockigen Arbeitsverweigerern.
  • Sie greifen auf ein reiches Repertoire von beliebten Tradionsvereins-Phrasen zurück, um sich bereits zur Antrittspressekonferenz in die Herzen der Fans zu reden. (“schöne Stadt”, “Wahnsinns-Atmosphäre”, “tolle Geschichte”, “gehört in die 1. Liga”, “Der Einzelne ist nichts – der Verein ist alles” etc.)
  • Geld spielt für Sie keine Rolle.
  • Sie haben bereits umfangreiche Projekte im Luftschlösserbau verwirklicht.
  • Schwarzer Gürtel im internen Grabenkampf.
  • Von Vorteil ist eine gering ausgeprägte Humorfähigkeit. Nach Späßen ist hier beim permanenten Ernst der Dynamolage niemand zumute.
  • Grundlegende Kenntnisse im Umgang mit Social-Media-Kanälen, um sich ein fundiertes Bild von den Aufstellungswünschen der Fans zu verschaffen.

Die Stelle wird zunächst als Ehrenamt vergeben, da derzeit zwei beurlaubte und schwer vermittelbare Trainer auf der Gehaltsliste des Vereins stehen.

Ihre Bewerbungsunterlagen inklusive (internationaler) Titelproben lassen Sie bitte bis zum 24. August im Mittelkreis des Rudolf-Harbig-Stadions landen.

[Dieser Beitrag wurde am 21. August 2013 bei Ostfussball.com publiziert.]