Schlagwort-Archive: Dynamo Dresden

Dynamo Dresden und die “Freiheit“ des MDR

Die “Freiheit“ der 5. Liga wurde am 30. Oktober 2007 beim Online-Magazin Telepolis publiziert und beschäftigte sich im weiteren Sinne mit den Ereignissen anlässlich der fußballerischen Begegnung am 28. Oktober 2007 in der damaligen Sachsenliga zwischen den Amateuren der SG Dynamo Dresden und der Mannschaft von 1. FC Lokomotive Leipzig –

(…) Das Sachsenliga-Spiel war zwar von dauernden Böllern, Raketen und Rauchschwaden begleitet, wurde allerdings nicht unterbrochen, geschweige denn abgebrochen (…) Und danach geschah das, was alle ja schon vorher gewusst haben könnten und was nunmehr zusammengepuzzelte Fernsehbilder mehr schlecht als recht zeigen – Gewalt im Osten. Straßenschlachten in der Dresdner Innenstadt: Raketen, Böller, Steine, Gewalt, Verletzte, Festnahmen in Größenordnungen von mehreren Hundert – Einsatz von weit über 1.000 Polizisten; Wasserwerfer, Hunde, Pferde, Hubschrauber vor Ort (…) Die Gazetten schreiben und tun so, als ob sie berichten und Ursachen suchen würden. Die Video-Portale quellen über von Sequenzen von diesem Tag in Dresden (…)

Nicht nur Video-Portale und TV-Kanäle wurden dazumal quasi geflutet von den Ereignissen rund um diesen Dresdner Oktobertag, auch Print- und besonders Bild-Agenturen füllten die Nachrichten-Ticker. Original-Fotos sind Dokumente.

Heutzutage nun spielt der amtierende Zweitligist Dynamo Dresden mit seinem Profi-Kader beispielsweise auswärts bei Hannover 96 um den DFB-Pokal. Und in der nachbetrachtenden Berichterstattung des MDR (Mitteldeutscher Rundfunk) zum 31. Oktober 2012 gleicht plötzlich ein angeblich aktuelles Bild irgendwie einem früheren Schnappschuss – Zufall? Absicht? Journalistische Schlamperei?

mdr_01_11_12
(Screenshot – Ultras.ws)

(…) Im Rahmen der Sendung “Sachsenspiegel“ am 1. November verwendete die Redaktion für die Anmoderation zu einem Beitrag über die Randalen ein Symbolbild mit aufgebrachten Fans. Eine darauf abgebildete Person wurde vom “Sachsenspiegel“ zwar unkenntlich gemacht, das Problem ist jedoch das wie: Die Grafiker legten dem Mann nämlich nachträglich ein Bengalo in die Hand (…)

Fans fanden das Originalbild und teilten es in einer Gegenüberstellung zur bearbeiteten Version aus dem Sachsenspiegel. Dynamo Dresden bezog dazu ebenfalls Stellung. Der Club beschwerte sich beim Sender und schrieb auf der eigenen Seite, man habe “mit Nachdruck auf das Unverständnis der SG Dynamo Dresden und vieler Anhänger über die als äußerst unsensibel, dramatisierend und journalistisch fragwürdig empfundene Bearbeitung eines fünf Jahre alten Fotos für die Anmoderation hingewiesen.“

Der MDR antwortete in einer Stellungnahme: “Nach ausgiebiger Diskussion sind auch wir zu der Auffassung gelangt, dass diese Grafik nicht optimal ist und zu Missverständnissen führen kann. Wir bedauern das und werden daraus intern Konsequenzen ziehen.“ (…) [meedia.de]

“Die Gazetten schreiben und tun so, als ob sie berichten und Ursachen suchen würden.“ Gibt es Zufälle? “Auch der Zufall ist nicht unergründlich – er hat seine Regelmäßigkeit“ (Novalis).

Nach ausgiebiger Diskussion ist Ostfussball.com zu der Auffassung gelangt, dass die wie zufällig scheinende Stellungnahme des MDR nicht optimal ist und durchaus zu weiteren Missverständnissen führen könnte. Ostfussball.com bedauert das und wird daraus intern aber keine Konsequenzen ziehen, warum auch? Der Ball liegt sinnBILDlich bengalobeleuchtet beim MDR.

[Dieser Artikel wurde am 9. November 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dynamo Dresden: Boris Pistorius hat einen Plan

Der Medien-Wald rauscht mächtig gewaltig oder tickert online heftig vor sich hin nach der letztmittwöchlichen DFB-Pokalbegegnung zwischen Hannover 96 und Dynamo Dresden.

Wer glaubt, hier und da noch nicht genug gelesen sowie gesehen und sich entsprechend geBILDet zu haben, der kennt Boris Pistorius nicht. Boris Pistorius? Herr Pistorius hat seine Verortung in der SPD – Ressort Innenpolitik – und möchte nach einem eventuellen Wahlsieg der SPD in Niedersachsen dortselbst zukünftig gern den Innenminister spielen. Boris Pistorius kennt sich scheinbar aus wie Bolle und hat auch einen Plan …

“Nach einem solchen Vorfall reichen Geldstrafen als Sanktion nicht mehr aus“, zitiert dapd aktuell den Politiker, der zudem von einer “gezielten und geplanten Gewalt einiger hundert sogenannter Fans“ spricht. Pistorius zufolge sei ein dreijähriger Ausschluss der Dresdner Mannschaft aus dem Pokalwettbewerb deshalb richtig.

h96_sgd_31_10_12_bultras
(Hannover, 31. Oktober 2012 – Foto: bultras.net)

Wie war doch nach besagtem Oktobertag  in Hannover – hier und da – lesend zu sehen?

(…) Angeführt von den Ultras Dynamo zogen rund 1.400 stimmgewaltige Elbflorenzer durch das frühabendliche Hannover. Um nicht ganz im Dunkeln den Marsch zu vollziehen, erstrahlten hier und da Bengalische Lichter. Die Polizei in Alarmbereitschaft hielt einen dampfenden Wasserwerfer für eine mögliche Ausnahmesituation bereit. Er dampfte jedoch nur den gesamten Abend vor sich hin.

Vor Ort am Stadion ergab sich ein kurioser Anblick. Mit Pferdestaffel und lautstarken Anweisungen machten die Beamten am Südeingang auf sich aufmerksam. Fans wurden weggeschoben. Zaunelemente wurden von der Polizei umgerissen und teilweise weggeschleudert. Dort standen rund anderthalb Stunden vor dem Anpfiff etwa 400 Gästefans vor verschlossenen Toren. Nach dem Skandieren von “Wir sind das Volk!“ und “Die Mauer muss weg!“ ergriffen einige entnervte Fans die Initiative und kletterten über ein Dach in Richtung Stadiongelände. Daraufhin kam der Trupp der Sicherheit und sorgte für die geschilderte Situation. Gewiss eine vermeidbare Situation, begründet damit, dass bereits um die 200 Fans ohne Eintrittskarte ins Stadion gestürmt seien.

Einen Eingang weiter am Südwest-Tor zählten einige Fans auf null herunter und sorgten höchstwahrscheinlich bei dem einen oder anderen Sicherheitsbeamten für Schweiß auf der Stirn. Was passiert war? Nichts! Reibungslos verlief an dieser Stelle der Einlass (…)

(…) Die sicherlich aus Sicht zahlreicher Ultragruppierungen wohl am besten durchgeführte Heimpyroshow dieser Saison wurde gestartet. In grünen Farben im Unterrang und roten Farben im Oberrang erstrahlte die Fankurve der 96er. Gegenüber in der Südkurve, die an diesem Tag allein und in voller Größe den Gästefans zur Verfügung stand, ließ man sich nicht lange bitten und sorgte mit Bengalos und “Pyrotechnik ist kein Verbrechen“-Gesang für eine Solidarisierung beider Fanlager (…)

(…) Rund 200 Dresdner rannten ihren Helden entgegen, wurden jedoch von Polizei und Ordnern gestoppt. Eine Leuchtkugel flog, diese blieb jedoch das Fünkchen einer möglichen “Randale“. Völlig friedlich erfolgte der Rückzug (…)

Vor dem Stadion ertönte indes alle gefühlten zehn Sekunden ein “Achtung, Achtung hier spricht die Polizei!“ Hier und dort fanden ein paar kleinere Scharmützel statt. Die Polizei zeigte jedoch massive Präsenz auf den Straßen, so dass schon recht bald Ruhe einkehren konnte (…) [turus.net, 1. November].

(…) Während des Spiels zündeten Gäste- sowie auch Heimfans vereinzelt Pyrotechnik wie sogenannte “Bengalo-Feuer“. Zu weiteren Ausschreitungen kam es nicht (…) Kurzfristig begaben sich zirka 200 Dynamo-Fans auf den Platz, um mit ihren Spielern zu sprechen. Sie kamen der Aufforderung der Polizei, in ihren Block zurück zu kehren unverzüglich und ohne Widerstand nach (…) [Polizeidirektion Hannover, 1. November].

Gut, dass Boris Pistorius das auch so sehend gelesen zu haben scheint – oder doch nicht?

“Leider haben die Dynamo-Fans den Empfehlungen der Polizei nicht immer Folge geleistet, so dass sie wieder nichts dazu beigetragen haben, um ihr schlechtes Image zu verbessern“ [Polizeidirektion Hannover].

Das war jetzt aber deutlich. Herr Pistorius – übernehmen Sie!

[Dieser Artikel wurde am 2. November 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dynamo Dresden: BILDen wir uns mal wieder ein Vorurteil

Journalismus ist zuweilen scheinbar relativ einfach. Einmal abgespeicherte Textbausteine lassen sich hernach fast beliebig oft und thematisch noch beliebiger einsetzbar verwenden, egal wofür und noch egaler, wie moosbewuchert die Recherche mittlerweile sein mag beziehungsweise vordem schon war – allein die stichwortliche Quote, die Auflage, die Online-Klickrate zählt.

“Köln zittert vor der Faust des Ostens“ titelzeilte eine auflagenstarke Boulevardzeitung jüngst vor dem Auswärtsspiel der SG Dynamo Dresden beim 1. FC Köln zum diessaisonalen 9. Spieltag der 2. Liga. Eine daraus suggeriert vorverurteilende Berichterstattung könnte ja durchaus Zufall gewesen sein. Wir merkten uns aber vorsichtshalber einmal einige der dazumal angewandten Textbausteine.

Nun spielt besagtes Boulevardblatt (’Angst, Hass, Titten und Wetterbericht’) genau dieses pseudo-journalistische Spielchen wiederholt. Zufall? Oder nur zufällig wie auch immer erneut unter das Volk zu streuende – quasi auf Halde liegender – Textbausteine nach der journalistisch bemäntelten Devise, sportpolitische Bildungsarbeit verrichten zu wollen, ja – regelrecht zu müssen?

Und so darf die Leserin und der Leser nunmehr vor dem aktuell anstehenden DFB-Pokal-Spiel der Dresdner Dynamos bei Hannover 96 großbuchstabig über die “Festung Hannover“ lesen, von “1000 Polizisten gegen Pokal-Hooligans“, der “Alarmstufe Rot in Hannover“ und nicht zuletzt auch wieder von “der berüchtigten ’Faust des Ostens’“. Vermutet da etwa jemand nur fast beliebige Textbausteine oder etwa sogar Recherchen, mit welchem Ziel auch immer? – Fragen über Fragen.

bild.de_30_10_12
(Screenshot: 30. Oktober 2012, 01:00)

“Welches Presseerzeugnis könnte denn beispielsweise so durch und durch investigativen Journalismus betreiben und diesen darüber hinaus auch noch so überaus journalistisch handwerklich korrekt publizieren?“, wurde erst Anfang Oktober dieses Jahres als Frage in den Raum gestellt (1. FC Köln vs. Dynamo Dresden: BILDer-Rätsel vorab) – ein Textbaustein?

[Dieser Artikel wurde am 30. Oktober 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Klartext zur Faust des Ostens

Im 2011/12’er Saisonresümee von Blickfang Ultra (BFU) widmen die Ultras Dynamo in ihrem Beitrag zum BFU-Heft dem Kapitel Faust des Ostens durchaus ein klein wenig Raum. Klartextlich sollte dies, auszugsweise und leicht redigiert, niemandem vorenthalten bleiben –

(…) Doch auch mit der (…) Gruppe “Faust des Ostens“ gab es Probleme. FDO ordnete sich zwar zum Großteil unter, leistete sich aber zunehmend Fehltritte (…) Da FDO stark mit dem A-Block Zwickau sympatisierte und Ultras Dynamo zu Red Kaos stehen, forderte man, dass sich Dresden komplett aus den Belangen in Zwickau raus hält. Als im weiteren Verlauf der Konflikt zwischen RK und dem A-Block immer mehr eskalierte, erteilte man FDO ein Verbot, die “A-Block“-Fahne im K-Block aufzuhängen. Gegen dieses Verbot wurde allerdings verstoßen. Genauso begannen einige (aber bei weitem nicht alle) Mitglieder und Sympathisanten der “Faust des Ostens“ immer mehr ihr eigenes Ding durchzuziehen. Hinzu kommen noch einige weitere Ereignisse.

Im Februar 2012 kam es dann zu einem Vorfall in einer Dresdner Diskothek, bei dem ein UD-Mitglied grundlos in deutlicher Überzahl körperlich schwerstens attackiert wurde. Von nun an war auch hier Feierabend! Die Beteiligten waren schnell ermittelt und es folgten zahlreiche Hausbesuche und weitere Ereignisse, bei denen die Fronten geklärt wurden. Zu oft hatten wir es verpasst, in den letzten Monaten Autorität zu zeigen, schließlich hätte man sich in Dresden niemals träumen lassen, dass auch wir uns einmal mit solchen sinnlosen Problemen auseinander setzen müssen.

fdo_auerswalder_blick_7_12
(Auerswalder Blick Nord, Sommer 2012 – Foto: O.M.)

Die letztendliche Konsequenz war natürlich auch hier ein Verbot der Gruppe Faust des Ostens durch Ultras Dynamo, was die verbliebenen FDO-Köpfe letztlich auch akzeptierten, wenn auch schmerzlich. Dieses Verbot beinhaltet unter anderen, dass weder Fahnen, noch Schwenker oder Kleidungsartikel von FDO im Stadion aufgehangen, geschwenkt oder getragen werden dürfen. Einige FDO’ler erhielten ein internes Stadion- und Diskoverbot für Dresden, andere durften, wie gesagt ohne FDO-Kleidung weiter ins Stadion.

Dass die Situation gerade mit FDO so eskalieren musste, wäre vermeidbar gewesen. Doch es wurde einfach versäumt, in den eigenen Reihen für Ordnung zu sorgen und so haben einige, zum Großteil eher Randfiguren, den Blick für die Realität und vor allem den Respekt gegenüber Ultras Dynamo verloren. Aber die Konsequenzen müssen alle tragen. Mittlerweile ermittelt der Staat gegen FDO wegen Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung (…)

[Dieser Beitrag wurde am 10. Oktober 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

1. FC Köln vs. Dynamo Dresden: BILDer-Rätsel vorab

Am 8. Oktober spielt die SG Dynamo Dresden am 9. Spieltag der diessaisonalen 2. Bundesliga gegen den 1. FC in Köln. Es liegt durchaus eine gewisse Brisanz in dieser Begegnung, vom fußballerischen her und auch das jeweilige Fan-Potential betreffend. So eine Begegnung will medial entsprechend vorbereitet sein. Ein wenig Angst und Schrecken vorab, untermalt mit halbwegs martialischen Bildern – den Boden brünstig quasi Blut hechelnd düngen. Es soll ja Presseerzeugnisse – ob nun Online oder Print – geben, die solcherart Berichterstattung nicht abgeneigt sind; warum auch immer.

Da wird dann unter der Headline “Köln zittert vor der Faust des Ostens“ in ganz arteigener sprachlich gehaltener Vorbereitung auf das anstehende Spiel in Köln das zugehörige Artikel-Foto gleich einmal so beschriftet: “Der schlechte Ruf der Dynamo-Anhänger reicht bis Köln. Beim Pokalspiel in Dortmund wurden dutzende nach Krawallen festgenommen“, what ever.

So – und jetzt fragen wir ganz vorsichtig: Welcher vormalige Auswärtsauftritt von Dresdner Anhängern ist pyrobeleuchtet auf besagtem Artikel-Foto wohl zu sehen?

[A] – in Dortmund?
[B] – in Köln?
[C] – in Babelsberg?

Und weiter gefragt: Welches Presseerzeugnis könnte denn beispielsweise so durch und durch investigativen Journalismus betreiben und diesen darüber hinaus auch noch so überaus journalistisch handwerklich korrekt publizieren?

[D] – bild.de?
[E] – bild.de?
[F] – bild.de?

bild.de_5_10_12
(Screenshot: 5. Oktober 2012, 11:22)
karli_29_4_11
(Babelsberg, 29. April 2011 – Foto: O.M.)

Die Redaktion von Ostfussball.com hat sich übrigens durchaus spontan für den wohl doch augenscheinlichen Eindruck entschieden, was das besagte Artikel-Foto betrifft – und den publizierten Beitrag betreffend sowieso. Aber vielleicht wissen [D], [E] und [F] mehr als wir? Fragen über Fragen …

Post Scriptum: “Köln zittert vor der Faust des Ostens” ist nach wie vor so im Original zu bewundern.

[Dieser Artikel wurde am 5. Oktober 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]