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Agent Provocateur?

Leipzig. Erst gegen Bonzen und die Polizei, dann gegen Linke – In der nordwestsächsischen Stadt macht eine sich selbst so bezeichnende Militante Gruppe von sich reden. Vermutet wird auch ein rechtsextremistischer Hintergrund. Es darf gerätselt werden.

Erstmals in Erscheinung trat die so genannte Militante Gruppe Leipzig (MGL) offenbar, als am frühen Morgen des 22. Januar bei der Leipziger Volkszeitung (LVZ) online ein Schreiben einging. Darin bekannte sich die MGL “zu 2 von 3 Anschlägen auf Fahrzeuge im Raum Leipzig durch Feuerlegen“. Bezug genommen wurde dabei auf in den Frühstunden des 21. Januar erfolgte Brandstiftungen an einem Honda-Cabrio sowie an einem Transporter mit fabrikneuen Polizeifahrzeugen. Die Anschläge würden “einmal als Zeichen gegen die verdammten Bonzen, die ihr Fahrzeug Marke Cabrio als Statussymbol ihres Reichtums verwenden und einmal gegen die Polizei, welche immer wieder brutal gegen friedliche linke AktivistInnen vorgeht“ gelten, zitierte die LVZ die Verfasser des Bekennerschreibens. Zudem wurde angekündigt, dass “weitere Anschläge gegen Einrichtungen der Regierung und Unterstützer der Kriegsmaschinerie folgen“ würden. “Eine ’Militante Gruppe Leipzig’ ist völlig unbekannt, bisher nie öffentlich in Erscheinung getreten“, verlautbarte umgehend ein Leipziger Polizeisprecher.

Am 29. Januar versandte die MGL augenscheinlich via Rund-Mail an verschiedenste Redaktionen und öffentliche Adressen ein weiteres Schreiben. Darin wird nunmehr DIE-LINKE-Politikerin Juliane Nagel aus Leipzig angesprochen, welche bereits nach dem ersten MGL-Bekennerschreiben eine dahingehend linke Urheberschaft weitgehend ausgeschlossen hatte. “Ihr Irrglaube, die linke Szene wähle vermutlich andere Mittel als Brandanschläge, macht deutlich, dass das notwendige Umdenken noch nicht bei jedem angekommen ist. Es ist an der Zeit, die Revolution einzuleiten“, so die MGL. Weiterhin wird gleichzeitig personenbezogen attestiert: “Ihre lauen Aktionen versickern jedes Mal im Sand“.

Derzeit wird geprüft, ob hinter den bisherigen E-Mails, die sich sprachlich zum Teil deutlich voneinander unterscheiden sollen, die selben Verfasser stecken könnten. Zumindest im ersten Schreiben, das “Original offenbart eine gravierende Rechtschreibschwäche der Verfasser“ (LVZ), vermissten Experten des Staatsschutzes “typische Merkmale üblicher Bekennerprosa“.

Wie die LVZ weiter berichtet, hätten “erfahrene Staatsschützer“ gewisse “Ungereimtheiten“ feststellen können. Nicht auszuschließen sei, “dass beispielsweise Neonazis gezündelt haben und den Verdacht auf Linke lenken wollen“. Das Resümee bisheriger MGL-Bekennerschreiben wirke jedenfalls “derart wie eine Jargonkarrikatur, dass durchaus eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass eine False-Flag-Operation dahintersteckt, deren Urheber sich entweder einen Spaß erlauben oder absichtlich diskreditieren wollen“ (Telepolis).

[Dieser Artikel wurde am 30. Januar 2010 bei redok veröffentlicht.]