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Großes Kino bei Absage von Dresden gegen Heidenheim

Es gibt ja in fußballerischen Bereichen durchaus einige mehr oder weniger sinnreich katalogisierte Rubriken. Darin werden beispielsweise das am schnellsten erzielte Tor, der früheste Platzverweis, die zeitigste Ecke, der von der Entfernung weiteste erfolgreiche Torschuss und die fixeste Wiederauswechslung gelistet.

Ob es bislang auch schon eine entsprechende Rubrik für am näheste zum eigentlichen Anpfiffzeitpunkt abgesagte Spiele gibt, ist so nicht unbedingt bekannt. Sollte eine solche Rubrik bereits existieren, dann hätte die Begegnung vom 22. Spieltag der 3. Liga zwischen der SG Dynamo Dresden (SGD) und dem 1. FC Heidenheim 1846 vermutlich beste Chancen, in einer der Pole-Positionen registriert zu werden.

Blick auf die aufgetaute Haelfte des Spielfeldes; Spielabsage 75 Minuten vor dem geplanten Anpfiff; glücksgas-stadion Dresden; SG Dynamo Dresden - FC Heidenheim; 29. Januar 2011; Foto: Dehli-News / Frank Dehlis [Frank Dehlis; Trachauer Str. 32; 01139 Dresden; Tel.: 0172. 3525234; Mail: foto@dehli-news.de;  Ostsaechsische Sparkasse Dresden; Kto.: 4121309060; BLZ: 85050300; Honorar zuzuegl. 7 % (Prozent) MwSt;  Finanzamt Dresden II; Steuer-Nr.: 202/212/00277; soweit nicht anders vereinbart, gilt die aktuelle MFM-Bildhonorarliste; Veroeffentlichung nur gegen Honorar, Urhebervermerk und Belegexemplar; saemtliche Nutzungen erfolgen ausschliesslich auf der Grundlage meiner unter folgendem Link www.dehli-news.de/agb einsehbaren Allgemeinen Geschaeftsbedingungen (AGB)]
(Rudolf-Harbig-Stadion am 29. Januar 2011 – Foto: dehli-news.de)
Die offizielle Darstellung – in ihrer Detailtreue nicht unerheblich bei solcherart Rekord-Versuch, allerdings wegen der letztendlichen Anerkennung dann aber noch dringend notariell frostdicht abzusichern – las sich vorerst so:

(…) Schiedsrichter Patrick Ittrich aus Hamburg hat das Drittliga-Spiel zwischen Dynamo Dresden und dem 1. FC Heidenheim 75 Minuten vor dem Anpfiff abgesagt. Nachdem eine Platzbegehung der Platzkommission und des Schiedsrichters am Freitagabend noch keine Einwände nach sich gezogen hatte, stellte sich der Platz am Samstagvormittag als fest gefroren dar. Nach einer weiteren Begehung 90 Minuten vor Anpfiff stellte das Schiedrichterteam die Unbespielbarkeit des Rasens fest und sagte die Partie ab (…)

Gut, die kleine Differenz zwischen “90 Minuten“ und “75 Minuten vor dem Anpfiff“ in dieser Verlautbarung auf der offiziellen Homepage der SGD, 12:49 Uhr am eigentlichen Spieltag, sollte dann aber doch noch etwas genauer verifiziert werden; Rekorde müssen schließlich eindeutig sein.

War da noch was? Ach ja – “Danke“, murmeln bestimmt ganz ergriffen die ob ihrer samstäglichen Planungen ein wenig übertölpelten allesamt Beteiligten beider Vereine. “Die Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit.“ – Darauf ein Bengalo, rein virtuell natürlich. Von Heidenheim bis Dresden sind es rund 450 Kilometer und auch Dresdner Fans reisen nicht unbedingt nur aus dem Stadtgebiet, aus Freital, Pirna oder Radeberg zu einem Punktspiel gegen einen Liga-Tabellennachbarn an. Allein der entsprechende Spieltags-Thread im Forum auf der SGD-Homepage quillt gewissermaßen geradezu über, so viele “Danke“ für diesen 29. Januar 2011 werden dort gepostet.

Unterdessen herrscht, merkwürdigerweise nunmehr mittlerweile auch wiederum seit genau 12:49 Uhr, auf der offiziellen Homepage der SGD amtlich “Unverständnis über die kurzfristige Absage des Drittliga-Spiels gegen den 1. FC Heidenheim“ und der Verein “bittet seine Fans um Entschuldigung für das entgangene Fußballerlebnis und dankt allen für das vernünftige Verhalten beim Verlassen des Stadions“.

Ach ja, die Eintrittskarten für diese Begegnung behalten, in nahtlos überschreibender Ergänzung der ersten 12:49-Uhr-Meldung, nach wie vor weiterhin ihre Gültigkeit. Darauf schnell noch ein virtuelles Freuden-Bengalo? Lieber wohl eher nicht – denn was um alles in der Welt ist denn nun eigentlich mit dem Rekordversuch? Guinnes World Records, übernehmen Sie …

[Dieser Artikel wurde am 29. Januar 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Auftrag Deutsches Fußball-Fan-Reich?

Dresden. Einige Anhänger des Drittligisten Dynamo Dresden fühlen sich offenbar dazu berufen, plakativ Anleihe bei der Rechtsrock-Band Stahlgewitter nehmen zu müssen.

Bei der Begegnung SV Werder Bremen (A) gegen SG Dynamo Dresden umrahmten am 12. Spieltag der 3. Liga in der Saison 2009/10 wie so oft zahlreiche Zaunfahnen die Partie. Wie ebenso üblich, kursieren seit dem in verschiedenen Fan- und Ultra-Foren Schnappschüsse dieses Events.

In einem deutschsprachigen Ultra-Forum wurde indessen eine verblüffende Ähnlichkeit einer der Dresdner Zaunfahnen-Losungen von besagtem Tag in Bremen mit einem Liedtext der Rechtsrock-Band Stahlgewitter festgestellt.

“Die BRD ist uns egal und völlig gleich – für uns zählt nur Sachsens Königreich“

(Bremen, 3. Oktober 2009 – Foto: Frank Dehlis, dehli-news.de)

“(…) Die BRD ist uns egal und völlig gleich,
denn unsere Heimat ist das Deutsche Reich.
Die Republik ist uns egal, vollkommen gleich,
denn unser Auftrag ist und bleibt das Deutsche Reich (…)“
[vgl. Stahlgewitter: Auftrag Deutsches Reich]

Das Antifaschistische Info Blatt (AIB) berichtete in seiner Sommer-Ausgabe 2009 über “Dresdner Neonazi-Hooligans und die SG Dynamo Dresden“, hauptsächlich im Zusammenhang mit den Übergriffen in der Dresdner Neustadt nach dem Türkei-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft während der Weltmeisterschaft 2006 und einer späteren Attacke von Dresdner Nazis gegen einen Zeugen einer diesbezüglichen Gerichtsverhandlung.

Bezüglich der vormals im AIB darüber hinaus erhobenen Vorwürfe gegen die Vereinsführung der SG Dynamo Dresden, beispielsweise –

“[…] verweigerte der Verein im Jahr 2008 ohne Begründung eine Aktion im Rahmen von ’FARE’ (Football against Racism in Europe), die durch die Faninitiative vorbereitet wurde […]“

“[…] ist es auch nicht verwunderlich, dass auch auf der offiziellen Dynamo-Homepage Bilder von Unterstützungstransparenten für Willy Kunze, den verurteilten und mit Stadionverbot belegten Neonazischläger auftauchen. Zwar hatte der Verein Zaunfahnen, die keinen Dynamobezug haben, untersagt. Aber bis zum letzten Spieltag der Saison tauchten die ’Alles Gute Willy’ und ’Grüße in den Knast’-Transparente bei den Spielen auf […]“

– scheint der amtierende Pressesprecher, Enrico Bach, auch auf mehrmalig dahingehende Anfragen von redok, nicht in der Lage zu sein, richtigstellend antworten zu können. Immerhin ist ja zumindest die Stahlgewitter-Anleihe vom Auswärts-Auftritt einiger Dynamo-Fans am 3. Oktober in Bremen offenbar nicht in der aktuellen Bildergalerie auf der Homepage des Vereins gelistet. Hat ja auch fast niemand gesehen – und bemerkt?

Am 15. Oktober verlautbarte die SG Dynamo Dresden, sich in Zusammenarbeit mit der Dresdner Fan-Initiative 1953international mit verschiedenen Aktionen an der europaweiten Aktionswoche 2009 des internationalen Fan-Netzwerks Football Against Racism in Europe (FARE) zu beteiligen.

Heißt es das jetzt in Dresden etwa auch von offizieller Seite? – “Faschos passen hier nicht rein!“

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Ergänzung vom 19.10.2009

Mittlerweile hat der Verein zu den beiden im AIB erhobenen Vorwürfen sowie zu dem obigen redok-Bericht Stellung genommen.

Laut Dynamo-Pressesprecher Enrico Bach hatte der Verein im Jahr 2008, wie in den Vorjahren, an der FARE-Woche teilgenommen und am damaligen 25. Oktober im Stadionheft einen bezüglichen Text veröffentlicht. Dagegen sei in gemeinsamer Entscheidung mit dem Hauptsponsor verweigert worden, die Trikotfläche bei einem Spiel der FARE beziehungsweise der lokalen Initiative zur Verfügung zu stellen, “was angesichts der wirtschaftlichen Situation des Clubs auch nachvollziehbar ist und sicher nicht nur in Dresden so entschieden wurde oder worden wäre“.

Das “Grüße-in-den-Knast“-Banner weise Dynamo-Logos auf, sei aber keiner speziellen Person zuzuordnen. Dem Verein sei es nicht möglich, “diese Grüße pauschal zu verbieten und die Straftäter, die eine Strafe absitzen, aber deswegen ja gesellschaftlich nicht abgeschrieben werden, per se aus seiner Fanszene auszuschließen“. Bilder mit “Alles-Gute-Willy“-Bannern seien bei einer stichprobenhaften Suche in der Bilder-Datenbank mit etwa 3.000 Bildern zum Thema “Fans“ nicht gefunden worden; bei einem konkreten Hinweis würden sie entfernt.

Die beim Auswärtsspiel in Bremen aufgetauchten fragwürdigen Banner seien bereits intern auf eine schwarze Liste gesetzt worden, die der Verein bei zukünftigen Auswärtsspielen verschicken werde und um deren Verbot die Heimvereine gebeten werden. Das im obigen redok-Bericht angesprochene Banner (“Die BRD ist uns egal und völlig gleich“) erschließe sich dem Nicht-Nazi-Liedgut-Kenner nicht sofort, sei aber jetzt auf die Liste mit aufgenommen worden.

[Dieser Artikel wurde am 18./19. Oktober 2009 – mit einem Foto gleichen Motivs von bultras.net – bei redok veröffentlicht.]