Archiv der Kategorie: FoundPieces

MedienScreen # 129 [Tag der Deutschen Einheit. Dresden. Feiern?]

[Fundstück] Anja Maier, taz.de, 28. September 2016 –

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(Screenshot: O.M.)

(…) Ausgerechnet in Dresden soll die sogenannte Deutsche Einheit gefeiert werden – mit massivem Polizeischutz. Lieber sollte man den ganzen verlogenen Zauber abblasen (…)

Man weiß gar nicht, vor wem man in dieser Stadt mehr Angst haben muss: vor den braven sächsischen Bürgerlein oder vor dem Islamischen Staat. Ausgerechnet Dresden. Wo Moscheen angegriffen werden. Wo die Politik auf dem rechten Auge blind ist. Wo Pegida marschiert (…) In dieser Stadt soll gefeiert werden? Und dann auch noch die sogenannte Deutsche Einheit?

Was von der zu halten ist, weiß man ja. Jedes Jahr wird dem Parlament der entsprechende Bericht abgeliefert. Grassierender Rechtsextremismus, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit, so lautet der Befund. Mit diesen Leuten möchte die Bundesregierung eine selbstvergewissernde, patriotisch angepinselte Party feiern? (…)

MedienScreen # 127 [He’s a legend?]

[Fundstück] “Mensch gegen Maschine“, DER SPIEGEL, 3. September 2016 –

(…) Kollege Roboter ist zum ernsthaften Konkurrenten avanciert. Die Technik macht bislang Unvorstellbares möglich, allerdings stößt sie zuweilen auch an Grenzen. Es gilt das alte Gesetz der Robotik: Was Maschinen mühelos erledigen, bereitet Menschen Probleme. Was aber Menschen leichtfällt, stellt wiederum Maschinen vor Schwierigkeiten. Bis selbst der intelligenteste Roboter ein Handtuch gefaltet hat, vergeht eine kleine Ewigkeit (…)

Ein Roboter könnte Sterbenden zwar ohne Mühe Tag und Nacht Zuspruch geben. Und dennoch würde jeder, der noch einen Funken Leben in sich spürt, die Berührung einer Hand bevorzugen. Dann spielt technische Leistung keine Rolle mehr, es zählt nur noch die Menschlichkeit.

MedienScreen # 126 [Urlaubsgrüße?]

[Fundstück] DER SPIEGEL, 10. September 2016 –

(…) Aufrufe zum Ferienboykott hatte es bereits nach dem guten Abschneiden der AfD in Sachsen-Anhalt gegeben, bis sich herausstellte, dass dort kaum jemand freiwillig Urlaub macht. In Mecklenburg-Vorpommern mit seinen über sieben Millionen Touristen pro Jahr ist das anders (…)

Markus Feldenkirchen, “Antifaschistisch im Strandkorb“

(…) Diese Woche fragten deutsche Medien: “Kann man noch Urlaub auf Usedom machen?“ Die AfD war bei der Landtagswahl am Sonntag in den meisten Gemeinden auf der Insel auf über 30 Prozent gekommen. Dabei liegt die größte Hochburg der Rechtspopulisten eigentlich 20 Kilometer weiter westlich. In der kleinen Gemeinde Blesewitz stimmten 48,2 Prozent für die AfD und 17,3 Prozent für die NPD, insgesamt zwei Drittel der Wähler. Die SPD kam gerade noch auf sechs Stimmen (5,5 Prozent), die CDU auf zehn (9,1). Aber hier will sowieso niemand Urlaub machen (…)

Laura Backes, “’Nischt is’ passiert’“

MedienScreen # 125 [Grün, olivgrün sind die Kleider …]

[Fundstück] “Grüner Rückblick – und Austritt“, Jörg Rupp, 2. September 2016 –

(…) Die Thinktanks der Partei, die Flügel und die BAGen, sind zu Karrierenetzwerken degeneriert. Die Abgeordneten reden nur noch über ihre Fachgebiete, alleine Cem Özdemir nimmt sich als AmtundMandatler das Recht heraus, mal kurz die komplette friedenspolitische Rest-Säule des Bundesverbandes zu zertreten und sich für Waffen in Kriegsgebiete einzusetzen – die danach prompt auf dem Schwarzmarkt, wie prognostiziert, auftauchen. Was ihn auch nicht zu einer Revidierung seiner Position kommen lässt. Die Partei und Fraktion werden zunehmend von Leuten geprägt, die so lange in der Politik sind, dass man auf Einschätzungen, das “richtige Leben“ betreffend, kaum mehr setzen kann. Grüne Bellizisten nehmen Position für Faschisten in der Ukraine ein, der Widerspruch verhallt. Die Boellstiftung bläst das Horn des Wachstums – niemand schreitet ein. Themen werden diktiert von Leuten, die sich nie der Partei und einer Wahl stellen mussten – sondern eingestellt wurden.

Die Partei nimmt Spenden an, von Lobbyisten und Verbänden, zu denen auch Rüstungsunternehmen gehören – und zwar in erheblicher Höhe.

Auf grünen Debattenlisten tauchen Sympathisanten von KenFM und anderen Querfrontlern und Verschwörungstheoretikern auf und man hat Mühe, darauf aufmerksam zu machen, was das denn für Protagonisten sind.

Die Partei orientiert sich ausschließlich an den Möglichkeiten, Macht zu erringen und Posten und Mandate zu erhalten, Inhalte werden zusehends zur Verhandlungsmasse (…)

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Notabene – Der Zitator [OM] ist, als damals amtierender Stadtrat in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden sowie Regionalbüroleiter einer Bundestagsabgeordneten, – einen Tag nach dem Bielefelder ’Kriegsparteitag’ 1999 – einst aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen ausgetreten.

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