Dynamo Dresden: Freude, aber keine Freunde in Offenbach

Es war kurz vor Ende der Partie Kickers Offenbach (OFC) gegen SG Dynamo Dresden (SGD) am diessaisonal letzten Spieltag in der 3. Liga, als sich der Offenbacher Stadionsprecher gemüßigt sah, auf seine Art in das Geschehen im Stadion am Bieberer Berg einzugreifen. Beim Stand von 2:3 saßen im – von Security und polizeilichen Einsatzkräften geradezu martialisch abgesicherten – Dresdner Hauptfanblock einige schwarz-gelbe Anhänger auf dem Zaun und fieberten dem Spielende entgegen.

Dies wiederum wertete der Stadionsprecher als einen Akt von gewalttätiger Aggression und kündigte ohne Umschweife an, dass, wenn der Zaun nicht verlassen würde, die Polizei umgehend Gewalt anwenden werde, um Zaunfreiheit zu erreichen. Nur gefühlte Sekunden später steigerte sich der Herr am Stadionmikrofon dann weiter in eine imaginäre Rolle hinein, dass nunmehr seine Ankündigung folgte, wenn der Zaun nicht sofort geräumt werde, “dann wende ich Gewalt an“. Sodann betonte der Herr Stadionsprecher, man habe sich doch schließlich als guter Gastgegeber gezeigt – also Bitte jetzt! So kann ein Stadionsprecher halt eben auch einmal selbst Gewalt anwenden, sei es auch nur wiederholt verbal ankündigend.

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(Am Bieberer Berg, 14. Mai 2011 – Foto: O.M.)

Allerdings fragt sich der Beobachter dieser Offenbacher Szenerie, die durch den Stadionsprecher explizit angeführte angeblich gute  Gastgeberrolle aufnehmend, wo jener Herr kurz vor dem eigentlich auf 13.30 Uhr angesetzten Spielbeginn weilte.

Da quoll doch schlagartig durch einen augenscheinlich von OFC-Ordnern bereitwillig offen gehaltenen Zugang ein größeres Offenbacher Rudel in den Stehplatz-Bereich unterhalb der Tribüne und stürmte unter Nazis-Raus!-Rufen – der Beobachter grübelt immer noch – zwischen die überrascht dort stehenden Dresdner Fans, um heldenhaft einige Kutten und Normalos zu boxen, bevor dann schließlich die polizeilichen Einsatzkräfte heran trabten – Herr Stadionsprecher, übernehmen Sie? Warum nur trugen einige Dresdner aus besagtem Bereich nach dem Spiel blutverschmierte Kleidung? O-Ton eines Betroffenen: Die waren einfach plötzlich da. Bedeutet Ihnen der Terminus Gastfreundlichkeit wirklich etwas, Herr OFC-Stadionsprecher?

Ach ja, da quoll dann doch vor dem eigentlichen Spielbeginn noch der OFC-Block in Größenordnungen aus seinem angestammten Revier und versuchte, hinter den Stadion-Traversen den Dresdner Fan-Bereich zu stürmen – Herr Stadionsprecher? Ja, Fußball ist kein Tennis, könnten Sie antworten. Schon mal was von Kausalität gehört, könnte zurück gefragt werden.

Kickers Offenbach vs. SG Dynamo Dresden 2:3 (1:2) –

14. Mai 2011, Stadion Bieberer Berg

Schiedsrichter: Günter Perl

Offiziell angegebene Zuschauer: 7.713

[Rund 1.200 Dresdner Fans – hr-online.de, 14. Mai, 19:27]

0:1 Schahin (11.)
0:2 Schuppan (26.)
1:2 Mesic (45.)
2:2 Vunguidica (68.)
2:3 Schahin (74.)

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(Sichere Dresdner feiern – Foto: O.M.)

P.S.: An die Kollegen irgend einer (Offenbacher?) Medienanstalt: Wenn man Euch freundlich fragt, warum OFC-Ordner es zulassen, dass ganz stinknormale SGD-Auswärtsfahrerinnen und -fahrer in einem eigentlich gesicherten Stadion-Block geboxt und gescheucht werden können, und Ihr fragt: Bist Du krank? – Dann kann die Antwort immer wieder nur lauten: Nee, aus’m Osten.

[Dieser Artikel wurde am 15. Mai 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

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