Pesterwitz (2015) –

[Fundstück] Thomas Fischer, “Unser Sexmob – Deutschland bekämpft wieder jemanden: Männer, die Frauen belästigen. Die kann der Deutsche nicht ausstehen. Da kennt er keine Parteien mehr.“, Zeit Online, 12. Januar 2016 –
(…) “Pegida“ demonstriert für die deutsche Frau! O wie fürchterlich! In solchen Zeiten der Not kennt der deutsche Sozialdemokrat nichts, da greift er zum letzten Mittel: Er tut einfach, was Pegida will (…)
Der Tanz folgt einer verschlungenen, entrückten Choreografie: Wir haben in unserem Land einige Hunderttausend sehr schlecht in die Gesellschaft integrierte junge Männer. 90 Prozent davon sind Deutsche, 10 Prozent Ausländer. Um die meisten von ihnen kümmert sich, außer ein paar als “Gutmenschen“ verhöhnte Sozialarbeiter und die Arbeitslosenverwaltung, kein Mensch (…)
Wir haben in diesem Land übrigens auch einen Sexmob. Er beherrscht weite Teile unserer Lebenswirklichkeit. Seine mächtigsten Organisatoren wohnen in sogenannten Redaktionen von Deutschlands allerbeliebtesten Massenblättern und Fernsehsendern. Eine Woche “Frau“ in den Mehrheitsmedien: Wer da als Nordafrikaner nicht verrückt wird, kann kein Muslim sein.
Straftaten geschehen. Drei Millionen jährlich in Deutschland. 150 am Kölner Hauptbahnhof am 31. Dezember 2015. Sie werden von Inländern, Ausländern, Arabern und Nordafrikanern begangen. Manche vorwiegend von Inländern (Steuerhinterziehung). Manche vorwiegend von Ausländern (Illegale Einreise). Manche geschlechtsspezifisch (Körperverletzung), manche gelegenheitsspezifisch (Betrug). Sie alle sind zu verfolgen und gegebenenfalls zu bestrafen. Nicht “mit der ganzen Härte“, und nicht “energisch“ und nicht “unnachgiebig“. Sondern so, wie wir zivilisierten Rheinländer es gelernt haben: jeder Einzelfall nach seiner Verantwortung. Die Behauptung, Asylbewerber (oder Flüchtlinge) oder Ausländer müssten besonders gnadenlos bestraft werden, ist dumm und ohne jede Rechtsgrundlage (…)
Was derzeit an “Opferschutz“-Parolen aus den Lautsprechern quillt, ist nicht mehr als eine Instrumentalisierung, die das Mindestmaß an intellektueller Redlichkeit unterschreitet (…)
Dürftig bemäntelte Bild-Sprache? Mehr oder weniger? Journalistische Sicht auf nackte Tatsachen? Investigative Absicht? Oder lediglich Ungeschick beziehungsweise technisches Unvermögen bei MOPO24?
Wenn die Sache als solche einen Tag nach den Leipziger Allerlei-Ansagen nicht so ernst wäre …
Die Geschehnisse vom Abend des 11. Januar dieses Jahres in Leipzig, insbesondere im südlichen Stadtteil Connewitz, sind mittlerweile bekannt. Oder waren sie das schon im Vorabbereich? Mehr als nur angedeutet? Gewissermaßen mit Ansage? Gefragt werden darf ja wohl mal.
Und hernach Empathie. Spontane Anteilnahme quasi. Von gewissen Seiten.
Dass die Nazi-Schläger laut Medieninformation der Polizeidirektion Leipzig im Laufe des Abends überraschend und zudem relativ plötzlich “aufgrund mitgeführter Utensilien dem Fußballfanklientel zuzuordnen“ waren, bleibt unkommentiert so stehen. Ansonsten gibt es bei der Leipziger Polizei vielleicht noch mehr Verwirrung.
Was bleibt nach Connewitz am zweiten Montag im Januar dieses Jahres? Eine Attacke durch Hooligans? Von nicht wenigen Medien wurde der Terminus geschmeidig übernommen.
Nicht, dass jemand ’deutsche Jungmänner, allein unterwegs’ sagt. Oder ’Nazi-Terror’. Deutliche Worte? Frei nach Bertolt Brecht ist der Schoß fruchtbarer denn je …
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David Bowie ist gestorben. Das berichteten in den heutigen frühen Morgenstunden mehrere Medien. Erst vor wenigen Tagen, an Bowies 69. Geburtstag, war sein neues Album Blackstar veröffentlicht worden.
”I don’t know where I’m going from here, but I promise it won’t be boring.” (David Bowie, 08.01.1947 – 10.01.2016)
R.I.P.
Ziggy is going home …