Klartext zur Faust des Ostens

Im 2011/12’er Saisonresümee von Blickfang Ultra (BFU) widmen die Ultras Dynamo in ihrem Beitrag zum BFU-Heft dem Kapitel Faust des Ostens durchaus ein klein wenig Raum. Klartextlich sollte dies, auszugsweise und leicht redigiert, niemandem vorenthalten bleiben –

(…) Doch auch mit der (…) Gruppe “Faust des Ostens“ gab es Probleme. FDO ordnete sich zwar zum Großteil unter, leistete sich aber zunehmend Fehltritte (…) Da FDO stark mit dem A-Block Zwickau sympatisierte und Ultras Dynamo zu Red Kaos stehen, forderte man, dass sich Dresden komplett aus den Belangen in Zwickau raus hält. Als im weiteren Verlauf der Konflikt zwischen RK und dem A-Block immer mehr eskalierte, erteilte man FDO ein Verbot, die “A-Block“-Fahne im K-Block aufzuhängen. Gegen dieses Verbot wurde allerdings verstoßen. Genauso begannen einige (aber bei weitem nicht alle) Mitglieder und Sympathisanten der “Faust des Ostens“ immer mehr ihr eigenes Ding durchzuziehen. Hinzu kommen noch einige weitere Ereignisse.

Im Februar 2012 kam es dann zu einem Vorfall in einer Dresdner Diskothek, bei dem ein UD-Mitglied grundlos in deutlicher Überzahl körperlich schwerstens attackiert wurde. Von nun an war auch hier Feierabend! Die Beteiligten waren schnell ermittelt und es folgten zahlreiche Hausbesuche und weitere Ereignisse, bei denen die Fronten geklärt wurden. Zu oft hatten wir es verpasst, in den letzten Monaten Autorität zu zeigen, schließlich hätte man sich in Dresden niemals träumen lassen, dass auch wir uns einmal mit solchen sinnlosen Problemen auseinander setzen müssen.

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(Auerswalder Blick Nord, Sommer 2012 – Foto: O.M.)

Die letztendliche Konsequenz war natürlich auch hier ein Verbot der Gruppe Faust des Ostens durch Ultras Dynamo, was die verbliebenen FDO-Köpfe letztlich auch akzeptierten, wenn auch schmerzlich. Dieses Verbot beinhaltet unter anderen, dass weder Fahnen, noch Schwenker oder Kleidungsartikel von FDO im Stadion aufgehangen, geschwenkt oder getragen werden dürfen. Einige FDO’ler erhielten ein internes Stadion- und Diskoverbot für Dresden, andere durften, wie gesagt ohne FDO-Kleidung weiter ins Stadion.

Dass die Situation gerade mit FDO so eskalieren musste, wäre vermeidbar gewesen. Doch es wurde einfach versäumt, in den eigenen Reihen für Ordnung zu sorgen und so haben einige, zum Großteil eher Randfiguren, den Blick für die Realität und vor allem den Respekt gegenüber Ultras Dynamo verloren. Aber die Konsequenzen müssen alle tragen. Mittlerweile ermittelt der Staat gegen FDO wegen Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung (…)

[Dieser Beitrag wurde am 10. Oktober 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

ZFC Meuselwitz: Unmoralisches Aufstiegsangebot durch RasenBallsport Leipzig?

Bei relativ ungemütlichem Wetter beschließt Edgar, gemütlich zurück gelehnt im häuslichen Sessel, zur Abwechslung einmal wieder dem sonnabendlichen Sport im Osten beim MDR eine Chance zu geben, gedacht – getan. Eine Hülse aus der regionalen Bierproduktion ist zur Hand, die Fernbedienung wählt unter fingerfertiger Bedienung den entsprechenden TV-Kanal und los geht’s. Draußen ist es, wie gesagt, sowieso ungemütlich und Fußball als solcher, besonders der regionale, interessiert Edgar schon mehr als nur weniger.

Die Sendung plätschert so vor sich hin, genau wie Edgar – von seinen Freunden übrigens Eddi genannt – es von vormaligen Stippvisiten dortselbst in Erinnerung hat. Außerdem ärgert sich Edgar ein wenig, dass er voreilig nach den Ergebnissen der Spiele im Videotext geschaut hat, so toll ist es für die ostdeutschen Vereine am aktuellen Spieltag in den Ligen nicht gelaufen. Schade – aber was soll’s, draußen ist es nicht gemütlicher geworden und Edgar will die Sendung nun auch bis zum Ende schauen, genehmigt sich dafür sogar noch eine zweite Hülse aus regionaler Bierproduktion.

Als der Bericht zur Regionalliga-Begegnung RB Leipzig gegen ZFC Meuselwitz beginnt, murmelt Eddi kurz vor sich hin “RasenBallsport heißen die, RasenBallsport, fast genau so wie Red Bull, nur eben länger, für den MDR wohl zu lang“ und verpasst dadurch ein wenig den Reportage-Einstieg zur Partie. Was war da mit Rasen mähen?, grübelt Edgar. Rasen mähen als Prämie für die Meuselwitzer, falls sie den Rasenballern aus Leipzig gegenüber dem Halleschen FC in der Vorsaison letztendlich zum Aufstieg verholfen hätten?

War die Sendung nicht auch schon einmal besser, als sich unbedingt solcher Reporter-Späßchen bemühen zu müssen?, sinniert Edgar nun vor sich hin und denkt leise seufzend an seinen ungemähten Rasen vor dem Haus.

Das Spiel plätschert, vom Freitagabend zusammengefasst, genau so wie die ganze sonnabendliche MDR-Sendung vor sich hin, die Leipziger – Eddi nuschelt wiederholt “Retortenverein“ – besiegen die Meuselwitzer mit 2:0 scheinbar relativ mühelos. Aber das wusste Edgar ja sowieso schon vom Videotext her.

Fast schon will Eddi, nun doch ein wenig gelangweilt von der Trivialität der Berichterstattung, abschalten oder zumindest den Sender wechseln, da ist gegen Ende des fast achtminütigen MDR-Beitrages schon wieder vom “Rasen mähen“, diesmal regelrecht als Prämie tituliert, die Rede.

Ach Quatsch, denkt Edgar, wer mäht denn wohl billig, fast kostenneutral, den Rasen eines sportlichen Kontrahenten, wenn dieser sich bezüglich eines anderen Rivalen um den Aufstieg in eine höhere Liga mehr oder weniger devot ergebnisdienstlich zeigt? – und dreht unter fingerfertiger Betätigung der Fernbedienung nach ungefähr sechs Minuten und paarunddreißig Sekunden den Ton seines Fernsehgerätes trotzdem etwas lauter …

Meine Güte, Eddi erschrickt fast, als der MDR beim Kapitän von RasenBallsport Leipzig – Daniel Frahn: ’Wenn wir den Aufstieg geschafft hätten, hätte ich mich auch in ’nen Trecker gesetzt und dort den Rasen gemäht’ – sogar senderunüblich noch einmal nachhakt und Herr Frahn plötzlich von einer wohl dahingenend noch ’anderen Sache’ zu sprechen anhebt.

“Alles Quatsch?“, fragt der MDR-Reporter nochmals nach – Edgar reibt sich fast zeitgleich Augen und Ohren und hat die halbvolle Hülse aus regionaler Bierproduktion derweil fast vergessen – und hört nur noch ein genuscheltes ’Nö, nicht alles Quatsch’ aus dem Mund von Daniel Frahn. Die sich anschließend ein wenig aufgeregt wirkende Äußerung von ZFC-Kapitän Frank Müller – ’Es wurde gesagt, für eine Zielleistung, falls wir gewinnen, zeigt sich RB erkenntlich’ – nimmt Eddi allerdings kaum noch so richtig zur Kenntnis.

Edgar denkt derweil an seinen Rasen vor dem Haus, den er wohl morgen oder irgenwann doch allein mähen muss. Er schaltet den Fernseher fingerfertig fernbedienend aus, streicht innerlich ZFC Meuselwitz von der Liste bislang sympathischer Vereine und ist sich sicher, kein Red Bull im Hause zu haben. Und allein das schon stimmt Eddi einigermaßen zufrieden – und noch zufriedener, dass der Traditionsverein Hallescher FC zu seiner persönlichen Freude damals trotzdem aufgestiegen ist. Nur der Rasen müsste eben mal wieder gemäht werden, bilanziert Edgar, aus dem Fenster schauend.

“Und komme mir jetzt bitte nicht mit ’Ein Stück weit unmoralisch ist so ein Angebot schon. Aber auch nicht wirklich unüblich. Und schon gar nicht strafbar’, Blöd-Zeitung, Du“, ruft Edgar noch hinter her. Kolportierte 25.000 Euro – für was denn? Der Rasen wartet, Eddi hat zu tun …

[Dieser Beitrag wurde am 7. Oktober 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

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1. FC Köln vs. Dynamo Dresden: BILDer-Rätsel vorab

Am 8. Oktober spielt die SG Dynamo Dresden am 9. Spieltag der diessaisonalen 2. Bundesliga gegen den 1. FC in Köln. Es liegt durchaus eine gewisse Brisanz in dieser Begegnung, vom fußballerischen her und auch das jeweilige Fan-Potential betreffend. So eine Begegnung will medial entsprechend vorbereitet sein. Ein wenig Angst und Schrecken vorab, untermalt mit halbwegs martialischen Bildern – den Boden brünstig quasi Blut hechelnd düngen. Es soll ja Presseerzeugnisse – ob nun Online oder Print – geben, die solcherart Berichterstattung nicht abgeneigt sind; warum auch immer.

Da wird dann unter der Headline “Köln zittert vor der Faust des Ostens“ in ganz arteigener sprachlich gehaltener Vorbereitung auf das anstehende Spiel in Köln das zugehörige Artikel-Foto gleich einmal so beschriftet: “Der schlechte Ruf der Dynamo-Anhänger reicht bis Köln. Beim Pokalspiel in Dortmund wurden dutzende nach Krawallen festgenommen“, what ever.

So – und jetzt fragen wir ganz vorsichtig: Welcher vormalige Auswärtsauftritt von Dresdner Anhängern ist pyrobeleuchtet auf besagtem Artikel-Foto wohl zu sehen?

[A] – in Dortmund?
[B] – in Köln?
[C] – in Babelsberg?

Und weiter gefragt: Welches Presseerzeugnis könnte denn beispielsweise so durch und durch investigativen Journalismus betreiben und diesen darüber hinaus auch noch so überaus journalistisch handwerklich korrekt publizieren?

[D] – bild.de?
[E] – bild.de?
[F] – bild.de?

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(Screenshot: 5. Oktober 2012, 11:22)
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(Babelsberg, 29. April 2011 – Foto: O.M.)

Die Redaktion von Ostfussball.com hat sich übrigens durchaus spontan für den wohl doch augenscheinlichen Eindruck entschieden, was das besagte Artikel-Foto betrifft – und den publizierten Beitrag betreffend sowieso. Aber vielleicht wissen [D], [E] und [F] mehr als wir? Fragen über Fragen …

Post Scriptum: “Köln zittert vor der Faust des Ostens” ist nach wie vor so im Original zu bewundern.

[Dieser Artikel wurde am 5. Oktober 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Hinterherruf: Machs gut, Eddi Külow

Edgar Külow ist tot. Er starb am 29. Septembermorgen des Jahres 2012 im Alter von 87 Jahren. Wem man – im DDR-Osten der jetzigen Bundesrepublik gebürtig – allerdings erklären muss, wer Edgar Külow war, dem mag dieser Hinterherruf links an der eigenen Eckfahne vorbei gehen. Aber das ist nicht die Absicht – und das hätte Eddi so auch bestimmt nicht gewollt, sei’s drum.

Der Schauspieler, Kabarettist und Autor Külow schrieb in seinem durchaus langen Leben unter anderem für den Eulenspiegel sowie die Fußball-Kolumne “Eckenbrüller“ für die Zeitung junge Welt.

(…) Bis in die Nuller-Jahre hat er fürs Fernsehen gedreht, bis kurz vor seinem Tod ist er Auto gefahren, hat Bühnenauftritte absolviert und seine Fußball-Kolumne “Eckenbrüller“ für die Sportseite dieser Zeitung auf Schreibmaschine getippt und persönlich vorbeigebracht. Als er 75 wurde, hat er der jW erzählt: “Ich kann den ganzen Tag auf dem Sofa liegen und Fußball gucken. Tagelang, wochenlang, monatelang könnte ich das“, nur käme er leider nie dazu (…)

(…) Seine Kolumne, die er in ähnlicher Form auch schon für die Neue Fußballwoche verfasst hatte, lebte von der Fallhöhe zwischen dem Bundesligageschäft und den Prüfungen, die der Berliner Klub Einheit zu Pankow in den unteren Ligen zu bestehen hatte (…) [jungewelt.de, 1. Oktober 2012]

Und wer einmal das Glück hatte, Edgar Külow in einem Stadion am Rande zu begegnen, wird dieses Ereignis bestimmt niemals vergessen – Külow’s Leben dabei mitnichten allein auf Fußballplätze reduzierend.

Angesichts seines Todes will man den Pankowern und den Lesern am liebsten mit seinen Worten zurufen: “Sauft Jungs, der Ball rollt von alleine!“ [jungewelt.de]

Eddi, Du wirst nicht nur wenigen Menschen fehlen. R.I.P. – und machs gut!

[Dieser Beitrag wurde am 1. Oktober 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Sachsen: Vier Fan-Gruppen im Fokus des Verfassungsschutzes

Das Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) Sachsen beobachtet im Freistaat “erstmals“ Fußballfans “wegen rechtsextremer Umtriebe“, berichtet die Sächsische Zeitung am dritten September-Wochenende dieses Jahres. Dabei handelt es sich um vier Gruppierungen, in denen offensichtlich Neonazis agieren, beruft sich die Sächsische Zeitung auf eine aktuelle Darstellung von Innenminister Markus Ulbig (CDU).

Nach Angaben des Staatsministers zählen die Fan-Gruppen Scenario Lok und Blue Caps LE aus dem Umfeld des 1. FC Lok Leipzig sowie – den Chemnitzer FC tangierend –  New Society/NS Boys und Hoonara zu den aktuellen Beobachtungszielen des Verfassungsschutzes in Sachsen.

(…) Sie tauchen im aktuellen Verfassungsschutzbericht nicht auf. Daraus lässt sich schließen, dass der Geheimdienst mit Ausnahme der bereits 2009 beobachteten “Blue Caps“ die Anhänger erst seit Kurzem im Visier hat (…) [Sächsische Zeitung]

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(Auerswalder Blick Nord, Sommer 2012 – Foto: O.M.)

Daraus wiederum lässt sich für die Leserin und den Leser allerdings schließen, dass – mit Ausnahme der angeblich bereits 2009 beobachteten Blue Caps – die besagten Fan-Gruppierungen quasi seit vielleicht erst vorgestern mehr oder weniger existent sind.

Wie weit darf die Verarschung der öffentlichen Wahrnehmung, auch bei einem per se unterstellt gutgemeinten Ansinnen (“Kampf gegen Rechtsextremismus“, Sächsische Zeitung), durch eine landesbehördliche Institution mit bundesweiter Einbindung eigentlich von demokratischen Gremien unhinterfragt so schamlos billig plakativ betrieben werden?

P.S.: Fans aus dem Umfeld von Dynamo Dresden werden – Markus Ulbig zufolge – gegenwärtig nicht durch das LfV Sachsen überwacht. Gegen die “derzeit nicht in Erscheinung tretende Gruppierung“ Faust des Ostens läuft allerdings unterdessen ein Verfahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung (Im Fokus – Faust des Ostens).

[Dieser Artikel wurde am 16. September 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

P.P.S.: (…) Die getroffenen Aussagen stießen beim Chemnitzer FC auf Unverständnis. Bei MDR-Online kommt heute CFC-Geschäftsstellenleiter Lutz Fichtner zu Wort, dem derzeit keinerlei Informationen vorliegen, dass der Verein oder einzelne Fans unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehen würden. Im Gegenteil, die Gruppierung “Hoonara“ bestünde in ihren Strukturen bereits seit dem Jahr 2000 nicht mehr; ebenso wurde die zweite Gruppe, die “New Society“ vor drei Jahren hinsichtlich ihrer Symbolik vom Verein verboten. Gegen damalige Führungskräfte sind entsprechende Stadionverbote verhängt worden (…) [cfc-fanpage, 19. September 2012]

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