Erzgebirge Aue vs. Dynamo Dresden: Zoff um Telefonate und Karten

Wie es vor den doch immer wieder brisanten Begegnungen zwischen dem FC Erzgebirge Aue und der SG Dynamo Dresden – nunmehr am diessaisonalen 25. Spieltag in der Rückrunde in der 2. Liga – ausschaut, werden im März dieses Jahres vermutlich lediglich 1.500 Dresdner Anhänger das Auer Stadion bevölkern können. Das sind nach den Richtlinien im bundesdeutschen Fußball zwar vorschriftsmäßig genau zehn Prozent der Gesamtkapazität im Sparkassen-Erzgebirgsstadion, allerdings hatte in der vergangenen Saison der FC Erzgebirge den Dresdnern noch 2.700 Gäste-Tickets zugestanden. Gründe für die nunmehr veränderte Verfahrensweise der Auer scheinen in wohl deutlichen telekommunikativen beziehungsweise virtuellen Verstimmungen zu liegen.

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(Blick ins Tal – Foto: wikipedia.org)

So berichtet aktuell die Dresdner Morgenpost von einem “Telefonterror“ in den Talkessel des Zusammenflusses der Wasseradern von Zwickauer Mulde und Schwarzwasser: “Weil vermeintliche Dynamo-Fans die Geschäftsstelle des FC Erzgebirge terrorisieren, dürfen am 10. März offiziell nur 1.500 Anhänger der Schwarz-Gelben zum Spiel nach Aue reisen – FC Erzgebirge wehrt sich gegen Dynamo-Fans“.

“Per Facebook wurde … dazu aufgerufen, die Geschäftsstelle des FCE mit Telefonterror zu attackieren. Initiiert wurde die Aktion offenbar von Dynamo-Fans. Davon sollen eindeutige Abbildungen, Einträge und Beschimpfungen auf der Internet-Plattform zeugen“ [MoPo Dresden].

“Für mehrere Stunden wurde unsere Geschäftsstelle quasi lahmgelegt. Wir haben bei der Polizei inzwischen Strafanzeige wegen Nötigung gestellt“, wird Michael Voigt, Geschäftsführer des FC Erzgebirge Aue, zitiert. Zudem behalte sich der FCE weitere rechtliche Schritte vor. “Wir lassen auch den wirtschaftlichen Schaden prüfen. Sollten die Täter ermittelt werden, müssen sie sich auch dafür verantworten“, so Voigt gegenüber der Dresdner Morgenpost.

Über Regelungen zum weiteren Kartenverkauf für besagtes Spiel wird der FC Erzgebirge Aue noch informieren. “Wir wollen auf jeden Fall verhindern, dass sich Dynamo-Fans mit Karten für die Blöcke unserer Anhänger eindecken“ (Michael Voigt).

Der fußballerische Anstoß zwischen Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden zum so genannte Sachsen-Derby soll dann am 10. März 2013 um 13:30 Uhr auf dem Rasen im Erzgebirgsstadion erfolgen.

[Dieser Artikel wurde am 6. Februar 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dokumentation – Dynamo Dresden vs. Roter Stern Belgrad (1991)

Am 20. März 1991 um “21.20 Uhr war das sportliche Aus für den [damaligen] 1. FC Dynamo Dresden im Europapokal der Landesmeister besiegelt. 27 Minuten später erlebte Dresdens Fußball das schwärzeste Kapitel seiner langjährigen Geschichte. Hooligans hatten aus der Dresdner Fankurve Steine aus dem Stadiongrund gebrochen und bewarfen Linienrichter Moreno sowie jugoslawische Spieler. Die passiv vorhandenen Polizeieinheiten sahen sich zunächst nicht zum Eingreifen veranlasst, und nachdem etliche Dresdner Spieler sowie Dynamo-Geschäftsführer Manfred Kluge mehrfach vergeblich versucht hatten, die Randalierer zur Ruhe zu bringen, zog der spanische Referee Aladren die Konsequenz: Abbruch in der 78. Minute [Spielstand 1:2]“.

“Wir sind entsetzt über das Verhalten auf den Rängen. Der Polizei-Einsatz erfolgte viel zu zaghaft. Der Wasserwerfer erschien zu spät. Die Jugoslawen haben uns beim Spiel vorgemacht, wie man so eine brisante Partie unter Kontrolle hält“ (Manfred Kluge) [Zitate aus: ’Mit Dynamo durch Europa’, Jens Genschmar, November 2011].

“In Belgrad [6. März 1991, 3:0] fing das Ganze dann so an: Wir sind angekommen, gerade unser Bus war ja sehr gut besetzt, dort standen vorm Stadion etwa zweitausend Jugos, wir also raus aus dem Bus und erstmal todesmutig auf die draufgerannt. Natürlich völlig bescheuert (…) Auf einmal ging es andersrum, aber mit Schmackes! Da sind wir fast ins Stadion geflogen. Dort prasselte alles auf uns nieder: Steine, Flaschen und so (…) Da schmissen die dann die ganze Zeit alles Mögliche von oben runter: angeschliffene Münzen, Flaschen, Steine und was es sonst noch so gab. Die haben uns angespuckt, runtergepisst (…) Da waren neunzigtausend drin – wir waren höchstens siebenhundert Leute, wenn überhaupt.

Nach dem Spiel gab’s da auch keine Kontakte mehr mit den Belgradern, aber dafür mit deren Polizei. Da hieß es dann aber ’Knüppel frei!’ gegen uns. Überhaupt hatten wir dort eher wenig Probleme mit den Fans, die Serben-Bullen waren die, die uns fertig machten (…) Vor dem Spiel haben die uns ins Stadion reingeprügelt und danach hielten die uns dann stundenlang fest, fast fünf Stunden, ohne was zu trinken, geschweige denn zu essen (…) Jedenfalls die Bullen dort, das war das Schlimmste, was es je gab. Das waren einfach Menschenfeinde. Dort ging wenige Monate später der Krieg los, und dir war klar, warum. Diese Serben-Bullen, das war ja das Allerletzte! Klar haben wir auch provoziert, mit Reichskriegsflaggen und Gepose, aber dass die dort derartig freidrehen, hat keiner geahnt (…)

Beim Rückspiel in Dresden hat es natürlich total gescherbelt (…) Das war dann wirklich total verschärft, was hier abging. Das hatte Dresden noch nicht erlebt. Es kursierte ja vorm Rückspiel die Parole ’Rache für Belgrad!’. Und da waren dann hier wirklich Hools und Kameraden aus ganz Deutschland am Start (…)“ [Zitat aus: ’Schwarzer Hals Gelbe Zähne’, Veit Pätzug, November 2005].

“Dresden hätte sich wahrlich einen würdigeren Abschied aus dem Europapokal verdient, zumal heute keiner genau sagen kann, wie lange in der Elbmetropole EC-Abstinenz herrschen wird“ [Genschmar].

Die Partie zwischen Dynamo Dresden und Roter Stern Belgrad vom 20. März 1991 ging nach UEFA-Wertung mit 0:3 in die Geschichtsbücher ein, der Dresdner Verein wurde für zwei Europapokalspielzeiten gesperrt.

Rechtspflegeordnung der UEFA (Neuauflage, 1. Juli 2011)

* Artikel 72 – Verjährung

Der Vollzug von Disziplinarmaßnahmen verjährt bei Ausschluss aus UEFA-Wettbewerben
1) nach 5 Jahren bei Ausschluss für 1 Spielzeit;
2) nach 8 Jahren bei Ausschluss für 2 Spielzeiten;
3) nach 10 Jahren bei Ausschluss für mehr als 2 Spielzeiten.

[Dieser Artikel wurde am 5. Februar 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Hooligans Elbflorenz: Prozessuale Kritik

Schon immer wieder einmal wurde im seit August 2011 laufenden Prozess um die Hooligans Elbflorenz von verschiedener Seite Kritik an diesbezüglich polizei- und staatsanwaltlich praktizierten Vorgehensweisen postuliert. Die Sächsische Zeitung bilanziert nunmehr Ende Januar 2013 eine “verhärtete Front im Hooligan-Prozess“. Dabei scheinen sowohl die “Abhör-Panne“ sowie darüber hinaus offenbar auch “ignorierte Ermittlungsansätze“ (Sächsische Zeitung) durchaus nicht mehr nur unerhebliche Neben-Rollen zu spielen.

Wie die Sächsische Zeitung weiter berichtet, war die Umsetzung besagten Lauschangriffs vom Mai 2009 “längst nicht so gut. Das hat die Staatsschutzkammer des Landgerichts Dresden nun auch schriftlich. Auf den 48 Tondateien sei so gut wie nichts zu verstehen, sagte eine Phonetikerin vom Landeskriminalamt Brandenburg. Die Sachverständige sollte die Aufnahmen im Auftrag des Gerichts eigentlich verbessern. Doch da sei nichts zu machen“, wird jene Frau indirekt so am 31. Januar von der Zeitung aus Dresden zitiert. “Die Verteidiger fragen sich jedoch, wie die Dresdner Polizei einen ganzen Bericht zu dem einstündigen Gefängnis-Gespräch anfertigen konnte. Das Gericht will nun von der Phonetikerin prüfen lassen, ob sich der Bericht in den Aufnahmen wiederfindet“ (Sächsische Zeitung).

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(Kunst am Körper – Foto: ultras-dynamo.de)

Zudem geht es nach wie vor auch um die so genannten “Döner-Überfälle“ aus dem Juni 2008 in der Dresdner Neustadt. Dahingehend wurde einer der im aktuellen Hooligan Elbflorenz-Prozess mitangeklagt Beschuldigten bereits im März 2009 wegen Landfriedensbruchs zu zweieinhalb Jahren Jugendhaft verurteilt. Damals hatte der Türsteher gestanden, “etwa 60 Leute dazu mobilisiert zu haben. Als Motiv nannte er vermehrten Ärger mit türkischen Jugendlichen in Diskos und in der Türsteher-Szene“.

Die Verteidigerin eines der mutmaßlichen Anführers der Hooligans Elbflorenz kritisierte unterdessen scharf, dass übrigens nie ermittelt worden sei, ob besagtes Geständnis auch stimme – und beantragte nunmehr, drei Türsteher als Zeugen zu hören. Schließlich habe es “zwischen 2007 und 2009 sogar polizeibekannte Auseinandersetzungen in und vor Diskos gegeben – auch unmittelbar vor den Dönerüberfällen. Die Angriffe auf die türkischen Lokale seien nicht politisch motiviert gewesen, sondern eine ’Fehde’ unter Jugendlichen“. Und diese Sachlage “sei von Staatsanwaltschaft und der Staatsschutzkammer bislang schlichtweg ignoriert und nicht ansatzweise überprüft worden“, so jedenfalls die Verteidigerin.

[Dieser Artikel wurde am 2. Februar 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dokumentation – Dynamo Dresden vs. Bayern München (1973)

Die heutige Generation kennt die Geschichten um die Begegnung von Dynamo Dresden mit dem FC Bayern München im Europapokal der Landesmeister in der Saison 1973/74 nur durch Erzählungen. Die oft kolportierten Erlebnisse vom nächtlichen Anstehen nach den begehrten Karten für das Spiel in Dresden vor einer der Vorverkaufsstellen in der Schäferstraße, den Stasi-Spielchen allenthalben und nicht zuletzt um den durchaus dramatischen Verlauf der beiden Partien zwischen dem DDR-Meister und dem Meister aus der BRD mit dem bekannt knappen Ausgang. Viel wurde erzählt und berichtet, einiges davon ist in Büchern und Artikeln sowie auch hier und da im Internet nachzulesen.

Nachdem im Achtelfinale des damaligen europäischen Landesmeisterpokals am 24. Oktober 1973 in München der FC Bayern die Dresdner Dynamos mit 4:3 (2:3) besiegt hatte, kam es am darauf folgenden 7. November zum Rückspiel in Dresden. Auf der Video-Plattform YouTube ist seit einiger Zeit – bildlich und tontechnisch teilweise allerdings etwas wacklig – der Mitschnitt der Spiel-Reportage des westdeutschen Fernsehens von damals in voller Länge zu sehen und hören –

# – Der Kommentar zum Spielende

Über die weiteren Gegner ZSKA Sofia und Újpesti Dózsa SC erreichte der FC Bayern München das Finale um den Europapokal der Landesmeister 1973/74 und gewann diesen, aufgrund des damaligen Spielmodus, dann nach einem ersten Finale (1:1 nach Verlängerung) im Wiederholungsfinale letztendlich am 17. Mai 1974 im Heysel-Stadion zu Brüssel mit 4:0 gegen Atlético Madrid.

[Dieser Artikel wurde am 30. Januar 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

FC Hansa Rostock – Suptras: Südtribüne! Durchgeboxt?

Vor gut einem Jahr flaute im Umfeld des damaligen Zweit- und jetzigen Drittligisten FC Hansa Rostock eine durchaus steife Brise auf, als der Verein damals unter anderem beispielsweise beschloss, “die Südtribüne des Ostseestadions zu schließen“. Über die Internet-Präsenz der Suptras Rostock kursierte in jener Zeit ein Text unter der Headline “Südtribüne? Durchboxen! Hansa auswärts? Der Stasi trotzen!“.

(…) Allen Verantwortlichen um Hansa, allen Hansafans und auch jedem neutralen Beobachter sollte klar sein, dass eine komplette Hintertortribüne, die geschlossen und lautstark hinter unserer Mannschaft steht, die einzige vernünftige Option für Hansa Rostock sein kann! Deswegen kann es nur heißen: Südtribüne durchboxen! (…)

Wie aktuell die Ostsee-Zeitung meldet, gibt nunmehr der FC Hansa “den Ultra-Fans die Südtribüne der DKB-Arena zurück“. Demnach plane “der Verein zum Heimspiel gegen Preußen Münster, den Bereich des Stadions wiederzueröffnen, der nach Ausschreitungen im Jahr 2011 geschlossen worden war. Seit Monaten hatten Teile der Fanszene massiv auf die Wiedereröffnung gedrängt. Der Verein hatte zuletzt im Schweriner Innenministerium um Unterstützung für die Öffnung geworben“, so jedenfalls berichtet ostsee-zeitung.de am 18. Januar dieses Jahres.

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(Screenshot – vimeo.com)

“Ahu! Freude bei den Fans“, resümiert turus.net – die offizielle Internet-Präsenz der Suptras Rostock schwieg allerdings bis vor kurzem noch mehr oder weniger, weniger als mehr …

[Dieser Artikel wurde am 20. Januar 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

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