(…) “Es ist nicht einfach an diesem Abend der widerlichste Rassist von allen zu sein. Aber Akif Pirinçci schafft es gerade.“ Er spricht von Muslimen, die “Ungläubige mit ihrem Moslemsaft vollpumpen“ und spricht von “KZ’s, die leider nicht mehr in Betrieb sind“ (…) (neues-deutschland.de, 20:30 Uhr).
[Martin Buchholz – “Wir sind, was volkt: Vom Ur-Sprung in der deutschen Schüssel, ein satirisches Schizogramm“ – möge ob der Verballhornung eines seiner Werke nachsichtig sein.]
Lautstark. Oh? Bürger-Protest. Ahja. Nur keine Aufregung. So scheint die Morgenpost am Sonntag mit ihrer Titelseite vom Tage beinahe beruhigend zu wirken. Ein bisschen. Gewollt?
“Besorgte Bürger“ dann im Innenteil der Sonntagszeitung. “Aber auch erkennbar Rechtsradikale.“ Vier Seiten “Akte Pegida“. Verkürzend resümiert in der Rubrik “Wohin hat PEGIDA uns gebracht?“: “(…) 1,7 Prozent weniger Besucher kamen nach Dresden. Die Übernachtungen gingen um 3,2 Prozent zurück. Hoteliers berichten, dass Reisende konkret wegen PEGIDA absagen würden.“ Vielleicht zu stark verkürzt? Ja. Aber es beruhigt. Oder auch nicht.
“Was jemand willentlich verbergen will, sei es nur vor andern, sei es vor sich selber, auch was er unbewußt in sich trägt: die Sprache bringt es an den Tag. (…) die Aussagen eines Menschen mögen verlogen sein – im Stil seiner Sprache liegt sein Wesen hüllenlos offen“ (Victor Klemperer).
Diesem Zitat aus “LTI – Notizbuchbuch eines Philologen“ folgend, reflektiert Anna-Maria Schielicke aktuell Pegida im Spiegel ihrer Sprache (sehnsuchtsort.de, 6. Oktober 2015).
“(…) Sämtliche Parteien von links bis rechts, von Landtag bis Stadtrat lassen sich gerade ohne Gegenwehr den gesamten Diskurs aus der Hand nehmen. Sie lassen die Straße sprechen, unkommentiert und ungestraft, und sie lassen die Straße handeln (…)“
Die Zeiten sind hart. Und das Leben ist eines der härtesten. Sowieso. Da stellen sich schon mitunter existenzielle Menschheitsfragen. In aller gebotenen Härte. Darf man über ein Kunstprodukt GröFaZ lachen? Über eine wie zufällig nicht ganz optimal layoutete Tagesspiegel–Titelseite schmunzeln? Oder gibt es keine Zufälle? Fragen über Fragen.
Und nun Dresden. Wieder einmal. Immer noch. Was ist zu dieser Stadt “nicht schon alles geklöppelt, gebatikt und gelyrikt worden“ (Gunnar Schubert). Neues Zentrum der rechtsextremen ’Bewegung’. Einst. Perle einer abendländisch besorgten Protestkultur. Heute. Und morgen, übermorgen? Fragen über Fragen.
Aber Dresden kann geholfen werden. Und die Stadt ist nicht allein. Denn, nicht umsonst gleichfalls Elbflorenz geheißen, bleibt Dresden keineswegs gänzlich in einem sich bürgerlich besorgt gebenden Kokon verschlossen. Eine andere, neue Kultur des Willkommens scheint sich zart anzudeuten, lässt sich nicht länger wegreden und schon gar nicht – Lügenpresse hin oder her – medial verschweigen, auch jenseits der Stadtgrenzen …
Die Begeisterung für solcherart kulturelles “Willkommen in Dresden“ – von Caro Korneli via extra 3 rund um den Erdball und darüber hinaus verkündet – hält sich bei einigen Regionalvertretern offenbar jedoch in Grenzen. “Pegida-Unterstützer schäumen vor Wut und bedrohen die Moderatorin, eine gebürtige Dresdnerin“ (Hannoversche Allgemeine).
“Es wird eine Mammutaufgabe, diese Menschen in unsere Gesellschaft zu integrieren“, resümierte gleichsam prophetisch Caro Korneli in ihrem Beitrag für extra 3.
Übrigens präsentierte dieser Tage aktuell die Dresden Marketing GmbH (DMG) den neuen Tourismus-Werbeslogan für die sächsische Landeshauptstadt: “Dresden. Gemeinsam feiern“. Eine Realsatire?
ElbsandsteinPolemik
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