Schlagwort-Archive: Rechtsextremismus

MedienScreen # 260 [Singsanggedichtliches. Ambivalent maskiert?]

[Fundstück] “Pandemie-Poesie: Ich trage eine Maske“, politplatschquatsch.com, 12. November 2020 –

Ich trage eine Maske,

und diese Maske ist grau.

Es ist die Alltagsmaske,

die Vater trug schon in blau.

Die Maske ist niemals gefallen,

obwohl sie den Leugnern missfiel.

Sie nervt nun weiter uns alle,

doch sie dient ’nem höheren Ziel.

Ich trage eine Maske,

das Grauen der Epidemie.

Es hat meine Alltagsmaske

auch etwas von Anästhesie.

Und wenn sie auch stört beim Atmen,

so kram’ ich sie doch stets wieder vor.

Auf dass wir uns alle gut schützen

wie Angie schon mehrfach beschwor.

Ich trage eine Maske,

und diese Maske ist grau.

Es ist die Alltagsmaske,

die uns alle beschützt so genau.

Das Virus hat die Politik ermächtigt,

zu Lockdown, Krediten und mehr.

Drum vorwärts ihr Bürger nun fügt euch,

bis erlahmen all die Querdenkeeeer.

*Ich trage eine Maske – nach der Melodie “Ich trage eine Fahne“*

[Mit Dank & Gruß an PPQ und dortselbst im vollständigen Original.]

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(Kleiner Satyr, Pirna, 2020 – Foto: A.M.)

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– Nachschiebsel –

(…) Ach, hätten doch Kneipen geöffnet, man könnte sich alles schönsaufen. Aber nur die Kirche ist geöffnet, Gott ist systemrelevant, und ich schenke Jesus eine Maske, dass er gesund bleiben möge. Es ist ja so schon alles ein Kreuz.

Wolfgang Schaller, Kolumne “Satirischer Nachschlag“, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 21. November 2020

Dresdner Reichskristallabend. Prioritäres Allerlei?

Der neunte Tag im deutschen November, zuvorderst wohl historisch ’besetzt’ als Gedenktag an die Reichspogromnacht vom Jahr 1938, wer wüsste es nicht? Oder? –

“(…) eine ganz und gar entwürdigende Vorstellung, dass ausgerechnet am Jahrestag dieser Schandtaten … Menschen in Dresden wie üblich Hetzredner bejubeln, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft und ihres Glaubens pauschal als Schmarotzer, Betrüger und Verbrecher diskriminieren … An einem solchen Tag darf kein Platz für Diskriminierung und Hetze sein. Nicht auf dem Ex-Hitler-Platz, nicht anderswo in Dresden. Nirgendwo.“ [Oliver Reinhard in Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 9. November 2015]

“(…) Auch ohne jedes Jahr selbst des 9. Novembers zu gedenken, kann und sollte man die Würde dieses Datums und der Erinnerung respektieren und verteidigen, wenn sie verletzungsgefährdet ist. Und diese Gefahr besteht (…)“ [Oliver Reinhard, a.a.O.]

(Screenshots Twitter: O.M.)

… no further words necessary?

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– Prioritäres Nachschiebsel –

(Screenshot Twitter: O.M.)

“… verantwortungslose Menschen sind zynisch“ (Bernhard Steiner).

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– Nachnachschiebsel –

(…) Aber so weit sind wir schon: Dass in Dresden am 9. November anlässlich der Reichspogromnacht ein Gedenken an von Nazis zerstörte Synagogen und in KZs geschleppte Juden wegen Corona nicht gestattet, aber am gleichen Tag der Aufmarsch der besorgten besorgniserregenden Bürger samt Ansprache eines Nazis gestattet wird, Hakenkreuze eingeschlossen. Haben Behörden das rechte Auge geschlossen? Oder kann man ein Auge gar nicht schließen, wenn es nicht vorhanden ist? (…)

Wolfgang Schaller, Kolumne “Satirischer Nachschlag“, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 21. November 2020

MedienScreen # 251 [Skinheads Sächsische Schweiz. Läuft. Wieder?]

[Fundstück] “Nur eine Party? – Am Männertag wurden in Pfaffendorf Polizisten angegriffen. Entsteht dort in der Sächsischen Schweiz eine neue Neonazi-Szene? Eine Spurensuche.“, Tobias Wolf, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 26. Juni 2020 –

[…] Von den 30 Festgenommenen in Pfaffendorf sind mindestens die Hälfte schon einmal durch politisch rechts motivierte Kriminalität strafrechtlich aufgefallen, vier von ihnen entpuppen sich als Ex-SSS-Mitglieder, so CDU-Innenminister Roland Wöller in einer Antwort auf die Anfrage der Landtagsabgeordneten Kerstin Köditz (Linke) […]

[…] Ein mit den örtlichen Verhältnissen Vertrauter sagt: “[…] Ich bin mir sicher, dass die gesamte Sächsische Schweiz mit solchen ’Feier-Immobilien’ übersät ist.“ […] “Die SSS-Leute sind alle noch da, aber seit dem Verbot gibt es nur noch lose Gruppen“ […]

Der Ausgang der Pfaffendorfer “Party“ passt in ein Muster, das sich seit Jahren entwickelt: gezielte Gewalt gegen Polizisten von Rechtsextremisten. Experten gehen davon aus, dass Ex-SSS-Leute auch bei den Krawallen vor einer Flüchtlingsunterkunft in Heidenau 2015 dabei waren und dass sich Rechtsextremisten jetzt auch bei den Corona-Demos beteiligen, die im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge als sachsenweit am aggressivsten gelten […]

Eine Anwohnerin sagt, für den Tourismus sei der Polizeieinsatz in Pfaffendorf nicht gerade förderlich. Aber man müsse doch mit den Rechtsextremisten reden, weil deren Meinung interessant sei, egal wie sie das selbst beurteile […]

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Faust des Ostens – On Ice?

Bereits vor fast genau zwei Jahren war in Sachen Strafverfahren gegen mutmaßlich führende Mitglieder der Faust des Ostens (FdO) zu lesen –

… Die Tatvorwürfe gegen die “auch rechtsextreme“ FdO belaufen sich auf Bildung einer kriminellen Vereinigung, gefährliche Körperverletzung, Landfriedensbruch und schweren Bandendiebstahl. In dem bei der Staatsschutzkammer des Landgerichts Dresden anhängigen Verfahren gegen die Angeklagten der Faust des Ostens “ist jedoch fast fünf Jahre nicht Wesentliches mehr passiert. Da keiner der Angeklagten in Untersuchungshaft saß, sah sich die Kammer gezwungen, andere Prozesse vorzuziehen“, resümiert … die Sächsische Zeitung …

“(…) Vergangene Woche gab es ein wenig Bewegung. Die Richter haben das Verfahren eröffnet. Damit kamen sie der nach fünf Jahren drohenden Verjährung zuvor. Ein Prozesstermin ist derzeit jedoch nach Angaben des Landgerichts nicht in Sicht (…)“ [Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 4. Juni 2018].

Aktuell allerdings “ist sieben Jahre nach der Anklageerhebung immer noch kein Prozesstermin in Sicht“, so Karin Schlottmann in Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe) vom 28. Mai dieses Jahres. Die Information fußt auf einer Antwort der Obersten Justizbehörde des Freistaates Sachsen (SMJ) zu einer parlamentarischen Anfrage der Landtagsabgeordneten Kerstin Köditz (Linkspartei).

“(…) Die zuständige Staatsschutzkammer habe mitgeteilt, dass sie wegen fünf weiteren Strafverfahren mit Untersuchungshaft derzeit keinen Termin gegen die mutmaßlichen Mitglieder der Gruppe festsetzen könne.

Die Staatsanwaltschaft hatte am 19. Juli 2013 Anklage gegen die Hooligan-Truppe ’Faust des Ostens’ erhoben. Fünf Jahre später, am 28. Mai 2018, ließ die Staatsschutzkammer die Anklage zur Hauptverhandlung zu und verhinderte damit in letzter Minute die Verjährung der Vorwürfe.

Dennoch droht spätestens im April nächsten Jahres die Verjährung einzelner Tatvorwürfe (…)“ [Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 28. Mai 2020].

… à la Asterix – Quid novi?

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SSS – never gone?

Fast, als würde Ian Stuart Leichsenring [Telepolis], der vormals ’charismatische Mäzen der Skinhead Sächsische Schweiz’ (SSS) weiterhin unter ihnen weilen, liest es sich Jahre später wieder, und immer noch, aktuell –

“(…) Diese Party hat es in sich und löst den wohl größten Polizeieinsatz am Männertag im Elbtal zwischen Bad Schandau und Riesa aus. Nicht nur ’Sieg Heil’-Rufe hallen am Donnerstagabend durch Pfaffendorf, einem Ortsteil von Königstein in der Sächsischen Schweiz (…) Während der Nacht durchsuchen Spezialisten das Gelände der Neonazi-Party. Ein Sicherheitsexperte sagt, die Gäste hätten sich dort nicht nur zufällig getroffen. Die Immobilie sei eine Art Neonazi-Klubhaus mit eindeutiger Dekoration im Inneren (…) Die Mehrheit der Partygäste sei Mitte Dreißig, der jüngste 30, der älteste 54. Ein Teil der Gruppe ist Staatsschützern schon länger bekannt, wie erste Ermittlungen ergeben haben. Sie entstammen demnach der früheren Neonazi-Gruppe ’Skinheads Sächsische Schweiz’ (SSS), die 2001 vom sächsischen Innenministerium verboten wurde (…)“ [Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 23. Mai 2020].

Nach Erkenntnissen von Alternative Dresden News fand besagte ’Neonazi-Party’ in Pfaffendorf zu Himmelfahrt 2020 “auf dem Gelände von Lars Ulbrich“ statt [addn.me, 23. Mai 2020].

[Oktober 1998] – “(…) Ca. 20 Nazis, darunter (…) der vermeintliche VS-Zuträger Lars Ulbrich, überfallen den Jugendclub in Gohrisch. Dabei rufen die Täter: ’Wir sind von der SSS’ (…)“ [’Naziaktivitäten in der Sächsischen Schweiz – eine unvollständige Chronik’, AFA13 @ indymedia.org, 9. Mai 2004].

Trotz Verbot nach wie vor aktiv – Jahre später noch. It seems so, for whatever reason.

(Dresden. Sachsen. Worte. – Foto: O.M.)

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