Am 28. Mai sicherte sich SV Babelsberg 03 den diessaisonalen brandenburgischen Pokal mit einem 3:1-Sieg gegen FSV Luckenwalde im Werner-Seelenbinder-Stadion.
“Die Polizei ging nach dem … Landespokalfinale in Luckenwalde gegen Fans des SV Babelsberg 03 mit Schlagstöcken und Pfefferspray vor, nachdem Babelsberg-Fans den Pokalsieg mit den eigenen Spielern im Innenraum feiern wollten. Mehrere Fans sollen kollabiert und bewusstlos geworden sein. Nur vereinzelte Babelsberger Fans sollen dabei vom Zaun in den Innenraum gelangt sein (…)“ [faszination-fankurve.de].
Ultras never die!? No comment –
[Stagedivingultras bbg_1903, YouTube.com, 30. Mai 2016]
Vor dieser Begegnung am 36. Spieltag waren die gastgebenden Babelsberger auch nächstsaisonal bereits sicher in der 3. Liga, die Dresdner dagegen immer noch mit dem Fuß im Türspalt, diese Liga vielleicht doch in Richtung Höherklassigkeit verlassen zu können. Diese Konstellation und eine freitägliche Reise in das durchaus zuweilen schnuckelig verträumt wirkende Filmstädtchen sowie die zu erwartende Atmosphäre im Karl-Liebknecht-Stadion waren Grund genug, am 29. April auch wieder einmal im “Karli“ vorort zu sein.
Und siehe da, die Anreise zeigte, es hat sich kaum etwas verändert, jedenfalls was die schon fast berühmt berüchtigte Parkplatzsituation in Babelsberg betrifft, wenn mehr als drei Autos mit Auswärtsfans anreisen. Nichtsdestotrotz funktionierte die Akkreditierung durch die Babelsberger Pressestelle tadellos und nach Überwindung des doch hier und da ein wenig beengt durcheinander strömenden Fanvolkes und des etwas überfordert wirkenden, aber freundlichen, Einlassdienstes befand man sich bei bestem Wetter dann kurz vor Spielbeginn auch unmittelbar am Ort des Geschehens.
Im weiteren Verlauf zeigte sich dann allerdings, dass die Kommunikation aus dem “Karli“ heraus schon noch erhebliche Lücken aufweist. Aber vielleicht entdecken die Babelsberger dann bald auch noch all die drahtlos technisch stabil möglichen Online-Verbindungen für sich und ihre Gäste.
Stimmungstechnisch rissen die Fanlager, abgesehen von einer sehr nett anzuschauenden Choreo auf der Babelsberger K-Tribüne und zeitweise durchaus brachialen Rufen und Gesängen von beiden Anhängerscharen, in der ersten Halbzeit allerdings nicht durchgängig die symbolisch berühmten Bäume aus. Bei einem Anteil von rund 2.500 Dresdner Anhängern unter den 6.818 Zuschauern im “Karli“ hatte man aber dennoch einfach manchmal das Gefühl, Dynamo hätte hier Heimspiel – und abgesehen davon eigentlich zur Halbzeit schon führen müssen. Aber die Wahrheit liegt bekanntlich auf dem Platz und so ging es mit 0:0 in die Pause.
Die zweite Halbzeit begann mit einem forcierten Dresdner Fan-Auftritt, Teile des Gäste-Blocks enterten den Absperrzaun, tanzten auf diesem herum, die “Dresdner Anhänger unterhalten das gesamte Stadion und feiern durch“ (Live-Ticker Dynamo). Die SVB03-Anhänger hielten entsprechend ihren Möglichkeiten dagegen, die Stimmung war nun “Karli“-würdig.
Als durchaus außenstehendem Beobachter erschließen sich nicht alle Interna des Babelsberger Vereins dem Betrachter, auch nicht auf den zweiten Blick. Auf den ersten Blick war das große Banner vor dem A-B-C-Block seit Beginn des Spiels deutlich sichtbar: “Vorstand raus!“. Und das dann im dortigen Babelsberger Block knapp 30 Minuten in der zweiten Halbzeit ein weiteres Banner quasi in Lauerstellung zur Präsentation zurecht gezupft wurde, war auch erkennbar. Was folgte, war augenscheinlich eine Aktion im eigenen Stadion gegen den Vorstand des Vereins der 03’er, der von Dresdner Seite mit skandieren von “Pyrotechnik ist kein Verbrechen!“ und einer eigenen Pyro-Einlage beantwortet wurde …
Die Begegnung in Babelsberg wurde von Schiedsrichter Michael Weiner daraufhin kurz unterbrochen und, nach dem sich der Rauch aus dem “Karli“ etwas verzogen hatte, weiter geführt – bis hin zum 1:1-Endstand. Ein Resultat, welches den SV Babelsberg 03 natürlich sicherlich freut und das der SG Dynamo Dresden – voraussichtlich – wenig bis gar nichts nützt. So werden sich wohl beide Mannschaften wahrscheinlich in der nächsten Saison wieder in der 3. Liga begegnen, in der allerdings ja nach wie vor und bestimmt auch im nächsten Jahr so gut wie alles möglich scheint. Warum allerdings der Babelsberger Anhang nach dem Ausgleich kurz vor Ultimo dann unbedingt politische Liederchen trällern musste, wird wohl ein kleines Babelsberger Geheimnis bleiben, wie manchmal eben so einiges dort.
Wegen der Pyro-Aktionen sind seitens des DFB gegenüber beiden Vereinen mehr als wahrscheinlich Sanktionen zu erwarten. Wie diese ausfallen, wird zu sehen sein. Zumindest die SG Dynamo Dresden stand dahingehend ja bereits unter schärferer Beobachtung.
SV Babelsberg 03 vs. SG Dynamo Dresden 1:1 (0:0) –
29. April 2011, Karl-Liebknecht-Stadion in Babelsberg
Schiedsrichter: Michael Weiner
Offiziell angegebene Zuschauer: 6.818
Torfolge: 0:1 Koch (77.) – 1:1 Engler (87.)
Gelbe Karten: Rudolph, Surma – Schahin
Gelb-Rote Karten: Rudolph (58.) – Schahin (89.)
[Dieser Artikel wurde am 30. April 2011 bei Ostfussball.comveröffentlicht.]
Das Spiel in der zweiten Runde um den diessaisonalen brandenburgischen Landespokal zwischen dem FC Stahl Brandenburg und dem SV Babelsberg 03 vom 9. Oktober 2010 hinterlässt, ob seiner Begleiterscheinungen, wohl eher einen schalen Nachgeschmack statt ungetrübter Freude über ein emotionales Pokal-Derby.
Schon vor dem Spiel kam es, offenbar aufgrund unkoordinierter Polizeikräfte und eines wohl lückenhaften Sicherheitskonzeptes, zu mehreren unschönen Begegnungen beider Fan-Gruppierungen, wobei auf der Seite von Stahl Brandenburg augenscheinlich auch Anhänger des BFC Dynamo agierten.
Nach offizieller Medien-Darstellung begann der Pokal-Nachmittag allerdings erst “mit einem Auftritt einer größeren Gruppe Babelsberger Chaoten, die kurz vor Spielbeginn den Kassenbereich am Gästeeingang ignorierten und sich somit freien Eintritt verschafften“. Das wiederum, so meint jedenfalls havelstadt.de, “wäre sicherlich zu vermeiden gewesen, hätte der Gästetrainer, Dietmar Demuth, auf Anfragen vom FC Stahl einem späteren Spielbeginn zugestimmt. Polizei und Schiedsrichter hatten die Bereitschaft dazu signalisiert“.
“Die sollen pünktlich kommen!“ (Dietmar Demuth)
Später im Stadion dann haben Babelsberg-Fans “bengalische Feuer gezündet, die Schäden auf der Tartanbahn anrichteten“ (maerkischeallgemeine.de) und rissen noch ein Zaunfeld nieder, “was aber wohl eher mit dem Spielverlauf in Verbindung stand“ (havelstadt.de).
Offiziell werden die Geschehnisse nach diesem Pokal-Spiel (2:4 n.V.) beispielsweise so dargestellt –
“Ausnahmezustand in der Brandenburger Innenstadt” (Headline zum Polizeibericht, 9. Oktober, 18:58)
Gleichwohl, so berichtete maerkischeallgemeine.de später, habe die Polizei nach dem Derby eine positive Bilanz gezogen –
“Die im Vorfeld intensiv geführten Gespräche zwischen Polizei, Landesverband und Vereinen mündeten in einem friedlichen, weitestgehend störungsfreien Ablauf des Fußballspiels.“
Unterdessen werden allerdings, beispielsweise im Forum von ultras.ws, die Tagesgeschehnisse um den 9. Oktober 2010 in der Stadt Brandenburg nicht nur ein wenig näher beleuchtet …
[Dieser Artikel wurde am 12. Oktober 2010 bei Ostfussball.comveröffentlicht.]
ElbsandsteinPolemik
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