Was war das denn für ein Abgang, Dresdner Dynamos?

Nach den eher bescheidenen spielerischen Leistungen des aktuellen Kaders der SG Dynamo Dresden (SGD) in den letzten Wochen und besonders nach dem Ausscheiden im Halbfinale des Sachsenpokals gegen den Chemnitzer FC, wären zum letzten Saison-Auftritt in der 3. Liga im heimischen Rudolf-Harbig-Stadion (RHS) gegen den Wuppertaler SV durchaus kritische Reaktionen seitens der Zuschauer zu erwarten gewesen.

Wider einiger Befürchtungen wurde die Mannschaft von immerhin fast 13.000 Zuschauern stimmungsvoll und zaunfahnenprächtig begrüßt und während der 90 Minuten kontinuierlich lautstark unterstützt. Die SGD – offenbar dadurch auf dem Rasen beflügelt – erspielte zumindest bis zur Halbzeit eine ungefährdete 3:0-Führung. In der zweiten Hälfte verkürzte der bereits als Absteiger feststehende Wuppertaler SV dann noch auf 3:2, der Stimmung im RHS tat dies keinen Abbruch. Kurz vor Ende der Begegnung verabschiedeten sich auch die mitgereisten Wuppertaler Anhänger mittels einer kleinen Pyro-Einlage in ihrem Block aus der 3. Liga der nächsten Saison. Den Einsatz der Ordnungskräfte im Wuppertaler Block quittierten die Dresdner Anhänger aus dem K-Block mit “Fußballfans sind keine Verbrecher“.

Und dann Schlusspfiff, Ende, Aus – Endstand 3:2 beim Saison-Abschluss im Spiel um letztendlich die ’Goldene Ananas’ zum Saisonausklang beider Mannschaften. Alles in allem also ein letztendlich netter und fast versöhnlicher Ausklang an einem sonnigen Tag in Dresden? – Schließlich wurde das Minimal-Ziel Klassenerhalt durch die SGD bereits vorfristig gesichert.

Allerdings gab es nach dem Spiel durchaus noch einige Misstöne an diesem sonnigen Mai-Samstag im RHS. Zwar ballerten Dresdner Spieler nach Schluss der Begegnung bunte Bälle ins Publikum, doch augenscheinlich waren schon dabei die Ultras im K-Block unberücksichtigt. “(…) Die Fans wurden aufgefordert, noch im Stadion zu bleiben, da sich die Mannschaft noch verabschieden möchte (…)“ [SGD-Live-Ticker, 15:17]. Artig bedankten sich die auf dem Rasen stehenden Dresdner Akteure mit einem Spruchband “Danke, dass ihr auch in schwierigen Zeiten immer hinter uns steht!“. Dieses wurde, wenigstens noch von einigen Spielern einigermaßen zurecht gezupft, dann im Anstoß-Kreis abgelegt. Hernach begab sich der Spieler-Kader in den Strafraum des Spielfeldes vor dem K-Block, aus dem – was in Dresden nicht mehr so oft vorkommt – eine gemeinsame Uffta zum Saisonabschluss gefordert wurde.

Unverrichteter Dinge erhoben sich nach wenigen Minuten – warum auch immer – die zuvor auf dem Rasen vor dem K-Block sitzenden Spieler und verschwanden im Stadion-Tunnel, einige eilten zu ihren Interview-Terminen – Erst Staunen im Zuschauerrund, Stille, dann ein gellendes Pfeifkonzert aus dem K-Block. “Saisonfinale als Frage der Ehre!“, titelzeilte vor dem Spiel die Dresdner Morgenpost. Was bleibt, ist ein augenscheinlich völlig versemmelter Abgang nach einer verkorksten Saison.

[Dieser Artikel wurde am 8. Mai 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]