Archiv der Kategorie: Anno 2017

Breaking News? DFB. Ultras. Fragen BILDet?

Die Ticker rauschen im Blätterwald. “DFB und Politik forcieren Dialog mit Ultras“ (n-tv.de, 16. August). “Keine Geisterspiele – aber Pyro?“, steht da eben auf einmal im Raum.

“Der DFB empfiehlt seinem Kontrollausschuss, bis auf Weiteres darauf zu verzichten, Strafen zu beantragen, die unmittelbare Wirkung auf Fans haben, deren Beteiligung an Verstößen gegen die Stadionordnung nicht nachgewiesen ist … Der Fußball in Deutschland steht auch für Stehplätze, faire Eintrittspreise und die 50+1-Regel. Der DFB meint es mit dem Angebot zum Dialog ernst“, wird aktuell Reinhard Grindel, DFB-Präsident, medienseitig zitiert.

Dialog? War da nicht schon mal was? Lange her? Alles neu? Fragen dürfen wird man ja wohl noch mal.

Apropos Fragen. Selbige hatte – fast zeitgleich, aber nur fast – auch die von Kommissar Stoever oft gelobte “BLÖD-Zeitung“ an die Fußball-Fanszene. Oder Ultras. Oder Hooligans. Oder so. Jedenfalls investigativ. Irgendwie so …

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(Screenshot ultras-dynamo.de: O.M.)

“… Das Ziel des DFB ist ganz eindeutig, die Fans zu spalten. Dafür hat man mit der BILD einen langjährigen Partner in die Spur geschickt, um nun die Stimmung anzuheizen. Die tendenziöse Fragestellung der vorliegenden Anfrage belegt das. Aktive Fans sind von Grund auf Böse und die Vereine sollen sich dazu äußern. Ganz bewusst wird im selben Fragenkatalog auch speziell auf Hooligans eingegangen, die für sich im aktuellen Konflikt mit dem DFB keine Rolle einnehmen. Man kann nur vermuten, dass der Autor im fertigen Bericht hier erneut die Begriffe Ultras und Hooligans vermengt, um negative Assoziationen zu wecken. Für die Beschreibung der positiven Seiten einer lebendigen Fankultur ist kein Platz vorgesehen. Welche Ziele die Fans mit dem Protest gegen den DFB verfolgen, wird kaum Beachtung geschenkt. Das ist uninteressant, weil es nicht ins Bild passt. Es geht nicht um eine neutrale Wiedergabe der aktuellen Zustände, es geht einzig und allein um die Agenda des DFB …“ (’Hallo, hier ist die BILD, wir hätten mal ein paar Fragen …’ – Ultras Dynamo, 12. August).

Fragen über Fragen. Und damit sind nicht unbedingt die der “BLÖD-Zeitung“ gemeint …

Frank Dehlis ist tot.

Mensch, Frank. Mei’ Gudster. Alter. Naja, eher Old School. Einer der besten Kerle ever. Was machst du denn für Sachen?

Gibt’s den “Kleinen Dicken“, den jährlichen Dynamo-Wochenkalender, nun wirklich nie wieder als Neuauflage in meinem Briefkasten? Keine gemeinsamen Auswärtsfahrten mehr zu Dynamo-Auftritten in der Ferne? Vorbei das schnelle Käffchen im Rudolf-Harbig-Stadion? Nie wieder launige Kurzkommentare zu irgendwelchen Äußerungen meinerseits? Und was soll aus Hiddensee werden? Ohne dich.

Seit 1995 kennen wir uns. Muss ich da jetzt ’kannten’ in meinen Wortschatz aufnehmen? Nein, lieber Frank, so einfach mache ich dir das nicht. Hier ist immer ein Platz frei. Für dich. Egal, wo du jetzt gerade bist.

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(Rudolf-Harbig-Stadion, Mai 2008 – Foto: O.M.)

“… Die SG Dynamo Dresden trauert um Frank Dehlis. Der Fotograf ist am Mittwoch [2. August] im Alter von 45 Jahren verstorben …“ [dynamo-dresden.de, 6. August 2017 (500 Internal Server Error)].

Frank, wir sehen uns. Im Herzen sowieso. Machs gut, Alter, ja?

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(Faksimile: O.M.)

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(Millerntor-Stadion, 7. August – Screenshot Twitter: O.M.)

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(Screenshot ultras-dynamo.de: O.M.)

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(Sächsische Zeitung, 19. August – Faksimile: O.M.)

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(Rudolf-Harbig-Stadion, 19. August – Foto: bultras.net)

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(Rudolf-Harbig-Stadion, 19. August – Fotos: ultras-dynamo.de)

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Tore. Tore. Tore?

Hallo, Kolleginnen und Kollegen von nt-tv Der Nachrichtensender. Seid ihr vielleicht auf irgendeinem Vergangenheitsbewältigungstripp? So à la, die im Osten haben ja nichts, nicht mal Tore …

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… und jetzt zählen wir – bundesrepublikanisch längstens vereint – gemeinsam mit der Praktikantin oder dem Praktikanten einmal nach, mehr oder weniger torspektakelmäßig …

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(n-tv, Screenshots: O.M.)

… also eher weniger torspektakelmäßig. Scheint es. 0:0 geht okay. Aus eurer Sicht. Vielleicht.

Die im Osten haben ja nichts. Nicht mal Tore. Jedenfalls nicht headlinemäßig bei nt-tv Der Nachrichtensender. Helau?

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(fussballdaten.de, Screenshot: O.M.)

MedienScreen # 169 [Fußballfans dürfen so einiges. Noch.]

[Fundstück] “Seid dem DFB doch endlich mal dankbar“, spuckelch.wordpress.com, 29. Juni 2017 –

Neues Urteil des weisesten DFBs aller Zeiten, alte Undankbarkeit. Alle meckern wieder nur rum. Dabei gäbe es genug Gründe zu ausgelassener Freude.

Dynamo Dresden wird die Gnade zuteil für die von seinen Fans gezeigte Fratze Buße zu tun. Im aus Frankfurt (an der DFB Zentrale) zugestellten Ablassbrief ist akribisch aufgelistet, wie die SGD sich von ihren Sünden reinwaschen kann. Und was gibt es? Alte Reflexe der Fanszene. Wieder mal wird nur gemeckert. Die einen nörgeln daran rum, dass der Verein ein paar läppische Zehntausend Euro berappen muss, andere finden den Zuschauerausschluss auf Bewährung total gemein, die nächsten fühlen sich bei der Vergabe personalisierter Auswärtstickets irgendwie überwacht.  Und dann beschweren sich ausgerechnet die diktaturgestählten DDRler, weil in der kommenden Saison Zaunfahnen, -banner und Choreografien schriftlich genehmigt werden müssen. Bei Verstoß oder Pyro gibt es Choreo-Verbot. Na und? Wenn schon bald chinesische Mannschaften am deutschen Spielbetrieb teilnehmen dürfen, können wir doch von deren Sitten profitieren. Die lernen Fußball, wir Zensur. Eine 1a Win-Win-Situation.

Alle sind blind für die Güte des selbstgerechtesten Fußballverbandes der Welt. Dabei lässt er uns Fans noch so viele Freiheiten. Also ärgern wir uns nicht über das, was nicht erlaubt ist, sondern freuen uns verdammt noch mal über das, was uns als Fußballfans nicht verboten ist.

Wir dürfen Kulisse sein.

Wir dürfen jeden Freitag, Samstag, Sonntag, Montag unser Geld ins Stadion tragen.

Wir dürfen aufs Spielfeld schauen.

Wir dürfen versuchen uns mit überbezahlten balltretenden aalglatten Teenies zu identifizieren.

Wir dürfen rhythmisch klatschen.

Wir dürfen im Stadion allein aufs Klo – wenn wir uns danach die Hände waschen.

Wir dürfen im Stadion hüpfen.

Wir dürfen noch stehen.

Wir dürfen Helene Fischer hören.

Wir dürfen uns alkoholfreies Bier hinter die Binde kippen.

Wir dürfen in Erinnerungen schwelgen.

Wir dürfen laut Lieder singen (solange kein Funktionär die Texte versteht).

Wir dürfen fürs Fußballgucken Pay TV erwerben.

Wir dürfen Fahnen schwenken.

Wir dürfen sommermärchen-debil in Stadionkameras winken.

Na also. Jetzt mal ein bisschen mehr Dankbarkeit, für die vielen Freiheiten, die uns Papa DFB gibt. Und sicher wurde an dieser Stelle sehr undankbar noch viel übersehen, was wir alles dürfen.

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Mit Dank & Gruß an den Spuckelch und dortselbst im Original.

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MedienScreen # 168 [Press The Restart Button?]

[Fundstück] Sibylle Berg, “Ausschreitungen und Überwachung – Staatstrojaner brennen nicht so gut wie Autos“, SPIEGEL ONLINE, 15. Juli 2017 –

(…) Brennende Autos sind der absolute super Aufmerksamkeitsgau gegen etwas so Trocknes wie Überwachung. Mit Zeug, das irgendwo unsichtbar passiert, holt man keinen hinter dem Ofen vor. Zumal ja noch nichts passiert ist. Das Sammeln all Ihrer Mails, der besuchten Websites, Ihrer Fitnessdaten und Kaufgewohnheiten, die Gesichtserkennung, die tollen Smart-Geräte, die viele sich selbst kaufen, das ist ein bisschen wie Benzin zur Selbstentzündung zu erwerben. Das süße Netz. Das den Welthandel befeuert hat und Einsame zueinander bringt, müsste im Moment gelöscht und neu gestartet werden (…)