Archiv der Kategorie: MedienScreen

MedienScreen # 79 [Fremder Sexismus?]

[Fundstück] Johanna Braun, “Die Angst vor fremden Männern“, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 28. Januar 2016 –

(…) Bei sexuellen Übergriffen geht es um Macht. Männer belästigen keine Frauen, weil sie Muslime sind oder Araber oder Flüchtlinge. Sie belästigen sie, weil sie sich machtlos fühlen und jemanden demütigen wollen. Das soll keine Entschuldigung für die Täter sein. Es gibt genug Menschen in schwierigen Situationen, die sich nicht dermaßen danebenbenehmen (…)

MedienScreen # 78 [Rechte Interessen]

[Fundstück] Jutta Ditfurth, interviewt in konkret, 1/2016 –

(…) Antisemiten, Völkische und Rassisten sind aufklärungsresistent. Sie lassen nur die “Informationen“ in ihren Kopf, die ihre Ressentiments füttern. Sie haben ein Interesse an Menschenfeindlichkeit, weil sie für sich selbst einen größeren Anteil an der Beute wollen. Grundwerte wie die soziale Gleichheit aller Menschen als Basis wirklicher Freiheit widersprechen ihrem Interesse. Alte und neue Rechte wollen Herrschaft nicht stürzen, sondern selbst Herrschende sein (…)

MedienScreen # 77 [Fußballfans, Flüchtlinge, Sportliches Danke]

[Fundstück] “Fußballfans bedanken sich bei Flüchtlingen“, spuckelch.wordpress.com, 26. Januar 2016 –

197 Fanclubs von Vereinen der 1. bis 3. Liga haben eine Delegation an den Flüchtlingsrat geschickt. Bei dem geheimen Treffen bedankten sich Fußballfans und Ultras bei den Flüchtlingen dafür, die Rolle des Sündenbocks in Deutschland übernommen zu haben und gaben symbolisch den Schwarzen Peter an die Asylbewerber weiter. Dem lag ein Brief bei (…)

Liebe Sportsfreunde, liebe Asylbewerber,

herzlich Willkommen in Deutschland. Was ihr vielleicht noch nicht wisst: In den vergangenen Jahren waren wir das Böse in diesem Land. Wir Fußballfans personifizierten die Gefahr für Leib und Leben. Familien mit Kindern konnten sich kaum noch vor die Tür, geschweige denn in die Nähe eines Stadions trauen. Wir legten Bahnhöfe, Züge, Stadien, Innenstädte, sogar Kinos in Schutt und Asche, hinterließen überall eine Spur der Verwüstung und öffentlichen Ärgernisse. Wir wurden von besorgten Bürgern angeprangert, denen es um die Sicherheit in diesem Land ging und füllten Talkshowsendungen, ohne darin selbst zu Wort zu kommen. Jeder Facebook-Legastheniker kannte sich genau in der Fanszene aus und alle hatten etwas zu sagen. Unter sämtlichen umgedrehten Steinen fanden sich Mücken, aus denen routiniert bedrohliche Elefanten gemacht wurden.

Doch seit einigen Monaten tauchen unter diesen Steinen nur noch aufbauschungswürdige Flüchtlingsstraftaten auf. Nach uns kräht kein Hahn mehr. Stattdessen kennen sich nun alle genau mit euren perfiden Motiven und religiös geprägten Gewaltphantasien aus. Doch wir wären schlechte Verlierer, wenn wir nicht anerkennen würden, dass ihr es euch verdient habt. Auch bei euch hat es eine engagierte Minderheit geschafft, die Gesamtheit ins Rampenlicht zu rücken. Wir kennen es nur zu gut, wie nun vor Pauschalisierungen gewarnt wird. Denn auch ihr seid nicht alle so. Nur gegen die sogenannten Fans Flüchtlinge müsste entschlossen vorgegangen werden. Wenn wir sehen, wie dann aber doch alle in Sippenhaft genommen werden, wie die Chefs der Polizeigewerkschaften nach mehr Einsatzkräften und härteren Maßnahmen verlangen, wie die Politik jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf treibt, um nun das Problem aber wirklich endgültig mit den Wurzeln auszureißen, dann werden wir schon fast etwas eifersüchtig. Denn dieser blinde Aktionismus fehlt uns. Trotzdem treten wir mit Stolz – aber auch ein wenig Wehmut – zurück und überlassen euch die Titelseiten. Macht was draus!

Mit sportlichem Gruß!

PS: Wir sollen euch übrigens auch von den Kampfhundebesitzern, Atomkraftwerkbetreibern und vor allem den Griechen herzlichst grüßen.

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Post Scriptum [MeyView]

Needs no comment –

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(stadionfans.de – Screenshot: O.M.)

Publikative.org goes Archive.org

Früher. Da gab es NPD-Blog. Und es gab redok. Ganz früher war da noch IDGR. Also, einmal holzschnittartig überregional betrachtet. Virtuell. Rückblickend. Die Älteren werden sich erinnern.

Aus NPD-Blog wurde Publikative. Nach Jahren der Berichte und Recherchen rund um das rechtsextreme Milieu im weitesten Sinne stellte redok fürderhin dann seine Tätigkeit ein; IDGR bereits schon weit davor. Irgendwie. Endstation Archive.org. Publikative blieb. Und das nicht gerade kurze Zeit. Bis jetzt.

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(Screenshot: O.M.)

Wenn Patrick Gensing nun in seinem Publikative-Goodbye zwischenzeitlich früheres resümierend anmerkt, “die Geschichten“ wären “auserzählt“ gewesen, dann sei à jour Widerspruch erlaubt. Und das weißt Du auch, lieber Patrick. Irgendwie. Vielleicht. Aber sei’s drum. The Times They Are a-Changin’ …

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(Twitter, 25. Januar, 06:20 Uhr – Screenshot: O.M.)

“Den Twitter- und Facebook-Kanal werden wir aber sicherlich noch nutzen, um weiterhin hemmungslos auf unsere journalistischen Werke hinzuweisen“ (Publikative.org).

Wohlan denn. Frei nach Matrix Revolutions hat alles, was ein Ende hat, auch einen Anfang. Venceremos!

“Los werdet ihr uns natürlich dennoch nicht! Wie Patrick werde ich weiterhin für andere Medien über die extreme Rechte berichten …“ (Felix M. Steiner, Publikative.org, 23. Januar 2016).