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Dynamo Dresden: Gelb-Schwarz, Schwarz-Gelb oder …?

Nein, es war beileibe kein Desinteresse und noch weniger durchaus unterstellbare Schreibfaulheit, dass in den letzten Tagen die aktuellen Vorgänge um die SG Dynamo Dresden (SGD) nicht näher reflektiert wurden. Allerdings hätte es für geneigte Leser spätestens ab Mitte der letzten Woche eines Organigramms im XXL-Format bedurft, um einigermaßen übersichtlich darstellen zu können, wer denn in den verschiedenen Führungsetagen des Vereins gegen wen intrigiert, wer unter welchen Umständen geschasst und wer dann nicht nur fast gleichzeitig als welcher Fußball-Funktionär inthronisiert werden soll; wer schweigt, wer lügt oder nur die Halbwahrheit verkündet – quasi, wer gegenwärtig alles öffentlich scheinbar eher um das Wehe statt des Wohles der Sportgemeinschaft Dynamo Dresden bemüht ist.

Wer mit welchen Interessen das Personalkarussell in den Führungsgremien nach einer sich eigentlich schon in so genannten trockenen Tüchern befindenden Lizenz für die nächste Saison letztendlich eigentlich angestoßen hat, wird wohl nie öffentlich werden. Andererseits boten die letzten Tage ausreichend Schlagzeilen für Medien aller Couleur: Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne tritt zurück – Als heißen Nachfolge-Kandidaten nennen Medien den Ex-Karlsruher Manager Rolf Dohmen – Aufsichtsratsvorsitzender Holm Große tritt zurück – Die verbleibenden Mitglieder des Aufsichtsrates kündigen an, “zeitnah zurücktreten“ zu wollen – Der amtierende Vorsitzende des Aufsichtsrates erklärt, ein Rücktritt sei der falsche Weg. Der Aufsichtsrat werde bis zum Herbst weitermachen, dann soll es Neuwahlen geben – Die Stadt Dresden verweigert ihre Zustimmung zur Ernennung eines neuen Geschäftsführers. Letzte Meldung [8. Juni, 17:00] von der offiziellen Homepage des Vereins –

(…) Der Aufsichtsrat der SG Dynamo Dresden wird am Mittwoch [9. Juni] beim Dresdner Amtsgericht einen Antrag auf die Bestellung eines Notvorstandes einreichen (…)

Zudem scheint offenbar die offizielle Kommunikation der SGD seit einigen Tagen lediglich nur noch über Verlautbarungen auf der Homepage realisiert zu werden. Der Medien-Verteiler via E-Mail jedenfalls wird geflissentlich verspätet beziehungsweise gar nicht bedient – Absicht? Welche Angaben standen eigentlich seitens der SGD in den beim DFB eingereichten Lizenzierungsunterlagen für die Saison 2010/2011? Hat Trainer Matthias Maucksch mittlerweile einen gültigen Vertrag? Wer zeichnet für unter diesen Umständen eventuell doch zustande kommende Neuverpflichtungen und Vertragsabschlüsse? Wie steht es um die Verträge rund um das Rudolf-Harbig-Stadion? Wer ist letztendlich haftbar für den Vertrauensverlust – bei den Fans jeder Provenienz, in der Bevölkerung, in der Sportpolitik, bei den Sponsoren? Fragen über Fragen …

Sogar im Online-Forum von Fans der SGD, welches der offiziellen Internet-Präsenz des Vereins – seit eines vor Zeiten amtierenden Hauptgeschäftsführers Bernd Maas anscheinend allerdings nach wie vor zensiert – unmittelbar angegliedert ist, gibt es seit einigen Tagen die Diskussion “Wer schmeißt seine Mitgliedschaft hin?“ Quo vadis SGD?

[Dieser Artikel wurde am 8. Juni 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dynamo Dresden ohne Hauptsponsor?

Wenn die medienseitig verbreitete Nachricht stimmt, dann steht Drittligist SG Dynamo Dresden (SGD) wenige Wochen vor dem Start in die neue Saison derzeit ohne Hauptsponsor da. Wie berichtet wird, habe das Umwelt-Unternehmen Veolia den Sponsor-Vertrag mit der SGD gekündigt. Als Begründung der Vertragskündigung sei seitens Veolia ein “gestörtes Vertrauensverhältnis zum Aufsichtsrat“ benannt worden.

Die auflagenstärkste Tageszeitung Deutschlands jedenfalls zitiert dahingehend Jens Heinig, seines Zeichens Geschäftsführer der Veolia Ost GmbH: “Ich habe den Aufsichtsrat mehrfach um Infos gebeten, unter anderem warum der Trainer noch keinen neuen Vertrag hat. Oder wann endlich feststeht, wer ab Juli Geschäftsführer ist. Es kam nie eine Antwort.“ (…) “Diese Leute arbeiten unprofessionell, haben so viel Bockmist gebaut. Wenn sie nicht zum Rücktritt fähig sind, fühle ich mich verarscht und ziehe die Konsequenzen.“ Jens Heinig trat Mitte Juli 2009 “aus persönlichen Gründen“ als Aufsichtsratsmitglied bei der SGD zurück. Bereits zur damaliger Zeit kritisierte er: “Mir missfällt, wie manche Leute auftreten, und nur ihre eigenen Interessen vertreten. Außerdem gab es Entscheidungen, die ich nicht mittragen kann. Letztlich hat es etwas mit Ehrlichkeit zu tun“ (Sächsische Zeitung, 17. Juli 2009).

Veolia hat einen Sponsorenvertrag bis 2011. Planen Sie einen vorzeitigen Ausstieg?

Wir sind stolz, Hauptsponsor von Dynamo zu sein und wollen mit unserem finanziellen Engagement im Sport und für karitative Zwecke der Stadt etwas zurückgeben, in der wir als Unternehmen verwurzelt sind. Aber wir wollen eine Perspektive für den Verein sehen, die nicht von einigen in ihrer Selbstherrlichkeit aufs Spiel gesetzt wird. Deshalb gibt es eine Ausstiegsklausel.

[Interview-Auszug, Jens Heinig in: Sächsische Zeitung, 30. März 2010]

Veolia hatte die SGD als Hauptsponsor zuletzt mit rund 300.000 Euro pro Saison sekundiert. Zudem wird berichtet, dass weitere Sponsoren der SGD mit ihrem Rückzug aus dem Geschäft drohen, “wenn der Aufsichtsrat des Vereins nicht zurücktritt“ (sachsen-fernsehen.de). Wie sich diese Entwicklung im Weiteren eventuell auf eine Spielgenehmigung der SGD für die neue Saison in der 3. Liga auswirken wird, ist derzeit nicht prognostizierbar.

[Dieser Artikel wurde am 28. Mai 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Stadt Dresden: Eins, SG Dynamo: Null – und weiter Schlagseite

Die vorwöchentliche ’tollpatschige Torpedierung’ des Verhältnisses zur Kommunalpolitik aus der Führungsetage der SG Dynamo Dresden (SGD) heraus hat – mit einigen Konklusionen – zum Wochenende einen vorläufigen Abschluss gefunden, wobei die Betonung wohl eher auf vorläufig liegen dürfte. “Dynamo Dresden gibt im Machtkampf mit der Stadt nach“, titelt die Sächsische Zeitung; “Schwarz-gelbes Führungschaos!“ lautet die Überschrift in der Dresdner Morgenpost.

“(…) In dieser Woche sorgte die öffentlich ausgetragene Diskussion über die Anstellung eines zweiten Geschäftsführers bei der SG Dynamo Dresden für große Verunsicherung und viele offene Fragen bei den Partnern des Vereins in Verwaltung, Politik und Wirtschaft sowie unter seinen Mitgliedern und Fans. Der Aufsichtsrat der SG Dynamo Dresden hat (…) auf die kontroverse Debatte und eine daraus folgende Aufforderung zur Stellungnahme durch den Ehrenrat des Vereins reagiert und Konsequenzen gezogen (…)“ [Erklärung gegenüber der Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden, an die Stadtverwaltung und die Stadtratsfraktionen – dynamo-dresden.de, 26. März 2010, 18:36]

“(…) Ich wünsche dem Verein für die Zukunft alles Gute. Mehr ist eigentlich nicht zu sagen (…)“ [Stephan Beutel] “(…) Wir haben die politische Gemengelage vollständig falsch eingeschätzt (…)“ [Sven Jänichen, Sächsische Zeitung, 27. März]

Als augenblickliches Faktum bleibt gegenwärtig zusammenfassend unter anderem festzuhalten: Die SGD verzichtet auf die Einstellung eines zweiten Geschäftsführers. Der Verein aus der 3. Liga entschuldigt sich, bei der Stadtverwaltung und der Oberbürgermeisterin für Unverständnis und beim Stadtrat für Brüskierung gesorgt zu haben. Der bisherige Aufsichtratsvorsitzende, Sven Jänichen, tritt von seinem Amt zurück, verbleibt aber vorläufig weiterhin im Aufsichtsrat der SGD. Der stellvertretende Aufsichtsratsvoritzende, Ralf Liebscher, verabschiedet sich aus dem Gremium. Die Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden, Helma Orosz (CDU), legt kein Veto gegen den Stadtratsbeschluss vom 19. März ein.

Damit wäre, meint jedenfalls die Sächsische Zeitung, ein aktueller Antrag der CDU-Fraktion gegenstandslos, in dem das Ansinnen der Dresdner Bürgerfraktion aufgegriffen worden war, besagten Stadtratsbeschluss “so lange auszusetzen, bis zwischen der Landeshauptstadt und dem Verein eine Einigung über die Besetzung des zweiten Geschäftsführers erzielt wurde“. Nichtsdestotrotz könne sich aber der Ältestenrat des Stadtrates formal weiter mit dem Antrag beschäftigen. Die Dresdner Morgenpost wiederum geht allerdings davon aus, die dahingehend wieder einmal letztendliche Entscheidung falle “am 15. April bei der nächsten Sitzung“.

[Dieser Artikel wurde am 27. März 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Quo vadis Dynamo Dresden?

Wer gedacht hat, die Wogen um den 3.-Liga-Verein SG Dynamo Dresden (SGD) würden sich nach dem erfolgten Stadtratsbeschluss zu den Nutzungsverträgen um das Rudolf-Harbig-Stadion (RHS) und der quasi in letzter Minute vorerst abgewendeten Insolvenz des Vereins ein wenig glätten, der muss sich mittlerweile wieder einmal eines Schlechteren belehrt sehen.

Der Name eines neuen Sportdirektors wird erst getuschelt, dann verkündet, später mehrmals nicht öffentlich präsentiert. Als einen “Affront gegenüber dem Stadtrat und vor allem den Steuerzahlern“ bezeichnet ein Rathaussprecher den Vorgang, zumal sich kurz nach besagter Stadtratsentscheidung Mitte März heraus stellte, dass der inthronisierte Sportdirektor wohl bereits seit Anfang März einen Vertrag mit der SGD hat. Im Umfeld der Geschehnisse um den Sportdirektorposten wird plötzlich ein neuer Trainername gehandelt, der Leiter Spielbetrieb wird offenbar daraufhin beurlaubt, Rücktritte aus der amtierenden Geschäftsführung angedroht. Vermutlich würde ein auch noch so großformatiges Organigramm alle aktuell kolportierten Fehde-Fäden im Verein nicht einmal ansatzweise transparent aufzeigen können.

Unterdessen wurde versucht nach außen hin – wenn schon nicht unbedingt Geschlossenheit – wenigstens Handlungsfähigkeit zu demonstrieren.

“(…) Die SG Dynamo Dresden bedauert außerordentlich, dass (…) eine öffentliche Diskussion über Art und Zeitpunkt der Erweiterung der sportlichen Kompetenz des Vereins ausgebrochen ist. Diese Diskussion schadet dem fragilen Vertrauen, das in Wochen und Monaten harter Überzeugungsarbeit gegenüber der Landeshauptstadt Dresden, gegenüber dem Dresdner Stadtrat und gegenüber den Partnern des Vereins aufgebaut wurde. Aus diesem Grund bemühen sich alle Gremien, die Diskussion intern zu Ende zu bringen und eine gemeinsame Position zu finden, die dem (…) im Stadtrat getroffenen Beschluss gerecht wird. Diesbezüglich laufen ständig Gespräche innerhalb der und zwischen den einzelnen Gremien der SG Dynamo (…) Klar festzuhalten (…): Trainer Matthias Maucksch genießt das volle Vertrauen ausnahmslos aller Gremien des Vereins. Alle anders lautenden Meldungen entbehren jeglicher Grundlage (…)“ [dynamo-dresden.de, 24. März 2010, 16:11]

Ungemach droht der SGD nun ebenfalls auch wieder von anderer Seite in Hinsicht auf das Lizenzierungsverfahren, nach dem das Verhältnis zum Stadtrat aus der Führungsetage heraus so tollpatschig torpediert wurde. Nach zunächst verbaler Empörung aus den Reihen der Dresdner Kommunalpolitiker soll mittlerweile der Stadtratsbeschluss offenbar noch einmal auf den Prüfstand.

“(…) Die Bürgerfraktion im Stadtrat fordert die Oberbürgermeisterin hiermit auf, den vom Stadtrat am 19. März gefassten Beschluss zur ’Zuschusserhöhung zu Gunsten der Stadion Dresden Projektgesellschaft mbH’ auszusetzen, bis in der Frage der möglichen Besetzung der Stelle eines 2. Geschäftsführers Klarheit hergestellt sein wird.

Die Tatsache, dass seit dem 1. März 2010 ein Vorvertrag mit Herrn Beutel besteht, ist eine arglistige Täuschung seitens der darüber informierten Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder gegenüber Teilen des Stadtrats und der Öffentlichkeit.

Gleichzeitig wird an dieser Personalie deutlich, dass die Einflussnahme der Stadt auf Entscheidungen des Vereins genauso problematisch ist wie eine weitere Alimentierung des Vereins über Zuschusszahlungen an die Projektgesellschaft.

Die Bürgerfraktion fordert die Oberbürgermeisterin auf, dem Stadtrat geänderte Darlehensverträge zur Beschlussfassung vorzulegen, die die Einflussnahme der Stadt auf Vereinsangelegenheiten minimieren (…)

Darüber hinaus fordern wir vom Stadtrat eine klare Aussage, die zukünftige Forderungen des Vereins definitiv ausschließt (…)“ [Rote Karte für Dynamo-Aufsichtsrat – Bürgerfraktion Dresden, 25. März 2010]

Auf der Homepage der SGD steht zu lesen: “Über Ergebnisse und das weitere Vorgehen wird so bald wie möglich informiert“ – Wenn so bald wie möglich dann irgendwann einmal nicht zu spät ist.

[Dieser Artikel wurde am 25. März 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dynamo Dresden: Insolvenz vorerst abgewendet

Die Insolvenz des 3. Liga-Vereins SG Dynamo Dresden (SGD) ist vorerst abgewendet. Der Dresdner Stadtrat hat gestern Nachmittag mit deutlicher Mehrheit für einen erneuten finanziellen Zuschuss an die Stadion-Projektgesellschaft gestimmt. Den gemeinsamen Antrag hatten SPD, Linke, Grüne und die FDP eingebracht. Die CDU stimmte überwiegend dagegen.

Für die kommende Saison sollen nun weitere 1,2 Millionen Euro von der Stadt Dresden kommen. Voraussetzung ist aber, dass Dynamo Dresden weitere 200.000 Euro einsparen muss. Ebenso wird die Stadionprojektgesellschaft sowie der Vermarkter Sportfive aufgefordert, Dynamo um jeweils 100.000 Euro zu entlasten. Außerdem gibt die Stadt Dresden für die Lizenz eine 100.000-Euro-Bürgschaft.

SGD-Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne: “Wir sind sehr froh über diese Entscheidung, weil sie neben der finanziellen Entlastung auch die Chance bietet, das Grundübel zu beseitigen, das in der Konstruktion der Verträge liegt.“

Bekanntermaßen gab es seit Anfang dieser Woche einen Aufruf der Dresdner Fangemeinschaft, dem gestern auch zahlreiche Dynamo-Anhänger folgten.

“(…) Dynamo muss weiterleben! ’Arsch hoch! Alle! Jetzt!’ (…) Darum: Freitag, ab 16 Uhr, Rathaus – Es gibt keine Ausreden mehr. Wer jetzt fehlt, macht sich mitschuldig“ [fangemeinschaft-dynamo.de, 16. März 2010].

Die finanzielle Hilfe ist allerdings bei vielen Dresdner Mitbürgern durchaus sehr umstritten, da nun Steuergelder für andere wichtige Projekte in der Stadt wegfallen oder anderweitig eingespart werden müssen. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann: “Es ist frustrierend zu sehen, wie leicht organisierte Interessen öffentliche Kassen plündern können. Der Steuerzahler hat komplett die Last zu tragen. Das zusätzliche Geld muss bei Investitionen gestrichen werden.“

[Dieser Artikel wurde am 20. März 2010 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]