[Fundstück] Sascha Lobo, “Mob und Gegenmob“, SPIEGEL ONLINE, 6. Januar 2016 –
(…) Zivilisiert zu sein bedeutet, nacheinander neun Schwarzhaarigen zu begegnen, die sich alle als Arschlöcher erweisen, und trotzdem dem zehnten Schwarzhaarigen nicht deshalb in die Fresse zu hauen. Es gibt nicht den einen Auslöser, nach dem Rassismus plötzlich okay ist. Wer angesichts der Kölner Attacken überlegt, ob rassistische Verallgemeinerungen vielleicht doch okay sind, war schon vorher Rassist und hat sich bloß nicht getraut, das zu kommunizieren (…)
“… Kaum machte die Nachricht vom Tod Achim Mentzels die Runde, waren auch schon die passenden Etikettierungen zur Hand. Die Deutsche Presse-Agentur und andere schrieben, der 69-Jährige sei ein ’ostdeutscher Unterhaltungskünstler’ gewesen. Damit ist alles gesagt. Nein, nicht über Mentzel. Sondern über die westdeutschen Hinterbliebenen.
Mentzel einen ostdeutschen Unterhaltungskünstler zu nennen, ist nicht falsch. Er wurde 1946 in Berlin geboren und machte in der DDR Karriere. Freilich ging seine Karriere nach 1989 weiter – also noch immerhin 27 Jahre lang. Er trat, um es mal so zu sagen, im Westfernsehen auf. Auch die Mehrzahl seiner Platten erschien in der größer gewordenen Bundesrepublik. Das Label ’ostdeutscher Unterhaltungskünstler’ ignoriert die Hälfte seines künstlerischen Lebens. Es macht den Mann so klein, wie es die DDR nie war. Und es signalisiert denen im Westen, dass sie diesen Achim Mentzel nicht kennen müssen …“ (Frankfurter Rundschau Online, 4. Januar).
“So was wie Achim Mentzel wird heute leider nicht mehr hergestellt“, behauptete Kalkofe 2012 in einem Interview. Keine Widerworte. Und: Machs gut, Achim. Egal wo.
– Nachschiebsel –
(…) am 4. Januar lief die Tragödie an, wenn auch zunächst nur in Ostdeutschland als solche empfunden: Achim Mentzel ging nach einem Herzinfarkt von uns. Sicherlich ein Mann mit strittigen Talenten, unbedingt aber eine Marke mit natürlichem Kopierschutz. Heutzutage baut doch kein Mensch aus der Unterhaltungsbranche so viele Brüche in seine Biografie ein (…) [Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 28. Dezember 2016].
[Fundstück] Marcus Krämer, “Lieber Horst Schimanski! – Offener Brief an den ’Tatort’-Star aus den 80er-Jahren, dem laut Umfrage beliebtesten Jahrzehnt“, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), Magazin, 2. Januar 2016 –
(…) Nehmen wir zum Beispiel Sie, Herr Schimanski. Sie sind doch eine typische 80er-Figur. Schnurrbart, oller Anorak, im Ganzen ein bisschen verlottert, aber alles in allem ein dufter Typ. Sie hatten kein schickes Smartphone und kein Facebook – ja, nicht mal Internet – und kamen trotzdem klar (…)
Was haben wir heute? Til Schweiger. Den Keinohrhasenrambo für die ganze Familie. Er spielt den “Tatort“-Ballermann Nick Tschiller (…) Nick Tschiller soll wohl eine Art Schimanski 2.0 sein, noch härter, noch brutaler, noch frecher. Aber irgendwas stimmt nicht. Dieses Rumgeknatter mit der Schnellfeuerwaffe, diese amerikanische Action, diese Hollywood-Kulissen. Nee, komm, lass mal (…)
Gesagt ist gesagt? Druckreif. Fast wie in Stein gemeiselt. Für alle Ewigkeit, schien es. Oder nur auf Papier geschrieben?
“… Das Fass war übergelaufen, und nichts und niemand konnte mich dazu bringen, es noch mal zu probieren … Guns N’ Roses zu verlassen, ist für mich die vernünftigste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Ich habe keinen Zweifel daran, dass ich heute nicht mehr leben würde, wäre ich unter den damaligen Umständen bei der Band geblieben …“ (Saul Hudson alias Slash, Die Autobiografie, Edel:Books, Vollständig überarbeitete Ausgabe, 2. Auflage, 2013).
Aber: ”Lebbe geht weider“ (Dragoslav Stepanović). Und Papier ist sowieso geduldig, wird landläufig gesagt.
“… Guns N’ Roses plant einem Bericht zufolge ein Comeback. Erstmals seit 1993 wollen Sänger Axl Rose (53) und Gitarrist Slash (50) beim Coachella-Festival im April wieder gemeinsam auf der Bühne stehen, wie das Musikmagazin ’Billboard’ berichtet. Auf die beiden Auftritte bei dem Festival in Kalifornien könnte demnach eine ganze Tour folgen. Guns N’ Roses verhandele derzeit über 25 Stadionkonzerte in Amerika, hieß es in dem Bericht … Das Bandmanagement wollte den Bericht zunächst nicht kommentieren …“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung Online, 31. Dezember 2015).
Als der bislang letzte originäre Auftritt von Guns N’ Roses gilt ein Konzert am 17. Juli 1993 in Argentinien.
“… Mein Austritt aus der Band hatte nichts mit künstlerischen Differenzen zu tun, wie so viele angeblich wissen wollen. Es ist nicht einfach so, dass man sagen könnte, ’Axl wollte Synthesizer und Slash war Old School’. Es hatte nichts damit zu tun, dass Axl auf digital umsteigen und Slash analog bleiben wollte. Allein der Gedanke, jemand würde eine Band und die Art musikalischer Chemie, wie wir sie zusammen hatten, wegen einer solchen Lapalie auflösen, ist hirnrissig. Ich bin Old School, das stimmt schon, und ich habe es gern einfach, aber engstirnig war ich noch nie. Ich war immer mehr als flexibel und bereit, jede Art von Aufnahmetechnik auszuprobieren, jeden Sound zu erforschen, wenn ich das in einer Band hätte machen können, in der alle gleichberechtigt sind und auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten …“ (Slash, a.a.O.).
Guns N’ Roses Reloaded? Sein oder nicht sein? Als GN’R 2.0? Man wird sehen. Und – was? – hören.
“… machen immer mehr Gerüchte um eine Wiedervereinigung von ’Guns N‘ Roses’ in Originalbesetzung die Runde … Letztes Wochenende (26./27.12.) wurde in verschiedenen US-Kinos vor dem Hauptfilm bis zu drei kurze Videos mit der Musik des Hits ’Welcome to the Jungle’ gespielt. Weitere Erläuterungen für den Grund dieser kurzen Clips gab es nicht“ (LooMee TV Online, 1. Januar 2016).
[Fundstück] Jörg Hartmann, zitiert in Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 31. Dezember 2015 –
Schauen Sie sich die Geldkassetten-Architektur von heute an. Oder den grünen Ökowahn mit der Wärmedämmung. Blinder Aktionismus, der Hausbesitzer zwingt, ihre Häuser mit Styroporchemie zu verpacken. Haben wir verlernt, schön zu bauen?
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