Archiv der Kategorie: BallScene

Aue vs. Ingolstadt: Hand gegen Hand im Erzgebirgsland

Der FC Erzgebirge Aue erreichte am 16. Dezember vor 6.500 zahlenden Zuschauern wohl eher mit Not als mit Mühe ein 1:1-Unentschieden gegen den FC Ingolstadt 04, quasi beim Jahresabschiedsspiel in die folgend noch weihnachtlichere Zeit im Erzgebirgsland – allerdings vorweihnachtlich friedlich nur auf dem Rasen des heimischen Erzgebirgsstadions.

Wie mehrere Medien berichten, kam es im unmittelbaren Anschluss der Partie am Spielfeldrand zu tumultartigen Szenen mit Handgreiflichkeiten zwischen Offiziellen beider Vereine. Nach Darstellung der Nachrichtenagentur DPA lieferten sich die Trainer Rico Schmitt (Aue) und Tomas Oral (Ingolstadt) “unmittelbar nach Abpfiff ein Wortgefecht und lösten damit heftige Gerangel und Handgreiflichkeiten von Spielern und Betreuern beider Lager aus“.

Dem voraus gegangen sein soll “eine gezielte Provokation von Ingolstädter Seite gegen Guido Kocer, der sich derzeit gerichtlich für die Beteiligung an Überfällen verantworten muss“. “In seiner derzeitigen Situation ist das unterste Schublade, so eine gezielte Aktion zu starten und ihn zu provozieren“, wird Aue-Torhüter Martin Männel zitiert, der mit seinem couragierten Eingreifen wohl noch schlimmere unweihnachtliche Handlungen der beteiligten Parteien am Spielfeldrand des Erzgebirgstadions am besagten Freitagabend verhindert hat.

Die emotionalen Wogen glätteten sich hernach mitnichten, allerdings wurde nunmehr lediglich verbal nachgelegt: “Ich werde ihm den Handschlag verweigern, denn was er gesagt hat, war unter der Gürtellinie, Das hat im Fußball nichts zu suchen“ (Oral). “Ich bin nicht in den Fight gegangen, sondern wie die Gäste sich hier aufgeführt haben, war nicht in Ordnung. Man muss auch Größe zeigen können“ (Schmitt).

Nach einem Bericht der Dresdner Morgenpost verriet Oral allerdings nicht, was Schmitt nun wirklich gesagt haben soll – ein fröhliches “Weltfrieden“ à la Miss Undercover wird es wohl kaum gewesen sein. Vielleicht erschließen sich aber Tomas Oral, als ehemaligem Trainer von RasenBallsport Leipzig, auch nur die weihnachtlichen Gepflogenheiten eines nunmehr schon langjährig im Erzgebirge beheimateten Rico Schmitt nicht so richtig.

Fragen über Fragen – und “Weltfrieden“ für das Erzgebirge und die Herren Oral und Schmitt sowieso, irgendwann. Aber vermutlich werden alle Beteiligten durch den DFB vom laufenden Spielbetrieb ausgeschlossen werden …

[Dieser Artikel wurde am 17. Dezember 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Über Pyrotechnik weiter sprechen scheint kein Verbrechen

Ja – “DFB und DFL haben die Diskussion um Pyrotechnik für beendet erklärt. Sie beriefen sich dabei auf ein Rechtsgutachten, das das Verbot bestätigen soll. Laut der Initiative ’Pyrotechnik legalisieren’ besagt das Gutachten etwas anderes – von Täuschung ist die Rede“ (11freunde.de).

Ja – natürlich kommt es nachfolgend nun auf die Dialogbereitschaft der Gesprächspartner an. Und ja, natürlich ist der Terminus “Verbrechen“ hinsichtlich der Gesprächspartner – der Institutionen Deutscher Fußball-Bund (DFB) und Deutsche Fußball Liga (DFL) – mitnichten auch nur ansatzweise wertend oder gar abwertend vorverurteilend anzuwenden, schließlich griffen da sonst wohl strafrechtlich relevante Paragraphen. Moralische Paragraphen im gesellschaftlichen Miteinander eines vorab unterstellt als fair angenommen Dialogs sind ja eher theoretischer Natur. Letztendlich fügt sich allerdings das kleine Wortspiel in der Überschrift des Artikels mit den nicht erst seit gestern und nach wie vor in bundesdeutschen Fußball-Stadien skandierten Sprechchören “Pyrotechnik ist kein Verbrechen!“.

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(Foto: pyrotechnik-legalisieren.de)

Ja – nachfolgend fordert nunmehr die Initiative zur Legalisierung von Pyrotechnik die Rückkehr des DFB und der DFL an die Verhandlungstische. In einem am 8. Dezember veröffentlichten Offenen Brief “verweisen die Fans auf ein Gutachten, wonach das kontrollierte Abbrennen von Pyrotechnik unter bestimmten Voraussetzungen möglich sei. Die Dachverbände hatten dies am 2. November mit dem Verweis auf ein eigenes Gutachten abgelehnt und das Verbot von Pyrotechnik in den Stadien bestätigt“.

Ja – gleichzeitig werfen die Protagonisten der Initiative dem DFB und der DFL vor, “nicht nur uns, sondern auch die Vereine und die Öffentlichkeit erneut bewusst getäuscht“ zu haben. Und so wird von den Institutionen nunmehr unter anderem gefordert: “Wir erwarten eine ehrliche Aufarbeitung der Thematik unter Zuhilfenahme unserer Konzeption, die – wie wir nun durch zwei unabhängige Rechtsgutachten feststellen durften – rechtlich umsetzbar ist“ (newsticker.sueddeutsche.de).

Ja? – glaubt nach den Ereignissen in den letzten Wochen ernsthaft jemand, dass die “Lügenbarone im Alzheimer Hof“ (ultrafans.de) jemals Pyrotechnik legalisieren! Emotionen respektieren! würden? Glaubt jemand in der Fan-Szene wirklich noch an den gewissen Hauch eines quasi wahrlich gleichberechtigten Dialogs? Fragen über Fragen …

Ja – über Pyrotechnik in Fußball-Stadien und überhaupt miteinander sprechen zu wollen, ist kein Verbrechen. Es kommt eben nur manchmal auch auf den jeweiligen Gesprächspartner an. Ja – das liest sich theoretisch eigentlich ganz simpel, aber nur scheinbar.

[Dieser Artikel wurde am 9. Dezember 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dynamo Dresden und Volkes Stimme

Es war ein sonniger Sonnabend, der zweite seiner Art im November. Der Kaffee tröpfelte gerade morgendlich durch die Maschine, als die Sächsische Zeitung auf dem Frühstückstisch unvermittelt leise zu sprechen anhub: “Siehe, ich bringe dir gedruckte Botschaften aus der weiten Welt und der Region – Lies mich!“ Oder war es etwa nur das Blubbern der Kaffeemaschine?

Doch einige Zeit später, der Kaffee und das Zigarettchen danach dampften vor sich hin, schien wiederum ein papierraschelndes Stimmchen im sonnendurchfluteten Raum zu erklingen: “Lies mich! Bitte! Ich bringe dir Botschaften! Botschaften zu den bösen Mädels und Buben aus dem Umfeld von Dynamo Dresden, Ultras oder Hooligans oder Fans, wie immer die auch heißen.“ Leichtes Stirnrunzeln am fast schon aufgeräumten Frühstückstisch – nur der Kaffee in der Tasse und das Zigarettchen im Aschenbecher dampfen noch vor sich hin. War der Freitagabend wirklich so heftig, so deftige Nachwehen von der klitzekleinen Feier, dass man nun schon eine gedruckte Zeitung sprechen hört?

Das papieren klingende Flüstern vom Tisch her wird nun ein wenig nachdrücklicher, eine Fiktion ist fast ausgeschlossen, die Sächsische Zeitung scheint wirklich zu sprechen: “Ich bringe dir Botschaften! Ich bringe dir Volkes Stimme!“ Immer noch leicht irritiert tastet eine Hand bereits nach der gedruckten Ausgabe der Zeitung. Halt! Stopp! Hier spielt doch wohl jemand einen kleinen Streich an so einem wunderschön sonnigen Novembersonnabend?

Nein, die Stimme geht einem nicht mehr aus dem Ohr: “Schau dir mein Leserforum an. Lies, was Volkes Stimme rund um Dynamo Dresden zu sagen hat. Sieh, wie wohlfein dabei differenziert wird. Schau, wie ich den Boden dafür bereitet habe.“

Nun allerdings ließ sich der Griff zur Zeitung durch nichts mehr unterdrücken –

“Wie bekommt Dynamo die Randale in den Griff?

Dynamos Auswärtsspiele sind begleitet von Prügel und Ausschreitungen. Der Verein sucht Lösungswege. Hier diskutieren SZ-Leser …

Nun ja, auf den ersten schweifenden Blick 23, nein genau 24 gedruckte Beiträge im Leserforum der quasi sprechenden Zeitung. Oh oh, 24 ist ja ganz schön knapp bei 23 und Nichts ist so wie es scheint, murmelte plötzlich eine weitere Stimme im Raum vor sich hin, verstummte allerdings abrupt, zudem noch überdeckt von fast schon zu hörenden huschenden Augen durch besagtes Leserforum und dem Geräusch der erneut vor sich hin tröpfelnden Kaffeemaschine.

Derweil blieben die huschenden Augen mitten auf der Seite des Leserforums erst einmal gewissermaßen hängen. “… Dynamo kann die Randale so lange nicht in Griff bekommen, solange selbst der Fanbeauftragte, und dies nicht zum ersten Mal, die Schuld nicht bei den Chaoten, sondern bei den Einsatzkräften der Polizei sucht und deren Einsatz als unverhältnissmäßig bezeichnet …“

Nicht übel für den Auftakt, sagten die Augen und schauten interessiert weiter. “… Solange Ultras und Dynamo-Hooligans zu Brandstiftung und Prügeleien mit der Polizei aufrufen, sind sie kriminelle Vereinigungen und von unserer bisher zu weichen Justiz durch echte Strafen zu erziehen …“

So, die durch eine nachträglich zweite, übrigens ohne weitere Nebengeräusche, vollgeblubberte Kaffeekanne mehr und mehr koffeingestärkten Augen wurden noch aufmerksamer und lasen weiter – “… Der Polizist, der zu seiner Verteidigung zuschlägt, muss sich dafür verantworten. Der Steinewerfer nicht …“ Noch ein Käffchen? – denn weiter geht’s mit beispielsweise “… Konsequenter vorgehen, den Verein auflösen …“ beziehungsweise “… von städtischer Seite nicht einen Cent mehr in dieses Unternehmen stecken …“ oder, wenn das schon nicht klappt, wenigstens “… Ausweisscanner an die Eingänge, inklusive persönliche Ausweisidentifikation wie im Flughafen …“

Mittlerweile war dann schon die dritte Kanne Kaffee durchgelaufen, so eine durch und durch spannend ausführliche und zudem noch bildende Lektüre am sonnabendlichen Vormittag geht ja ohne entsprechendes Doping schon mal gar nicht: “… Dynamo sollte endlich dauerhaft Video-Überwachung einsetzen, verdeckte Polizeikräfte auf die Ränge schicken …“ Zukunft, ich scheine dich zu hören – “… Die Vereinsführung verhätschelt die Ultras. Teilweise hatten die Ultras die Macht über die Sicherheit im Stadion. Es gibt … offensichtlich in der Vereinsführung Kräfte, die zumindest solche Ausschreitungen tolerieren …“ Zuviel Kaffee ist nicht gut.

Trinken andere Menschen auch nur Kaffee? – “… Wenn ich sehe, dass die Polizei nicht eingreift, frage ich mich, warum man die Polizei zur Arbeitsverweigerung nötigt und die Justiz untätig bleibt …“ Na, zumindest die Kaffeemaschine hatte sich derweil nicht arbeitsverweigernd mehrmals durchgeblubbert, aber dieser bezügliche Vergleich hinkt wohl ein wenig, wie ein jeder seiner herbeizitierten Art.

Dafür allerdings liest sich eine in besagtem Forum publizierte Lesermeinung dann fast schon wie resümierend: “… Nur durch intensive Bestrafung der Täter bekommt Deutschland das Problem in den Griff – allerdings erst, wenn Polizisten sich nicht für jeden Schlagstockeinsatz verantworten müssen …“

Man mag an imaginären Lagerfeuern trefflich darüber streiten, wie und von wem Leserbriefe zustande kommen und dann letztendlich mit welcher Absicht auch immer publiziert werden, whatever.

Es war vormals ein sonniger Sonnabend, der zweite seiner Art im November – und dann wurde irgendwie der Kaffee kalt.

“… Die halbe Welt weiß, dass immer die mit den Clownsmasken und den weiß-blau-roten Kopfbedeckungen die gesamte Pyrotechnik zünden! …“

Nota bene: “… Eventuell müssten einige Fans zum Psychiater/Psychologen zur Pflichttherapie …“

Ist noch ein frisch geköchelter Kaffee gefällig?

*Alle fett kursiv gesetzten Zitate – auszugsweise – so im Original: Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), Leserforum, 12. November 2011*

[Dieser Artikel wurde am 14. November 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

FSV Zwickau: Kein Fußballstadion mehr auf der Halde?

Das Westsachsenstadion – volksmundlich WESA oder auch HALDE – soll nun wohl wirklich keine Zukunft mehr als Fußballspielstätte des FSV Zwickau haben. Der Stadtrat von Zwickau jedenfalls hat in seiner Sitzung am 8. November 2011 die Umbau- und Modernisierungspläne endgültig beerdigt, berichtet aktuell die Dresdner Morgenpost.

Wegen der scheinbar ständig weiter ausufernden Baukosten weit über den vormaligen Kostenvoranschlag hinaus war bereits im September ein Baustopp angeordnet worden. Die damalige Entscheidung von Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD) wurde nunmehr mit deutlicher Mehrheit vom Stadtrat der westsächsischen Kommune bestätigt.

“(…) Gleichzeitig stimmten die Räte einem Antrag der Fraktionen CDU, SPD/Grüne, Die Linke und FDP/Freie Wähler mehrheitlich zu, einen Grundsatzbeschluss für eine neue Fußballarena auf der grünen Wiese zu fassen. Bis März 2012 soll die Stadtverwaltung unter anderem Möglichkeiten zum Standort, zur Finanzierung sowie den Sicherheitsrichtlinien prüfen (…)“

Irgendwann also wird eine, numehr fast schon allerorts so geheißene, Fußballarena auch in Zwickau erblühen? Gelobpreist seist du – du bundesdeutsches durch und durch Profi-Fußball-Kommerz-Land.

Nach Darstellung der Dresdner Morgenpost soll das Westsachsenstadion nunmehr “unterdessen zu einer Multifunktionsarena umgebaut werden“ – Überraschung? Applaus? Fragen?

[Dieser Artikel wurde am 9. November 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Chemnitzer FC: Neues Stadion auf der Kippe?

Einst schon schien ein modernisiertes Stadion für den derzeitigen Drittligisten Chemnitzer FC (CFC) in so genannten trockenen Tüchern wohlbehalten zu sein, der Stadt in Westsachsen neben anderen sächsischen Kommunen eine annähernd zeitgemäße Profifußball-Spielstätte in nähere Aussicht stellend und gleichzeitig ebenso die Auflagen des DFB für zukünftige Spielzeiten erfüllend. Allerdings sind die letztjünglich sportpolitischen Geschehnisse rund um die Chemnitzer Fischerwiese durchaus bekannt.

(…) In Chemnitz wird durch einen Antrag auf Befangenheit durch die Piratenpartei der Beginn des Stadionsbaus weiter nach hinten verschoben, ein Zwangsabstieg wegen Nichteinhaltung der Fristen durch den DFB könnte schlimmstenfalls die Folge sein (…) [Ostfussball.com, 1. November]

Mittlerweile muss nun der Chemnitzer Stadtrat am 9. November erneut über die Zukunft des Stadions entscheiden. “Die von der außerparlamentarischen Piratenpartei eingeschaltete Landesdirektion hatte zuvor eine Neuabstimmung empfohlen“ (mdr.de, 4. November). Zudem wurde auch die Videoübertragung der damaligen Stadtratssitzung auf den Chemnitzer Neumarkt “aufgrund möglicher Verletzung von Persönlichkeitsrechten in Frage gestellt“ (sachsen-fernsehen.de, 4. November).

Die Landesdirektion empfahl nunmehr, von einer erneuten Außenübertragung auf den Marktplatz abzusehen – “die dort herrschende Stimmung hätte die Stadträte unter Druck gesetzt“. Gleichzeitig betonte die örtliche Piratenpartei erneut, “nicht gegen das CFC-Stadion zu sein“, lediglich “gegen Korruption und viel zu lax befolgte Verfahren“.

Unterdessen berichtetete sachsen-fernsehen.de, mit Berufung auf Finanzbürgermeister Berthold Brehm, dass die Stadt Chemnitz ihre eigenen Sparpläne nicht einhalten könne. Gründe dafür seien unter anderem ’steigende Personalkosten durch anstehende Tarifverhandlungen, die Miete für das geplante CFC-Stadion und der Ausbau der Stadthalle’. Der bezügliche Haushaltsplanentwurf soll dem Chemnitzer Stadtrat allerdings erst am 25. Januar 2012 vorgelegt werden.

Offene Fragen über Fragen also – oder …?

[Dieser Artikel wurde am 5. November 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]