Archiv der Kategorie: FoundPieces

MedienScreen # 85 [Fischer im Recht. Journalismus und neutrale Qualität]

[Fundstück] Thomas Fischer, “Verbrechen, Strafe, Presse – Was von Strafe zu halten ist, darüber schwankt die Einschätzung der Medien: Mal ist sie Allheilmittel, dann wieder Verderberin, Erlöserin oder Inbegriff staatlicher Arroganz.“, Zeit Online, 23. Februar 2016 –

(…) Wer als Journalist allein “in einen Markt hinein“ produziert (oder produziert wird), kann bestenfalls affirmativ abbilden, was vorgegeben ist. Selbstverständlich bleibt (oder wird) er dabei nicht “neutral“: Bestätigung eines eingeübten Verständniskonzepts ist das glatte Gegenteil von Neutralität.

Daher ist die bis zur Ermüdung benutzte Ausrede für schlechte journalistische Arbeit, man erfülle doch nur die Wünsche der Leser/Zuschauer/Hörer, nichts als ein billiger Spruch, der die eigene Kenntnislosigkeit, Ratlosigkeit oder Machtlosigkeit bemänteln soll. Für den da angesprochenen Rezipienten, den “lieben“ Leser und die “liebe“ Zuschauerin, ist es nicht mehr als ein Tritt in den Hintern (…)

MedienScreen # 84 [Die Tillichs dieses Landes]

[Fundstück] Sascha Lobo, “Die geleugnete Krankheit“, SPIEGEL ONLINE, 24. Februar 2016 –

(…) In den sozialen Medien sammeln sich nicht nur die Hetzer, sondern auch die Tillichs. Weil für jeden, der im Netz Gewalt gegen Andersartige fordert, zehn liken, hundert nicht widersprechen und tausend tillichhaft ignorieren und ablenken. Aber nicht nur Tillich, nicht nur Sachsen (…)

MedienScreen # 83 [Fischer im Recht. Vereinfachtes Volksempfinden]

[Fundstück] Thomas Fischer, “Lücke oder Lüge – Die Presse berichtet gern über das Strafrecht: Das tatsächliche, das erwünschte, das fiktive. Notfalls erfindet sie es selbst.“, Zeit Online, 16. Februar 2016 –

(…) “Pegida“ und AfD sind wahrlich die Letzten, die das Volk über die Angrenzung von Wahrheit und Lüge, Wirklichkeit und Bewertung aufzuklären in der Lage sind. Dass dies zurzeit von manchen geglaubt wird, ist nicht allein die Schuld des Schicksals, des sächsischen Essens oder der Schwäche der griechischen Volkswirtschaft. “Mitursächlich“ sind vielmehr Systeme der medialen Vereinfachung, Verdummung und Fehlinformation. Sie mögen teilweise, im Bereich der sogenannten Boulevardpresse, auf echten Verschwörungen zur Destruktion beruhen (“alles kaputtschreiben“). Überwiegend beruhen sie aber bloß auf Feigheit, Gewöhnung, Abwehr, Kenntnismangel (…)

MedienScreen # 81 [Fischer im Recht. Überdrehtes Gotham City?]

[Fundstück] Thomas Fischer, “Presse und Strafrecht – Die ’Lügenpresse’ berichte falsch über die Wirklichkeit der Kriminalität und des Strafrechts, hören wir aus Sprechchören vermeintlicher Wahrheitskenner. Ganz so einfach ist das nicht.“, Zeit Online, 9. Februar 2016 –

(…) “Wahrheit“ entsteht nicht da draußen in der Kälte, wie Banane, Fruchtsorbet oder Ergebnisse von Bundesligaspielen, und hat uns gefälligst geliefert zu werden. Wahrheit und Lüge sind vielmehr ein Teil von uns selbst. Nachrichten an sich sind wie Keime in der Luft: Erst in einer Petrischale formt sich der Bakterienteppich (…)