Archiv der Kategorie: MatrixTrace

MedienScreen # 90 [Endless Waves]

[Fundstück] Svenna Triebler, “Good vibrations“, konkret, 4/2016 –

[…] Schließlich ist die Entdeckung der Gravitationswellen auch noch der letzte abgehakte Punkt auf der “Einstein-Checkliste“ von Vorhersagen des großen Physikpromis […]

Als letzter Punkt vor den Gravitationswellen stand auf der Checkliste übrigens das berühmte Einsteinsche Postulat: “Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ Zumindest die Sache mit der Dummheit darf einige Jahrzehnte nach Inbetriebnahme des globalen Deppendetektors namens Internet als erwiesen gelten.

MedienScreen # 84 [Die Tillichs dieses Landes]

[Fundstück] Sascha Lobo, “Die geleugnete Krankheit“, SPIEGEL ONLINE, 24. Februar 2016 –

(…) In den sozialen Medien sammeln sich nicht nur die Hetzer, sondern auch die Tillichs. Weil für jeden, der im Netz Gewalt gegen Andersartige fordert, zehn liken, hundert nicht widersprechen und tausend tillichhaft ignorieren und ablenken. Aber nicht nur Tillich, nicht nur Sachsen (…)

MedienScreen # 67 [Peace Of Universe]

[Fundstück] Ben Moore, interviewt in DER SPIEGEL, 24. Dezember 2015 –

(…) Wenn man die Erdgeschichte als einen Tag mit 24 Stunden betrachtet, dann kam der Homo sapiens gerade mal vier Sekunden vor Mitternacht auf die Welt, es existierten Myriaden Kreaturen, bevor es ihn gab, und er wird auch wieder verschwinden (…)

Die Sonne wird in rund sieben Milliarden Jahren sterben, vorher wird sie die Ozeane auf unserem Planeten austrocknen, sie wird die Atmosphäre wegblasen und die Erde zerstören – also das ist keine besonders großartige Strategie für eine gelungene Schöpfung (…)

MedienScreen # 61 [Unendliche Weiten]

[Fundstück] Philipp Ruch, interviewt in DER SPIEGEL, 19. November 2015 –

(…) Die Entzauberung des Menschen ist das stilprägende Projekt der Gegenwart. Mir geht es um den psychologischen Wert gewisser Vorstellungen. Die Naturwissenschaften haben in den letzten einhundert Jahren wenig über den Menschen enthüllt, was vergangene Zeiten nicht längst gewusst haben. Kein Mensch mit Verstand kommt umhin, seine Bedeutung zu relativieren angesichts der titanischen Dimension des Universums. Ein Blick in den Himmel genügt, und wir sehen doch die Nichtigkeit der menschlichen Welt. Mich interessiert, was es aus dem Menschen macht, wenn er auf die Straße tritt und sich als Bündel von Chemie, Fleischmasse und Trieben wahrnimmt. Je mehr wir durch die Brille der Naturwissenschaften die Zufälligkeit und Bedeutungslosigkeit des Menschen zu erkennen meinen, desto zufälliger und bedeutungsloser werden wir (…)

MedienScreen # 60 [Big Data]

[Fundstück] Uwe Buse, “Kopf oder Zahl“, DER SPIEGEL, 13. November 2015 –

(…) Fest steht, dass alle kapitalistischen Gesellschaften in Richtung Big Data marschieren werden, allein Kostendruck und Konkurrenz sorgen dafür, nicht nur in den USA, auch in Europa (…) Am Ende, das ist die Vision, soll jeder Mensch bis ins Letzte berechenbar sein, für Firmen, Arbeitgeber und Regierungen – und es wird heißen: Er tue das alles nur für sich und sein Glück (…)

Es ist eine neue Epoche. Sie wird unbarmherziger sein, kälter, und wenn vieles gut geht, vielleicht auch gerechter. Harte Zahlen, schwarz auf weiß, werden an Gewicht gewinnen, was messbar ist, wird relevanter. Statistiker, Mathematiker werden näher an die Schalthebel der Macht rücken, ihnen wird ein Teil der Interpretationshoheit über das Leben zufallen, das bislang in den Händen von Psychologen, Soziologen, Geisteswissenschaftlern liegt. Wie anders es werden wird, hängt nicht von den Maschinen ab, sondern von den Menschen, die sie bedienen, und es ist nicht einfach zu sagen, ob das eine gute Nachricht ist (…)