Archiv der Kategorie: ReViews

MedienScreen # 150 [Alles klar, Herr Kommissar?]

[Fundstück] “Rainer Wendt: Polizist am Abgrund – Deutschland lebt in einer Zeit der Angst. Der Polizeibeamte Rainer Wendt hat aus diesem Gefühl einen knalligen Bestseller gemacht. Unser Autor hat ihn gelesen.“, Zeit Online, Thomas Fischer, 12. Januar 2017 –

[…] Meint der Autor ernst, was er schreibt? Ist er überzeugt, einem Staat zu dienen, der “kein Rechtsstaat“ ist und der “mit demokratischer Kultur nichts gemein hat“? Wieso kündigt er dann nicht? Wieso flieht er nicht, geht in den Untergrund? Wieso beantragt er nicht Asyl in Ungarn? […]

[…] Kommissar Wendt ist ein richtig harter Hund: “Wir müssen Menschen schlagen können, und wir müssen Menschen wehtun. Das ist richtig und wichtig (…) Wir können unsere Arbeit nicht mit Schlagsahne-Gewehren erledigen.“ […]

Kein Sachbuch ohne Ausweg. Auch Wendt hat einen: Eine Wende soll es sein, ein Es-muss-etwas-geschehen. Zwar sagt er nicht, was geschehen soll, aber der Leser kann es sich denken. Wendt verbirgt persönliche Wut, biografische Erniedrigung und Verachtung für Eliten hinter Behauptungen über angeblich unterdrückte Meinungen. Das ist ein tausendfach erprobtes Mittel der Demagogie. Man muss es hier nicht ein weiteres Mal entlarven, wohl aber dem Befremden darüber Ausdruck verleihen, dass der Vorsitzende einer Interessenvereinigung von 60.000 Polizisten glaubt, solches Tun werde ihm den Beifall des Volkes einbringen und ihn an die Spitze des Deutschen Beamtenbunds tragen […]

[…] Deutschland in Gefahr ist nicht bloß ein inhaltlich unzutreffendes und literarisch schlechtes Buch. Bedauerlich ist, dass der Autor behauptet, Sprachrohr der deutschen Polizei zu sein. Dass er deren Interessen vertritt, ist zu bezweifeln. Sicher ist nur eines: Er vertritt die Interessen des Rainer Wendt.

Ich empfehle das Buch trotzdem: Wendt schreibt, was er meint. Das ist im Konkreten beispielhaft und im Allgemeinen wichtig. Er geriert sich als Stimme einer Empörung, ja einer “Bewegung“. Sonst würde er sich nicht trauen, Regierung, Parlament und Justiz jenes Staates zu beschimpfen, den er zu repräsentieren behauptet. Sein Buch gibt Einblick in Niveau, Tendenz und Aufgeregtheit der aktuellen Diskussion […]

Elfe kommen durch die ganze DDR. Geschichte neu schreiben?

Bekanntlich ließen ja die Gebrüder Grimm einst Sechse durch die ganze Welt kommen. Aber heißt es nicht: Elf Freunde sollt ihr sein? Gut, das wiederum gilt sinnbildlich für die Welt des fußballerischen Rasensports. Die dagegen wird kontinuierlich begleitet vom Magazin für Fußballkultur 11 Freunde. Und das kommt dabei ganz schön durch die Welt. Zuweilen auch – mehr oder weniger weit – historisch rückblickend. “Keine Geschichte ohne Vorgeschichte“ (Heinz-Gerd Jansen).

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(Foto: J.E.)

Anfang September 2016 wurde vom fußballkulturellen Magazin wieder einmal eines seiner Sonderhefte publiziert: “11Freunde Spezial: DDR – Fußball im Wilden Osten“. Gewissermaßen ein Muss für die Leserschaft in den östlichen Bundesländern. Obwohl die Berichte des Magazins seit alledem nicht als besonders ost-lastig gelten. Blickrichtungen können sich ändern. Früher oder später. Wann auch immer.

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(Faksimile: O.M.)

Was bleibt? Von dieser “anderen Perspektive“? Einiges. Viel. Leise Vorurteile wurden mitnichten bestätigt. Ja. Denn das 11Freunde Spezial DDR ist durchaus gelungen. Informative Geschichten in der Geschichte. Bis ins Heute. Spannend. Bilder über Bilder. Bekannte und unbekannte. Sehenswert. Lesenswert.

Eine Frage allerdings steht nach der Heftlektüre im historischen Raum. Muss die jüngere deutsche Vergangenheit korrigiert, etwa umgeschrieben werden?

In diesem 11Freunde Spezial DDR porträtiert Alex Raack – von Seite 66 bis 71 – Wolfgang ’Wolle’ Großmann. “Eine Geschichte über Liebe, Treue und Grenzerfahrungen“. Ausführlich. Bis ins Detail.

“(…) Wolle wird so häufig von der Stasi verhört, dass er heute gar nicht mehr weiß, wie oft das stattfand. Er liefert den Behörden gute Gründe, ihn im Auge zu behalten. Nachts klaut er mit Freunden DDR-Fahnen von den Masten und trennt Hammer, Meißel und Sichel mit einer Rasierklinge so geschickt vom Stoff, dass beim nächsten Dynamo-Spiel eine Fahne der BRD im Stadion zu sehen ist (…)“

Sichelscharfe Worte wie in Stein gemeißelt. Ein verblichenes Staatssymbol des Bündnisses von Arbeitern, Bauern und Intelligenz beschreibend. Oder irgend etwas. “Die märchenhafteste aller Geschichten ist die der Geschichte“ (Julian Nasiri). Es war nicht alles schlecht …

Trotz alledem, liebe 11Freunde, Chapeau – im Pianissimo – für dieses Heft. Und über Hammer, Zirkel und Ährenkranz können wir ja noch mal konversieren.

“Worüber reden wir eigentlich, wenn wir über deutsche Fußballgeschichte reden?“ [Aus dem Intro zu 11Freunde Spezial: DDR – Fußball im Wilden Osten, September 2016].

Post Scriptum – Nota bene klingt ’Das war der Wilde Osten’ irgendwie nach Rolf Zacher in der Fortsetzung von Go Trabi Go. Aber das wäre dann schon wieder eine ganz andere Geschichte.

– Nachschiebsel –

“(…) alles richtig und Asche auf mein Haupt 🙂 (…)“ [Alex Raack, 30. November 2016, 18:34 Uhr].

– Nachnachschiebsel –

“(…) Die Passage mit ’Hammer, Meißel und Sichel’ ist schlichtweg durchs Lektorat gerutscht. Blöder Fehler, über den wir uns auch schon ausgiebig geärgert haben (…)“ [Andreas Bock, Redakteur, 11freunde.de, 5. Dezember 2016, 12:38 Uhr].

– Nachnachnachschiebsel –

Charlie …?

Sächsische Zeitung Online? – Läuft

Und wie es läuft bei sz-online.de. Zwar eher stillstehend. Aber es läuft. Der Suchzeiger. Die standhafte Standuhr. Beileibe nicht erstmalig. Also, wieder einmal. “Dresdens meistgelesene Tageszeitung.“ Online? Völlig Wurscht, welcher Suchbegriff tastaturquälend ausprobiert wird. Egal. Es läuft –

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(Screenshot in Lauerstellung: O.M.)

Bis repetita non placent.

***

Die Sächsische Zeitung, in persona Falk Herrmann, Leiter Technik – Online Services, war so freundlich zu reagieren und schrieb am 11. November unter anderem –

(…) Wenn die Suche nicht funktioniert, also die Anzeige “Die Suchanfrage wird ausgeführt“ partout nicht verschwindet, muss ein clientseitiger Fehler aufgetreten sein. Das passiert leider zuweilen, wenn auf der Seite Werbemittel ausgeliefert werden, die selbst ein fehlerhaftes Script enthalten, was die Ausführung weiterer clientseitiger Scripte dann verhindert. Leider sind unsere Möglichkeiten der Einflussnahme bei den ausgelieferten Werbemitteln begrenzt …

Wir haben die Seite, auf der die Suche ausgeführt wird, jetzt einmal ein wenig umgestellt, so dass die Auslieferung von Werbung – und damit solcher möglichen Fehlerquellen – zumindest deutlich reduziert sein sollte (…)

AHU! Sportschau. AHU?

Die Sportschau der ARD. Das so genannte Flaggschiff der sportlichen Berichterstattung. Auch im fußballerischen Bereich. Seit Jahren. Kompetent. Sachbezogen. Aktuell. Mit Hintergrundinformationen. Detailliert. Quasi ein unerschöpfliches Archiv des Wissens.

Da gewinnt am 12. Spieltag der diessaisonalen 3. Liga der FC Hansa Rostock beim amtierenden Spitzenreiter MSV Duisburg. Durchaus überraschend. Aber nicht unverdient. Freude auf den Rängen bei den hanseatischen Gästefans. AHU!

Ein Sportschau-Reporter darf dabei natürlich nicht sprachlos bleiben. Auch wenn seine fußballerische Kernkompetenz offenbar lediglich erst seit der relativ kurz zurückliegenden UEFA EURO 2016 zarte Knospen zu sprießen scheint.

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Und ein Sportschau-Reporter darf auch dann nicht sprachlos bleiben, wenn beispielsweise die SG Sonnenhof Großaspach einen couragierten Auftritt beim VfL Osnabrück auf den Rasen legt.

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Nicht übel für eine aktuelle Berichterstattung. Von vor zwei Jahren. Oder darüber hinaus. Mit Hintergrundwissen aus dem Sportschau-Archiv. Vielleicht.

Was bleibt nach den Kurzberichten vom Drittliga-Spieltag bei der ARD am 22. Oktober dieses Jahres? Historisch betrachtet …

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(Screenshots Twitter: O.M.)

… und AHU!, Sportschau?

MedienScreen # 136 [Ein Stern, der Sachsens Namen trägt]

[Fundstück] Peter Stawowy, “Stern: ’Sachsen, ein Trauerspiel’“, flurfunk-dresden.de, 20. Oktober 2016 –

(…) Bei dem aktuellen Titelbild des Stern, einst eine journalistische Instanz in der Bundesrepublik, verkneifen wir uns mal jeglich Kommentierung.

Nur soviel: Das hilft nicht.

***

– Nachschiebsel –

(…) Seit Jahrzehnten gibt es ein Fachblatt für Buntes und lange Fotostrecken, das gelegentlich auch ins seriöse Fach ausgreift, etwa, wenn es gilt, den Sexismus eines angeschickerten Rainer Brüderle zu enthüllen. Ganz gelegentlich schreibt der “Stern“ auch mit Verve Geschichte um beziehungsweise neu, zuletzt die des “kleinen Bundeslandes am äußersten rechten Rand“, nämlich Sachsen (…) [Alexander Wendt, “Sachsen, ein Trauerspiel der Berichterstattung“, uebermedien.de, 27. Oktober 2016].