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Hinterherruf: Machs gut, Eddi Külow

Edgar Külow ist tot. Er starb am 29. Septembermorgen des Jahres 2012 im Alter von 87 Jahren. Wem man – im DDR-Osten der jetzigen Bundesrepublik gebürtig – allerdings erklären muss, wer Edgar Külow war, dem mag dieser Hinterherruf links an der eigenen Eckfahne vorbei gehen. Aber das ist nicht die Absicht – und das hätte Eddi so auch bestimmt nicht gewollt, sei’s drum.

Der Schauspieler, Kabarettist und Autor Külow schrieb in seinem durchaus langen Leben unter anderem für den Eulenspiegel sowie die Fußball-Kolumne “Eckenbrüller“ für die Zeitung junge Welt.

(…) Bis in die Nuller-Jahre hat er fürs Fernsehen gedreht, bis kurz vor seinem Tod ist er Auto gefahren, hat Bühnenauftritte absolviert und seine Fußball-Kolumne “Eckenbrüller“ für die Sportseite dieser Zeitung auf Schreibmaschine getippt und persönlich vorbeigebracht. Als er 75 wurde, hat er der jW erzählt: “Ich kann den ganzen Tag auf dem Sofa liegen und Fußball gucken. Tagelang, wochenlang, monatelang könnte ich das“, nur käme er leider nie dazu (…)

(…) Seine Kolumne, die er in ähnlicher Form auch schon für die Neue Fußballwoche verfasst hatte, lebte von der Fallhöhe zwischen dem Bundesligageschäft und den Prüfungen, die der Berliner Klub Einheit zu Pankow in den unteren Ligen zu bestehen hatte (…) [jungewelt.de, 1. Oktober 2012]

Und wer einmal das Glück hatte, Edgar Külow in einem Stadion am Rande zu begegnen, wird dieses Ereignis bestimmt niemals vergessen – Külow’s Leben dabei mitnichten allein auf Fußballplätze reduzierend.

Angesichts seines Todes will man den Pankowern und den Lesern am liebsten mit seinen Worten zurufen: “Sauft Jungs, der Ball rollt von alleine!“ [jungewelt.de]

Eddi, Du wirst nicht nur wenigen Menschen fehlen. R.I.P. – und machs gut!

[Dieser Beitrag wurde am 1. Oktober 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

MedienScreen # 10 [In memory of Lutz Eigendorf]

[Fundstück] Frank Willmann: “Die Legende vom Eisenfuß“, jungewelt.de, 6. September 2011 –

(…) In der Spätphase der DDR kickten beim BFC Dynamo allerhand junge Männer mit entwickeltem Konsumdenken. Als staatlich anerkannte Amateure mit dickem Gehalt, die ausschließlich fürs Kicken bezahlt wurden, konnten gute Oberligaspieler durchaus mit einem Schlossermeister der PGH “Fröhliche Laubsägekunst“ mithalten. Wer einmal fett Kohle gesehen hatte, wollte selbstredend gern auch noch mehr davon. Spielerwechsel innerhalb der sozialistischen Staatengemeinschaft waren nur schwer möglich. Und welcher Spieler hatte schon Bock auf mongolische Melonen, tschetschenische Bohnensuppe oder rumänische Krautwickel? Die richtig harte Kohle und das ganze schicke Drumherum, das gab’s in Massen nur im Westen zu holen (…) Der goldene Westen lockte etliche Kandidaten, doch nicht alle hatten den Mut eines Lutz “Eisenfuß“ Eigendorf.

1956 in Brandenburg geboren, kam Lutz schon im zarten Alter von vierzehn zum BFC Dynamo (…) insgesamt kickte er 100mal in der DDR-Oberliga für den BFC. 1978 schoß er bei seinem Debüt in der Nationalmannschaft gleich zwei Tore. Ein Jahr später, am 20. März, nutze Lutz Eigendorf einen Stadtbummel durchs dröge Gießen, um sich von der Mannschaft des BFC Dynamo abzusetzen. Das DDR-Team war anläßlich eines Freundschaftsspieles gegen den 1. FC Kaiserslautern im Westen. Ob er während des Spiels von Kaiserslauterer Seite angeworben wurde, ist nur zu erahnen. Mielke soll getobt haben, als er von Eigendorfs Abgang erfuhr (…)

Nach Eigendorfs Flucht sperrte ihn die UEFA für ein Jahr wegen Vertragsbruchs. Während dieser Sperre arbeitete er in Kaiserslautern als Trainer. Als er endlich wieder Fußball spielen konnte, war ihm die alte Stärke verlorengegangen. Er wurde in Kaiserslautern nie glücklich und wechselte 1982 zu Eintracht Braunschweig. In Westdeutschland wurde er von knapp fünfzig westdeutschen MfS-Informanten bespitzelt. In den Stadien der DDR erscholl hinfort bei Spielen des vermeintlichen Stasiclubs BFC Dynamo der provokative Gesang “Wo bleibt denn der Eigendorf“ und trieb die Funktionäre auf die Palme.

In der Nacht des 5. März 1983 wurde Eigendorf bei einem Verkehrsunfall in Braunschweig schwer verletzt. Er starb zwei Tage später. Er hatte 2,2 Promill im Blut. Doch manche vermuteten einen MfS-Auftragsmord. Der Unfall wurde immer wieder aufgerollt. Anfang 2011 gab dann die zuständige Staatsanwaltschaft bekannt, es gebe im Fall Eigendorf keine objektiven Hinweise auf ein Fremdverschulden.

Nach seinem Unfalltod hatten die BFC-Fans Flagge gezeigt. Mit einem Spruchband gedachten sie beim nächsten BFC-Spiel ihres “Eisenfußes“. Ordner und Polizisten versuchten, das Spruchband zu konfiszieren, doch der BFC-Block verteidigte diese letzte Erinnerung bis aufs Blut.

[Dieser Beitrag wurde am 6. September 2011 bei Ostfussball.com publiziert.]