Dynamo Dresden und die Pressefreiheit

“Die Geschichte lehrt andauernd. Sie findet nur keine Schüler“, so formulierte Ingeborg Bachmann. Kann diese eher soziologische Aussage unter gewissen Umständen im Bezug auf den Umgang handelnder Personen bei der Sportgemeinschaft Dynamo Dresden hinsichtlich der Möglichkeit auf freie Berichterstattung mittlerweile als widerlegt angesehen werden?

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(Rudolf-Harbig-Stadion, Abendrot, Frühjahr 2011 – Foto: O.M.)

Im Vorfeld des diessaisonalen DFB-Pokalspiels zwischen Dynamo Dresden und Borussia Dortmund entzog der Dresdner Verein in Persona seines Pressesprechers, Henry Buschmann, dem Journalisten Ullrich Kroemer die Akkreditierung. Nach einem von der Tageszeitung (taz) unterstellten “Kuhhandel zwischen Fußball und ZDF“ erhielt Kroemer “seine Stadion-Erlaubnis zurück“.

Beim Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) hat der Fall für Beachtung gesorgt. Etwas Vergleichbares habe es bis dato nicht gegeben. Er halte es für “besorgniserregend, wenn kritische Berichterstattung auf diese Weise sanktioniert wird“, sagt VDS-Präsident Erich Laaser: “Wir sind die ’vierte Gewalt’ im Staat. Wenn Akkreditierungen entzogen werden, ist das ein Angriff auf die Pressefreiheit.“ [taz.de, 11. März 2015]

Mit Beginn der damaligen Zweitliga-Saison 2011/2012 für Dynamo Dresden verweigerte der Dresdner Verein in Persona seines Pressesprechers, Henry Buschmann, einem Redakteur von Ostfussball.com die Fortführung einer bis dato jahrelang bestandenen Jahresakkreditierung für die Heimspiele im Rudolf-Harbig-Stadion.

(…) Nach erheblicher Intervention unsererseits [Deutscher Presse Verband] hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Durchführungsbestimmungen zu den Medienrichtlinien für die Spiele der Bundesliga und der 2. Bundesliga seit dem 1. August 2012 geändert. Seitdem ist die Vorlage “eines von einem Berufsverband ausgestellten, nationalen Presseausweises nachzuweisen“. Dazu zählt der von uns ausgestellte Presseausweis. Die einzelnen Bundesligavereine orientieren sich an diesen Durchführungsbestimmungen.

DPV-Journalisten können sich in Zukunft entsprechend über den Presseausweis als Akkreditierungsmittel bei den Bundesligavereinen beziehungsweise über die DFL als Pressevertreter akkreditieren lassen (…)

Gleichwohl erteilte der Dresdner Verein in Persona seines Pressesprechers, Henry Buschmann, dem Akkreditierungsersuchen eines Redakteurs von Ostfussball.com für das Relegationsrückspiel am 28. Mai 2013 um den letztendlichen Verbleib beziehungsweise Aufstieg in die 2. Bundesliga zwischen Dynamo Dresden und VfL Osnabrück eine erneute Absage.

Einem Aphorismus von Werner Schneyder – “Die Geschichte wiederholt sich nicht. Sie bleibt nur gleich“ – kann an dieser Stelle nur schwerlich widersprochen werden.

Nun ist Ostfussball.com mitnichten dem ZDF vergleichbar. Und auf einen bevorzugt kostenfreien Sitzplatz auf der Pressetribüne, labberige Brötchen und warme Getränke zur Halbzeitpause kann verzichtet werden. Auf die Pressefreiheit nicht.

[Dieser Artikel wurde am 12. März 2015 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]