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Stefan Lehmann. Ex-UD-Capo. Ein Buch wird kommen …

… und dieses wird schon jetzt verrissen? Oder nur selbstgerecht beäugt, wie so oft einiges in der Ultra-Szene – und darüber hinaus? Oder einfach nur angepriesen, zum Lesen einladend, wie und von wem auch immer?

Güte, Stefan “Lehmi“ Lehmann glaubte, ein Buch schreiben zu müssen. Nach seiner äußerst einprägsamen Zeit als Capo von Ultras Dynamo (UD) – sowie darüber hinaus. Lehmi hat’s eben jetzt aufgeschrieben, einfach so. Warum auch immer.

Und Güte, der Co-Autor des Lehmi-Werkes ist Jens “Jente“ Knibbiche, mit seiner nicht zu übersehenden Vita aus dem engen Dunstkreis eines sehr aktiv Magdeburger fußballaffinen Anhangs. Skandal? Oh Güte …

Das Buch CAPO – Meine Stimme für Dynamo Dresden ist ab 7. April dieses Jahres der geneigt printlesewilligen Gemeinde zur eigenen Inaugenscheinnahme öffentlich zugänglich. Aktuell (vor)bestellbar bei Blickfang Ultra.

Selbst lesen kann bilden …

(a.a.O., 19. März 2019, 16:15 Uhr – Screenshot: O.M.)

… aber wenn das mit der “BLÖD-Zeitung“ der – unvergessene – Kommissar Stoever wüsste.

The Times They Are a-Changin’?

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ES geht weiter? Saisonrückblick 2017/18 von Blickfang Ultra.

Was war da nicht alles zu lesen in den letztjährlichen Saisonrückblicken von Blickfang Ultra (BFU), die ja schon seit geraumer Zeit immer wieder publiziert werden …

“… Mal sehen, ob wir in einem Jahr einen erneuten Versuch wagen …“ [BFU-Saisonrückblick 2011/12, Vorwort].

“… Ich persönlich sehe es zumindest nicht als meine Aufgabe an, Richter darüber zu spielen, wer gut und schlecht ist. Das sollen andere machen. Ich merk selber immer mehr, wie mich dieses überhebliche Getue von manchen Gruppen oder auch Einzelpersonen nervt …“ [BFU-Saisonrückblick 2012/13, Vorwort].

“… ob es zukünftig überhaupt noch Sinn macht, das Projekt auch im kommenden Sommer zu stemmen. Aus derzeitiger Sicht natürlich noch gar nicht zu beantworten, mal schauen und abwarten, was die Zukunft so bringt. Jetzt aufzugeben und dem schnelllebigen Internet das Feld zu überlassen, wäre aber ja auch eigentlich doof und entspricht nicht dem Naturell eines Ultras …“ [Mirko Otto, ’Salut!’ im BFU-Saisonrückblick 2013/14].

“… Einige wird es vielleicht traurig stimmen, andere gar nachdenklich und anderen wird es schlichtweg egal sein, aber das vor euch liegende Pamphlet wird mit großer Wahrscheinlichkeit das letzte seiner Baureihe sein …“ [Mirko Otto, ’Salut!’ im BFU-Saisonrückblick 2014/15].

“… Wie sich die Sache zukünftig gestaltet, sprich, ob es auch im kommenden Sommer eine Fortsetzung geben wird, ist im Moment noch offen …“ [Mirko Otto, Intro im BFU-Saisonrückblick 2015/16].

“… Ja, es geht weiter, zumindest vorerst …“ [Mirko Otto, ’Hallo’ im BFU-Saisonrückblick 2016/17].

Und nun – fast ankündigungslos – ist ES da, der Saisonrückblick 2017/18 von Blickfang Ultra.

Allein schon das Titelcover ist – wie bisher eigentlich fast ununterbrochen – durchaus schick, andeutungsvoll, kann aber jenes aus dem Vorjahr kaum toppen. Was in den Folgejahren, so lange es diesen BFU-Saisonrückblick noch geben sollte, sowieso schwerlich zu fabrizieren sein wird. Aber die Geschmäcker sind ja verschieden.

Und der Inhalt? Wie immer: Prächtig. Lesenswert.

Bundesdeutsche Ultra-Szenen schildern ihre Sicht der Dinge, sowie – wohl erstmalig so praktiziert – Gruppen aus benachbarten Ländern ebenso.

Das ganze gedruckte Teil ist letztendlich auch von den Bildern her sehr sehenswert. Allerdings hat die Layout-Abteilung in der diesjährigen Ausgabe hier und da bei der Schriftsetzung wohl etwas flüchtig gewerkelt, leider. Schade.

Dem, wie gewohnt, qualitätsmäßig bestens gedruckten Erzeugnis seien solche Kleinigkeiten allerdings gern verziehen. Einmalig, so wie es ist. Immer noch. Und immer wieder?

“… Ich wünsche allen Lesern vergnügliche Stunden beim Lesen des monumentalen Gesamtwerkes. Wir hören … voneinander … spätestens in einem Jahr zur neuerlichen Auflage des Saisonrückblicks …“ [Mirko Otto, ’Vorwort’ im BFU-Saisonrückblick 2017/18].

Und, nur mal so angemerkt, bei einer Händlerin/einem Händler des eigenen Vertrauens ist Blickfang Ultra Saisonrückblick 2017/18 garantiert noch vorrätig. Es lohnt sich.

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Der Aufstand? Saisonrückblick 2016/17 von Blickfang Ultra.

Vor zwei Jahren fast noch ’sterbender Schwan’. Im vorigen Jahr dann ’Phönix aus der Asche’. Nun die siebte Ausgabe eines BFU-Saisonrückblicks. Und diese – jedenfalls erinnerlich – so zeitlich nah zur Vorsaison wie wohl nie zuvor. Chapeau für jemanden, der im fast zeitgleich erschienenen BFU-Stammheft schreibt –

“… So gefestigt wie viele Ultragruppen oder Kurven heute sein mögen, so langweilig kommen sie mir auch vor … (Mirko Otto, ’Salut!’ in Blickfang Ultra # 41).

Mitnichten langweilig betrachtet sich allerdings das 2016/17’er BFU-Saisonheft. Mit darin 33 vertretenen Ultra-Gruppierungen. Wie mittlerweile gehabt wieder im A4-Format. Liebevoll und fast perfekt layoutet. 296 Seiten stark. Solch Brett will erst einmal gestemmt sein …

Viele Bilder. Weniger oder mehr umfangreiche Texte. Lesen bildet. Und alles sollte gelesen werden. Schließlich sind es unwiderrufliche Dokumente der Zeitgeschichte. So wie auch das Coverbild –

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“… Ganz klar, dünnes Eis und extrem diskussionswürdig. Also geil?! Ich meine ja. Es war – denke ich – zum Ende hin das bestimmende Thema und wird uns wie ich vermute auch noch weiterhin verfolgen. Dass die Neutralität im Foto nicht gegeben ist, wissen wir … Sollte es da draußen wirklich jemanden geben, der sich nicht damit identifizieren kann, sollte derjenige dennoch versuchen milde drüber hinwegzuschauen …“ (Mirko Otto, ’Hallo’, BFU-Saisonrückblick 2016/17).

Was kommt? Ungewiss. Was bleibt? Dieses Heft. Und alle davor.

Und was bliebe vielleicht noch sagen zu lassen?

“… Na gut, muss für dieses Jahr reichen. Den Pulitzerpreis werd ich wohl … nicht einheimsen und das Gespött sämtlicher progressiver Ultras auf mich ziehen. Aber keine Angst, wer Sehnsucht nach meinen Spitzen, Kommentaren und Rundumschlägen hat, besorgt sich einfach im September das neue BFU. (Ja, es geht weiter, zumindest vorerst.) Bis dahin nun viel Spaß mit dem Schinken“ (Mirko Otto, ’Hallo’, BFU-Saisonrückblick 2016/17).

Bei einer Händlerin/einem Händler des eigenen Vertrauens ist Blickfang Ultra Saisonrückblick 2016/17 garantiert noch vorrätig.

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Wie Phönix aus der Asche? Saisonrückblick 2015/16 von Blickfang Ultra.

Das mit der Asche stimmt ja nun nicht ganz, Phönix wohl eher. Nach dem in der vorausgegangenen Publikation vor einem Jahr für solcherart Rückblicke von Blickfang Ultra (BFU) schon ein wenig mehr als üblich schwanengesungen wurde, deutete sich 2016 frühjährlich im regulären BFU-Heft Numero 39 bereits an, dass es saisonrückblickend “eine positive Wendung geben“ könnte.

Und so lebt der totgeglaubte Schwan als Phönix – oder besser: als heller Stern – weiter am Firmament affiner Print-Erzeugnisse. In seiner Art zugegeben alle anderen nach wie vor überstrahlend.

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“(…) Es gibt doch keine schönere Motivation, wenn da draußen die Schar sehnsüchtig auf ein Machwerk wartet, dazu noch so völlig überraschend und konträr zur eigenen Sichtweise. Positiv denken heißt also die Devise und so haben wir uns auch von vielen Absagen nicht unterkriegen lassen, auch weil wir es immer noch als wichtiges Gesamtprojekt für die Ultraszene in Deutschland erachten (…)“ [Mirko Otto im Intro].

Wohlan denn. Auf 324 Heftseiten im mittlerweile üblichen A4-Format präsentieren sich 32 Ultragruppierungen, die Saison 2015/16 Revue passieren lassend. Aus durchaus subjektiver Sicht und auch über den eigenen Tellerrand hinausblickend. Angereichert mit vielen, teilweise grandiosen, Fotos und last but not least wie immer vortrefflich layoutet.

Inhaltlich sprechen die jeweiligen Gruppenbeiträge – wie bereits in den Vorjahren – ihre eigene qualitativ unterschiedliche Sprache. Hier und da scheint sich der Fokus ein wenig in Richtung eher erlebnisorientierter Begebenheiten verschoben zu haben, so der Eindruck. Was der Sache als solcher keinerlei Abbruch aufnötigt, spiegelt es doch nur die Realität wider.

Einige Rubriken aus der Vergangenheit – beispielsweise Zaunfahnen-Ranking und Auslandsseitenblick – fehlen in der aktuellen Publikation. Manche mögen dahingehend einiges vermissen, andere die alleinigen Gruppendarstellungen besser finden. Es ist wie es ist. Und gut so.

Was dagegen nicht fehlt, ist – schon aus Tradition? – der Schwanengesang. Auch wenn es diesjährig nur ein klitzekleiner ist, eher leise angestimmt.

“(…) Wie sich die Sache zukünftig gestaltet, sprich, ob es auch im kommenden Sommer eine Fortsetzung geben wird, ist im Moment noch offen. Sollten die diesmal teilnehmenden Gruppen vom Gesamtergebnis nicht enttäuscht sein, weiterhin Freude am Schreiben und Zusammenstellen ihrer Artikel haben oder gar ideologisch derartige Projekte unterstützen, dann geht es im Juni 2017 erneut rund! An uns soll es nicht scheitern (…)“ [Mirko Otto, Intro].

Wie war das doch gleich in der Mythologie? Phönix verbrennt und entsteht aus seiner Asche neu? “Nicht aus jeder Asche fliegt ein Phönix auf“ (Jean Paul). Oder trifft es – in altägyptischer Anlehnung – die Saga vom Wiedergeborenen besser?

Aktuell jedenfalls ist Blickfang Ultra Saisonrückblick 2015/16 für 9,90 Euro bei einem Händler des eigenen Vertrauens nach wie vor erhältlich.

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In memory of Ultras.ws

Vor wenigen Stunden wurde am heutigen 17. September 2015 die Internetpräsenz Ultras.ws (UWS) durch den Betreiber in Eigenverantwortung kontrolliert vom Netz genommen und ist demzufolge offline.

Bis zuletzt galt Ultras.ws – trotz szeneintern ganz gern einmal geäußerter Kritik – als das größte deutschsprachige Fan-Forum im virtuellen Fußballraum.

ultras.ws

Innerhalb eines zeitweise durchaus heftig vollzogenen Diskurses um Ultras im Internet, in den Stadionkurven und darüber hinaus, führte Blickfang Ultra (BFU) vor einigen Jahren ein Interview “mit den Machern von ultras.ws“.

Im Rückblick auf die virtuelle Zeitgeschichte wird nachfolgend dieses Text-Dokument auszugsweise reproduziert –

Beschreib doch mal bitte, wann das Projekt ultras.ws gestartet wurde und welche Ziele mit dem Forum verbunden sind. Wie viele Leute stecken hinter diesem Projekt?

Das Projekt wurde ursprünglich unter dem Namen Ultrafans.de im Jahr 2004 gegründet und sollte ein kleiner Info-Blog für erlebnisorientierte Fußballfans werden. Als Forum lief es dann 2005 an, sozusagen neben Hooligans.de mit der gleichen Interessengemeinschaft. Im Umfeld der WM 2006 rückte das Forum in den Fokus der bürgerlichen Medien und erlangte dadurch einen größeren Bekanntheitsgrad. Nach den schweren Ausschreitungen in Leipzig Anfang des Jahres 2007 wurde dann der Serverplatz wegen angeblicher Gewaltverherrlichung gesperrt und wir beschlossen, dem – teilweise herbeizitierten – Hooligan-Image mit einem neuen Namen zu begegnen.

Seit Mitte 2007 läuft das Forum nun unter dem Namen Ultras.ws (…) Wir verstehen Ultras.ws als Treffpunkt und Informationsplattform für Fußballfans jeder Provenienz. Das Credo des nach wie vor zugehörigen Blogs Ultrafans.de lautete schließlich nicht umsonst eine Zeit lang “Für die ganze Kurve”.

Ultras.ws wird derzeit – neben dem bezahlten technischen Support auf unserem eigenen Server – durch ein mittlerweile stabiles Team (…) getragen.

Aus welchen Szenen stammen diese Leute?

Unsere Moderatoren qualifizieren sich nicht vordergründig nach “Ultra-Kriterien” und etwaigen Szenezugehörigkeiten, sondern nach einem gewissem IQ – dazu gehört auch die Fähigkeit der deutschen Schriftsprache mächtig zu sein – und ihrem Wissen ums Internet sowie einer Loyalität untereinander, gegenüber dem Admin, letztlich zum gesamten Forum, quasi jedem einzelnen User. Zudem brodelt wohl in jedem von unserem Team eine gewisse Affinität zum Fußball im weitesten Sinne und zum allgemeinen Ultra-Gedanken. Nicht zuletzt haben wir uns ja auch den Kampf gegen Kommerz und unsolide Verbände auf die Fahne geschrieben – und dazu muss man nicht unbedingt Hardcore-Ultra sein, um diese zunehmenden Gefahren deutlich zu benennen.

Wie genau definiert Ihr “Ultra-Kriterien” oder den “allgemeinen Ultra-Gedanken”?

Ach komm’ – das vielzitierte Ultra-Manifest hat ja nun fast jeder irgendwann mal gelesen. Gut, vielleicht noch einmal deutlicher gesagt: Um bei Ultras.ws aktiv mitzuwirken, bedarf es unserer Team-Auffassung nach nicht der direkten Mitgliedschaft in einer der Szene-Gruppierungen. Unser hauptsächliches Mittel ist das Internet. Schon vor einiger Zeit resümierte damals BAFF, dass “Fußballfans keine Lobby haben und man mit dem Hooligan-Totschlagargument jede noch so absurde Maßnahme rechtfertigen kann”. Dagegen stehen wir. Irgendwo war im vorigen Jahr zu lesen: “Selbst ernannte Fußball-Experten, angebliche Szene-Kenner aller Couleur, gibt es landauf und landab; sich zudem teilweise mit virtuellen Internet-Ultras und Foren-Hooligans gegenseitig fast perfekt niveaulos ergänzend”. Auch dagegen arbeiten wir. Wir müssen uns doch nicht ständig öffentlich definieren oder gar für unser Tun rechtfertigen, wir tun es einfach – für die ganze Kurve, zumal auf Ultras.ws ja auch nicht nur deutsche Fans, Kutten, Ultras, Hools unterwegs sind.

Trotzdem steht Ihr aber offensichtlich besonders bei denen, die das Geschehen in den Kurven am aktivsten formen und fördern – nämlich die Gruppen selbst – immer wieder in der Kritik. Nicht wenige Gruppen haben sich öffentlich bereits mehrere Male negativ über Eure Plattform geäußert. Wie setzt Ihr Euch damit auseinander?

Kritik nehmen wir auf alle Fälle erst einmal zur Kenntnis, schließlich lesen wir ja den Tag und auch zuweilen die Nacht über so einiges. Das Niveau von Ultras.ws zu kritisieren, diese Kritik aber manchmal selbst auf eine Art zu publizieren, die eher im Artikulationsbereich eines Vorschülers anzusiedeln ist, zeugt allerdings nicht unbedingt von Reife oder Verständnis. Es kommt schon darauf an, wie sich uns gegenüber kritisch geäußert wird. Einiges mag da ja mitunter durchaus berechtigt sein. Schließlich tauchen in jedem Online-Forum unqualifizierte Beiträge von Usern auf. Da gilt es eben, möglichst zeitnah und sauber die Spreu vom Weizen zu trennen und eine einigermaßen okaye Struktur zu gewährleisten. Gerade in unseren News-Bereichen halten wir uns zu Gute, ziemlich fit zu sein und Berichte sowie Nachrichten nicht ungeprüft stehen zu lassen.

Aber schau Dir mal andere, eher interne, Foren an: Da werden Berichte von so genannten Ultra-Größen geschrieben und man kann schon den Eindruck bekommen, Kritik und Diskussionen seien unerwünscht. Unser Ansatz ist da deutlich breiter gefächert.

Die uns gegenüber immer wieder einmal postulierten Statements von Szene-Gruppierungen, wie beispielsweise “Wer nicht dabei war, sollte sich kein Urteil erlauben”, sind in Zeiten der vernetzten Informationsmöglichkeiten doch einfach irgendwo nur noch kindisch und ebenfalls immer wieder einmal kursierende Boykott-Aufrufe sind noch kindischer – zumal es ja bei weitem nicht so ist, dass wir nur im Internet unterwegs wären.

Und unser Bemühen, die in unserem Forum stattfindenden Diskussionen in einem mehr als nur ansatzweise niveauvollen Rahmen zu halten, kann uns wohl niemand zum Vorwurf machen – jedenfalls stehen wir für Ultras.ws gerade, und gut ist.

Seht Ihr Euch denn selbst als Ultras?

Gegenfrage: Glaubst Du, dass sich Leute, die beispielsweise in der Financial Times schreiben, mit den Finanz-Gebaren über die sie berichten, identifizieren? Da liegt uns als Team – um im bemühten Bild zu bleiben – der Ultra-Gedanke wohl bedeutend näher, als denen die Knete anderer. Aber falls Du darauf anspielst: Wir sind durchweg alle keine Jüngelchen mehr, und jeder von uns hat bis heute durchaus seine eigene mehr oder weniger erlebnisorientierte Vita.

Das klingt beinahe so, als würdet Ihr Euch von vielen Dingen bewusst distanzieren, die die Ultras – oder zumindest die “Ultra-Größen”, wie Du sie nanntest – momentan beschäftigen und die ihren Tagesablauf bestimmen. Ist das so?

Ja, teilweise schon – wenn man sich beispielsweise die politische Einflussnahme bestimmter Gruppen anschaut. Das hat schon in mehreren Situationen auf der Straße oder auch im Internet für Konflikte gesorgt, welche mit dem Sport in keinster Weise zu tun haben. Wir versuchen die Politik bewusst aus unserem Forum herauszuhalten.

Worin besteht eigentlich der Tagesablauf eines Ultra, gute Frage – wohl doch aus Arbeit, Freunden und seinem geliebten Verein. Daran dürfte sich in den letzten Jahren nichts grundlegend groß geändert haben. Zaunfahnen malen und Schals herstellen gehörte auch in den 70iger und 80iger Jahren dazu. Selbst Choreos hat man damals schon versucht, welche aber in der heutigen Zeit aufgrund der besseren Organisation innerhalb der Gruppen deutlich professioneller ausfallen. Und der Kampf gegen die allgemeine Kommerzialisierung treibt uns doch alle irgendwie um, wenn auch auf unterschiedlichen Ebenen. Unser vorrangiges Mittel ist nun mal das Internet. Klar, der mehr als schleichende Kommerz konnte bislang allerdings auch durch den Kampf der Ultras nicht aufgehalten werden. Aber selbst damit können Ultras leben, sonst wäre ja die Ultra-Bewegung längst wieder ausgestorben.

Wir distanzieren uns nicht von Ultra-Größen – warum auch? Allerdings zieht das Forum bei Leuten, die sich nicht an unsere allgemeinen Foren-Regeln halten wollen, eine klare virtuelle Deadline. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Ultra, Hooligan, Kutte oder ganz normalen Fan handelt. Für uns steht die Meinungsfreiheit im Vordergrund, die aber bei Beleidigungen, Pöbeleien und ähnlichem ihre deutliche Grenze hat. Da kann es auch schon mal vorkommen, dass bei uns so genannte Szene-Größen gesperrt werden, die sich dann später auf ihren eigenen Homepages über uns ausheulen, bisher eben stets leider auf eher niedrigerem Niveau und oftmals mit vielen Widersprüchen in den eigenen Äußerungen.

“Das aktuelle Ultras.ws-Forum gibt jedem Fan die Möglichkeit, sich über die Ultrabewegung zu informieren, aber auch seine Meinung zum Thema zu vertreten”, schreibt die Deutsche Akademie für Fußballkultur über uns. Ganz so abseitig ist diese Aussage gar nicht einmal, trifft sie doch nahezu unseren breiteren Ansatz einer offenen Informations- und Diskussionsplattform.

Ob die Ultrá-Bewegung überhaupt fortbestehen kann, ohne sich politischen Vorgängen zu öffnen und auch wirtschaftspolitische Zusammenhänge zu erkennen und notfalls zu behindern, mag mal dahin gestellt sein. Was hingegen auch immer wieder für Kritik sorgt ist die Werbung auf Eurer Seite. Überflüssig oder gar nicht wegzudenken?

Nein, die Werbung ist leider nicht wegzudenken, da wir mit stetig steigendem Traffic natürlich auch steigende Kosten haben. Gute und moderne Technik für einen reibungslosen Ablauf und hundertprozentige Erreichbarkeit – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, bei bis zu 200.000 Webseitenaufrufen täglich – ist nicht unbedingt billig. Wir benötigen allein dafür jährlich mehrere tausend Euro. Genau wie andere große Webseiten sind wir deshalb vom Geld, sprich den Sponsoren, abhängig. Der Vorteil von Banner- oder Textlinkwerbung ist jedoch, dass kein User tatsächlich Geld dafür zahlen muss. Niemand wird gezwungen, die Werbung zu klicken und die Sponsor-Webseiten zu besuchen. Zudem ist der Content-Bereich für angemeldete User werbefrei und keiner wird beim Schreiben oder Lesen aufdringlich mit Werbeeinblendungen belästigt. Außerdem haben die Sponsoren von Ultras.ws absoluten Content-Bezug und mancher User hat bei Aktionen oder Sonder-Angeboten so auch schon Geld beim Einkauf gespart.

Die Frage klingt schon ein wenig nach “Barfuß oder Lackschuh”. Eins ist doch klar: Ohne Geld funktioniert nun mal in einer kapitalistischen Gesellschaftsform rein gar nichts, noch nicht einmal bei Kommerz ablehnenden Ultras. Choreos, Spruchbänder, Fahnen, Doppelhalter, Buttons, Seidenschals, Fanzines oder Mitfahrgelegenheiten – alles kostet schließlich Geld und selbst der BFU wird ja auch nicht kostenlos angeboten.

Es gab mal Vorschläge zwecks eines Spendenbuttons in unserem Forum, dem wir aber als eingetragene journalistische und steuerzahlende Medien-Firma nicht nachkommen konnten. Dieser fiskalische Verwendungszweck ist in der Bundesrepublik nur Organisationen wie eingetragenen Vereinen vorbehalten (…)

Wenn wir mal in die Zukunft blicken: Welche Ziele habt Ihr dann vor Augen? Wohin soll der Weg führen?

Vielleicht beginne ich bei der Antwort mit einer Ansage von Stromberg aus der gleichnamigen Serie: Wer nicht mit der Zeit geht, der muss mit der Zeit gehen. Wir sind als Ultras.ws-Team jedenfalls mittlerweile sehr gut sortiert, haben unsere Erfahrungen gemacht, auch aus Fehlern gelernt und blicken alles in allem optimistisch voraus. Aber: Wer sich nicht verändert, läuft Gefahr abzusterben. Es ist im Prinzip wie im Fußball: Wer den Generationswechsel verpasst, ist quasi dem Abstieg geweiht. Dazu gehört im Internet, um in unserem Medium zu bleiben, neben den nachrückenden aktiven User-Generationen auch die sich ständig weiter entwickelnde Kommunikationstechnik (…)

Darüber hinaus wollen wir unser Netzwerk auf nationaler – aber auch auf internationaler – Ebene deutlich weiter ausbauen. Zunächst liegt unser Hauptaugenmerk dabei auf Österreich und der Schweiz, da durch den Vorteil der übergreifenden deutschen Sprache beste Kommunikationsvoraussetzungen bereits gegeben sind. Informationen für das breitere Publikum sind gerade dort noch sehr einseitig und werden hauptsächlich von der bunten Presse gesteuert, die fast gebetsmühlenartig das Bild vom bösen Hooligan projiziert. Dieses Manko wollen wir beseitigen helfen. Vielleicht noch etwas weiter vorausschauend kann man bereits seit einiger Zeit konstatieren, dass wir da in unserem Forum einen doch sehr lebendigen Polen-Thread haben.

Das endgültige Ziel könnte aus unserer heutigen Sicht durchaus ein großes kostenloses soziales Netzwerk mit Berichten, Podcasts, Videos, Bildern, Interviews oder anderweitigen Kommunikationsmitteln der Zukunft werden, wo User begreifen, dass sie fürs Geben auch etwas zurück bekommen, nämlich unzensierte Informationen aus erster Hand. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Und vielleicht bemerkt ja die, wie auch immer geartete, Fan-Szene unterwegs, dass Ultras.ws einfach ein kleiner Bestandteil dieser Szene ist – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

[BFU: Tim Geideck | UWS: outrider/MOD]

Das Interview wurde exhaustiv in Blickfang Ultra # 11 (Februar 2009) veröffentlicht.

”Lebbe geht weider“ (Dragoslav Stepanović).

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