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MedienScreen # 33 [Dynamo Dresden, Fanprojekt, Bielefeld]

[Fundstück] “Auswertung des Spieles in Bielefeld“, fanprojekt-dresden.de, 17. Dezember 2013 –

Am 17. Dezember überreichte das Fanprojekt Dresden seine Spieltagsauswertung an DFB, DFL, Dynamo Dresden, Arminia Bielefeld, die Polizei in Bielefeld und Dresden, die Landeshauptstadt Dresden sowie das Fanprojekt Bielefeld und die Koordinationsstelle der Fanprojekte (KOS) (…)

Auswertung der Geschehnisse in Bielefeld

Die wichtigsten Kernpunkte der Auswertung umfassen die Geschehnisse nach der Ankunft des Sonderzuges der SG Dynamo Dresden in Bielefeld. Dabei ist vor allem der durch die Pressemitteilung der Polizei angesprochene “Durchbruch“ von 250 Dresdner Fans am Bahnhof Thema. Nach intensiver Analyse kommen wir zu dem Schluss, dass es diesen Durchbruchsversuch nicht gab, sondern dass das überraschende Abrücken einer Polizeikette dafür gesorgt hat, dass eine Vielzahl an Fans einfach davon ausgegangen ist, am falschen Ausgang des Bahnhofes zu stehen. Die Gruppe durchquerte in der Folge den Bahnhof in der Annahme, den korrekten Weg zu gehen. Dieses unvorhergesehene, aber von der Mehrheit dieser Fans keinesfalls mutwillige Verhalten führte zu einem polizeilichen Eingreifen, bei dem mehrere Fans durch Pfefferspray, Schlagstöcke und Fausthiebe verletzt worden sind.

Bei einem weiteren Aufeinandertreffen auf dem Bahngleis, bei dem Einsatzkräfte der Bundespolizei auf das Gleisbett gestürzte Fans aus Sicherheitsgründen schnellstmöglich wieder auf einen Bahnsteig bringen wollten, gingen viele Fans davon aus, dass es sich dabei um einen polizeilichen Übergriff handelte. Allein diese Annahme zeigt, wieviel Porzellan in den letzten Jahren zwischen Fans und Polizei zu Bruch gegangen ist. Dieses Eingreifen wurde von Fanseite aus als Provokation wahrgenommen, sodass sich schnell ein Konflikt zwischen den Beamten und den Dresdnern auf dem Bahnsteig ergab, in dessen Folge die Bundespolizei Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzte. Dabei wurden sehr viele Fans durch Pfefferspray getroffen, die von der Ausgangssituation nichts mitbekommen haben (…) Aus unserer Sicht ist auch diese Situation ausschließlich deshalb so eskaliert, weil es sich dabei um simple Missverständnisse handelte. Diese haben ihren Ursprung nicht in Bielefeld, sondern im generellen, teils auch berechtigten gegenseitigen Misstrauen zwischen Polizei und Fans.

Nach Informationen des Fanprojektes gab es während des Fanmarsches keinen Übergriff auf einen Supermarkt oder sogar das Eindringen von 50 Personen und das massive Versprühen von Pfefferspray, wie es am Spieltag noch durch die Polizei an die Medien kommuniziert wurde. Dies bestätigte uns auf telefonische Anfrage die LIDL-Regionalgesellschaft Paderborn, welche für die Filiale zuständig ist. Innerhalb des Supermarktes sei überhaupt nichts passiert.

Aufbereitung durch die mediale Öffentlichkeit

Wir sind erschüttert über das Maß an Unsachlichkeit, welches ein einzelner Polizeisprecher, aber in der Folge auch etliche etablierte Medien bis hin zur beliebtesten Sportsendung Deutschlands an den Tag legen, ohne auch nur im Ansatz zu hinterfragen, welche Ereignisse sich tatsächlich zugetragen haben. Dieses immer wieder gezeichnete Bild von Anhängern der SG Dynamo Dresden ist pauschal und unreflektiert. Dieser stetig transportierte überzeichnete Ruf der Dresdner Fans sorgt zudem dafür, dass lukrative Spiele der SGD immer wieder auch Fans anziehen, die wiederum neue Bilder kreieren, die die Öffentlichkeit dann erneut entsprechend aufnimmt und wieder überzeichnet. Das Problem an diesem Teufelskreis ist, dass in diesem Prozess jegliche Sachlichkeit verloren geht. Offensichtlich ist es keinem Medium, welches in den vergangenen Tagen berichtet hat, aufgefallen, dass in der offiziellen Pressemitteilung der Polizei überhaupt keine Rede von einem “Überfall“ auf einen Supermarkt ist. Stattdessen liest und hört man in der bundesweiten Presse sogar im Plural von “Supermärkten und Kinos“, die geplündert worden wären.

Dabei bleiben andere, objektiv verwertbare Fakten vollkommen unberücksichtigt. So schätzen wir die Zahl der durch Pfefferspray und Schlagstöcke verletzten Fans auf etwas mehr als 30 Personen ein. Zudem erlebten wir selbst, wie Fans Hilfe nicht zugestanden wurde, obwohl sie deutlich sichtbar verletzt waren. Diese Aspekte erhalten im öffentlichen Diskurs keinerlei Berücksichtigung.

In Folge dieser öffentlichen Skandalisierung und Emotionalisierung schafft man Solidarisierungseffekte unter den Fans jeglicher Coleur, die wiederum dazu führen, dass eine durchaus notwendige Auseinandersetzung der Fans mit den Ereignissen in Bielefeld kaum mehr möglich ist. Stattdessen drängt man die Fans in ein pauschales Täter-Bild, das unausgewogen ist und eine tatsächliche Weiterentwicklung dieser stets gewollten “Selbstreinigungsprozesse“ nahezu unmöglich macht, da ja pauschal alle Anhänger erst einmal Täter sind und man sich damit immer in einer Verteidigungsrolle wiederfindet. Die Öffentlichkeit fragt sich, weshalb nur so wenige Strafanzeigen und so wenige Festnahmen in die Wege geleitet wurden – wäre nicht die Frage berechtigter, warum es so einen Aufschrei gibt, wenn es nur so wenige Strafanzeigen und Festnahmen gab? Die Relationen im Umgang mit Fußballfans, unter denen es natürlich auch Straftäter gibt wie in jedem anderen Lebensbereich auch, haben sich längst so verschoben, dass eine ernstzunehmende Debatte nur schwer möglich scheint (…)

Vorwürfe gegen das Fanprojekt Dresden

Der eigentlich selbstverständliche vertrauens- und respektvolle Umgang zwischen den Sicherheitsorganen rund um die Spiele der SG Dynamo Dresden und den MitarbeiterInnen des Fanprojekt Dresden wurde im Nachgang des polizeilichen Einsatzes beim Auswärtsspiel in Bielefeld am 6. Dezember 2013 stark beschädigt. Im Raum steht aktuell der mehr als irritierende und völlig unzutreffende Vorwurf durch einen Beamten der Bundespolizei, wonach im eingesetzten Fahrzeug des Fanprojekt Dresden Pyrotechnik gesichtet und diese an Dresdner Fans verteilt worden sei. Diese Behauptung weisen wir hiermit öffentlich entschieden zurück! (…)

Unser Versuch der sachlichen Aufarbeitung des Vorwurfes scheint offensichtlich nicht erwünscht. Aufgrund der Aussage eines Polizeibeamten wird ungeprüft die über zehnjährige professionelle Arbeit des Fanprojektes in Misskredit gebracht, ohne auch nur auf die Idee zu kommen, nach unserer Sicht der Dinge zu fragen.

Gerade im Rahmen der im “Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“ (NKSS) geforderten Zusammenarbeit im Netzwerk zwischen Polizei und Fanprojekten halten wir dieses Vorgehen für bedenklich, da dadurch fahrlässig das über Jahre hinweg aufgebaute System vertrauensvoller Kooperationen nicht nur in Frage gestellt, sondern eine Atmosphäre von Misstrauen und rechtstaatlicher Willkür gesät wird (…)

[Dieser Beitrag wurde am 19. Dezember 2013 bei Ostfussball.com publiziert.]

MedienScreen # 32 [Fußballerischer Area-Boykott?]

[Fundstück] Jens-Uwe Sommerschuh, “Sotschi und Indien, Tillich, Putin und die Schweiz – Boykott: Als wehrhafter Demokrat lasse ich mir nix bieten und gefallen“, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 13. Dezember 2013 –

(…) Ich will da nicht hin. Auch nicht nach Sotschi. Zu warm. Außerdem meide ich die Schweiz. Wieso? Na? Beherbergung einer verbrecherischen Organisation! Die Fifa verschiebt Milliarden und manipuliert Auslosungen. Statt gegen Bosnien, Honduras und San Marino muss Deutschland gegen Ronaldo, Klinsmann und Kevin Prince “Ballackvernichter“ Boateng spielen. San Marino war gar nicht im Topf? Noch so eine Schweinerei.

Und ich schneide Bielefeld. Die haben nach dem schmerzhaften Punktverlust gegen Dynamo wegen einer Horde Hirnis eine “Soko Dresden“ gebildet. So wie man in New York eine Zeit lang als Araber wegen all der Leibesvisitationen kaum noch vom Fleck kam, so hat heute in Bielefeld ein Dresdner sofort die Ostwestfalenmiliz an der Backe. Ha! Ein paar Fanatiker bewirken, dass Millionen Araber oder Dresdner beargwöhnt werden? Hart, aber konsequent. Blödheit mit dem Marietta-Slomka-Rechthabe-Faktor: “Ich trete total professionell nach!“ (…)

[Dieser Beitrag wurde am 14. Dezember 2013 bei Ostfussball.com publiziert.]

Aktennotiz: Dynamo Dresden, Mitgliederversammlung

Am 16. November fand in der sächsischen Landehauptstadt in der Halle an der Bodenbacher Straße bekanntlich eine Mitgliederversammlung des amtierenden Zweitligisten SG Dynamo Dresden (SGD) statt.

Nach Beginn und während der Versammlung lautete eine der wenigen kursierenden aktuellen Meldungen unversehens: “Dynamo sperrt Presse aus“ [ran.de]. Was wiederum die dem Tag folgende Morgenpost am Sonntag als einen “Skandal“ benannte. “Der entsprechende Antrag [auf Ausschluss der Pressevertreter] war zu Beginn der Veranstaltung eingebracht worden, Grund sei die im Vorfeld angeblich ’falsche und nicht objektive Berichterstattung’, vor welcher der Klub geschützt werden müsse“ [MoPo].

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(Eine schützende Momentaufnahme)

Hernach war zu lesen, die Mitgliederversammlung der SGD sei “lang“ und “hitzig“ gewesen, dann von einer “sehr sachlichen und konstruktiven Atmosphäre“, von einer “positiven Veranstaltung“.

“(…) Bewerten können das nur die Beteiligten, also die 1.200 Anwesenden, die mit ihrem ersten Beschluss jedoch die Medien ausschließen (…) Die Sächsische Zeitung wird davon zwar ausgenommen, erklärt sich aber mit den Journalistenkollegen solidarisch. Deshalb lässt sich kein reales Stimmungsbild zeichnen, sind nur die Entscheidungen zu bewerten, die bekannt gegeben wurden (…)“ [Sächsische Zeitung].

Vereinsdemokratie trifft Pressefreiheit? Ostfussball.com wertet an dieser Stelle ganz einfach gar nichts, warum auch? Wo Taten sprechen, können Worte schweigen.

[Dieser Artikel wurde am 18. November 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

RasenBallsport Leipzig: Reiner Calmund hat den Durchblick

Er war beispielsweise auch schon in der sächsischen Landeshauptstadt auf Mission, wer könnte es vergessen haben? Reiner ’Calli’ Calmund wollte dort vieles. Einiges für Dynamo Dresden? Oder mehr für sich selbst? Die aktive Dresdner Fanszene hat er wohl nie verstanden – und diese ihn mit der Zeit noch viel weniger. Es war einmal … ja, so beginnen landläufig Märchengeschichten. Und manchmal enden sie auch einfach so.

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(Rudolf-Harbig-Stadion, 20. November 2010 – Foto: dehli-news.de)

Herr Calmund zog sich aus Dresden jedenfalls irgendwie zurück, tingelt derweil unter anderem weiter durch die Fernsehkochshows dieses Landes und labert äußert seine pseudo tiefgreifende fußballerische Weltsicht nebenher in die mehr oder weniger geneigte Küchen-Öffentlichkeit. Applaus!

Und so liest es sich aktuell am 14. November dieses Jahres aus dem wie auch immer gearteten Küchenrevier einer ’deutschen, überregionalen Boulevardzeitung’ (wikipedia.org) herrlich simpel, wie Herr C. über die Kontrahenten der Leipziger RasenBaller fabuliert –

“Tradition schießt keine Tore und holt keine Punkte. Kohle holst du nur mit Kommerz. Natürlich gibt es da viel Häme und noch mehr Neidhammel. Aber das ist nun mal die deutsche Mentalität.“

Gehen wir in den Keller vor Ergriffenheit von der Callmund’schen Weisheit? Nein, wir wollen schließlich keine Neidhammel sein und deutschmental noch viel weniger.

Also, Herr Reiner Calmund – köcheln Sie ruhig weiter vor sich hin, whatever. Red Bull verleiht Flügel …

[Dieser Artikel wurde am 16. November 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Faust des Ostens – on mission to mars?

Während in der sächsischen Landeshauptstadt die Staatsanwaltschaft im August dieses Jahres Anklage mit dem Tatvorwurf Bildung einer kriminellen Vereinigung gegen fünf mutmaßliche Anführer der Fangruppe Faust des Ostens (FdO) erhoben hat, ist die Gruppierung aus dem Umfeld der SG Dynamo Dresden (SGD) offenbar nach wie vor – besonders in auswärtigen Gefilden – scheinbar durchaus lebhaft bei der Sache. Aus dem K-Block im Rudolf-Harbig-Stadion (RHS) war die Faust des Ostens als Gruppe im Laufe der Saison 2011/12 durch die aktive Dresdner Fan-Szene verbannt worden. Optische Zeichen der FdO sind allerdings im Stadtgebiet nach wie vor zu bemerken.

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(Dresden, unweit des RHS, Sommer 2013 – Foto: O.M.)

Verschiedenen Berichten zufolge kam es in der Nacht zum letztzurückliegenden Sonntag in unmittelbarer Nähe des Dortmunder Kreuzviertels zu Auseinandersetzungen mit auf der Durchreise zum Auswärtsspiel ihrer Mannschaft nach Düsseldorf befindlichen Anhängern von Dynamo Dresden. Dabei sollen mehrere Mitglieder der BVB-Ultragruppe Desperados Prügel kassiert haben – von der Faust des Ostens zuzurechnenden sächsischen Auswärtsfahrern. “Wir wissen aber nicht, ob die Dynamo-Fans und die Desperados zufällig aufeinander getroffen sind oder ob sie eine Schlägerei verabredet haben“, wird eine Dortmunder Polizeisprecherin zitiert.

Auf die Frage der Polizei, was die Dynamo-Fans in Dortmund wollten, habe der Wortführer lapidar geantwortet: “Wir wollten hier nur ein Bier trinken.“ (…) Ob sie wirklich nur ein Bier trinken wollten, ist fraglich: Die zu Boden gefallenen “Gebissschutzschienen“ können beim Biertrinken sehr hinderlich sein. Auch die von der Polizei entdeckten Lederhandschuhe und Sturmhauben gehören zumindest in der Bierstadt Dortmund nicht zum Kneipeninventar (ruhrnachrichten.de).

Die drei verletzten Opfer, laut Polizei-Darstellung Mitglieder der BVB-Ultragruppe Desperados, machten zum Geschehen keine Angaben. Im weiteren Verlauf wurde die 21-köpfige Dresdner Gruppe zu ihren Fahrzeugen geführt und aus dem Stadtgebiet gelotst. Die Dortmunder Polizeibehörde leitete ein Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung ein.

[Dieser Artikel wurde am 18. September 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]