Schlagwort-Archive: Dynamo Dresden

MedienScreen # 25 [Ein Innenminister und die Fan-Chaoten von Dynamo Dresden]

[Fundstück] Nicole Selmer, “Sächsischer Innenminister greift Dynamo-Fans an“, Publikative.org, 13. März 2013 –

(…) Dynamo Dresden, das sind die Chaoten aus dem Osten. Gewalt, Rassismus, Pyrotechnik – kennen wir alles (…) Da wundert es auch nicht, wenn der sächsische Staatsminister des Inneren schreibt, dass Dynamo-Fans Polizisten attackierten – selbst wenn die Polizei davon nichts mitbekommt (…)

Dynamo Dresden ist nicht gern, aber häufig Gast beim DFB-Sportgericht in Frankfurt. Die Frankfurter Rundschau schreibt von mehr als 20 Urteilen gegen den ostdeutschen Klub seit 2002. Dass die Fans für Probleme sorgen, ist kaum zu bestreiten. Ebenso offensichtlich, wenngleich meist weniger beachtet, sind jedoch die Fortschritte: Verein und Fanszene haben in der Auseinandersetzung mit Gewalt und Rassismus einen weiten Weg zurückgelegt. Aber trotz großer Investition des Vereins in die Fanarbeit, der Aufforderung des Vorsängers zum Pyroverzicht und langjährigen Aktivitäten der antirassistischen Faninitiative 1953international: Dynamo Dresden wird seinen schlechten Ruf nicht los.

Umso sensibler reagieren die Fans von Dynamo auf Vorwürfe, selbst wenn die nicht aus Frankfurt, sondern vom sächsischen Innenminister stammen. Markus Ulbig beziehungsweise sein Team sind eifrige Social-Media-User. Auf seiner Facebookseite beschäftigte sich der Minister am Montag [11. März] mit dem Fußballwochenende und schrieb: “Fast 1500 Polizisten für gerade mal drei Fußballspiele am Wochenende in Sachsen. Rechnet man das Spiel in Halle dazu, wo unsere Reiterstaffel eingesetzt war, sind wir gleich bei 2500 Beamten. Ausschreitungen, Randale, brutale Angriffe auf die Polizisten – eine traurige Bilanz und höchst unsportlich. Hier muss sich was ändern.“ (…)

Es folgten Zustimmungen, aber auch Nachfragen von Userinnen und Usern, welche Spiele und welche Randale hier genau gemeint seien. Ulbig antwortete mehrfach und erläuterte dann: “Nach dem Spiel Aue/Dynamo griffen circa 200 sogenannte ’Dynamo-Fans’ die Polizei an, zwei verletzte Beamte, 15 Strafanzeigen.“

Dynamo Dresden spielte am Sonntag [10. März] in Aue (…) Von Ausschreitungen jedoch, gar von gezielten Angriffen gegen die Polizei, wie deren Dienstherr sie beschreibt, ist nichts bekannt. Das geht aus einem Offenen Brief hervor, den ein Dynamo-Fan an Marcus Ulbig schrieb, zu lesen im Dynamo-Blog spuckelch: Der Fan hatte nachgefragt bei der Polizeidirektion Chemnitz, die für das Spiel zuständig war. Was denn in der Pressemeldung stünde, wollte er wissen und erhielt die Antwort: “Es ist nichts weiter vorgefallen. Wozu sollen wir denn dann eine Pressemitteilung herausgeben.“

[Fundstück] “Offener Brief an den Sächsischen Innenminister Markus Ulbig“, spuckelch.wordpress.com, 12. März 2013 –

(…) Was wissen Sie, was die Chemnitzer Polizei nicht weiß? Teilen Sie doch bitte Ihre Informationen mit uns. Gern auch persönlich in der Berliner Vertretung des Freistaates Sachsen in der Brüderstraße 11. Ich mag Dresdner Eierschecke gern (…)

[Dieser Beitrag wurde am 13. März 2013 bei Ostfussball.com publiziert.]

– Update –

Dresdner Morgenpost, 16. März 2013 –

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Derby in Aue: Willkommen seien die Juden der SG Dynamo Dresden?

Im Nachgang zum Sachsen-Derby in der 2. Liga am 10. März dieses Jahres zwischen FC Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden bilanzierte die Sächsische Zeitung, im Erzgebirgsstadion zu Aue sei es friedlich geblieben.

“Die Schwarz-Gelben hatten eigene Ordner (…) im Einsatz, die Polizei war mit einigen Hundertschaften, darunter aus Leipzig und Dresden, im Einsatz. Laut Thomas Hahn, Polizeiführer aus Chemnitz, blieb es auch beim An- und Abmarsch weitgehend friedlich“ [Sächsische Zeitung, 11. März 2013].

Nicht friedlich gesinnt schienen allerdings, von keinerlei Medien bislang ob der Brisanz widergespiegelt, wohl einige mehr oder weniger Unbekannte gewesen zu sein. Jedenfalls findet sich auf einer – den NS Boys Chemnitz zuzuordnenden – Website, scheinbar personell in besagter Zeit auch vorort zugegen gewesen, aktuell nach wie vor ein makabrer “Willkommensgruß“ in Veilchen-Farbe an die Dresdner –

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(Screenshot: O.M.)

(…) Nach Angaben des Staatsministers [Markus Ulbig] zählen die Fan-Gruppen (…) den Chemnitzer FC tangierend – New Society/NS Boys und Hoonara zu den aktuellen Beobachtungszielen des Verfassungsschutzes in Sachsen (…)

(…) Die getroffenen Aussagen stießen beim Chemnitzer FC auf Unverständnis. Bei MDR-Online [kam] CFC-Geschäftsstellenleiter Lutz Fichtner zu Wort, dem derzeit keinerlei Informationen vorliegen, dass der Verein oder einzelne Fans unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehen würden (…)

(…) ebenso wurde die (…) Gruppe (…) “New Society“ vor drei Jahren hinsichtlich ihrer Symbolik vom Verein verboten. Gegen damalige Führungskräfte sind entsprechende Stadionverbote verhängt worden (…) [Sachsen: Vier Fan-Gruppen im Fokus des Verfassungsschutzes, 16. September 2012]

Augen zu und durch – oder eher Augen auf?

[Dieser Artikel wurde am 12. März 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dynamo Dresden, Enrico Bach?

Hat Ostfussball.com etwas verpasst, waren wir träumerisch etwa zu sehr mit uns selbst im Gras liegend versunken – oder haben andere nur andeutungsvoll zu laut geschwiegen? Wir geben es ungern zu, aber leicht irritiert sind wir schon.

Es fing in der öffentlichen Wahrnehmung wohl damit an, irgendwie keinem nachtrauern zu wollen, der als Pressesprecher der Dresdner Dynamos zu RasenBallsport Leipzig ging. Später lasen wir dann von der Öffentlichkeitsarbeit besagten Wechslers bei selbigem Verein, um kurze Zeit später feststellen zu dürfen, dass die Mühle wieder am Bach in Dresden klappert.

Und fast noch kürzere Zeit später durften wir erfahren, dass ein grippaler Infekt einen leeren Stuhl bei Pressekonferenzen erklärt, denn bei der Vorstellung des nunmehr aktuell amtierenden Trainers von Dynamo Dresden, Peter Pacult, am 19. Dezember 2012 fehlte während der Pressekonferenz im Rudolf-Harbig-Stadion Enrico Bach auf dem Podium. Zufall? Dynamo-Geschäftsführer Christian Müller dementierte jedenfalls damals eine etwaige Kündigung des Pressesprechers und bemühte die Darstellung, Herr Bach habe lediglich wegen einer Angina gefehlt (lvz-online.de, 19. Dezember 2012).

Und nun schauen wir auf die offizielle Homepage der SG Dynamo Dresden – und finden unter der Rubrik “Medienservice“ die Ansprechpartner Henry Buschmann und Jan Franke. Aber wo ist Enrico Bach? Angina? Sollten wir wirklich etwas verpasst haben? Leicht irritiert waren wir quasi nachrufend schon irgendwie …

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(Enrico Bach verlässt den Dresdner Rasen, 1. Februar 2013 – Foto: dehli-news.de)

Post Scriptum: “In der Abteilung Kommunikation der SG Dynamo Dresden hat es zum 2. Februar einen personellen Wechsel gegeben. Der bisherige Abteilungsleiter und Pressesprecher Enrico Bach verlässt die SG Dynamo Dresden auf eigenen Wunsch (…)“ [dynamo-dresden.de, 3. Februar 2013].

[Dieser Artikel wurde am 2. März 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Erzgebirge Aue vs. Dynamo Dresden: Karten aus Aue für Dresdner?

Wird es jetzt noch komplizierter – oder einfacher, was zumindest einen der nächsten Auswärtsauftritte des amtierenden Zweitligisten Dynamo Dresden betrifft? Der Dresdner Verein hat sich ja aktuell bekanntlich – im Nachgang zu den vorwöchentlichen Ereignissen um das Punktspiel in Kaiserslautern – weniger oder mehr plakativ selbstkasteiend dazu entschlossen, bei drei demnächst anstehenden Spielen in fremden Stadien auf das Kartenkontingent und somit offiziell die Unterstützung der eigenen Fans verzichten zu wollen.

Eines der davon höchstwahrscheinlich betroffenen Spiele wäre – neben dem gerade diesjährig geschichtsträchtigen Datum rund um den Auftritt beim 1. FC Union Berlin – die Rückrundenbegegnung im so genannten Sachsen-Derby der diessaisonalen 2. Liga zwischen den in historisch gewachsener Fan-Abneigung verbundenen Fußballvereinen aus Aue und Dresden.

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(Screenshot – maps.google.de)

Wie erst unlängst berichtet wurde, war vor der nunmehrigen Selbstkasteiung der Dresdner Vereinsführung – gegenüber wem und so auch immer – kürzlich die Rede noch davon, dass beim Sachsen-Derby “im März dieses Jahres vermutlich lediglich 1.500 Dresdner Anhänger das Auer Stadion bevölkern können. Das sind nach den Richtlinien im bundesdeutschen Fußball zwar vorschriftsmäßig genau zehn Prozent der Gesamtkapazität im Sparkassen-Erzgebirgsstadion, allerdings hatte in der vergangenen Saison der FC Erzgebirge den Dresdnern noch 2.700 Gäste-Tickets zugestanden. Gründe für die nunmehr veränderte Verfahrensweise der Auer scheinen in wohl deutlichen telekommunikativen beziehungsweise virtuellen Verstimmungen zu liegen“.

“Es kann uns niemand verbieten, die Karten den Dresdner Anhängern zu verkaufen. Es ist bisher aber nur eine Überlegung“, zitiert nunmehr am 15. Februar die Dresdner Morgenpost den Geschäftsführer des FC Erzgebirge Aue, Michael Voigt. “Verkaufen wir die Tickets an die Dresdner Fans für den Gästeblock, hätten wir etwas zur Entschärfung der Lage beigetragen“, so Voigt in Befürchtung, dass sich Anhänger aus Dresden unter die Aue-Fans mischen könnten, wohl in Anspielung auf die Ereignisse beim vorsaisonalen “Geister“-Auswärtsspiel von Dynamo Dresden bei der Eintracht in Frankfurt –

Offiziellen Angaben zufolge wurden für die Begegnung zwischen dem FC Erzgebirge Aue und der SG Dynamo Dresden am 10. März bislang rund 7.000 Karten verkauft. “Wir hoffen auf ein richtig volles Haus gegen Dresden. Wenn bei solch einem traditionsreichen Derby und Klassiker die Ränge nicht voll sind, wann sonst“, wird FCE-Sportdirektor Steffen Heidrich zitiert. Ein allerdings gänzlich leerer Gästeblock im Sparkassen-Erzgebirgsstadion an besagtem Frühlingstag würde, verschiedenen Medienberichten zufolge, dem FC Erzgebirge Aue wohl rund 30.000 Euro Verlust bescheren.

Wohl zu billig, im wahrsten Sinne des Wortes, wäre es wohl, jetzt den FC Erzgebirge Aue auch noch nach der Auflösung mit vormals besagtem Telefon-Joker fragen zu wollen …

[Dieser Artikel wurde am 15. Februar 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

– Update –

(…) Für das am 10. März stattfindende Zweitliga-Sachsenderby zwischen dem FC Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden hat sich der FCE-Vereinsvorstand für den Verkauf des Gästekontingents in der Landeshauptstadt entschieden. “Unser Hauptaugenmerk gilt dabei ganz klar der Ordnung und Sicherheit. Mit unserer Entscheidung für den Verkauf der Tickets wollen wir die zuletzt recht angespannte Situation um dieses Thema entschärfen und in geordnete Bahnen lenken“, begründet FCE-Geschäftsführer Michael Voigt. Maßgeblich zu dieser Entscheidung beigetragen hat die Einschätzung der Polizei, die keine rechtlichen Grundlagen für die Nichtanreise von Dresdner Fans sieht und einen geordneten Kartenverkauf in Dresden begrüßt. Den Verkauf der Gästekarten in Dresden übernimmt Dirk Richter, ein Sponsor der Dresdner, der die Tickets ab Dienstag [26. Februar] im Elbepark anbietet (…) [fc-erzgebirge.de, 24. Februar 2013, 14:21]

Erzgebirge Aue vs. Dynamo Dresden: Zoff um Telefonate und Karten

Wie es vor den doch immer wieder brisanten Begegnungen zwischen dem FC Erzgebirge Aue und der SG Dynamo Dresden – nunmehr am diessaisonalen 25. Spieltag in der Rückrunde in der 2. Liga – ausschaut, werden im März dieses Jahres vermutlich lediglich 1.500 Dresdner Anhänger das Auer Stadion bevölkern können. Das sind nach den Richtlinien im bundesdeutschen Fußball zwar vorschriftsmäßig genau zehn Prozent der Gesamtkapazität im Sparkassen-Erzgebirgsstadion, allerdings hatte in der vergangenen Saison der FC Erzgebirge den Dresdnern noch 2.700 Gäste-Tickets zugestanden. Gründe für die nunmehr veränderte Verfahrensweise der Auer scheinen in wohl deutlichen telekommunikativen beziehungsweise virtuellen Verstimmungen zu liegen.

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(Blick ins Tal – Foto: wikipedia.org)

So berichtet aktuell die Dresdner Morgenpost von einem “Telefonterror“ in den Talkessel des Zusammenflusses der Wasseradern von Zwickauer Mulde und Schwarzwasser: “Weil vermeintliche Dynamo-Fans die Geschäftsstelle des FC Erzgebirge terrorisieren, dürfen am 10. März offiziell nur 1.500 Anhänger der Schwarz-Gelben zum Spiel nach Aue reisen – FC Erzgebirge wehrt sich gegen Dynamo-Fans“.

“Per Facebook wurde … dazu aufgerufen, die Geschäftsstelle des FCE mit Telefonterror zu attackieren. Initiiert wurde die Aktion offenbar von Dynamo-Fans. Davon sollen eindeutige Abbildungen, Einträge und Beschimpfungen auf der Internet-Plattform zeugen“ [MoPo Dresden].

“Für mehrere Stunden wurde unsere Geschäftsstelle quasi lahmgelegt. Wir haben bei der Polizei inzwischen Strafanzeige wegen Nötigung gestellt“, wird Michael Voigt, Geschäftsführer des FC Erzgebirge Aue, zitiert. Zudem behalte sich der FCE weitere rechtliche Schritte vor. “Wir lassen auch den wirtschaftlichen Schaden prüfen. Sollten die Täter ermittelt werden, müssen sie sich auch dafür verantworten“, so Voigt gegenüber der Dresdner Morgenpost.

Über Regelungen zum weiteren Kartenverkauf für besagtes Spiel wird der FC Erzgebirge Aue noch informieren. “Wir wollen auf jeden Fall verhindern, dass sich Dynamo-Fans mit Karten für die Blöcke unserer Anhänger eindecken“ (Michael Voigt).

Der fußballerische Anstoß zwischen Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden zum so genannte Sachsen-Derby soll dann am 10. März 2013 um 13:30 Uhr auf dem Rasen im Erzgebirgsstadion erfolgen.

[Dieser Artikel wurde am 6. Februar 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]