Schlagwort-Archive: MDR

MDR: Kniend vor Mateschitz

Wir erinnern uns, was bisher geschah – Edgar wollte eigentlich Rasen mähen …

Aber der Rasen um das heimatliche Häuschen war trotz des zeitigen Frühlings anno 2014 doch noch nicht ganz so weit gediehen, jedenfalls redete sich das Eddi – von seinen Freunden immer noch so genannt – ein und außerdem wollte er sich gerade zum Osterfest nicht dem Fron der Gartenarbeit unterwerfen, schließlich dauert die Saison noch ein wenig. Zudem hatte Edgar ein wenig Sorgen mit seinen Erinnerungen an den ostersamstäglichen Nachmittagsschoppen in Grohmann Siggi seinem Getränkestützpunkt. Was war da noch gleich, grübelt er leise vor sich hin. Nach einer Hülse aus der regionalen Bierproduktion ist ihm gerade irgendwie noch nicht wieder so, also brüht Eddi sich einen starken Kaffee, zündet sich ein Zigarettchen an und versucht sich zu erinnern …

sonne_weesenstein
(Foto: O.M.)

Samstag Nachmittag, sinniert Edgar, eine vor sich hin philosophierende Plauder-Runde der älteren Jahrgänge saß wegen der etwas kühleren Luft in der gemütlichen Stammtisch-Ecke im Getränkestützpunkt vom Grohmann Siggi gleich um die heimatliche Ecke. Auf dem Flachbildschirm an der Wand wurde ein Fußballspiel gezeigt, eine Übertragung der als heimatlich bezeichneten Drei-Länder-Sende-Anstalt. Bei “Anstalt“ kicherte Eddi kurz leise vor sich hin, dachte an den Uralt-Joke “Mit Deiner Rente“ und seine Erinnerungsbilder werden etwas deutlicher.

Ob der weltpolitischen Ereignisse und der darüber hinaus philosophisch sowieso diskussionswürdigen Untiefen des Alltags hatte zunächst kaum einer der Anwesenden der Fußballübertragung Aufmerksamkeit geschenkt. Bis jemand immer wieder mit dem Finger in Richtung Bildschirm stocherte und etwas rief wie: ’Schaut mal, einer wie wir, den zeigen die öfters im Bild, der muss wichtig sein.’ Einer in unserem Alter wichtig? – Die Frage stand plötzlich irgendwie im Raum beim Grohmann Siggi im Getränkestützpunkt und die Runde am Stammtisch philosophierte nicht mehr vor sich hin, sondern wandte sich mehr und mehr dem Geschehen der Fernsehübertragung zu. ’Da, da is’er schon wieder’, bemerkte einer. Und kurz darauf fast schon im Chor bei der Ansicht einer gezeigten Totale auf dem Flatscreen: ’Jaaa, einer wie wir’. ’Naja’, schob jemand hinterher, ’jedenfalls so alt wie wir’. ’Aber bedeutend besser aussehend’, wurde in die Runde gemurmelt. Und wichtig schien er zu sein, der Mann da im TV, der Sender verpasste ja fast das Spiel auf dem Rasen.

Dann war erst einmal Halbzeit und der smart adrette Reporter – ’Der war am Anfang so richtig mutig und hat direkt aus dem Fan-Block heraus moderiert, da nannten sie ihn René’, gab einer aus der Renter-Runde seinen Wissensvorsprung preis – bettelte wie blöde vor der Kamera um ein Interview mit dem, der einer von uns hätte sein können, erinnert sich Edgar nunmehr deutlich. Auch ein Name schwirrte da schon durch Grohmann Siggi seinen Getränkestützpunkt: Vom Didi war die Rede, Mateschitz, Dietrich Mateschitz – Eddi’s Gedächtnis war wieder up to date.

Das ist gut so, denn Edgar wird sich augenblicklich klar, dass er seinem Enkel nie davon erzählen würde. Denn es wurde laut und lauter in Grohmann Siggi seinem Getränkestützpunkt. Jemand hatte die Parole ausgegeben, immer wenn ’der Didi’ gezeigt wird, dann gibt’s eine Runde. Und es folgte Runde auf Runde. Das Geschehen auf dem Rasen wurde zur Nebensache, so wie für die berichtende Sendeanstalt scheinbar fast auch. ’Ho ho, wieso Berichterstattung?’, hatte einer auf die Bemerkung hinsichtlich ’öffentlich-rechtlicher Bildungsauftrag’ noch versucht einzuwerfen. ’Ist das noch Personenkult oder schon Heldenverehrung?’, kam es aus einer anderen Ecke des Stammtisches.

Letztendlich – ’Da ist der Didi noch mal, Prost! Prost! Prost!’ – war stammtischübergreifendes Schmunzeln angesagt, als der Trainer der unterlegenen Mannschaft von SV Darmstadt 98, Dirk Schuster, später dann bei Sport im Osten vor laufender MDR-Kamera “Red Bull“ zum Sieg auf dem Rasen gratulierte. ’Heißen die offiziell nicht RasenBallsport oder irgendwas mit Roten Bullen?’, kicherte die ansonsten gepflegt philosophierende Plauder-Runde kurzzeitig eher unphilosophisch vor sich hin.

Eddi ist sich allerdings ziemlich sicher, dass auch noch Bemerkungen gefallen waren, an die man sich wohl besser nicht erinnern und widergeben sollte, jedenfalls nicht öffentlich. Außer unter einem öffentlich rechtlichen Deckmantel vielleicht, grinst Edgar in sich hinein. Aber auch dieser Deckmantel gefällt ja nicht allen, wie er letztens lesen musste – “Schlimm übrigens auch zu sehen, wie unkritisch die ostdeutschen Medien mit diesem Kunstprodukt umgehen. Dass sich die mitgereisten MDR-Journalisten nach dem Spiel nicht noch auf Knien den Verantwortlichen näherten, war auch schon alles.“

Nö, alles war das doch lange nicht, schmunzelt Eddi, gerade eben kurz die News auf seinem kürzlich erworbenen Smartphone checkend, es geht immer noch etwas mehr darnieder kniend beim MDR

“… Dietrich Mateschitz. Der Red-Bull-Gründer war zum ersten Mal auf der Tribüne in Leipzig. Mit seiner Freundin Marion Feichtner. In roten Sesseln. Leger gekleidet … Mateschitz wirkte heiter und entspannt. Er hat gesehen wie seine nächste Idee aufgeht. Der Mann kommt vor Lachen überhaupt nicht mehr in den Schlaf. Mit einem Getränk Milliardär zu werden, das keiner braucht, ist ein geniales Meisterstück. In der Forbes-Liste wird er mit einem Vermögen von 9,8 Millarden US-Dollar bewertet. Als 127-reichster Mensch der Welt. Als reichster Österreicher. Er organisierte Vettel die Formel-1-Weltmeisterschaften. Und nun ist der Fußball dran. Die Kritik an seinem Modell wird nie verstummen. Das weiß Mateschitz. Aber der geniale Vermarkter kämpft nicht gegen die Kritiker, er kämpft darum, Freunde zu gewinnen …“

Nun, da der zurückliegend nachmittägliche Abend in Grohmann Siggi seinem Getränkestützpunkt wieder klar vor seinem inneren Auge liegt – die Runde war mit der Gewissheit, dass ’Didi’ keiner von ihnen und ein Freund schon gar nicht ist, auseinander gegangen – verspürt Edgar sogar wieder einen leichten Appetit auf eine Hülse aus der regionalen Bierproduktion. Und dieser Dietrich Mateschitz, René Kindermann vom MDR und der Mitteldeutsche Rundfunk als solcher sowieso – what ever … ciao.

Eddi ist sich sicher, es wird den Tag geben, da er seinem Enkel davon erzählt.

[Dieser Beitrag wurde am 21. April 2014 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

***

Live-Fußball: 3, 2, 1 … MDR

Manche Zuschauerin und mancher Zuschauer mag sich doch etwas verwundert die Augen gerieben haben, als die Live-Bilder von der Begegnung FC Rot-Weiß Erfurt gegen RasenBallsport Leipzig über den heimatlichen Bildschirm flimmerten oder via Livestream auf dem Bildschirm des Rechners zu sehen waren. Aber warum?

Ja, da waren Menschen zu sehen. Fußballerisch beschäftigte Menschen auf dem mehr oder weniger grünen Rasen des Steigerwaldstadions – und zuschauende Individuen auf den Traversen. Sogar ziemlich gut besucht war augenscheinlich diese Begegnung in der 3. Liga am 8. Februar in Erfurt, wenn denn den Live-Bildern zu trauen war. Aber wem kann heute schon noch vorbehaltlos getraut werden …

rwe_rbl_8_2_14_youtube
(Erfurt, 8. Februar 2014 – Foto: YouTube.com)

Und so sucht sich der informationshungrige Mensch der heutigen Zeit gern noch eine zweite Quelle, um vielleicht wenigstens annähernd Gewissheit zu erlangen, oder sich eben einfach nur mehrquelleninformiert eine eigene Meinung von den Geschehnissen bilden zu können. Beim Stand von 2:0 für die rasenballerischen Red-Bull-Artisten ist das Spiel gegen Ende sowieso so gut wie gelaufen, da lohnt sich vielleicht nebenbei – quasi mit dem Schlusspfiff von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus – auch einmal ein Blick auf die blanke Statistik der Begegnung.

Erstaunlicherweise erblickte da der geneigte informationshungrige Mensch, die Live-Bilder des MDR aus Erfurt noch vor dem inneren Auge, neben dem Ticker zum Spielverlauf, den Aufstellungen der beiden Mannschaften und den Torschützen auch eine doch etwas ominös erscheinende Zahl, nämlich die der Zuschauer …

mdr_ef_8_2_14
(Screenshot: O.M.)

… der Mitteldeutsche Rundfunk live ist schon etwas ganz Besonderes.

“RW Erfurt hat das mitteldeutsche Derby gegen Aufsteiger und Neuling RB Leipzig verloren. Vor der Saisonrekordkulisse von 11.240 Zuschauern siegten die Messestädter im Steigerwaldstadion mit 2-0 und kamen damit zu ihren ersten Punkten im neuen Jahr“, so die News auf rot-weiss-erfurt.de – und mittlerweile stimmte dann auch bei mdr.de die Zuschauerzahl.

Gut, dass dem MDR so ein kleiner Lapsus zum ersten Mal passiert, ansonsten könnte ja die gebührenzahlende mitteldeutsche Seh- und Hörgemeinde leicht noch mehr verwirrt werden …

[Dieser Artikel wurde am 9. Februar 2014 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

RasenBall-Fans: Peinlicher geht immer

Wir erinnern uns, was bisher geschah – Edgar wollte Rasen mähen …

Der Rasen musste nicht lange warten und Eddi – von seinen Freunden immer noch so genannt – hatte auch sonst genügend zu tun, von wegen Rentner haben niemals Zeit.

Vor allem während der gärtnerischen Saison kam er nur selten dazu, dem sonnabendlichen Sport im Osten beim MDR eine Chance zu geben.

“Ach, der MDR“, murmelte Edgar öfter vor sich hin, wenn er in seinen Beeten werkelte oder wieder einmal den Rasen mähte. “Mit Deiner Rente, so verballhornen die Leute das Senderkürzel, das ham’ die aber nicht wirklich verdient.“ Was er nun damit genau meinte, wurde aus seinem Gemurmel allerdings nie so richtig deutlich.

Fast ein Jahr war unterdessen ins Land gegangen, viel Wasser die Elbe und die Pleiße seitdem hinabgeplätschert, als Eddi sich damals fragte, ob die Sendung Sport im Osten nicht auch schon einmal besser und der Fußballsport als solcher noch früher nicht irgendwie ehrlicher war, wenigstens ein bisschen?

Und er hat oft nachgedacht, über den Fußball in seiner Region und auch den MDR. Aber das mit dem MDR würde er nie zugeben, nicht einmal in der trauten – durchaus zuweilen weise vor sich hin philosophierenden – Rentner-Runde bei Grohmann Siggi seinem Getränkestützpunkt um die Ecke.

Nun ist es fast schon wieder Herbst und Sonnabend, die Gartenarbeit im Großen und Ganzen getan. “Vielleicht einen Rasenschnitt noch?“, überlegt Edgar vor sich hin. Und beschließt dann, doch wieder einmal bei Sport im Osten ’reinzuschauen. Wer weiß, wer weiß?

Aber etwas Zeit bleibt noch, zumal er seinem Enkel versprochen hat, ihm bei dessen Hausaufgaben ein wenig zu helfen. Schließlich soll ja der Junior nächste Woche eine gelungene Arbeit rund um das Thema ’Peinlichkeiten’ in der Schule abgeben. Und versprochen ist versprochen, so als Ehrenwort zwischen Opa und Enkel – aber pssssst.

Ganz old school – ja, auch Eddi hat eine Vergangenheit – greift der Fußball-Opa nach dem sechzehnten Band der Brockhaus Enzyklopädie und findet an entsprechender Stelle Schlagworte wie ’unangenehm’ und ’beschämend’. “Naja, das Gelbe vom Ei ist das nun aber noch nicht“, nuschelt Edgar vor sich hin.

Also auf ins Internet, denkt sich Eddi, die wissen dort doch immer alles. Jedenfalls soll man einiges in diesem WorldWideWeb finden können, hat er von seinem Enkel gehört. Und Dank dem schnellen Anschluss, den sein Enkel wohl auch eigennützigerweise in Edgars Häuschen eingerichtet hat, flutschen die Daten nur so über den Bildschirm.

Erst vergaloppiert sich Eddi virtuell ein wenig, alldieweil der kleine Racker als Browser-Startseite Ostfussball.com eingerichtet hat. “Wie kann ich das nur ändern?“, grübelt Edgar, amüsiert sich aber nebenbei dortselbst erst einmal über die Diskussion um einen 11Freunde-Artikel zum RasenBall-Verein aus Leipzig.

“Vielleicht sollte ich doch wieder öfter Sport im Osten schauen, die scheinen den Verein ja richtig zu mögen“, murmelt Eddi erstaunt vor sich hin. “Aber Red Bull?“ – Edgar schüttelt den Kopf und schielt nach einer Hülse aus der regionalen Bierproduktion. “Mal langsam“, sagt er für sich, “Sport im Osten fängt noch lange nicht an, erst kommt der Enkel“. “Und vielleicht später dann eine Hülse“, kichert er noch leise hinterher.

“Also weiter durch dieses Internet“, murmelt Eddi, drückt seine Zigarette im Aschenbecher aus und lässt die Finger auf der Tastatur spielen. “Vom Enkel lernen, heißt siegen lernen“, spricht er sich dabei selbst Mut zu. Aber auch Wikipedia liefert auf die fingerfertig bezügliche Suchanfrage von Edgar nur pseudoerklärende Stichworte wie ’sehr unangenehme Belästigung’.

Edgar denkt an seinen Enkel, denkt an die abzuliefernde Hausarbeit des Juniors – Eddi mag nicht aufgeben, schließlich ist noch ein Quentchen old school in ihm lebendig.

Hoppla, was ist das denn? Edgar stutzt. Irgendwie muss er auf der Tastatur abgerutscht sein, ein zweites Fenster in seinem Browser hat sich wie von Geisterhand geöffnet. Ein Schnappschuss aus irgend so einem Ultra-Forum flimmert plötzlich auf seinem Bildschirm –

osna_rb_20_9_13
(Screenshot: ultras.ws)

“Sind das nicht die lustigen Anhänger von diesen RasenBallsportlern aus Leipzig letztens im Stadion von Osnabrück?“, überlegt Eddi. Und er denkt an die Hausarbeit seines Enkels. “Na, wenn das nicht peinlich ist“, murmelt er leise vor sich hin.

Die schulische Arbeit des Enkels scheint gerettet. Edgar lehnt sich leicht zurück, tastet nach einer Hülse, seufzt leise, da er noch mehr Hülsen aus der regionalen Bierproduktion im Hause weiß – aber kein Red Bull. Seine Recherchen zur Hausarbeit wird Eddi dann seinem Enkel später via E-Mail schicken, das ist für ihn mittlerweile kein Problem mehr.

“Davon werden noch die Kinder seiner Kinder erzählen“, grinst Edgar in sich hinein. “Oder vielleicht wird davon auch gar nichts groß übrig bleiben, wenn’s dann das Zeug die Pleiße hinab gespült hat irgendwann“, klingt seine Stimme nachdenklich. “Die Kinder deiner Kinder kennen deinen Namen schon nicht mehr“, melodiert es wie zufällig leise nachhallend aus den Lautsprecherboxen durch den kleinen Arbeitsraum im beschaulichen Häuschen.

Aber jetzt gleich läuft erst einmal Sport im Osten über den Bildschirm. Eddi will es wissen. Er hat die Fernbedienung schon in der Hand. Edgar denkt an seinen Enkel, grübelt über Peinlichkeiten – und schaut trotzdem MDR.

Leise summt Eddi vor sich hin: The Times They Are a-Changin’ …

[Dieser Beitrag wurde am 21. September 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

***

Chemnitzer FC: Kein ARD-Monatstor für Garbuschewski

In wenigen Tagen wird in der Sportschau der ARD das Tor des Monats August 2013 tituliert werden. Zur Abstimmung stehen allesamt unstreitig schöne Treffer –

  • Michael Hohnstedt (VfL Osnabrück) [17. August, vs. FC Hansa Rostock]
  • Sebastian Freis (SC Freiburg) [24. August, vs. TSG 1899 Hoffenheim]
  • Gaetano Manno (SC Preußen Münster) [10. August, vs. FC Rot-Weiß Erfurt]
  • Christian Gentner (VfB Stuttgart) [29. August, vs. HNK Rijeka]
  • Marc Andre Kruska (FC Energie Cottbus) [18. August, vs. VfR Aalen]

Gut, letztendlich können nur fünf Treffer nominiert werden. Aber war das tatsächlich schon alles an wirklich herausragenden Toren im August dieses Jahres? War da nicht noch was …?

pl_13_tor
(Tore mag es einige geben – Foto: O.M.)

Bei der Drittliga-Begegnung zwischen SSV Jahn Regensburg und Chemnitzer FC am 17. August traf Ronny Garbuschewski in der 41. Spielminute zur zwischenzeitlichen 1:3-Führung des CFC in dieser Partie – mit einem Freistoß aus gut 45 Meter Entfernung. Und wurde hernach nicht als Kandidat für das Tor des Monats befunden. “Sehr schade, denn das war kein normales Tor“, sagte Garbuschewski aktuell gegenüber der Dresdner Morgenpost.

“Die Entscheidung über die Vorauswahl trifft die Sportschau-Redaktion in Köln. Offenbar waren die Kollegen der Meinung, dass ein Torwart-Fehler vorlag“, zitierte die Morgenpost auf Nachfrage Raiko Richter, Redaktionsleiter beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR).

Sportschau – Helau?

[Dieser Artikel wurde am 11. September 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dynamo Dresden und die “Freiheit“ des MDR

Die “Freiheit“ der 5. Liga wurde am 30. Oktober 2007 beim Online-Magazin Telepolis publiziert und beschäftigte sich im weiteren Sinne mit den Ereignissen anlässlich der fußballerischen Begegnung am 28. Oktober 2007 in der damaligen Sachsenliga zwischen den Amateuren der SG Dynamo Dresden und der Mannschaft von 1. FC Lokomotive Leipzig –

(…) Das Sachsenliga-Spiel war zwar von dauernden Böllern, Raketen und Rauchschwaden begleitet, wurde allerdings nicht unterbrochen, geschweige denn abgebrochen (…) Und danach geschah das, was alle ja schon vorher gewusst haben könnten und was nunmehr zusammengepuzzelte Fernsehbilder mehr schlecht als recht zeigen – Gewalt im Osten. Straßenschlachten in der Dresdner Innenstadt: Raketen, Böller, Steine, Gewalt, Verletzte, Festnahmen in Größenordnungen von mehreren Hundert – Einsatz von weit über 1.000 Polizisten; Wasserwerfer, Hunde, Pferde, Hubschrauber vor Ort (…) Die Gazetten schreiben und tun so, als ob sie berichten und Ursachen suchen würden. Die Video-Portale quellen über von Sequenzen von diesem Tag in Dresden (…)

Nicht nur Video-Portale und TV-Kanäle wurden dazumal quasi geflutet von den Ereignissen rund um diesen Dresdner Oktobertag, auch Print- und besonders Bild-Agenturen füllten die Nachrichten-Ticker. Original-Fotos sind Dokumente.

Heutzutage nun spielt der amtierende Zweitligist Dynamo Dresden mit seinem Profi-Kader beispielsweise auswärts bei Hannover 96 um den DFB-Pokal. Und in der nachbetrachtenden Berichterstattung des MDR (Mitteldeutscher Rundfunk) zum 31. Oktober 2012 gleicht plötzlich ein angeblich aktuelles Bild irgendwie einem früheren Schnappschuss – Zufall? Absicht? Journalistische Schlamperei?

mdr_01_11_12
(Screenshot – Ultras.ws)

(…) Im Rahmen der Sendung “Sachsenspiegel“ am 1. November verwendete die Redaktion für die Anmoderation zu einem Beitrag über die Randalen ein Symbolbild mit aufgebrachten Fans. Eine darauf abgebildete Person wurde vom “Sachsenspiegel“ zwar unkenntlich gemacht, das Problem ist jedoch das wie: Die Grafiker legten dem Mann nämlich nachträglich ein Bengalo in die Hand (…)

Fans fanden das Originalbild und teilten es in einer Gegenüberstellung zur bearbeiteten Version aus dem Sachsenspiegel. Dynamo Dresden bezog dazu ebenfalls Stellung. Der Club beschwerte sich beim Sender und schrieb auf der eigenen Seite, man habe “mit Nachdruck auf das Unverständnis der SG Dynamo Dresden und vieler Anhänger über die als äußerst unsensibel, dramatisierend und journalistisch fragwürdig empfundene Bearbeitung eines fünf Jahre alten Fotos für die Anmoderation hingewiesen.“

Der MDR antwortete in einer Stellungnahme: “Nach ausgiebiger Diskussion sind auch wir zu der Auffassung gelangt, dass diese Grafik nicht optimal ist und zu Missverständnissen führen kann. Wir bedauern das und werden daraus intern Konsequenzen ziehen.“ (…) [meedia.de]

“Die Gazetten schreiben und tun so, als ob sie berichten und Ursachen suchen würden.“ Gibt es Zufälle? “Auch der Zufall ist nicht unergründlich – er hat seine Regelmäßigkeit“ (Novalis).

Nach ausgiebiger Diskussion ist Ostfussball.com zu der Auffassung gelangt, dass die wie zufällig scheinende Stellungnahme des MDR nicht optimal ist und durchaus zu weiteren Missverständnissen führen könnte. Ostfussball.com bedauert das und wird daraus intern aber keine Konsequenzen ziehen, warum auch? Der Ball liegt sinnBILDlich bengalobeleuchtet beim MDR.

[Dieser Artikel wurde am 9. November 2012 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]