Schlagwort-Archiv: Medien

MedienScreen # 3 [Dynamo Dresden, Wer? Wie? Was?]

[Fundstück] “Keller setzt auf das Wort unter Männern“, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 31. März 2011 –

“Wer bei Dynamo was entscheidet und unterschreibt, ist mir nicht mehr ganz klar. Entweder sind sie besonders clever oder unfähig.“ (Karl Herzog, Spieler-Berater)

[Dieser Beitrag wurde am 31. März 2011 bei Ostfussball.com publiziert.]

Dynamo Dresden: Wer hat’s erfunden?

Ohne den Werbespot für einen durchaus bekannten Kräuterbonbon auch nur im Geringsten lächerlich machen zu wollen, könnte man an dieser Stelle quasi vorab zur Abwechslung allerdings doch auch gleich einmal mit einer niveauvollen Preisfrage beginnen. Um welchen bundesdeutschen Fußball-Klub handelt es sich, wie aktuell im Folgenden beschrieben: Polizeisportverein, Regionalliga zugehörig, mit in der Vergangenheit geschwenkten Hakenkreuz-Fahnen in der Fankurve? Keine Lösung? Der Telefonjoker murmelt: “Ostdeutschland“. Immer noch keine richtige Peilung?

Und siehe da, die virtuelle Welt zeigt den Weg und die Auflösung, irgendwie jedenfalls. Es handelt sich, die geneigte Leserschar ahnte es ob der Überschrift wohl schon längst, um die SG Dynamo Dresden (SGD), jedenfalls irgendwie. Nun mag eventuell der kleinliche Einwand kommen, die SGD spiele doch gar nicht in der Regionalliga und das mit den Hakenkreuzfahnen …? “Liga-Namen sind doch nur Schall und Rauch, aber Ostdeutschland als Tipp hat gestimmt“, murmelt schläfrig der Telefonjoker. Und die Hakenkreuzfahnen in der Fankurve – bildpolemisch geschildert, als wäre es scheinbar gerade erst gestern gewesen? Der Telefonjoker nuschelt leicht gereizt: “Wer hat’s erfunden?“. Nichts einfacher als das, nun auch gegenseitig ein wenig behilflich sein zu können und zur Quelle der Erkenntnis, der Aargauer Zeitung, zu führen.

(…) Seit Jahren dümpelt der achtfache Deutsche Meister Dynamo Dresden ohne sportlichen Erfolg im tiefsten Deutschen Profispielbetrieb, der dritten Bundesliga, herum. Der eigens für den ehemaligen Polizeisportverein errichtete Fussballtempel sollte aber Ruhm und Ehre aus vergangenen Tagen in die Ostdeutsche Metropole zurücktragen (…)

Der Gasanbieter – einst auch Anbieter für Schornsteinfeger – kauft der “Stadion Projektgesellschaft“ die Namensrechte daraufhin ab und tauft das “Rudolf-Harbig-Stadion“ in “Glücksgas-Stadion“ um. Dieser Stadionname bringt den Verein erneut in die Nähe der rechtsextremen Szene (…)

Es ist nicht das erste Mal, dass Dynamo Dresden Nähe zur “braunen Suppe“ nachgesagt wird. So suchten Neonazis in der Vergangenheit in unregelmässigen Abständen die Fankurve des Vereins heim und skandierten dort Hitler-Parolen (…)

[So im Original: “Wie das neue Stadion in Dresden eine Nazi-Debatte entflammen konnte“, aargauerzeitung.ch, nach Eigenangabe dortselbst “Aktualisiert am 03.02.11, um 16:01“]

(…) Nun muss sich Dynamo Dresden neben dem Vorwurf der rechtsextremen Szene zu nahe zu stehen mit einem ganz anderen Problem herumschlagen. So feilscht der ehemalige Polizeisportverein seit Errichtung und Einweihung des modernen Stadions mit der Landeshauptstadt Dresden um die Höhe des zu bezahlenden Mietzinses (…)

[So im Original: “Wie Dynamo Dresden gegen zu hohe Mietkosten kämpft“, aargauerzeitung.ch, nach Eigenangabe dortselbst “Aktualisiert am 04.02.11, um 16:21“]

“Oh menno“, tröpfelt es Minuten später murmelnd aus dem Telefonhörer, “bei den Schweizern spielt Dynamo doch korrekt in der 3. Liga und mit Hakenkreuzfahnen ist da so auch nichts zu lesen. Und außerdem, ich habe zwar auf den Rängen bei Dynamo früher wirklich einiges erlebt, auch in und nach den 89’er Zeiten, aber Hakenkreuzfahnen? Der Schreiberling packt wohl alle seine Vorurteile auf einen Haufen und dann in zwei Artikel, fabriziert dabei stellenweise arg grenzwertige Zusammenhänge und fertig ist für ihn die tausendjährige Nazi-Fan-Laube in Dresden“. Erstaunt ob des untypisch längeren Monologs schweigt der Telefonjoker, vielleicht lauscht er auch nur ergriffen seinem etwas gewagten Wortspiel hinterher.

“Aargauer Zeitung?“, knurrt es kurz danach wieder aus dem Hörer, “Schweiz? Da läutet doch was. Böni, Andreas Böni und die ’Hölle von Dresden’, damals in Sport-BILD, der schreibt doch seit einiger Zeit in der Schweiz“. Stille am Telefon, dann: “Nein, habe jetzt extra noch mal nachgeschaut, Vasilije Mustur heißt das journalistische Genie, das alles zusammengewürfelt in den Braune-Brühe-Topf geworfen hat“.

Und wieder herrscht stille Stille am Telefon, lediglich Tastaturklappern und Musik ist im Hintergrund zu vernehmen. “Ach, jetzt geht mir eine Kerze an“, murmelt der Joker fast schon wieder schläfrig. “Die Aargauer Zeitung hat da was zusammengeschustert und als seriösen Journalismus verkauft, dann aus irgendwelchen Gründen die am auffälligsten und inhaltlich verquersten Sachen einfach verschlimmbessert, ohne es irgendwie kenntlich zu machen, geschickter Menschenschlag verträumt da hinter den Alpen, irgendwie jedenfalls“.

(…) Seit Jahren dümpelt der achtfache Deutsche Meister Dynamo Dresden ohne sportlichen Erfolg im tiefsten Deutschen Profispielbetrieb, der Regionalliga, herum. Der eigens für Dynamo Dresden errichtete Fussballtempel sollte aber Ruhm und Ehre aus vergangenen Tagen in die Ostdeutsche Metropole zurücktragen (…)

Der Gasanbieter kaufte der Stadion Projektgesellschaft die Namensrechte ab und taufte das “Rudolf-Harbig-Stadion“ in “Glücksgas-Stadion“ um. Dieser Stadionname bringt den Verein erneut in die Nähe der rechtsextremen Szene (…)

Es ist nicht das erste Mal, dass Dynamo Dresden Nähe zur “braunen Suppe“ nachgesagt wird. So suchten Neonazis in der Vergangenheit sporadisch die Fankurve des Vereins heim, skandierten dort Hitler-Parolen und schwenkten Hakenkreuz-Fahnen (…)

[So im Google-Cache, “Abbild der Seite, wie diese am 3. Febr. 2011 15:50:15 GMT angezeigt wurde.“]

(…) Nun muss sich Dynamo Dresden neben dem Vorwurf der rechtsextremen Szene zu nahe zu stehen mit einem ganz anderen Problem herumschlagen. So feilscht der Polizeisportverein seit Errichtung und Einweihung des modernen Stadions mit der Landeshauptstadt Dresden um die Höhe des zu bezahlenden Mietzinses (…)

[So im Google-Cache, “Abbild der Seite, wie diese am 4. Febr. 2011 15:49:20 GMT angezeigt wurde.“]

Fast abrupt legt der Telefonjoker auf, gerade noch bleibt ein genuscheltes “Peinlich das Ganze, oberpeinlich“ akustisch nachschwingend in der Leitung hängen und irgend so etwas wie: “Der neue Stadionname ist aber auch …“.

Der Autor reibt sein vom längeren Telefonat ein wenig taubes Ohr. Und dann seine Augen – die von der Aargauer Zeitung veröffentlichte Vereinsgeschichte der SGD endet online nach wie vor: “Nun spielt Dynamo wieder in der Regionalliga“.

Auf Nachfrage sagte SGD-Pressesprecher Enrico Bach, er habe “die Interviewanfrage der Aargauer Zeitung eigentlich als seriös empfunden“.

[Dieser Artikel wurde am 7. Februar 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

MedienScreen # 2 [Dresden: Glücksgas-Arena oder Stuka-Stadion?]

[Fundstück] “Sanitär-Stadion, Panzerkampf-Arena, oder was?“, Sächsische Zeitung (sz-online.de), 8. Dezember 2010 –

(…) Das Nachrichtenmagazin “Der Spiegel“ hat Humor, jedenfalls in seiner Online-Variante. Unter der Rubrik “Spam“ haben die Macher von “spiegel.de“ eine Umfrage gestartet, die das Dresdner Stadion ins Visier nimmt. Sie greifen die Debatte um den bayerischen Sponsor auf, der den Neubau “Glücksgas-Arena“ nennen will.

“Klingt komisch“, befinden die Autoren und geben dann sieben Alternativen für ein Online-Voting vor, die es in sich haben. “Stuka-Stadion“ ist eine der martialischen Varianten. “U-Boot Typ VII B-Kampfbahn“ die zweite. Die Vorschläge unterstellen, dass Dynamo ein in Teilen recht vergangenheitsfixiertes Publikum hat. Etwa bei: “V2-Sportplatz“. Man kann es ahnen, die folgenden Vorschläge lauten: “Selbstladepistole Haenel-Schmeisser M1 1920-Spielfeld“, “Phosgen Wettkampfplatz“ sowie “Panzerkampfwagen 6 Tiger-Arena“. Als letzte Vorgabe nennt die Abstimmung: “lieber was Regionales wie: Fa.-Adrian-Schmidt-Heizung-und-Sanitär-Stadion“. Bis zum späten Dienstagnachmittag [7. Dezember] klickten fast 4.000 Nutzer bei der nicht repräsentativen Umfrage mit.

Fast jeder zweite (knapp 47 Prozent) favorisierte einen lokalen Sanitärsponsor als Namensgeber. Die kriegerischen Offerten waren weit abgeschlagen, der “V2-Sportplatz“ schaffte nicht einmal zehn Prozent. Das legt nahe: Dynamo-Fans sind besser als ihr Ruf (…)

[Dieser Beitrag wurde am 9. Dezember 2010 bei Ostfussball.com publiziert.]

MedienScreen # 1 [Fußball-WM und sowieso, Autofähnchen schießen keine Tore]

[Fundstück] politplatschquatsch.com, 24. Juni 2010 –

“Erst wenn der letzte Abstoß geschlagen, die letzte Flanke weggefangen und der letzte Strafstoß vergeben ist, werdet ihr merken, dass Autofähnchen keine Tore schießen.“

***

Mit Dank & Gruß an PPQ und dortselbst im Original.

[Dieser Beitrag wurde am 26. Juni 2010 bei Ostfussball.com publiziert.]

Keine VIP-Lounge für die NPD

Dresden. Der in der 3. Liga spielberechtigte Fußball-Verein Dynamo korrigiert umgehend das VIP-Karten-Angebot seines Sportrechtevermarkters an den Deutsche-Stimme-Verlag.

Die offensichtliche Genugtuung darüber, dass “der groteske Kampf gegen Rechts ad acta gelegt und Normalität im Umgang mit der NPD“ einziehen würde, quoll noch vor wenigen Stunden quasi aus jeder Zeile einer Pressemitteilung der NPD. Vorausgegangen war dem ein Schreiben an den NPD-Verlag Deutsche Stimme in Riesa, in welchem durch den Sportrechtevermarkter der SG Dynamo Dresden (SGD), Sportfive, “der Deutschen Stimme für die Saison 2009/2010 VIP-Karten angeboten“ worden waren.

(Schnappschuss im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion, 2007 – Foto: O.M.)

Innerhalb kurzer Zeit dürfte allerdings die klammheimliche Freude der sächsischen Rechtsextremisten über ihren vermeintlichen VIP-Status im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion wieder verflogen sein. Die Pressestelle der SGD verlautbarte, für den Vermarkter Sportfive habe ein externer Dienstleister 18.000 Adressen ausgewählt und diese angeschrieben. Innerhalb der Aussendung für die Werbekampagne zur Vermarktung des neuen Dresdner Fußballstadions sei dabei, sachsenunkundig oder unsensibel sei dahin gestellt, das Anschreiben an den Deutsche-Stimme-Verlag “offenbar durchgerutscht“.

Gegenüber SPIEGEL-Online erklärte Peter Tauber, Pressesprecher der SGD: “Glauben Sie mir, wenn es die letzten vier Logen wären und die uns den 40-fachen Preis zahlen – wir würden an diese Leute keine Plätze verkaufen.“

Noch vor einigen Jahren gab es aus der damaligen Führungsetage des Dresdner Fußball-Vereins nicht so deutliche Worte – beispielsweise als Anfang August 1998 beim Spiel gegen VFC Plauen im Rudolf-Harbig-Stadion das Transparent “NPD Sächsische Schweiz grüßt Dynamo Dresden“ gehisst und nur wenige Tage später beim Spiel gegen den Dresdner SC im Stadiongelände dieses Plakat erneut zu sehen war und zudem ungehindert rechtsextremistische und antisemitische Wahlwerbung betrieben werden konnte (Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, 20. August 1998; DER SPIEGEL, 24. August 1998).

“Dynamo ist unpolitisch. Dennoch gibt es ein klares Bekenntnis gegen Rechtsextremismus“, zitiert die Sächsische Zeitung im aktuellen Zusammenhang den SGD-Pressesprecher. Die Saison 2009/2010 beginnt für die 3. Liga in wenigen Wochen – in Dresden ohne Rechtsextremisten, jedenfalls im VIP-Bereich. Seliges Forza Dynamo also allenthalben?

Unterdessen betont der Dynamo-Vermarkter Sportfive bezüglich des Fauxpas beim Versand der VIP-Angebote: “Die Schuld liegt bei uns und nicht beim Verein und dafür möchten wir uns entschuldigen“.

Gibt man übrigens derzeit auf der Homepage der NPD Sachsen Suchbegriffe wie beispielsweise “Fußball“, “Dynamo Dresden“, oder gar “VIP“ ein, erscheint immer wieder “Ergebnisse gesamt: 0“.

[Dieser Artikel wurde am 23. Juni 2009 bei redok veröffentlicht.]