Reinhard “Lacky“ Lakomy: Für die Ewigkeit

Aus gegebenem Anlass sei es erlaubt; nicht unbedingt fußballtangierend, aber durchaus ost- und darüber hinaus kultur-bezüglich sowieso; der Nachwelt zumindest ein Zitat als Erinnerungstupfer an einen “der kreativsten und eigenwilligsten Künstler des Ostens“ (Sächsische Zeitung) dokumentierend zu erhalten sowie gleichzeitig seiner zu gedenken.

“Wer mit dem Traumzauberbaum aufwächst, wird kein doofes Kind.“ [Reinhard Lakomy]

Reinhard Lakomy starb am 23. März 2013, er wurde 67 Jahre alt.

Der Traumzauberbaum als solcher und alles darum herum wird weiter blühen. ’Es war noch nicht das letzte Mal …’ – machs gut, Lacky.

[Dieser Beitrag wurde am 26. März 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Hooligans Elbflorenz: Sportgruppe?

Wie bereits informiert, wurde im Prozess um die Hooligans Elbflorenz vor dem Dresdner Landgericht für den 82. Verhandlungstag am 11. März 2013 eine Einlassung eines der fünf Angeklagten angekündigt, welcher sich unterdessen wiederum aktuell wegen des erneuten Vorwurfs mehrerer Körperverletzungen und Drogendelikte vor dem Amtsgericht Dresden zu verantworten hat. Im nunmehr über achtzehn Monate andauernden Prozess gegen die mutmaßlichen Anführer der Hooligans Elbflorenz war es die erste Aussage eines der Angeklagten überhaupt.

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(Erzgebirgsstadion, Mai 2009 – Foto: dehli-news.de)

“Wasch mich, aber mach mich nicht nass“, bilanzierte die Sächsische Zeitung nach der vierminütigen Erklärung des Angeklagten vor dem Landgericht, “die wenig Neues enthielt“. Danach wurde der mutmaßliche Anführer vom Jungsturm Dynamo mehrere Stunden von der Staatsschutzkammer befragt. “Allerdings: Je konkreter die Fragen des Vorsitzenden Richters Peter Lames wurden, desto diffuser blieben die Antworten des Angeklagten“ (Sächsische Zeitung, 12. März).

“’Aus meiner Sicht sind die Hooligans Elbflorenz eine Trainingsgruppe.’ Sie hätten gemacht, was die Polizei geraten habe – man habe im Wald gekämpft. Es habe keine Auseinandersetzungen in Stadien gegeben, die Teilnahme an Training und Kämpfen sei freiwillig gewesen. Anführer der ’Sportgruppe’ (…) nannte er nicht, auch nicht, wer zu bestimmten Anlässen welche Entscheidungen getroffen habe (…) die Übergänge [vom Jungsturm Dynamo] zu den Hooligans seien fließend, sagte er“ (Sächsische Zeitung).

“Nur ich war damals vor Ort, keiner der anderen Angeklagten“, wird zudem der 25-Jährige – hinsichtlich der so genannten ’Döner-Überfälle’ am 25. Juni 2008 in der Dresdner Neustadt nach dem EM-Halbfinalspiel Deutschland gegen Türkei – zitiert.

Seit 24. August 2011 stehen fünf Männer unter anderem wegen des Vorwurfs der Bildung einer kriminellen Vereinigung vor Gericht. Die Dresdner Staatsanwaltschaft am dortigen Landgericht beschuldigt die Angeklagten, die Hooligans Elbflorenz gegründet und zahlreiche Gewalttaten in Zusammenhang mit Fußballspielen von Dynamo Dresden angezettelt zu haben. Für den Prozess wurden anfangs ursprünglich rund 30 Verhandlungstage angesetzt.

[Dieser Artikel wurde am 16. März 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

MedienScreen # 25 [Ein Innenminister und die Fan-Chaoten von Dynamo Dresden]

[Fundstück] Nicole Selmer, “Sächsischer Innenminister greift Dynamo-Fans an“, Publikative.org, 13. März 2013 –

(…) Dynamo Dresden, das sind die Chaoten aus dem Osten. Gewalt, Rassismus, Pyrotechnik – kennen wir alles (…) Da wundert es auch nicht, wenn der sächsische Staatsminister des Inneren schreibt, dass Dynamo-Fans Polizisten attackierten – selbst wenn die Polizei davon nichts mitbekommt (…)

Dynamo Dresden ist nicht gern, aber häufig Gast beim DFB-Sportgericht in Frankfurt. Die Frankfurter Rundschau schreibt von mehr als 20 Urteilen gegen den ostdeutschen Klub seit 2002. Dass die Fans für Probleme sorgen, ist kaum zu bestreiten. Ebenso offensichtlich, wenngleich meist weniger beachtet, sind jedoch die Fortschritte: Verein und Fanszene haben in der Auseinandersetzung mit Gewalt und Rassismus einen weiten Weg zurückgelegt. Aber trotz großer Investition des Vereins in die Fanarbeit, der Aufforderung des Vorsängers zum Pyroverzicht und langjährigen Aktivitäten der antirassistischen Faninitiative 1953international: Dynamo Dresden wird seinen schlechten Ruf nicht los.

Umso sensibler reagieren die Fans von Dynamo auf Vorwürfe, selbst wenn die nicht aus Frankfurt, sondern vom sächsischen Innenminister stammen. Markus Ulbig beziehungsweise sein Team sind eifrige Social-Media-User. Auf seiner Facebookseite beschäftigte sich der Minister am Montag [11. März] mit dem Fußballwochenende und schrieb: “Fast 1500 Polizisten für gerade mal drei Fußballspiele am Wochenende in Sachsen. Rechnet man das Spiel in Halle dazu, wo unsere Reiterstaffel eingesetzt war, sind wir gleich bei 2500 Beamten. Ausschreitungen, Randale, brutale Angriffe auf die Polizisten – eine traurige Bilanz und höchst unsportlich. Hier muss sich was ändern.“ (…)

Es folgten Zustimmungen, aber auch Nachfragen von Userinnen und Usern, welche Spiele und welche Randale hier genau gemeint seien. Ulbig antwortete mehrfach und erläuterte dann: “Nach dem Spiel Aue/Dynamo griffen circa 200 sogenannte ’Dynamo-Fans’ die Polizei an, zwei verletzte Beamte, 15 Strafanzeigen.“

Dynamo Dresden spielte am Sonntag [10. März] in Aue (…) Von Ausschreitungen jedoch, gar von gezielten Angriffen gegen die Polizei, wie deren Dienstherr sie beschreibt, ist nichts bekannt. Das geht aus einem Offenen Brief hervor, den ein Dynamo-Fan an Marcus Ulbig schrieb, zu lesen im Dynamo-Blog spuckelch: Der Fan hatte nachgefragt bei der Polizeidirektion Chemnitz, die für das Spiel zuständig war. Was denn in der Pressemeldung stünde, wollte er wissen und erhielt die Antwort: “Es ist nichts weiter vorgefallen. Wozu sollen wir denn dann eine Pressemitteilung herausgeben.“

[Fundstück] “Offener Brief an den Sächsischen Innenminister Markus Ulbig“, spuckelch.wordpress.com, 12. März 2013 –

(…) Was wissen Sie, was die Chemnitzer Polizei nicht weiß? Teilen Sie doch bitte Ihre Informationen mit uns. Gern auch persönlich in der Berliner Vertretung des Freistaates Sachsen in der Brüderstraße 11. Ich mag Dresdner Eierschecke gern (…)

[Dieser Beitrag wurde am 13. März 2013 bei Ostfussball.com publiziert.]

– Update –

Dresdner Morgenpost, 16. März 2013 –

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Derby in Aue: Willkommen seien die Juden der SG Dynamo Dresden?

Im Nachgang zum Sachsen-Derby in der 2. Liga am 10. März dieses Jahres zwischen FC Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden bilanzierte die Sächsische Zeitung, im Erzgebirgsstadion zu Aue sei es friedlich geblieben.

“Die Schwarz-Gelben hatten eigene Ordner (…) im Einsatz, die Polizei war mit einigen Hundertschaften, darunter aus Leipzig und Dresden, im Einsatz. Laut Thomas Hahn, Polizeiführer aus Chemnitz, blieb es auch beim An- und Abmarsch weitgehend friedlich“ [Sächsische Zeitung, 11. März 2013].

Nicht friedlich gesinnt schienen allerdings, von keinerlei Medien bislang ob der Brisanz widergespiegelt, wohl einige mehr oder weniger Unbekannte gewesen zu sein. Jedenfalls findet sich auf einer – den NS Boys Chemnitz zuzuordnenden – Website, scheinbar personell in besagter Zeit auch vorort zugegen gewesen, aktuell nach wie vor ein makabrer “Willkommensgruß“ in Veilchen-Farbe an die Dresdner –

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(Screenshot: O.M.)

(…) Nach Angaben des Staatsministers [Markus Ulbig] zählen die Fan-Gruppen (…) den Chemnitzer FC tangierend – New Society/NS Boys und Hoonara zu den aktuellen Beobachtungszielen des Verfassungsschutzes in Sachsen (…)

(…) Die getroffenen Aussagen stießen beim Chemnitzer FC auf Unverständnis. Bei MDR-Online [kam] CFC-Geschäftsstellenleiter Lutz Fichtner zu Wort, dem derzeit keinerlei Informationen vorliegen, dass der Verein oder einzelne Fans unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehen würden (…)

(…) ebenso wurde die (…) Gruppe (…) “New Society“ vor drei Jahren hinsichtlich ihrer Symbolik vom Verein verboten. Gegen damalige Führungskräfte sind entsprechende Stadionverbote verhängt worden (…) [Sachsen: Vier Fan-Gruppen im Fokus des Verfassungsschutzes, 16. September 2012]

Augen zu und durch – oder eher Augen auf?

[Dieser Artikel wurde am 12. März 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Hooligans Elbflorenz: Munteres Gerichtstreiben

Während dnn-online.de in der vorvorigen Woche wohl etwas voreilig bereits den bevorstehenden Abschluss im Prozess um die Hooligans Elbflorenz am Dresdner Landgericht vermeldete, geht derweil das Treiben vor dem Gericht in der sächsischen Landeshauptstadt scheinbar etwas munterer als sonst nach wie vor weiter vor sich hin.

“Unter journalistischen Gesichtspunkten war die gestrige Vernehmung [am 28. Februar] eines Justizbediensteten ein Glanzlicht im oft staubtrockenen Hooligan-Prozess am Landgericht Dresden. Der 45-Jährige berichtete als Zeuge, wie er im Mai 2009 die ’akustische Überwachung’ eines Gesprächs von drei der nun fünf angeklagten Hooligans erlebt hatte. Zwei Polizisten versteckten damals eine Wanze im Schirm einer Deckenlampe, um die Unterhaltung mitzuschneiden. Es war das einzige Mikrofon im Besucherraum des Dresdner Gefängnisses. Der Lauschangriff sollte kläglich scheitern. ’Das können wir vergessen’, habe einer der Polizisten danach gesagt, berichtete der Justizvollzugsbeamte“ (Sächsische Zeitung, 1. März).

Wie Gerichtsreporter Alexander Schneider (Sächsische Zeitung) weiter formuliert, sei nunmehr klar, “dass die Ermittlerin, die ein eineinhalbseitiges Protokoll dieser Unterhaltung erstellt hatte, gar nicht anwesend war, etwa um das Gespräch live mitzuhören“.

Und die Verteidiger der Angeklagten fragen sich schon wiederholt sowie nunmehr erneut, “wie die Beamtin in der Lage war, aus den unverständlichen Gesprächsfetzen einen Sinn zu erkennen“.

Überraschenderweise wurde allerdings durch einen Verteidiger für den nächsten Verhandlungstag eine Einlassung seines Mandanten angekündigt. “Es wäre die erste Aussage eines der Angeklagten in dem Prozess überhaupt“ (Sächsische Zeitung).

Seit 24. August 2011 stehen fünf Männer unter anderem wegen des Vorwurfs der Bildung einer kriminellen Vereinigung vor Gericht. Die Dresdner Staatsanwaltschaft am dortigen Landgericht beschuldigt die Angeklagten, die Hooligans Elbflorenz gegründet und zahlreiche Gewalttaten in Zusammenhang mit Fußballspielen von Dynamo Dresden angezettelt zu haben. Für den Prozess wurden anfangs ursprünglich rund 30 Verhandlungstage angesetzt.

[Dieser Artikel wurde am 4. März 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]