München. Der bayrische NPD-Landessprecher Günter Kursawe überrascht scheinbar schon in Festtagslaune im so genannten “Weltnetz“ mit ganz eigenen – zudem in sehr eigenwilliger Interpunktion gehaltenen – Ansichten zu den aktuellen Ausspähungsvorwürfen innerhalb der CSU und dahingehend konstruierten Vergleichen zur NPD.
Die sich immer wieder zu Jahresend-Festtagen andeutende durchaus nachrichtenarme Zeit mag für Günter Kursawe Antrieb gewesen sein, mehr schlecht als recht in die Tastatur zu greifen. Vielleicht sogar zeitgleich mit dem Rücktritt von Edmund Stoibers Büroleiter Michael Höhenberger – im Zuge der so betitelten “Spitzel-Affäre“ um die bayrische CSU-Landrätin Gabriele Pauli aus Fürth – gärte es offensichtlich so unbändig in Kursawe, dass er keinen anderen Ausweg gesehen haben muss, als sich in schlechtem Deutsch und unter Missachtung simpelster Interpunktionsregeln der Öffentlichkeit mitzuteilen.
So bricht es aus Kursawe – ohne einen politischen Zusammenhang auch nur andeutungsweise herstellen zu können – regelrecht heraus: “Was ’Stoiber-Kritiker’ im ’Freistaat’ Bayern zur Zeit erleben, daß ist der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) nicht unbekannt. Seit ihrer Gründung im Jahre 1964 wird die ’mißliebige’ nationale Opposition verfolgt und verleumdet“. Für Kursawe schließt sich sogleich der Kreis von der Überschrift seiner bedeutenden Mitteilung “Der Fall Pauli im Vergleich zur NPD“ zum “Roman-Klassiker ’1984’ von George Orwell“, der “für die systemkritische NPD in Bayern zum Alltag geworden“ sei.
Wer aber nun gar denkt, Kursawe habe damit seinen rhetorischen Horizont schon überschritten, wird eines noch schlechteren belehrt. Denn “bei der NPD geht es nicht nur um Bespitzelung und um Enthüllungen von privatem wie bei den ’Stoiber-Kritikern’, sondern um die wirtschaftliche Existenz von Parteimitgliedern der NPD“. Zumal – die weniger als mehr geneigte Leserin erschauert regelrecht mit dem Gedanken an Orwell und überhaupt – “die Mächtigen in München … Angst vor der NPD mit Blick auf die Landtagswahlen 2008 [haben], weil die Kritik der NPD an der derzeitigen Politik im ’Freistaat’ Bayern, an die schwerwiegenden Mängel, an die Betrügereien und an die Heuchelei gerechtfertigt ist“.
Und der Landessprecher der bayrischen NPD kann sogar noch nachsetzen: “Ein verkappter Totalitarismus hat sich breitgemacht, in dem nur politisch korrekte Meinungen zugelassen sind … Eine Auseinandersetzung mit der volksnahen Politik der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) hat zu keiner Zeit stattgefunden. Nach den Vorstellungen der NPD sollte in einer Demokratie der Grundsatz gelten, daß der Volkswille Vorrang hat“.
Günter Kursawe wird – als vormaliger Nationaler Block-Aktivist und Mitunterzeichner des berüchtigten Aufrufes “8. Mai 2005 – Gegen das Vergessen“ – schon wissen, worüber er da so deutlich deutsch fabuliert. Ein missbräuchlicher Gebrauch von Begriffen wie Demokratie und Volkswille ist ja nicht strafbar – und Orthografie sowie Interpunktion der deutschen Sprache lassen sich durchaus noch lernen, auch für einen wie auch immer qualifizierten bayrischen Landessprecher der Nationaldemokratischen Partei.
[Dieser Artikel wurde am 23. Dezember 2006 bei redok veröffentlicht.]
Werter Herr Kursawe,
mitnichten war mein Artikel “Verschwörungstheoretischer Gleichsetzungsversuch“ vom 23. Dezember 2006 bei [redok] als lediglich eine – wie Sie zu belieben meinen – “billige Satire“ gedacht, beileibe nicht. Der Artikel sollte Sie als derzeit amtierenden Pressesprecher der NPD in Bayern nur ein wenig politisch bloßstellen. Zudem Ihre mangelhafte Interpunktion der deutschen Sprache nach wie vor die bayrische “Weltnetz“-Präsenz Ihrer Partei ziert und so auch auf weiteren politisch sehr weit rechts-außen verorteten Websites zitiert wird. Sie sehen: die Sorge um Ihre Reputation könnte meine diesbezügliche Schreibmotivation gewesen sein, was aber natürlich so nicht stimmt – und Ihr schlechtes Deutsch, abgesehen von wohl allein sich Ihnen und Ihresgleichen erschließenden Inhalten Ihres Schriftstücks. Es tut mir ein wenig leid, die angeblich “billige Satire“ hatten Sie selbst bereits vorab mit Ihrem krude zusammenkonstruierten “Fall Pauli im Vergleich zur NPD“ selbst besorgt.
Vermutlich beabsichtigen Sie Ihren in obigem Zusammenhang so titulierten “Offenen Brief“ an mich vom 27. Dezember zu einer Rechtfertigung Ihres pressesprecherischen Tuns im Dienste der NPD, wem auch immer gegenüber, zu benutzen. Wohl an denn – wer sollte Sie daran hindern können, Ihre Qualifikation für diese Tätigkeit immer wieder öffentlich deutlich unter Beweis stellen zu wollen – warum auch? Aber nur keinen Stress zwischen den Jahresend-Feiertagen – einen Qualifikationsnachweis für Ihre derzeitige Arbeit innerhalb der NPD haben Sie doch schon längst erbracht: “Im Gegensatz zu anderen ’Rechtsparteien’ halten wir nichts von Anpassung an die gegenwärtigen Zustände … Unser ganzes politisches Wollen dient der Erneuerung des deutschen Reiches …“ [Nationaler Block (NB)]. Wo waren Sie, Herr Kursawe, gleich noch mal führender Funktionär? Oh, Entschuldigung – ein führender Funktionär sind Sie ja immer noch, oder mittlerweile wieder. Aber die Abkürzung “GdNF“ muss ich Ihnen jetzt so kurz vor dem Jahreswechsel nicht etwa auch noch erklären? Rudolf-Heß-Gedenken in Wunsiedel? Michael Kühnen? Christian Worch? Diese Abkürzungen dann aber auch immer gleich. NSDAP/AO? Ach nein, der wird ja nur enge Verbindung zur vormals umtriebigen GdNF nachgesagt, welche wiederum – beispielsweise – damals in Bayern …
In Ihrem “Offenen Brief“ schreiben Sie unter anderem, mein [redok]-Artikel habe “mit einer inhaltlichen Auseinandersetzung der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) nicht das geringste zu tun“. Abgesehen von einem wiederum – eines Pressesprechers fast schon unwürdigen Missbrauches der deutschen Sprache – haben Sie eines bei Ihrem Monumentalvorwurf glatt mehr als nur weniger negiert: Ihr politisches Engagement für Grundwerte und allgemeingültige Menschenrechte scheint mir persönlich doch zu sehr übersichtlich und zudem eindeutig zu sein, als dass Sie immerfort “Demokratie“ und “Meinungsfreiheit“ in den Kontext ihrer politischen Heimat zu bringen suchen. Setzte sich nicht gerade Zeit seiner offiziellen Existenz der NB gegen die Einwanderung von Ausländern in das “dichtbesiedelte, in seinem Lebensraum ohnehin verstümmelte und auf engstem Raum eingepferchte Deutschland“ ein?
Mit keinerlei Bedarf auf eine weitere Antwort eines Rechtsextremisten –
Olaf Meyer
(28.12.2006)