Archiv der Kategorie: FoundPieces

MedienScreen # 257 [Deutscher Perlenhochzeitstag?]

[Fundstück] “3. Oktober: Ein Staat wie frisch gefallener Schnee“, politplatschquatsch.com, 3. Oktober 2020 –

(…) Wer heute bei Google “Gründung Bundesrepublik“ eingibt, bekommt eine nicht nur Historiker überraschende Auskunft: Danach wurde die Bundesrepublik am 3. Oktober 1990 gegründet.

Alles vorher ist weg, erst ab da beginnt es richtig mit diesem “Deutschland“, das sich vor dem Stichtag “Bundesrepublik“ oder aber “DDR“ nannte, weil “Deutschland“ nur Rechtsradikale sagten, die heute “Rechtsextreme“ genannt werden. Inzwischen hat sich das grundlegend geändert, mit dem Verschwinden des Deutschland davor ist das Deutschland danach an die Stelle dessen getreten, was zuvor eventuell gewesen sein könnte (…)

[Mit Dank & Gruß an PPQ und dortselbst im vollständigen Original.]

MedienScreen # 256 [No Surrender]

[Fundstück] “Zitate zur Zeit …“, politplatschquatsch.com, 24. September 2020 –

Wenn die Demokraten mehr Bruce Springsteen gehört und verstanden hätten, hätten sie die Gefühle dieses Milieus besser begriffen – und Trump wäre uns erspart geblieben (Jan Korte, Die Linke).

[Mit Dank & Gruß an PPQ und dortselbst im Original.]

MedienScreen # 255 [EinheizVaatz]

[Fundstück] Sabine Friedel (Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag) zum Festakt am Tag der deutschen Einheit dieses Jahres, zu dem Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU) Arnold Vaatz (CDU) als Festredner eingeladen hat, zitiert in Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 5. September 2020 –

Wenn Xavier Naidoo die musikalische Begleitung übernimmt, Attila Hildmann das Catering beim anschließenden Stehempfang und Uwe Steimle die Veranstaltung moderiert, dann lässt die SPD-Fraktion das Popcorn springen. Andernfalls werden wir abwesend sein.

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Man darf vieles in Sachsen. Jeder darf frei seine Meinung äußern, auch wenn mancher durchaus verdiente Bürgerrechtler wie Arnold Vaatz sich an die Zeit vor 1990 zurückerinnert fühlt. Immerhin durfte er mit dieser Meinung jetzt sogar als Festredner im Landtag auftreten.

In Sachsen darf nämlich ein Landtagspräsident im Alleingang einen Parteifreund als Redner einladen. So darf ein allseits bekannter parteipolitischer “Hau-Drauf-Rhetoriker“ zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit sprechen, wo eigentlich parteiübergreifend-verbindende, leise-eindringliche, vielleicht sogar versöhnliche Töne gefragt wären. Weil Sachsen auch in diesem Punkt offenbar anders ist, dürfen frei gewählte Abgeordnete einem Festakt mit einem solchen Redner fernbleiben (…)

Weil man all das darf in Sachsen, darf man sich aber auch nicht wundern, dass dieser Festakt einen zumindest zweifelhaften Eindruck hinterlässt – gerade in einem Land, das seit Jahren politisch und gesellschaftlich zerrissen ist. Ebenso darf es dann niemanden überraschen, dass sich auch diejenigen durch eine Rede mit kruden Thesen bestärkt fühlen, deren Haltung man durchaus als menschen- und demokratiefeindlich bezeichnen darf (…)

[“Was man in Sachsen alles darf“, Annette Binninger, Kommentar, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 5. Oktober 2020]

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MedienScreen # 254 [The modern artificial Football]

[Fundstück] Rui Pinto, zitiert in DER SPIEGEL, 29. August 2020 –

Für Fußball braucht man doch Fans, echte Stimmung, nicht diese Plastikatmosphäre, in der Geld alles dominiert.

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MedienScreen # 253 [Any View of Dresden]

[Fundstück] Kolumne “Stadtschreibers Sicht“, Franzobel (Franz Stefan Griebl), Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 25. August 2020 –

(…) Die meisten Verschwörungstheorien mögen grober Unfug sein, eine aber scheint plausibel: Pegida ist eine Erfindung. Jawohl. Pegida gibt es nicht, schon gar nicht hier. Dresden ist nämlich eine wunderschöne Stadt (…)

Nun ist der Sachse aber nicht dumm. Um Ruhe vor Touristenhorden zu haben, hat man etwas Abschreckendes erfunden, so eine Art Kindergarten-Pest-und-Cholera – die Pegida (…) Früher hat man sich als Tal der Ahnungslosen blöd gestellt, heute verbreitet man das Gerücht, Epizentrum der Unbelehrbaren zu sein (…)

Die Dresdner haben so einen feinen, hinterfotzigen Humor, dass sie alle an der Nase herumführen. Ganz schön raffiniert.

Sie glauben mir natürlich nicht, dass die Pegida ein Schildbürgerstreich ist, halten das für eine abstruse Dichterphantasie. Sie können sich nicht vorstellen, dass die Kundgebungsteilnehmer bezahlte Komparsen sind, ausgewählt nach verbitterten Schmallippen-Gesichtern? Blödsinn? Können Sie das Gegenteil beweisen? (…)