Archiv der Kategorie: Hooltras

Hooligans Elbflorenz: Sportgruppe?

Wie bereits informiert, wurde im Prozess um die Hooligans Elbflorenz vor dem Dresdner Landgericht für den 82. Verhandlungstag am 11. März 2013 eine Einlassung eines der fünf Angeklagten angekündigt, welcher sich unterdessen wiederum aktuell wegen des erneuten Vorwurfs mehrerer Körperverletzungen und Drogendelikte vor dem Amtsgericht Dresden zu verantworten hat. Im nunmehr über achtzehn Monate andauernden Prozess gegen die mutmaßlichen Anführer der Hooligans Elbflorenz war es die erste Aussage eines der Angeklagten überhaupt.

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(Erzgebirgsstadion, Mai 2009 – Foto: dehli-news.de)

“Wasch mich, aber mach mich nicht nass“, bilanzierte die Sächsische Zeitung nach der vierminütigen Erklärung des Angeklagten vor dem Landgericht, “die wenig Neues enthielt“. Danach wurde der mutmaßliche Anführer vom Jungsturm Dynamo mehrere Stunden von der Staatsschutzkammer befragt. “Allerdings: Je konkreter die Fragen des Vorsitzenden Richters Peter Lames wurden, desto diffuser blieben die Antworten des Angeklagten“ (Sächsische Zeitung, 12. März).

“’Aus meiner Sicht sind die Hooligans Elbflorenz eine Trainingsgruppe.’ Sie hätten gemacht, was die Polizei geraten habe – man habe im Wald gekämpft. Es habe keine Auseinandersetzungen in Stadien gegeben, die Teilnahme an Training und Kämpfen sei freiwillig gewesen. Anführer der ’Sportgruppe’ (…) nannte er nicht, auch nicht, wer zu bestimmten Anlässen welche Entscheidungen getroffen habe (…) die Übergänge [vom Jungsturm Dynamo] zu den Hooligans seien fließend, sagte er“ (Sächsische Zeitung).

“Nur ich war damals vor Ort, keiner der anderen Angeklagten“, wird zudem der 25-Jährige – hinsichtlich der so genannten ’Döner-Überfälle’ am 25. Juni 2008 in der Dresdner Neustadt nach dem EM-Halbfinalspiel Deutschland gegen Türkei – zitiert.

Seit 24. August 2011 stehen fünf Männer unter anderem wegen des Vorwurfs der Bildung einer kriminellen Vereinigung vor Gericht. Die Dresdner Staatsanwaltschaft am dortigen Landgericht beschuldigt die Angeklagten, die Hooligans Elbflorenz gegründet und zahlreiche Gewalttaten in Zusammenhang mit Fußballspielen von Dynamo Dresden angezettelt zu haben. Für den Prozess wurden anfangs ursprünglich rund 30 Verhandlungstage angesetzt.

[Dieser Artikel wurde am 16. März 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Derby in Aue: Willkommen seien die Juden der SG Dynamo Dresden?

Im Nachgang zum Sachsen-Derby in der 2. Liga am 10. März dieses Jahres zwischen FC Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden bilanzierte die Sächsische Zeitung, im Erzgebirgsstadion zu Aue sei es friedlich geblieben.

“Die Schwarz-Gelben hatten eigene Ordner (…) im Einsatz, die Polizei war mit einigen Hundertschaften, darunter aus Leipzig und Dresden, im Einsatz. Laut Thomas Hahn, Polizeiführer aus Chemnitz, blieb es auch beim An- und Abmarsch weitgehend friedlich“ [Sächsische Zeitung, 11. März 2013].

Nicht friedlich gesinnt schienen allerdings, von keinerlei Medien bislang ob der Brisanz widergespiegelt, wohl einige mehr oder weniger Unbekannte gewesen zu sein. Jedenfalls findet sich auf einer – den NS Boys Chemnitz zuzuordnenden – Website, scheinbar personell in besagter Zeit auch vorort zugegen gewesen, aktuell nach wie vor ein makabrer “Willkommensgruß“ in Veilchen-Farbe an die Dresdner –

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(Screenshot: O.M.)

(…) Nach Angaben des Staatsministers [Markus Ulbig] zählen die Fan-Gruppen (…) den Chemnitzer FC tangierend – New Society/NS Boys und Hoonara zu den aktuellen Beobachtungszielen des Verfassungsschutzes in Sachsen (…)

(…) Die getroffenen Aussagen stießen beim Chemnitzer FC auf Unverständnis. Bei MDR-Online [kam] CFC-Geschäftsstellenleiter Lutz Fichtner zu Wort, dem derzeit keinerlei Informationen vorliegen, dass der Verein oder einzelne Fans unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehen würden (…)

(…) ebenso wurde die (…) Gruppe (…) “New Society“ vor drei Jahren hinsichtlich ihrer Symbolik vom Verein verboten. Gegen damalige Führungskräfte sind entsprechende Stadionverbote verhängt worden (…) [Sachsen: Vier Fan-Gruppen im Fokus des Verfassungsschutzes, 16. September 2012]

Augen zu und durch – oder eher Augen auf?

[Dieser Artikel wurde am 12. März 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Hooligans Elbflorenz: Munteres Gerichtstreiben

Während dnn-online.de in der vorvorigen Woche wohl etwas voreilig bereits den bevorstehenden Abschluss im Prozess um die Hooligans Elbflorenz am Dresdner Landgericht vermeldete, geht derweil das Treiben vor dem Gericht in der sächsischen Landeshauptstadt scheinbar etwas munterer als sonst nach wie vor weiter vor sich hin.

“Unter journalistischen Gesichtspunkten war die gestrige Vernehmung [am 28. Februar] eines Justizbediensteten ein Glanzlicht im oft staubtrockenen Hooligan-Prozess am Landgericht Dresden. Der 45-Jährige berichtete als Zeuge, wie er im Mai 2009 die ’akustische Überwachung’ eines Gesprächs von drei der nun fünf angeklagten Hooligans erlebt hatte. Zwei Polizisten versteckten damals eine Wanze im Schirm einer Deckenlampe, um die Unterhaltung mitzuschneiden. Es war das einzige Mikrofon im Besucherraum des Dresdner Gefängnisses. Der Lauschangriff sollte kläglich scheitern. ’Das können wir vergessen’, habe einer der Polizisten danach gesagt, berichtete der Justizvollzugsbeamte“ (Sächsische Zeitung, 1. März).

Wie Gerichtsreporter Alexander Schneider (Sächsische Zeitung) weiter formuliert, sei nunmehr klar, “dass die Ermittlerin, die ein eineinhalbseitiges Protokoll dieser Unterhaltung erstellt hatte, gar nicht anwesend war, etwa um das Gespräch live mitzuhören“.

Und die Verteidiger der Angeklagten fragen sich schon wiederholt sowie nunmehr erneut, “wie die Beamtin in der Lage war, aus den unverständlichen Gesprächsfetzen einen Sinn zu erkennen“.

Überraschenderweise wurde allerdings durch einen Verteidiger für den nächsten Verhandlungstag eine Einlassung seines Mandanten angekündigt. “Es wäre die erste Aussage eines der Angeklagten in dem Prozess überhaupt“ (Sächsische Zeitung).

Seit 24. August 2011 stehen fünf Männer unter anderem wegen des Vorwurfs der Bildung einer kriminellen Vereinigung vor Gericht. Die Dresdner Staatsanwaltschaft am dortigen Landgericht beschuldigt die Angeklagten, die Hooligans Elbflorenz gegründet und zahlreiche Gewalttaten in Zusammenhang mit Fußballspielen von Dynamo Dresden angezettelt zu haben. Für den Prozess wurden anfangs ursprünglich rund 30 Verhandlungstage angesetzt.

[Dieser Artikel wurde am 4. März 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Hooligans Elbflorenz: Befangene Deutungen?

Seit nunmehr über achtzehn Monate schon stehen fünf Männer unter anderem wegen des Vorwurfs der Bildung einer kriminellen Vereinigung vor Gericht. Die Dresdner Staatsanwaltschaft am dortigen Landgericht beschuldigt die Angeklagten, die Hooligans Elbflorenz gegründet und zahlreiche Gewalttaten in Zusammenhang mit Fußballspielen von Dynamo Dresden angezettelt zu haben.

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(Rudolf-Harbig-Stadion, September 2003 – Foto: dehli-news.de)

Nach verschiedenen Medien-Darstellungen spielt aktuell die “Abhör-Panne“ im laufenden Prozess eine nach wie vor durchaus zentrale Rolle.

“Konkret geht es um die strafrechtliche Relevanz eines belauschten Gesprächs von drei der fünf Angeklagten im Besucherraum des Dresdner Gefängnisses im Mai 2009. Die Qualität der Mitschnitte ist so schlecht, dass darauf praktisch außer Raumhall und Gemurmel nichts zu verstehen ist. So mühten sich schon im Dezember alle Prozessbeteiligten vergebens, als sie die 48 Dateien der knapp einstündigen Unterhaltung anhörten. Nicht anders erging es den geschulten Phonetikern vom Brandenburger Landeskriminalamt, die als Spezialisten seit Januar mit dem Lauschangriff zu tun haben. Gestern [20. Februar] sagte eine Sachverständige, dass in den ersten fünfeinhalb Gesprächsminuten nichts zu erkennen war. Die Phonetikerin berichtete, dass sich die Qualität der Aufnahmen nicht verbessern ließe und kaum mehr als einzelne Worte zu verstehen seien.“ (Sächsische Zeitung, 21. Februar)

Der Dresdner Morgenpost zufolge ging die Abhöraktion “gründlich schief und sorgt nun für mächtig Ärger“. So habe eine sächsische Ermittlerin, “die sich ausschließlich mit dem Fall beschäftigt“, in der akustischen Aufzeichnung ganze Sätze gehört. Besagte Fachfrau vom LKA Brandenburg allerdings sagte vor Gericht aus, dass derlei “so nicht vorstellbar“ sei (MoPo Dresden, 25. Februar).

Die Verteidigung der Angeklagten fragt sich nach diesem Verlauf der Geschehnisse, wie es der Polizeibeamtin in sächsischen Diensten gelungen sein mag, sogar ein Protokoll des belauschten Gesprächs anzufertigen. “Entweder hat die Zeugin den Ermittlungsinhalt gefälscht oder es existiert ein Mitschnitt, der nicht in der Akte ist“, zitiert die Sächsische Zeitung einen der Verteidiger.

“Doch die Kammer lehnte es ab, die sächsische Polizistin erneut zu hören. Prompt setzte es am 76. Verhandlungstag einen Befangenheitsantrag gegen die ganze Kammer“ (Dresdner Morgenpost).

Unterdessen begann am 27. Februar vor dem Amtsgericht Dresden eine weitere Gerichtsverhandlung gegen einen der mutmaßlichen Anführer der Hooligans Elbflorenz wegen des erneuten Vorwurfs mehrerer Körperverletzungen und Drogendelikte.

Im Prozess um die Hooligans Elbflorenz fand derweil am 25. Februar der mittlerweile 80. Sitzungstag statt, “ein Prozessende ist so weiterhin nicht in Sicht“ (MoPo).

[Dieser Artikel wurde am 27. Februar 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dokumentation – Dynamo Dresden vs. Roter Stern Belgrad (1991)

Am 20. März 1991 um “21.20 Uhr war das sportliche Aus für den [damaligen] 1. FC Dynamo Dresden im Europapokal der Landesmeister besiegelt. 27 Minuten später erlebte Dresdens Fußball das schwärzeste Kapitel seiner langjährigen Geschichte. Hooligans hatten aus der Dresdner Fankurve Steine aus dem Stadiongrund gebrochen und bewarfen Linienrichter Moreno sowie jugoslawische Spieler. Die passiv vorhandenen Polizeieinheiten sahen sich zunächst nicht zum Eingreifen veranlasst, und nachdem etliche Dresdner Spieler sowie Dynamo-Geschäftsführer Manfred Kluge mehrfach vergeblich versucht hatten, die Randalierer zur Ruhe zu bringen, zog der spanische Referee Aladren die Konsequenz: Abbruch in der 78. Minute [Spielstand 1:2]“.

“Wir sind entsetzt über das Verhalten auf den Rängen. Der Polizei-Einsatz erfolgte viel zu zaghaft. Der Wasserwerfer erschien zu spät. Die Jugoslawen haben uns beim Spiel vorgemacht, wie man so eine brisante Partie unter Kontrolle hält“ (Manfred Kluge) [Zitate aus: ’Mit Dynamo durch Europa’, Jens Genschmar, November 2011].

“In Belgrad [6. März 1991, 3:0] fing das Ganze dann so an: Wir sind angekommen, gerade unser Bus war ja sehr gut besetzt, dort standen vorm Stadion etwa zweitausend Jugos, wir also raus aus dem Bus und erstmal todesmutig auf die draufgerannt. Natürlich völlig bescheuert (…) Auf einmal ging es andersrum, aber mit Schmackes! Da sind wir fast ins Stadion geflogen. Dort prasselte alles auf uns nieder: Steine, Flaschen und so (…) Da schmissen die dann die ganze Zeit alles Mögliche von oben runter: angeschliffene Münzen, Flaschen, Steine und was es sonst noch so gab. Die haben uns angespuckt, runtergepisst (…) Da waren neunzigtausend drin – wir waren höchstens siebenhundert Leute, wenn überhaupt.

Nach dem Spiel gab’s da auch keine Kontakte mehr mit den Belgradern, aber dafür mit deren Polizei. Da hieß es dann aber ’Knüppel frei!’ gegen uns. Überhaupt hatten wir dort eher wenig Probleme mit den Fans, die Serben-Bullen waren die, die uns fertig machten (…) Vor dem Spiel haben die uns ins Stadion reingeprügelt und danach hielten die uns dann stundenlang fest, fast fünf Stunden, ohne was zu trinken, geschweige denn zu essen (…) Jedenfalls die Bullen dort, das war das Schlimmste, was es je gab. Das waren einfach Menschenfeinde. Dort ging wenige Monate später der Krieg los, und dir war klar, warum. Diese Serben-Bullen, das war ja das Allerletzte! Klar haben wir auch provoziert, mit Reichskriegsflaggen und Gepose, aber dass die dort derartig freidrehen, hat keiner geahnt (…)

Beim Rückspiel in Dresden hat es natürlich total gescherbelt (…) Das war dann wirklich total verschärft, was hier abging. Das hatte Dresden noch nicht erlebt. Es kursierte ja vorm Rückspiel die Parole ’Rache für Belgrad!’. Und da waren dann hier wirklich Hools und Kameraden aus ganz Deutschland am Start (…)“ [Zitat aus: ’Schwarzer Hals Gelbe Zähne’, Veit Pätzug, November 2005].

“Dresden hätte sich wahrlich einen würdigeren Abschied aus dem Europapokal verdient, zumal heute keiner genau sagen kann, wie lange in der Elbmetropole EC-Abstinenz herrschen wird“ [Genschmar].

Die Partie zwischen Dynamo Dresden und Roter Stern Belgrad vom 20. März 1991 ging nach UEFA-Wertung mit 0:3 in die Geschichtsbücher ein, der Dresdner Verein wurde für zwei Europapokalspielzeiten gesperrt.

Rechtspflegeordnung der UEFA (Neuauflage, 1. Juli 2011)

* Artikel 72 – Verjährung

Der Vollzug von Disziplinarmaßnahmen verjährt bei Ausschluss aus UEFA-Wettbewerben
1) nach 5 Jahren bei Ausschluss für 1 Spielzeit;
2) nach 8 Jahren bei Ausschluss für 2 Spielzeiten;
3) nach 10 Jahren bei Ausschluss für mehr als 2 Spielzeiten.

[Dieser Artikel wurde am 5. Februar 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]