Archiv der Kategorie: MedienScreen

MedienScreen # 46 [Flüchtlinge, Seehofer, Herrmann, Oktoberfestung]

[Fundstück] SPIEGEL ONLINE, “Flüchtlinge in München: CSU will die Oktoberfestung“, spiegel.de, 13. September 2015 –

[Horst Seehofer, CSU, Ministerpräsident des Freistaates Bayern] “Ich habe heute gebeten, dass wir für die 14 Tage des Oktoberfestes in geeigneter Form Vorsorge treffen, dass München nicht dieser Anlaufpunkt bleibt, wie er zur Zeit ist.“

[Joachim Herrmann, CSU, Bayerischer Staatsminister des Innern] “Insbesondere Asylsuchende aus muslimischen Ländern sind Begegnungen mit massiv alkoholisierten Menschen in der Öffentlichkeit nicht gewohnt.“

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(“… ich bin nur der Koch.“ – Foto: O.M.)

[Fundstück] Der Postillon, “München: Zeltstadt auf Theresienwiese soll 6 Millionen Realitätsflüchtlingen Asyl bieten“, der-postillon.com, 10. September 2015

Ultras Dynamo in Köln: Wenn der WDR traurig kommentiert

Nein, viel erfreuliches oder etwa gar lustiges gab es aus seiner Sicht für den Kommentator vom WDR bei der Live-Übertragung der Drittliga-Begegnung Fortuna Köln gegen Dynamo Dresden am diessaisonal 8. Spieltag nicht unbedingt zu berichten. Zu schnell nach Beginn der Partie gingen die Dresdner sogleich in Führung – 0:1, 0:2. Und noch schneller nach der Halbzeitpause dann 0:3. Gut, das Wetter war schön im Südstadion, auch aus Kölner Sicht. Aber traurig eben für die Fortuna. Und auch für den WDR-Reporter, was ihm folglich anzumerken ist.

Kurz nach dem dritten und fast unmittelbar vor dem vierten Dresdner Tor “nehmen die Dynamo-Fans das Südstadion komplett unter ihre Fahne“ (Dehli-News).

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(Köln, 12. September 2015 – Foto: dehli-news.de)

Und der journalistische Mitarbeiter vom WDR kommentiert –

“… Die Dresdner Flagge. Guckt ’n bisschen traurig … Kein Grund, so miesepetrig zu gucken …“

Nein, nicht betrübt und auch nicht mürrisch sein wegen des rasenballerischen Spielverlaufs, lieber Westdeutscher Rundfunk. Aber vielleicht wissen, dass das Logo der Ultras Dynamo (UD) einfach so ausschaut. Fast immer schon. Könnte bekannt sein. Auch im Westen. Und beim Rundfunk. Sportjournalistisch gesehen. Muss aber nicht. Traurig?

Am Ende gewinnt Dynamo Dresden mit 5:1 bei Fortuna Köln. Und der mitnichten nur szeneintern so geheißene ’Böse Ball’ von UD guckt immer noch so.

MedienScreen # 45 [Flüchtlinge, USA, Schande]

[Fundstück] Jakob Augstein, Kolumne “Im Zweifel links“, DER SPIEGEL, 12. September 2015 –

(…) Sie haben Afghanistan und den Irak in Chaos und Verwüstung zurückgelassen. Und aus politischem Kalkül schürten sie in Syrien den Bürgerkrieg (…)

Wenn die USA jetzt hinter sich blicken, dann sehen sie eine Landschaft voller Trümmer und Toter. Wie viele Menschen sind in der Region auf der Flucht? 10, 15 Millionen? Allein 4 Millionen Syrer haben seit Ausbruch des Krieges 2011 ihr Land verlassen. Davon beherbergt Jordanien 630 000, der Libanon 1,2 Millionen, die Türkei zwei Millionen. Und die USA – 1500 (…)

MedienScreen # 44 [Historischer Lügen-Schnitt]

[Fundstück] Peter Richter, zitiert in Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 9. September 2015 –

Es gab keinen Schnitt ’89/90, die Historie läuft kontinuierlich weiter. Der Schnitt ist die Lüge. Es sind dieselben Leute, die in jenem Herbst jubelten und die heute Asylantenheime anzünden; vielleicht sind es zwei Seiten einer Medaille.

3. Liga: Angst vorm Osten im Westen?

Sportlich gesehen mag im Westen der Bundesrepublik ja ein gewisser Respekt vorhanden sein. In der “DDR-Oberliga mit West-Beteiligung“ (n-tv, 2. Juli 2015) zieht zum 7. Spieltag Dynamo Dresden relativ souverän seine fußballerischen Kreise auf dem Rasen. Und 1. FC Magdeburg, Chemnitzer FC, FC Erzgebirge Aue sowie FC Hansa Rostock tummeln sich in der oberen Tabellenhälfte. Aber Angst? Angst im Sport, beim Fußball, ist mitnichten ein guter Ratgeber. Denn Angst essen Seele auf.

Seelenlos übertrieben scheint zuweilen der aktuell öffentliche Umgang mit den aus dem Osten in den Westen schwappenden Fanströmen der ’DDR-Oberligisten’ zu sein.

Hinsichtlich der Vorkehrungen bei Auswärtsspielen von Aue und Dresden berichtete die Dresdner Morgenpost kürzlich über “Alkoholverbot in Würzburg, Aufrufe des Hotel- und Gastronomieverbandes, keinen Gästefans Betten anzubieten, Großaufgebote an Polizei in Bremen, erst 75 Minuten vor Spielbeginn Einlass für die FCE-Fans beim VfB Stuttgart II, rigorose Kontrollen sogar gegenüber Medienleuten“. Zudem verpassten Dresdner Anhänger beim Auswärtsspiel gegen die Zweite von Werder “die ersten 20 Minuten, weil die Bremer Polizei am Einlass ohne Not Tränengas einsetzte“. Zum Alkoholverbot in Würzburg wird eine Wirtin zitiert: “Das ist gegen alle Ost-Vereine so.“

Patrick Geißler, Pressesprecher von Kickers Würzburg, relativiert allerdings wohlformuliert: “Wir haben vor der Saison gemeinsam mit Stadt und Polizei die Spiele kategorisieren müssen. In diesem Zuge wurden acht Spiele als Risikospiele eingestuft, unter anderem Dresden und Aue, aber auch Osnabrück und Kiel. Dies richtet sich nicht nur gegen Ostvereine.“

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(Gedruckt …)
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(… und online – Screenshots: O.M.)

Bei der Dresdner Morgenpost übrigens wurde aus der westrepublikanischen “Angst vor den Ost-Teams“ (Print-Ausgabe) ziemlich schnell die “Angst vor den Ost-Fans“ (Online-Ausgabe). So relativiert sich wenigstens der sportliche Aspekt für die West-Beteiligten in der DDR-Oberliga.