Schlagwort-Archive: Landtagswahl

MedienScreen # 327 [Words of Alexander Schneider]

[Fundstück] “Rechtsruck in Sachsen – Die Ersten sitzen auf gepackten Koffern“; Alexander Schneider, interviewt in Frankfurter Allgemeine Zeitung, faz.net, 3. Juli 2024 –

(…) Ich glaube, dass jede Gesellschaft einen bestimmten Prozentsatz an Menschen hat, die für die Demokratie verloren sind. Aber wenn das signifikant mehr als 20 Prozent werden, sehe ich eine Gefahr. Wenn man mal hochrechnet, dass populistische Parteien teilweise 50 Prozent bekommen – gut 30 Prozent AfD, und dann kommen noch mal 15 Prozent Bündnis Wagenknecht dazu. BSW ist hier ähnlich unterwegs. Das wird dann gefährlich. Man kann mit diesen Menschen nicht auf einer Faktenbasis diskutieren. Wenn hier 30 bis 40 Prozent der Meinung sind, dass alles furchtbar ist, dass wir in einer Diktatur leben und der Staat übergriffig ist – übrigens eine Formulierung, die leider der [sächsische] Ministerpräsident Michael Kretschmer auch hin und wieder mal gebraucht -, verstehe ich das nicht (…)

(…) Das ist krass, wenn man, wenn man sich allein mögliche Regierungsbildungen nach der Landtagswahl vorstellt (…) Man muss da mit allem rechnen. Aber im Moment fehlt mir die Phantasie. Ganz ehrlich, was das heißt konkret (…)? Man kann es andererseits auch sportlich sehen und sagen: Es ist journalistisch betrachtet sehr interessant. Aber es kann auch sehr riskant werden.

Und der Ettersberg schaut zu. Thüringen hat gewählt …

“Oppa, hol’ die Flaggen vom Boden“, war vormals bei der Landtagswahl 2016 in Sachsen-Anhalt mutmaßlicher Antrieb von Teilen der wahlberechtigten Bevölkerung. Sächsinnen und Sachsen wählten dann im September 2019 ihre politische Elite und warten auf den politisch verbalen Rückschuss, vorerst noch. Brandenburg, gleich rechts nebenan, ist richtungsweisend dabei, allemal. Und nun Thüringen.

“David Bowie ist auch schon einmal drüber geflogen“, so intonierte einst Rainald Grebe … “Thüringen Thüringen Thüringen – Ist eines von den schwierigen Bundesländern“. Thüringen ist anders?

Prognosen, Hochrechnungen, Zahlen zur thüringischen Landtagswahl 2019 sind nunmehr bekannt. Und werden sich kaum noch wesenentlich ändern. Thüringen ist anders?

Ein klitzekleiner, ausschnittartiger Blick –

 

 

(’MCTired’ @ Twitter, 27. Oktober 2019, 19:05 Uhr)

 

 

 

(’Harry Bo’ @ Twitter, 27. Oktober 2019, 17:50 Uhr – Screenshots Twitter: O.M.)

***

MedienScreen # 227 [Blaues Sachsen? Es volkte? Ach ja …]

[Fundstück] Jens-Uwe Sommerschuh, “Bunte Leitplanken – Sachsen hat ein Verkehrsproblem. Hier denken manche, rechts zu überholen sei möglich. Ist es nicht“, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 7. September 2019 –

(…) Wie auch immer Sachsens neue Koalition aussehen wird, man hat gut zu tun. Wenn berechtigter Ärger über Kleinigkeiten sich zu selbstgerechter Wut auftürmt, trübt sich rasch der Blick dafür, dass es den meisten hier ziemlich gut geht. Aber eben nicht allen. Nicht jeder hat zwei Autos in der Garage. Und es gibt Männer, die haben nicht mal eine Frau. Viele behaupten: “Die besten Frauen sind nach der Wende weggegangen. Lockruf des Westens.“

Das stimmt so nicht. Manche Männer kriegen nur deshalb keine Frau, weil pfiffige Frauen wählerisch sind. Da bleiben Wünsche offen. Frustrierte Männer mittleren Alters mit ständig Schaum vorm Mund und insbesondere jene, die damals krank waren, als in der Schule “Blut und Boden“ behandelt wurde, und die daher gar nicht wissen können, wer Juden vergast und einen Weltkrieg angefangen hat, suchen ihr Heil ganz rechts, da wo nicht mal der Daumen links ist.

Denen muss geholfen werden. “Rechts“ ist im Rechtsstaat schon die Fahrspur am äußersten Rand, und wer noch weiter nach rechts abkommt, der endet im Graben, im Extremfall im Schützengraben, was einigen nicht klar zu sein scheint (…)

***

Sachsen hat gewählt: Ab 1. September wird …

… zurück geschossen? Lediglich verbal. Natürlich. Ja. Vorerst. Was sonst?

Einst in Sachsen-Anhalt hieß es “Oppa, hol’ die Flaggen vom Boden …“ Ist ja bundeslandlich nur ein kleiner politischgeografischer Sprung. Auch nach Brandenburg gleich rechts nebenan und dabei.

(Twitter, 30. August 2019 – Screenshot: O.M.)

Und Sachsen. Heimat?

In diesem Bundesland waren besagte Flaggen wohl weniger oder mehr nie so richtig nur auf dem Oberboden oder im Keller versteckt, sächsischdeutschnational besonders öffentlich einprägsam. Wie allerdings – mit leicht anderem Akzent – anderswo bundesrepublikanisch ebenso.

Ich war mir so sicher und mein Freund, du warst es auch,
dass der Geist von damals nie wiederkehrt.
Wir lagen falsch, mein Freund, wir waren zu dumm.
Ein faules Volk wie dieses hat sich noch nie gewehrt …

(“Tanzt du noch einmal mit mir?“, Broilers, 2014).

Kurz vor 18 Uhr am 1. September 2019 setzte übrigens leichter Regen ein, durchaus wahrnehmbar für jene, die – wo auch immer – auf ihre Heimat schauten.

Was bleibt? Was kommt?

(Screenshot: O.M.)

Die Menschen hatten ihre Wahl …

(Die PARTEI Dresden @ Twitter, 17. August 2019 – Faksimile: O.M.)

***

MedienScreen # 126 [Urlaubsgrüße?]

[Fundstück] DER SPIEGEL, 10. September 2016 –

(…) Aufrufe zum Ferienboykott hatte es bereits nach dem guten Abschneiden der AfD in Sachsen-Anhalt gegeben, bis sich herausstellte, dass dort kaum jemand freiwillig Urlaub macht. In Mecklenburg-Vorpommern mit seinen über sieben Millionen Touristen pro Jahr ist das anders (…)

Markus Feldenkirchen, “Antifaschistisch im Strandkorb“

(…) Diese Woche fragten deutsche Medien: “Kann man noch Urlaub auf Usedom machen?“ Die AfD war bei der Landtagswahl am Sonntag in den meisten Gemeinden auf der Insel auf über 30 Prozent gekommen. Dabei liegt die größte Hochburg der Rechtspopulisten eigentlich 20 Kilometer weiter westlich. In der kleinen Gemeinde Blesewitz stimmten 48,2 Prozent für die AfD und 17,3 Prozent für die NPD, insgesamt zwei Drittel der Wähler. Die SPD kam gerade noch auf sechs Stimmen (5,5 Prozent), die CDU auf zehn (9,1). Aber hier will sowieso niemand Urlaub machen (…)

Laura Backes, “’Nischt is’ passiert’“