Schlagwort-Archive: BRDDR

MedienScreen # 289 [Balla Balla – Einst war alles anders?]

[Fundstück] “BFC Dynamo München: Triumph der Langeweile“, politplatschquatsch.com, 25. April 2022 –

(…) Die Meisterschaft zu gewinnen, ist heute für FC Bayern genau so Tagesgeschäft, wie es das für den BFC Dynamo war (…)

[Mit Dank & Gruß an PPQ und dortselbst im vollständigen Original.]

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(Twitter, 24. April 2022, 09:28 Uhr)

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(T_oma_de @ Twitter, 25. April 2022, 12:21 Uhr – Faksimiles: O.M.)

MedienScreen # 257 [Deutscher Perlenhochzeitstag?]

[Fundstück] “3. Oktober: Ein Staat wie frisch gefallener Schnee“, politplatschquatsch.com, 3. Oktober 2020 –

(…) Wer heute bei Google “Gründung Bundesrepublik“ eingibt, bekommt eine nicht nur Historiker überraschende Auskunft: Danach wurde die Bundesrepublik am 3. Oktober 1990 gegründet.

Alles vorher ist weg, erst ab da beginnt es richtig mit diesem “Deutschland“, das sich vor dem Stichtag “Bundesrepublik“ oder aber “DDR“ nannte, weil “Deutschland“ nur Rechtsradikale sagten, die heute “Rechtsextreme“ genannt werden. Inzwischen hat sich das grundlegend geändert, mit dem Verschwinden des Deutschland davor ist das Deutschland danach an die Stelle dessen getreten, was zuvor eventuell gewesen sein könnte (…)

[Mit Dank & Gruß an PPQ und dortselbst im vollständigen Original.]

MedienScreen # 235 [Pittiplatsch 2.0?]

[Fundstück] “Der große Austausch: Wie sie Pittiplatsch töteten“, politplatschquatsch.com, 4. Dezember 2019 –

(…) Als sie kamen und alle Firmen in den Westen verkauften, regte sich kaum Protest, denn im Osten hatte ja sowieso niemand Geld, irgendetwas zu kaufen. Als sie alle Posten in den Behörden mit Westdeutschen besetzten, klagte niemand, denn im Osten hatte kaum jemand Verwaltungsrecht in Heidelberg oder Münster studiert. Und als die ostdeutschen Landesregierungen sich mit Profis aus den alten Ländern füllten, waren alle sehr dankbar. Wer gut regiert werden will, darf nicht zu stolz sein! (…)

Zuweilen aber gehen Fürsorge und Gouvernantentum auch ein wenig zu weit. So wie gerade eben, als der ostdeutsche Heimatsender MDR einen Mord an einer der wenigen moralisch unverschlissenen großen Charakterfiguren des deutschen Ostens in Auftrag gab: Pittiplatsch, “das bekannteste Gesicht des Ostens“ (Die Welt), soll ausgetauscht werden. Der Leipziger Sender will den schwarzen Kobold mit dem schrägen Humor, der seit 1962 anarchischen Widerstand gegen Obrigkeitsstaat, Regelsklaverei und eine Überbetonung der ernsten Seite des Lebens leistete, durch eine billige Kopie ersetzen, die ein Unternehmen aus dem – natürlich – westdeutschen Münsterland verfertigt hat.

Ein Skandal, der an die kulturellen Wurzeln dessen rührt, was vom Osten übrig ist, denn schließlich war es Pittiplatsch, der mit seinen Auftritten bei “Sandmann“ und im “Märchenwald“ dafür sorgte, einen der wenigen und seltenen Siege eines Ost-Angebotes gegen die Übermacht der amerikanischen Unkultur mit dem “yeah, yeah, yeah und wie das alles heißt“ (Ulbricht) zu holen.

Eine Niederlage, die den Westen offenbar immer noch schmerzt. Und weil Pittiplatsch bis heute – und trotz all der schicksalhaften Schläge, die der schwarze Punk hat einstecken müssen – erfolgreich gegen Meinungskorridore und verbale Tabus arbeitet, passt er offenbar nicht mehr ins Programm. Der MDR plant deshalb den großen Austausch, ähnlich raffiniert wie damals, als Bummi Bär von einem KGB-Rollkommando aus dem Märchenwald entführt wurde. Pittplatsch, obgleich erst 57 Jahre alt, wird ersetzt durch eine Kopie.

Dieser Pitti 2 ist nicht mehr schwarz wie das Original, weil die Verantwortlichen in Sachsen Angst vor Vorwürfen des “Black Facing“ haben. Er hat keine glänzende Haut mehr, an der alle Vorwürfe mangelnder politischer Korrektheit abprallen, sondern eine windelweiche Plüschoberfläche, die gesellschaftliche Kuschelbereitschaft signalisiert. Und die beim echten Pitti aus ein paar widerständigen Wollfäden bestehende wilde Behaarung ist weicher Wuschelwolle aus Westbeständen gewichen. Der MDR begründet das damit, dass die Originalfigur “nicht mehr dem Stand der heutigen Technik“ entsprochen habe. So hat Pittiplatsch unbedingt einen “beweglichen Mund“ benötigt und er habe Augen gebraucht, die “funkeln je nach Lichteinstrahlung“.

Prunk statt Punk und (…) Erziehungsauftrag statt Anarchie und nirgendwo eine Spur vom Verbleib des echten Pittiplatsch.

Gerüchten zufolge, die unter Pitti-Fans im momentan nur notregierten Thüringen kursieren, wo der von der DDR-Obrigkeit stets gefürchtete Outlaw aus dem Märchenwald zuletzt gesehen worden war, könnte Pittiplatsch tatsächlich verschleppt und im Keller des sogenannten “Kika“ (Kinderkanal) eingesperrt worden sein. Offizielle Verlautbarungen des MDR dazu gibt es nicht, Anfragen von PPQ wurden bislang nicht beantwortet.

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Mit Dank & Gruß an PPQ und dortselbst im Original.

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MedienScreen # 234 [Bundesdeutsche Schwestern und Brüder]

[Fundstück] Wolfgang Schaller, Kolumne “Satirischer Nachschlag“, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 30. November 2019 –

(…) Friede, Freude, Mauerfall. Auf jedem Sender. In jeder Zeitung. Aber wir waren nicht trunken vor Freude. Sektlaune gab es vor dreißig Jahren. Der Kater folgte. Die Freudentränen von einst hingen bald eingefroren in Einweckgläsern.

Es war Liebe auf den ersten Blick. Aber mit dem zweiten sieht man besser. Der undankbare Ostdeutsche wurde mürrisch, weil er sich behandelt fühlte wie ein seltsames Gemisch aus Spreewaldgurke und Pittiplatsch, das in den Wühltischen des Kapitalismus nach Henkell Trocken und Hakle Feucht grabschte und die Beate-Uhse-Läden stürmte im Glauben, man kriege im Tal der Ahnungslosen mit einem Vibrator Westfernsehen ran (…) Und nun missmutigen einige, dies sei keine Einheit gewesen, sondern ein Anschluss, ein Beitritt. Ja, was sonst hatten wir denn erwartet? Wie ungerecht war denn das Erbe von Marx verteilt? Der Osten hatte das Manifest, der Westen hatte das Kapital. Und nun hört mal auf mit eurer schlechten Laune. Die Fleischtheken sind gefüllt, die Leasingraten für den Volkswagen abbezahlt, und dafür sind wir doch ’89 auf die Straße gegangen (…)

Sieh mal, lieber ostdeutscher Freund: Der Mainstream hat sich nach dreißig Jahren geeinigt zuzugeben, dass es im Osten auch lebenswerte Lebensläufe gab (…) Sieh mal: Sie haben mit Milliarden quer durch den Osten Autobahnen und Stadtzentren gebaut und müssen nun erkennen, dass Asphalt und Beton kein wärmender Schal sind für die verwundeten Seelen derer, die sich ihrer verlorenen Identität wegen wertlos fühlen (…)

Pittiplatsch lebt …

… und zum aktuell 60. Geburtstag des Sandmännchens – Godfather of good Night – gönnte ihm Judith Kochendörfer bei Inforadio rbb sogar einen eigenen, klitzekleinen, Sidekick.

“(…) Das DDR-Kinderfernsehprogramm war überschaubar, aber hochwertig. Über Jahrzehnte hielt sich der Sandmann als einflussreichste Kindersendung einsam an der Spitze. Auch nach der Wende hat er nichts von seinem Kultcharakter eingebüßt. Bis heute sind das Männlein mit dem Spitzbart und seine Nebenfiguren Ikonen: Herr Fuchs, Frau Elster, die Ente Schnatterinchen, der Kobold Pittiplatsch, dieses ameisenhafte Wesen aus zwei braunen Kugeln mit Augen und Armen dran, und Moppi, der durchgeknallte Hund (…)“

[“Für uns Ostkinder war der Sandmann quasi Familienmitglied“, rbb24.de, 22. November 2019]

Ja, der “Nonkonformist … Outlaw aus dem Märchenwald“ (PPQ) – Pittiplatsch, der Liebe – ist unvergessen, lebendig nach wie vor, hier und da – mit besonderen Grüßen in die Pitti-Ruhmeshalle Politplatschquatsch.

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